𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙: 𝟑𝟓
𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙: 𝟑𝟓
ℑ𝔫𝔫𝔢𝔯𝔥𝔞𝔩𝔟 𝔡𝔢𝔯 𝔉𝔢𝔰𝔱𝔲𝔫𝔤𝔢𝔫 𝔳𝔬𝔫 𝔄𝔰𝔨𝔞𝔟𝔞𝔫
ℳ𝒶𝓇𝓎𝒶𝓃𝒶
Das Wasser in den Wannen war so eiskalt, dass ich schon nach kurzer Zeit meine Finger nicht mehr spürte und immer wieder verzweifelt in meine Handflächen pustete, um sie irgendwie zu wärmen. ,,Du gewöhnst dich dran", meinte Sirius schwach lächelnd, als ich die Arme erneut keuchend aus dem Wasser zog und ich sah zu ihm. Er schien das hier schon unzählige Male gemacht zu haben, die eisige Temperatur des Wassers schien ihn nicht all zu sehr zu stören. ,,Es ist schon schlimm genug, dass du dich daran gewöhnt hast", flüsterte ich traurig und er zwinkerte mir zu. ,,Na, immerhin kann ich dann auch mal die Wäsche machen, sollten wir hier jemals rauskommen", meinte er schwach grinsend und ich musste kichern. ,,Weißt du, welche Vorstellung mich eine ganze Weile lang aufgemuntert hat?", hauchte ich und wrang das nächste, zerschlissene Gefängnishemd aus, ignorierte, wie rot sich dabei das Seifenwasser färbte und wie schlecht mir bei diesem Anblick wurde. Sirius sah auf. ,,Welche?", fragte er frech und ich kicherte leise. Ich genoss seine Gegenwart... Auch wenn wir uns unter schrecklichen Verhältnissen befanden, im gefährlichsten Sicherheitsgefängnis der ganzen Welt saßen, das von Dementoren umkreist wurde und auch wenn die Situation plötzlich aussichtslos geworden war, jetzt wo Amandriel plötzlich verschwunden war... Ich genoss es, bei ihm zu sein. Mit ihm zu reden. Ich fühlte mich sicher bei ihm, obwohl wir hier eigentlich alles andere als sicher waren.
,,Die, wie du Asterions Windeln zum allerersten Mal wechseln musst", hauchte ich und sein darauffolgendes, heiseres Lachen jagte mir einen angenehm warmen Schauder über den Rücken - und das obwohl ich in diesem kalten Raum und mit dem Eiswasser an meinen Fingern eigentlich entsetzlich fror. Wie sehr ich ihn vermisst hatte... ,,Oh Maryana, ich liebe dich", meinte er amüsiert und ich grinste. ,,Und ich liebe die Vorstellung, wie du die Windeln unseres Sohnes wechselst", gab ich zurück und er schmunzelte, sah zur Tür und erhob sich dann. Ich lächelte, als er zu mir trat und ließ die Gefängniskleidung achtlos ins Wasser fallen, nahm dankbar seine Hände entgegen, die er mir reichte, um mich auf die Beine zu ziehen. ,,Was wird das?", flüsterte ich, sah ihn liebevoll an. Worte könnten niemals sagen, wie sehr ich ihn liebte. ,,Das hier...", murmelte er, ehe er mich zu küssen begann - und damit Hitze über meinen Körper jagte. Heiße Flammen züngelten auf meiner Haut. Wohlwollend schob ich meine Hände in seinen Nacken, strich über seine warme Haut. Ich lächelte, als er Gänsehaut bekam und mich brummelnd an sich zog, es wagte seine Hände an meine Taille zu legen und mich näher an sich zu ziehen. Er schaffte es trotz einem ganzen Jahr in Askaban immer noch ein wenig nach Kiefernzapfen zu riechen. Ich biss ihm sachte in die Unterlippe und kicherte, als er mir daraufhin sachte in die Seite zwickte.
Schnelle Schritte im Korridor ließen uns verschreckt auseinander fahren. ,,Schnell", flüsterte Sirius und ich nickte. Hastig ging ich wieder in die Knie und begann, den Stoff wieder aneinander zu reiben - gerade noch rechtzeitig. Schweigend verrichteten wir unsere Arbeit, als ein Zauberer des Ministeriums die Tür öffnete und ein Hauself in den Raum deutete. ,,Wir halten uns an unsere Anweisungen", meinte dieser gerade ängstlich, sah finster in unsere Richtung und konzentriert starrte ich in das Eiswasser. Der Zauberer musterte uns misstrauisch, dann schien er etwas zu sehen - denn er verpasste dem Hauselfen einen festen Schlag gegen den Hinterkopf, der ihn fast vornüber auf den Boden knallen ließ. ,,Und was ist dann das da?!", zischte er. Ich hatte nicht bemerkt, dass Asterions Bernsteinband mir aus dem Schuh gerutscht war und nun auf dem Boden lag... Die Fußfessel musste es rausgedrückt haben. ,,Oh Sir, ich... Ich habe nicht gewusst, dass diese Gefangene ihren Wertsachen noch nicht entledigt wurde", stammelte der Elf und funkelte mich wütend an. Mein Herz hatte ausgesetzt. Warnend sah Sirius mich an. In seinen Augen konnte ich genau lesen, dass ich mich jetzt bloß nicht rühren sollte. Doch das tat ich trotzdem. Ich musste es. Ich wollte nicht, dass sie es mir wegnahmen. Es war der letzte Hoffnungsschimmer, den ich von Amandriel bekommen hatte. Warum kam er nicht mehr? Warum hatte er mich hängen lassen? Ich sprang auf und hastete auf das Armband zu. Mit einem gezielten Schockzauber, riss mich der Zauberer von den Füßen. ,,Wag es dich!", zischte er mich an und stieß dann den Elfen an. ,,Los, heb es auf!"
,,Nein! Gib es mir zurück!", wimmerte ich, als seine dürren Finger sich um die Perlen schlossen. ,,Bitte…", flehte ich leise und der Zauberer sah den Hauself streng an. ,,Beseitige es", raunte er und ich schrie auf, als das Armband zu Staub zerfiel. Genauso wie meine Hoffnung. ,,Nein... Nein..." Wimmernd kauerte ich mich zusammen. Wütend war Sirius aufgesprungen. ,,Du verdammter Bastard! Ist das ein ehrwürdiger Auror des Ministeriums?! Nimmt einer Mutter das Letzte, was ihr von ihrem Sohn geblieben ist?!", knurrte er gereizt und wollte auf den Zauberer zu treten, als ihn ein weiterer Fluch ebenfalls von den Beinen riss. ,,Weiter arbeiten!", herrschte der Elf uns an, ehe wir wieder eingeschlossen wurden. Leise stöhnend rappelte Sirius sich auf und kroch zu mir rüber. Schluchzend vergrub ich das Gesicht in den Händen. ,,Ich habe es dir noch nicht einmal zeigen können", wimmerte ich, als er mich langsam in die Arme schloss. ,,Es ist okay, mein Herz... Irgendwann werden wir uns für all das hier rächen können", flüsterte er und weinend lehnte ich mich an ihn. ,,Irgendwann... Oder niemals", gab ich verzweifelt zurück und zitterte am ganzen Körper wie Espenlaub. Sirius schluckte schwer, schüttelte den Kopf, strich mir sanft durchs Haar, küsste mich auf den Kopf. ,,Das lasse ich nicht zu... Du wirst nicht hier in Askaban sterben, das werde ich niemals zulassen", flüsterte er und wiegte mich sanft in seinen Armen. ,,Ich vermisse Asterion, Tatze... Er hat deine Augen... Und er hat gerade angefangen, Löckchen zu bekommen und zu krabbeln... Und sein erster Milchzahn und...-" Schluchzend brach ich ab und Sirius drückte mich fester an sich, vergrub sein Gesicht in meinen Haaren. Er zitterte ein wenig, daran bemerkte ich, dass auch er weinte.
,,Wir werden ihn wiedersehen, Maryana, mein Herz, ich schwöre es dir", brachte er erstickt hervor und ich krallte mich an ihm fest. ,,Er würde dich so sehr lieben, Sirius", weinte ich. ,,Und du würdest ihm schon zum sechsten Geburtstag einen Besen schenken... Und mit ihm Quidditch spielen..." ,,Ich weiß...", schluchzte er. ,,Und ich würde ihm sagen, wie wundervoll seine Mutter ist...", setzte er schmerzverzerrt nach und ich nickte. ,,Und ich würde ihm sagen, was für ein Held sein Vater ist", gab ich weinerlich zurück und Sirius bedeckte mein Gesicht mit sanften Küssen. ,,Wir werden all das tun. Wir werden nicht kampflos aufgeben. Asterion wird seine Eltern zurückbekommen und ein glücklicher, gesunder Junge werden, hörst du? Wir schaffen das, Maryana, wir haben immer alles geschafft. Zusammen...", flüsterte er und schluchzend nickte ich, drückte meine Stirn zurück an die Seine, konnte seinen zittrigen Atem auf meinen bebenden Lippen spüren. ,,Zusammen..."
Als man Sirius und mich zurück in unsere Zellen führte, tauschten wir schweigend Blicke aus. Beinahe schon schämte ich mich für meinen Ausbruch und die Tatsache, dass ich völlig die Nerven verloren hatte... Aber ich vermisste Asterion so sehr. Dass man mir jetzt weggenommen hatte, was mir von Amandriel heimlich geschenkt worden war, hatte meine Sehnsucht nach meinem Kind nur noch größer werden lassen. Aber ich war ja selbst Schuld. Ich hatte Asterion aus freien Stücken verlassen, um seinen Vater zu retten... Doch jede Möglichkeit dazu schien mehr und mehr zu schwinden. Amandriel war fort und Alastor würde mir sicherlich nicht helfen, Sirius zu befreien. Ich seufzte leise, als meine Zellentür lautstark hinter mir zugeschmissen und dann verschlossen wurde. Langsam sank ich davor auf den Boden und sah zu Sirius hinüber, der es mir gleich tat. Still sahen wir den Hauselfen nach, wie sie murrend wieder den Korridor verließen, um die anderen Insassen in ihre Zellen zu treiben und mit ihrer Art zu quälen und zu foltern...
,,Gehts dir besser?", fragte Sirius mich vorsichtig und ich senkte betreten den Blick. ,,Ich denke schon...", hauchte ich und schluckte schwer. ,,Ich wusste damals nicht, wie schlimm es sein würde, von seinem Kind getrennt zu sein... Aber es ist schrecklich, weil ich nicht einmal weiß, ob wirklich alles okay mit ihm ist", fügte ich schniefend hinzu und biss mir auf die zitternde Unterlippe. Sirius sah mich sanft an. ,,Es wird alles wieder gut", meinte er leise, schluckte schwer und senkte den Blick. ,,Ich habe ihn noch nie in meinem Leben gesehen...", flüsterte er dann und ich lächelte traurig. ,,Er ist wunderschön. Und er sieht dir unfassbar ähnlich", gab ich leise zurück. ,,Und er ist auch so eine Dramaqueen wie du", fügte ich hinzu und Sirius begann zu grinsen, auch wenn das traurige Funkeln in seinen Augen nicht verschwand. ,,Du hältst mich für die Dramaqueen von uns beiden? Mein Herz, diese Diskussion hatten wir eindeutig schon zu oft... Du bist so viel melodramatischer, als ich", neckte er mich frech und ich streckte ihm die Zunge raus. ,,Oh nein, Black, ganz sicher nicht", murrte ich und er zwinkerte mir zu. ,,Oh doch, Stone." Keck sah er mich an und ich schüttelte den Kopf. ,,Du hast ja keine Ahnung, wie du selbst bist, Black", schnaubte ich bockig und er lachte leise. ,,Bald heißt du auch so... Maryana Black...", schmunzelte er, was mein Herz flattern ließ. Maryana Black...
,,Das klingt schön", flüsterte ich, schlang die Arme um meine Beine und stützte das Kinn auf meine Knie. ,,Das klingt nicht nur schön", gab Sirius sanft zurück. ,,Ich schwöre dir, sobald wir beide hier raus sind, werde ich dich sofort heiraten", fügte er hinzu und ich sah ihn an. ,,Sofort?", hauchte ich. ,,Gleich am nächsten Tag?" Mein Herz flatterte. Ich hatte lange nicht mehr so viel gefühlt, das so gut gewesen war. ,,Natürlich erst, wenn du dir ein sagenhaft schönes Kleid hast anfertigen lassen", schmunzelte er und seine Augen leuchteten auf. ,,Und natürlich noch sagenhaft schönere Unterwäsche", raunte er und sein angetanes Knurren erinnerte mich an das seines Animagus. Meine Wangen wurden heiß und ich begann zu kichern. ,,Oh, Tatze, bring mich doch nicht so in Verlegenheit", nuschelte ich und schlug die Augen nieder. ,,Außerdem war ich schwanger... Und jetzt hab ich Streifen an der Hüfte", fügte ich schmollend hinzu und sein Blick wurde weich, ein sanftes Lächeln lag auf seinen Lippen. ,,Nichts auf der Welt könnte deiner Schönheit schaden, mein Herz...", widersprach er mir und ich blinzelte glatt gegen ein paar warme Tränen an. Es waren nur fünf feine Risse, die schon ziemlich verblasst waren und sonst war mein Körper eigentlich seinem vorherigen Aussehen wieder recht treu geworden, doch es waren fünf feine Risse, die Sirius noch nicht kannte... Die seine Finger und seine Lippen noch nie berührt hatten. Plötzlich wünschte ich mir nichts sehnlicher, als seine Lippen auf meiner Haut.
,,Oh Sirius...", hauchte ich und er zwinkerte mir zu. ,,Ich wünsche mir weinrote Spitzenstrümpfe", raunte er dunkel und ich begann nervös zu kichern. ,,Ich wüsste nicht, dass du da Entscheidungsrecht hast, du dreckiger Hund", gab ich zurück und heiser lachend schüttelte er den Kopf. ,,Oh, mein Herz, das werden wir ja noch sehen." Frech wackelte er mit den Augenbrauen, das Grinsen auf seinen Lippen war ganz klar sein Rumtreibergrinsen. Es war sein Schlafzimmerblick. Er ließ mein Herz rasen, mein Blut kochen und mich aufseufzen. Oh, wie hatte ich diesen Anblick vermisst... Verlegen wollte ich gerade etwas entgegnen, da flog die Tür wieder auf. Verschreckt hob ich den Kopf. Die Hauselfen schoben sich in den Korridor, Blechschalen mit Brot wurden durch die Gitterstäbe geschoben. Ich schluckte, als man mir die Meine zuteilte und ich sie langsam zu mir zog. Sirius sah mich ermutigend an, selbst im Halbdunkel konnte ich an diesem Abend das Sturmgrau in seinen Augen ausmachen. Es tobte voller Leidenschaft... Und ich sah noch etwas darin. Etwas, das die Kälte, die Askaban in meinem Herzen auslöste, für wenige Stunden bezwingen konnte: es war Hoffnung.
London
Sirrah Sylvane
Sirrah Sylvane warf einen kleinen Blick in das Zimmer von Remus Lupin, als ein Albtraum sie aus dem Schlaf riss und sie sich daraufhin die Beine vertreten musste, um sich zu beruhigen und die Müdigkeit zurück zu bringen, die ihre Knochen so dringend von ihrem Geist verlangten. Heute Nacht hatte Remus Asterion wieder zu sich genommen und Sirrah musste sich das Kichern verkneifen, weil beide wie zwei Seesterne nebeneinander lagen, alle Viere von sich gestreckt. Remus gab ein leises, friedliches Schnarchen von sich und Asterions Hand klammerte sich am Hemdärmel seines Pyjamas fest. Ein Zauber hielt den Kleinen davon ab, aus dem Bett purzeln und sich weh tun zu können. Dieser friedliche Anblick schenkte Sirrah einen kleinen Moment Trost und Licht im finsteren Loch der Verzweiflung, welches sich in ihre Brust gefressen hatte. Sie musste handeln. Dringend etwas unternehmen. Sie kannte ihre Freundin Mary sehr gut und wusste, wie zart besaitet sie war, wie zerbrechlich. Sie würde Askaban nicht länger überstehen... Sie musste sie da raus holen, bevor sie endgültig gebrochen war! Für Asterion... Und für Sirius.
Leise schlich sie sich nach unten und wollte gerade nach ihrem Ledermantel greifen, als sie Remus im Türrahmen stehen sah und erschrak. Wie hatte er so lautlos sein können mit seinen einmeterneunzig? ,,Wo willst du hin?", fragte er sie ernst, selten verzog sein Gesicht sich so verärgert wie es das in diesem Moment tat. Er war noch vom Vollmond gereizt. ,,Es ist spät, ich weiß. Aber ich weiß auch, dass Alastor noch in seinem Büro sitzt und wie für gewöhnlich über etwas brütet. Ich muss mit ihm reden. Ich muss wissen, wer Amandriel auf dem Gewissen hat." ,,Nein, Sirrah", war Remus' entschiedene Entgegnung und er schob sich in den Türrahmen, als sie sich an ihm vorbei drücken wollte, nun einen verärgerten Laut von sich gab und es nicht lassen konnte, ihre Faust einen Moment dumpf auf seine Brust zu drücken, was den sanften Riesen natürlich kaum interessierte, als er seine Hände auf ihre Schultern legte und bestimmt zurück schob, bis er sie auf den Sessel drücken konnte. ,,Jetzt hör mir mal zu!", raunte er und sie reckte schluckend das Kinn. ,,Todesser werden Amandriel getötet haben! Und sie werden auch nach dir suchen, Sirrah! Die Verbindung zu dir ist unverkennbar und ich will nicht, dass man mir deine Leiche im Morgengrauen auf den Treppenabsatz legt!", eindringlich und deutlich erzürnt sah er sie an, bevor er etwas sanfter wurde. ,,Bitte... Sirrah... Tu mir den Gefallen... Bleib hier." Die Verzweiflung in seinen schönen Augen schüttelte ihr Herz für einen Moment und sie schluckte hart, erwiderte entschuldigend seinen Blick. ,,Morpheus voco...", hauchte sie und schon fielen ihm die Augen zu und sein Kopf sank auf ihren Schoß, sodass sie ihm einen Moment seufzend durchs Haar strich und sich dann vom Sessel erhob, ihn mit einem Wingardium Leviosa die Treppen wieder hoch und ins Bett schaffte. ,,Es tut mir Leid, Remus... Aber ich kann nicht ruhig und geduldig abwarten...", hauchte sie und lehnte sich dann noch einmal sanft über Asterion, um ihm einen Kuss auf die Stirn zu drücken. ,,Ich hole dir deine Eltern zurück, mein Kleiner... Ich schwöre es dir bei meinem Leben...", wisperte sie und warf noch einen letzten prüfenden Blick zu Remus, bevor sie das Schlafzimmer ein erneutes Mal verließ und dann zielstrebig das Haus verließ. Sie musste sich Alastor Moody anvertrauen. Sie brauchte seine Hilfe und sie brauchte deutlich mehr Einfluss nach Askaban, jetzt wo ihr die Verbindung durch Amandriel fehlte. Sie seufzte tief, bevor sie sich direkt vor das Ministerium apparierte.
Alastor Moody hob erschrocken den Kopf, als sich seine Bürotür ohne Weiteres öffnete und Sirrah im nächsten Moment ihre Kapuze vom Kopf zog, sich eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht pustete. ,,Scheiß Wetter", grummelte sie und Alastors Mundwinkel zuckten einen Moment, bevor er sich erhob. ,,Sirrah Sylvane... Was verschafft mir die Ehre?", begrüßte er sie seufzend und ließ einen Schwall Dokumente in seinem Schreibtisch verschwinden. ,,Amandriel Coldwater." Er bedeutete ihr, sich zu setzen, doch die junge Hexe bevorzugte es, stehen zu bleiben. ,,Ach ja richtig, ihr standet euch ja mal sehr nahe wie mir zu Ohren gekommen ist. Mein Beileid", gab er nickend zurück und sie trat nun näher an den Tisch, legte ihre Finger auf die Platte und lehnte sich zu ihm herunter, um ihn ernst anzusehen, während sein unechtes Auge die Silberringe an ihren Fingern inspizierte und sein echtes sie ernst ansah. ,,Wer hat ihn getötet?", raunte sie und Alastor verzog die Lippen zu einem geraden Strich. ,,Wir haben keine Beweise am Tatort gefunden..." ,,Es waren die Todesser, nicht wahr? Sie müssen Wind von seinem Plan bekommen haben... Unserem Plan..." Nun legte sich Alastors Stirn in tiefe Falten. ,,Sirrah Sylvane, was hast du wieder angestellt?!"
,,Das, was Mary von mir verlangt hat", entgegnete sie und sein Blick versteinerte sich. ,,Sie hat Jeremiah Temple gar nicht getötet, nicht wahr? Sie sitzt unschuldig in Askaban." Sirrah hatte wahrgenommen, dass jemand versucht hatte, sich aus dem Halbschatten näher zu schleichen und bevor sie sie mit ihrem Zauberstab von Moody hätte wegziehen können, hatte Sirrah die Hexe mit einem geschickten Expelliarmus- Zauber entwaffnet. ,,Musst du dich jetzt in ein Gespräch zweier Erwachsener einmischen?!", fauchte sie Moodys Schützling und liebste Schülerin an und die Haare der Angesprochenen färbten sich vor Wut feuerlöscherrot. ,,Ich mische mich ein, wann ich will!", zickte sie zurück und Moody ließ sich mit einem Seufzen zurück auf seinen Schreibtischstuhl fallen. ,,Nymphadora...-", setzte er an und sie knurrte. ,,Nenn mich nicht so! Ich wollte dir bescheid geben, dass die Leiche von Amandriel Coldwater jetzt freigegeben worden ist." Sirrah biss sich schluckend auf die Unterlippe und Alastor wandte sich ihr erneut zu. ,,Er ist es gewesen, nicht wahr?", fragte er sie nun ernst und Sirrah drehte den Kopf, Tonks hatte ihren Zauberstab wieder zu sich schweben lassen und sah sie nun sauer an. ,,Sylvane, sprich mit mir. Hat Amandriel Coldwater Jeremiah Temple getötet?" Seine Frage klang beißend scharf und Sirrah zuckte unter ihr einen Moment zusammen. ,,Ja, verdammt! Und er hat es aus Notwehr getan! Zum Schutz unserer Orden. Ich... Ich hab es mit angesehen... Und er hat mich darum gebeten, so lange zu schweigen wie Jeremiahs Tod zu vertuschen ging, weil er noch weiteren Beweisen auf der Spur gewesen war, dass eben dieser ein Verräter gewesen ist... Ich habe bis vor kurzem geglaubt, er wollte sich vor seiner Haftstrafe in Askaban drücken, bis er mir vor seinem Tod mit einem Patronus die Wahrheit geschildert hat. Das Timing war perfekt, um den Fall zu nutzen, Mary die Sache anzuhängen- nur für den Moment... Und jetzt? Ist Amandriel tot, die Beweise, die ich gesammelt habe, um Marys Unschuld und seine Schuld zu belegen weg und nur mein Wort allein wird nichts bedeuten, denn schon allein das, was ich hier von mir gebe, muss in euren Ohren komplett bescheuert klingen!" Und während Nymphadora Tonks nur heftig nickte, sah Moody Sirrah Sylvane so verbittert an, als würde er ihr jeden Moment an die Kehle gehen.
,,Ich müsste dich verdammt nochmal sofort festnehmen lassen, Sylvane, weißt du das eigentlich?!", knurrte er und Sirrah schluckte hart. ,,Und das habe ich in meinem Übermut auch vollkommen verdient, Alastor... Aber bitte... Bevor du das tust, müssen wir Mary aus Askaban holen! Sie ist mindestens genau so unschuldig wie Sirius", schnappte sie und Alastor rollte mit den Augen. ,,Sirrah....-", setzte er an und sie unterbrach ihn flehend, ihre Unterlippe begann zu zittern. ,,Alastor, es ist meine Schuld, dass Mary jetzt in Askaban sitzt, fern von zuhause, von ihrem Sohn... Man tut ihr Scheußliches an, weil ich so töricht gewesen bin, ihren waghalsigen Wunsch zu erfüllen und geglaubt habe, so mit den Mächten spielen zu können... Sperr mich nach Askaban, ich bin verdammt nochmal die einzige, die es verdient hätte! Aber lass mich erst wieder gut machen, was ich so versaut habe!" Tränen traten ihr in die Augen und Alastor Moody seufzte tief. ,,Du solltest jetzt erst einmal wieder nach Hause, Sirrah... Kümmere dich um dein Patenkind, er braucht dich und das ist das einzige Versprechen, das du momentan halten kannst. Und wenn die Mörder von Amandriel Coldwater vielleicht auch Jagd auf dich machen, weil sie die Verbindung zwischen euch kennen, ist es besser, wenn du dich erstmal nicht so viel in der Öffentlichkeit bewegst. Ich werde weiter nachforschen und mir einfallen lassen, wie ich Marys Zeit in Askaban so angenehm wie möglich gestalten kann." Er hatte sich erhoben und hinkte zur Tür, um Sirrah zu bedeuten, dass es Zeit für sie war, zu gehen. ,,Kann ich irgendwie zu ihr? Ich muss sie besuchen, Alastor, bitte...", flehte Sirrah, während er seine Hand auf ihren Rücken schob, um sie mit Nachdruck aus seinem Büro zu schieben. ,,Ich melde mich bei dir, Sylvane. Und jetzt bitte. Beruhige dich, pass auf Asterion auf und hab einmal nicht Hummeln im Arsch! Tonks, bring sie bitte zurück..."
,,Nein, warte! Bitte, darf ich Amandriel sehen?" Moody seufzte tief und wechselte dann einen Blick mit seinem Schützling. ,,Fünf Minuten. Und dann lässt du dich sofort ohne weitere Gefälligkeiten nach Hause bringen!" Ernst sah er sie an und Sirrah nickte dankbar. Tonks führte sie zu den Fahrstühlen, um mit ihr in die Abteilung der Gerichtsmedizin zu fahren. ,,Weiß man, wie er zu Tode kam?", fragte Sirrah sie leise und Tonks sah zu ihr auf. ,,Scheint ein unverzeihlicher Fluch gewesen zu sein. Wahrscheinlich gleich der Todesfluch", erklärte sie und Sirrah schluckte hart, blinzelte erneute Tränen weg, die ihr in den Augenwinkeln brannten. Sie folgte der jungen Hexe und sie schickte einen Kittelträger mit einem Kopfnicken weg, als sie an einen Tisch traten, auf welchem ein zugedeckter Leichnam lag. ,,Sind das seine Sachen?", fragte Sirrah zögerlich, sie traute sich nicht, das Leichentuch anzuheben und ihn anzusehen. ,,Sylvane... Verabschiede dich", meinte Tonks ernst und wandte sich um, um ihr einen Moment allein zu geben. Sirrah atmete zitternd durch, bevor sie das Tuch von seinem Kopf zog und zu schluchzen begann. Er sah so friedlich aus... Als würde er nur schlafen. ,,Oh Amandriel... Ich wünschte, ich hätte dich lieben können...", flüsterte sie weinerlich und strich ihm sanft über die Wange. ,,Wärst du doch nur noch ein wenig geblieben...", fügte sie schluchzend hinzu und schüttelte dann blinzelnd den Kopf. ,,Pass gut auf dich auf, wo auch immer du jetzt bist..." Sie hauchte ihm einen kleinen Kuss auf die Stirn, bevor sie ihn wieder zu deckte und sich die Tränen von der Wange wischte, ehe sie sich zu Tonks um wandte und langsam nickte. ,,Bring mich nach Hause..."
Remus konnte gar nicht anders, als Sirrah erleichtert in die Arme zu schließen, als sie vollkommen verrust aus dem Kamin stieg. ,,Gott sei Dank ist dir nichts zugestoßen...", hauchte er. ,,Ja, weil ich auf sie aufgepasst habe", warf Tonks ein, als sie sich hinter ihr auf richtete und den Werwolf frech angrinste. ,,Hallo Remus!" ,,Ich hätte sie abwimmeln können, hatte aber keine Lust auf noch mehr Ärger", murrte Sirrah nur und musste einen Moment lang voller Erstaunen feststellen, dass sie ein Hauch von Eifersucht durchfuhr, als sie Tonks und Remus so ansah und die beiden sich unterhielten, als wäre es das Leichteste der Welt, während sie das Gefühl hatte, dass Remus und sie immer erst alles aufschreiben und austüfteln mussten, bevor sie miteinander sprachen und dann doch nur die Hälfte von dem sagten, was sie eigentlich hatten loswerden wollen. ,,Bleibst du zum Frühstück?", hörte Sirrah Remus noch fragen und sie drückte Tonks stumpf ein Croissant in die Hand. ,,Nein, sie hat viel zutun im Ministerium. Danke fürs Bringen und bis dann", murrte Sirrah und schob sie zur Tür, weshalb Remus sie nur verwirrt ansah. ,,Sisi! Sisi!", hörte sie dann Asterion rufen und ihr Herz machte einen Satz. ,,Er ruft dich schon seit den frühen Morgenstunden, Sisi." Remus sah sie mit einem leichten Lächeln an und war mit Tonks an die Haustür getreten. Vorsichtig schob Sirrah sich also in die Küche und Asterion quietschte vergnügt auf und warf die Ärmchen in die Luft, während er in seinem Hochstuhl herumzappelte. ,,Sisi! Sisi!" Und da erkannte Sirrah, dass ihre erste Priorität tatsächlich das Wohlbefinden von Asterion war. Denn wenn sie ihn im Stich ließ, dann war tatsächlich alles verloren. Und Mary und Sirius Qualen in Askaban wären nichts gegenüber dem Schmerz über das Wissen, dass es ihrem Sohn nicht gut ging.
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