Kapitel 13
Ich schnappe meine Tasche, verlasse mein Zimmer und donnere die Treppen nach unten. »Da ist aber jemand spät dran«, schmunzelt mein Vater, der gemächlich am Küchentisch sitzt und an seinem Kaffee schlürft, der die gesamte Küche mit seinem Aroma erfüllt.
»Ich habe wohl ein wenig zu lange unter der Dusche gestanden.« Leichthin zucke ich die Schultern und greife nach einem Toast, welches auf dem Teller meines Vaters liegt, ignoriere seine Proteste und gebe ihm einen Abschiedskuss auf die Stirn. »Bis dann, Papa.«
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Mit einer haarscharfen Kurve parke ich in der letzten freien Lücke auf dem Parkplatz der Schule und haste kurzerhand in dessen Gebäude. »Sie sind zu spät!«, pflaumt mich Mrs Müller, eine hochgewachsene Frau mit strenger Frisur, an, als ich den Raum betrete.
»Tut mir leid, kommt nicht wieder vor«, entschuldige ich mich und lasse mich schnell auf meinem Platz ganz hinten in der Reihe nieder. Valentine dreht sich zu mir herum und lächelt mich freundlich an.
»Danke nochmal, dass du mich gestern mitgenommen hast. Dafür lade ich dich heute Abend zum Essen ein, keine Widerrede!« Mit diesen Worten dreht er sich rasch wieder nach vorne und lässt mir nicht die Möglichkeit etwas darauf zu erwidern. Ich krame völlig überfordert mit der Situation in meiner Tasche nach meinem Unterrichtsmaterial und versuche mich zu konzentrieren. Vergeblich. Meine Gedanken überschlagen sich.
Ich bin noch nie mit einem Jungen ausgegangen, geschweige denn hatte ich jemals Interesse daran mich mit jemandem aus meiner Klasse zu treffen. Valentine sieht gut aus, das kann ich gar nicht bestreiten, er macht mich mit seiner Anwesenheit nervös und ich weiß nicht, ob das gut oder schlecht ist.
Dass seine Augen diese seltsame Farbe angenommen haben, lässt mir wieder einen Schauer über den Rücken laufen. Ist er vielleicht der Teufel? Oder ist er lediglich ein Objekt von ihm um mich in den Wahnsinn zu treiben? Um mich mental zu foltern?
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Als es klingelt räume ich meine Sachen zusammen und laufe allein zu den Toiletten. Ein paar Mädchen stehen schminkend und laut lachend vor den Spiegeln, sprühen sich mit Parfüm und Deodorant ein. Prompt laufe ich in deren Wolke und muss deshalb husten, denn ich bekomme kaum Luft. Gackernd verlassen sie die Toilette. Abermals bin ich allein und wasche mir langsam die Hände. Das kalte Wasser, welches in meiner Handinnenfläche tröpfelt, entspannt mich und lässt mich ruhiger werden.
»Du triffst dich heute Abend also mit diesem Typen?«, bricht seine Stimme die Stille. Wie nicht anders zu erwarten, kann ich ihn nicht sehen, ich weiß aber, dass er unmittelbar neben mir stehen muss.
»Ich hab mich schon gefragt, wann du wieder kommst«, flüstere ich leise und fange komischerweise an zu lächeln. »Ja...ich treffe mich mit jemanden. Es ist nur als Dankeschön«, rechtfertige ich mich, obwohl ich ihm überhaupt keine Rechenschaft schuldig bin und drehe mich von den Spiegeln weg und sehe zu den Kabinen. Wo mag er wohl stehen?
»Als Dankeschön?«, schnaubt er gehässig. »Ich habe Augen im Kopf. Für ihn scheint das mehr zu sein«, spricht er weiter und in seiner Stimme schwingt ein seltsamer Unterton.
»Was weißt du schon über die Menschen? Du bist der Teufel. Du bist nicht zu Gefühlen fähig.« Patzig verschränke ich die Arme vor der Brust und lehne mich wieder zu weit aus dem Fenster, doch das ist mir gleichgültig.
Fluchtartig möchte ich die Damentoilette verlassen, doch da fährt er mich aufbrausend an: »Was weißt du schon von mir?« Er klingt bedrohlich, doch das lasse ich nicht auf mir sitzen.
»Gar nichts, dass ist es ja. Du scheinst so viel von mir zu wissen, doch ich weiß nicht einmal wie du aussiehst!«, gebe ich lauthals von mir und renne aus dem Mädchenklo, lasse ihn hinter mir.
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