Kapitel 11
Der Duft von geschmolzenem Käse und ofenfrischem Pizzateig steigt mir in die Nase, als mir der Kellner den Teller an unseren Platz bringt. Mein Vater neben mir greift zu seinem Getränk, nippt daran und beobachtet mich über den Rand des Glases. »Alles in Ordnung mit dir? Du siehst so blass aus«, fängt er an zu reden, nachdem ich fragend eine meiner Augenbrauen hochgezogen habe.
»Ja, klar es ist alles gut«, lächle ich und beiße von meiner Pizza ab.
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Mein Vater ist lachend über den Tresen gebeugt, klopft seinem Freund liebevoll auf den Rücken und lauscht seinen weiteren Erzählungen. Noch immer sitze ich an meinem Platz und beobachte das Ganze von Weitem. Er sieht unbeschwert und glücklich aus. Er fühlt sich offensichtlich sehr wohl. Ich will ihn nicht unterbrechen und bleibe deshalb geduldig sitzen, warte bis wir aufbrechen können.
»Hach verflucht, wie unspektakulär...«, höre ich auf einmal jemanden neben mir sprechen und sehe mich verwirrt um. Aber natürlich...er ist es.
Ich verdrehe die Augen und seufze: »Was willst du denn hier?« Ich lege meinen Kopf in die Hände und versuche sein gespenstisches leises Lachen auszublenden.
»Ich langweile mich auf dem Dachboden.«
»Und deshalb verfolgst du mich?«, frage ich und weiß nicht, ob ich mich deshalb geschmeichelt fühlen sollte oder nicht.
»...aber so wie es aussieht ist es hier sogar noch ätzender«, fährt er fort und überhört ganz offensichtlich meine Frage.
»Eve, kommst du?« Da winkt mich plötzlich mein Vater zu sich und lächelt mir liebevoll vom Tresen zu. Ich nicke hastig und sehe nochmal auf den leeren Platz neben mir, wohlwissend das er sich dort wohl möglich befindet. Raschen Schrittes laufe ich zu meinem Vater und versuche, sein unheimliches Lachen, welches mich scheinbar durch das gesamte Lokal verfolgt, auszublenden.
»Puuuh, ich bin so voll gefressen«, lacht mein Vater, als er neben mir auf dem Beifahrersitz Platz nimmt und sich den vollen Bauch hält.
»Papa, nach zwei Hamburgern, einer großen Portion Pommes und einem Dessert wäre ich aber auch satt«, lache ich und fahre über die Kreuzung, die in unserer Straße führt.
»Ich hatte nun einmal Hunger und bei dem Kaninchenfraß, den deine Mutter immer kauft wird man eben nicht satt«, schmunzelt er und fügt schnell hinzu: »Aber sag ihr das bloß nicht.« Ich schüttle lediglich lachend den Kopf und parke den Wagen in unserer Einfahrt.
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»Gute Nacht, mein Schatz«, wünscht mir mein Vater, als ich im Schlafanzug vor ihm stehe und ihm ebenfalls eine gute Nacht wünschen möchte.
»Danke, dir auch«, erwidere ich, laufe die Treppen hoch zu meinem Zimmer und lasse ihn allein im Wohnzimmer Fernseher gucken. Kaum habe ich die Tür hinter mir ins Schloss fallen lassen, schon spüre ich seine Präsenz, seine Anwesenheit.
»Hat es geschmeckt?«, lautet seine erste Frage. Will er jetzt wirklich Smalltalk mit mir führen?
»Willst du mir nicht erstmal verraten, was du von mir willst?«, blaffe ich ihn gereizt an und schaue wie die letzten Male ins Leere.
»Was will der Teufel schon von einem Menschen?«, lacht er leise, bereitet mir somit eine Gänsehaut.
»Meine Seele? Meinen Tod? Bitte...nur zu...«, gifte ich provokant und ich spüre meine Worte vor Sarkasmus nur so triefen. Ich weiß in diesem Moment nicht, was mich dazu treibt mich so dermaßen aus dem Fenster zu lehnen. Vermutlich ist es die Tatsache, dass ich mir dieses Gespräch mit großer Sicherheit lediglich einbilde. Der Teufel? In meinem Haus? Das kann doch nur Einbildung sein...
»Was soll ich denn mit deiner Seele? Was nützt es mir, wenn du tot bist? Wen ärgere ich denn dann?«, spottet er, macht sich über mich lustig und scheint sich köstlich zu amüsieren.
»Schön, dass es dir Freude bereitet«, meine ich und verschränke die Arme vor der Brust. Ich komme mir blöd vor ihn nicht sehen zu können und mich mit ihm zu unterhalten ohne zu wissen, wo er steht, wo im Raum er sich aufhält.
»Wieso so kratzbürstig? Sind wir mit dem falschen Fuß aufgestanden?«, will er kichernd wissen und kommt hörbar näher.
»Wie würdest du dich denn fühlen, wenn du von jemandem beobachtet und fast von demjenigen in den Wahnsinn getrieben wirst? Und hinzukommt, dass du diesen aber nicht sehen kannst? Huh, wie würdest du dich da fühlen?« Wild gestikuliere ich mit meinen Händen. Dieser Unbekannte macht mich wirklich noch wahnsinnig.
»Nur fast?«, hakt er doch tatsächlich beleidigt nach und bringt mich somit auf die Palme.
»Argh!!!«, fluche ich, werfe genervt die Arme in die Luft und versuche meine plötzliche Aggressivität zu unterdrücken. »Ich will jetzt schlafen!«, meine ich nur, laufe auf mein Bett zu und krieche unter die Decke.
»Tu das.«
»Ja, aber ohne dich.«
»Wieso nicht?«, ruft er empört aus.
»Sicher, dass du der Teufel bist? Du bist ein Spanner, das bist du!«, fahre ich ihn an und schließe einfach die Augen, denn sehen kann ich ihn ja ohnehin nicht.
»Du hast ja gar keine Ahnung, zu was ich alles fähig bin, meine Liebe...«, höre ich ihn noch leise murmeln, ehe ich wegdämmere. Gerade als sich meine Augen schließen wollen, ragt über mir eine schwarz gekleidete Person auf.
Eine Kapuze fällt ihm ins Gesicht, wirft Schatten auf seine Wangenknochen und sein Kinn, welches ziemlich markant wirkt. Sein Kopf ist gesenkt, doch dann hebt er diesen. Dunkle Augen, mit einem feuerroten Ring rund um die Iris herum starren mir entgegen. Erschrocken reiße ich die Augen auf und sitze nun wieder aufrecht im Bett, doch er ist augenblicklich verschwunden...
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