Kapitel 10
»W-wie meinst du das?«, möchte ich misstrauisch wissen, kneife die Augen zusammen und verschränke die Arme vor der Brust. Er kann unmöglich der Hölle entstammen, er kann unmöglich der...nein...
Eiskaltes Lachen, welches mir eine Gänsehaut bereitet geht von ihm aus und ich taumle erschrocken rückwärts. »Fangen bei dir langsam an die Rädchen zu drehen? Zählst du eins und eins zusammen? Hat es bei dir Klick gemacht?«, spottet er und seine Stimme scheint noch näher zu kommen. Doch noch immer kann ich ihn nicht sehen.
»Das ist unmöglich! Du bist bloß ein Trugbild meiner Fantasie!«, rede ich mir zu und versuche sein groteskes Lachen auszublenden, was nicht sonderlich einfach ist.
»Tja, Kleines, du kannst es nicht leugnen, der Teufel höchst persönlich steht in deiner Küche«, gibt er hörbar stolz von sich.
»Wenn dem so ist, dann zeig dich mir!«, keife ich ins Leere, während mein Blick hektisch hin und her huscht.
»Aber wieso sollte ich? Ist es nicht aufregend, nicht zu wissen, wie ich aussehen mag? Sag mir, wie stellst du dir mich vor? Groß, schlank, gutaussehend?«, spricht er amüsiert weiter.
»Findest du es nicht unfair? Du siehst mich, aber ich dich nicht. Du solltest mir schon die Möglichkeit bieten in das Gesicht des Bösen sehen zu dürfen.«
»Au...das...hat mich jetzt wirklich hart getroffen!«, ruft er gespielt beleidigt und bricht kurzdarauf in schallendes Gelächter aus. »Süße, das hier ist kein Wünsch dir was! Ich entscheide, was du darfst und was nicht. Ich entscheide, was du siehst und was nicht!« Aufgrund seiner Worte fällt es mir wie Schuppen von den Augen.
»Du...du spielst mir die ganze Zeit über diese Streiche. Du...Valentine, die Frau an der Kasse, der Anruf meiner Mutter...die Geräusche auf dem Dachboden...das bist alles du gewesen!«
Eine Weile bleibt er still, schnalzt dann mit der Zunge und meint: »Das hast du aber schnell gemerkt, bravo!« Seine Worte triefen nur so vor Sarkasmus, was mich völlig einschüchtert.
»A-aber was hast du davon?«, frage ich ziemlich verunsichert und hoffe, dass er sie diesmal ohne jeglichen Spott beantwortet. Doch überzeugt bin ich nicht.
»Das geht dich nichts an...dein Vater kommt...«
»Eve, Schatz...bist du Zuhause?«, ruft dieser wenige Augenblicke später und ich höre die Tür ins Schloss fallen.
»Eh, uhm, jaaaa...«, stammle ich, denn ich bin mir nicht sicher, ob er noch immer anwesend ist, ob er mich noch immer beobachtet.
»Ist deine Mutter schon weg?«, fragt mein Vater, kommt zu mir in die Küche und küsst mir auf die Stirn.
»Ja, sie ist vor zehn Minuten gegangen«, beantworte ich seine Frage. Er läuft um die Küchenanrichte und rutscht plötzlich aus, aber kann sich geradeso noch festhalten. Erschrocken schreien wir beide auf und sehen uns einige Sekunden lang an ehe wir beide los lachen. »Tut mir leid, mir ist die Milch eben herunter gefallen, ich wollte die Sauerei gerade wegwischen. Hast du dir weh getan?«, erkundige ich mich glucksend bei ihm, greife zur Küchenrolle und wische die Pfütze Milch auf.
»Alles gut«, lächelt er, läuft zum Kühlschrank und sieht einige Augenblicke ausdruckslos hinein. »War deine Mutter einkaufen?«, fragt er.
»Ja und ich auch.« Ich nicke bestätigend.
»Das sieht alles zu gesund aus, lass uns eine Pizza essen gehen«, schlägt er kurzerhand vor, als er die Kühlschranktür schließt und mit hörbar knurrendem Magen an mir vorbei läuft.
»Okay, ich komme gleich.«
»Ich warte im Wagen«, ruft mein Vater, klappert mit den Schlüsseln und trampelt die Stufen der Veranda herunter. Ich stehe stumm in der Küche und warte darauf bis er sich wieder bemerkbar macht. Warte auf ein Zeichen, dass er noch immer anwesend ist, dass er keine Einbildung gewesen ist.
Nach einigen Minuten, in denen sich nichts getan hat und mein Vater die Hupe bereits ein paar Mal gedrückt hat, kehre ich der Küche den Rücken zu und will das Haus verlassen, da spüre ich seinen warmen Atem im Nacken.
»Wir sehen uns später, Kleines...«
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