
𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙: 𝟑
𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙: 𝟑
𝐼𝑚 𝐻𝑎𝑢𝑠𝑒 𝑑𝑒𝑟 𝐵𝑙𝑎𝑐𝑘𝑠
𝑴𝒂𝒓𝒚𝒂𝒏𝒂
Am nächsten Morgen lag eine beinahe schon erschreckende Stille über dem ganzen Haus. Selbst die Weasley-Rasselbande war still... Asterion hatte die halbe Nacht geschrien, bis ich ihn zu Sirius und mir ins Bett geholt hatte - und während wenigstens unser Sohn dann hatte schlafen können, hatte ich wachgelegen und an die Zimmerdecke gestarrt. Und auch Sirius hatte nicht wirklich ein Auge zugetan, doch als ich am frühen Morgen die Beine über die Bettkante schwang, schlief er. Und so leise wie möglich zog ich mir meinen Morgenmantel an und tapste über den Dielenboden und aus dem Schlafzimmer, durch den Flur und die Treppenstufen hinunter. Es war ein ungewohnt leerer Platz an der Wand, wo Sirius das Gemälde von Walburga Black abgehängt hatte - doch es war dennoch seltsam befriedigend, dass sie hierzu nichts sagen konnte. Höchstwahrscheinlich würde sie darauf schwören, dass wir Blutsverräter - und Schlammblüter den Tod durch die Reinblutfamilien und Gefolgsleute Voldemorts verdient hatten. Erschöpft rieb ich mir die Stirn und trat in die Küche. Mit einer leichten Bewegung meines Zauberstabs, begann die Kaffeemaschine zu summen - und ich ließ mich auf einen Küchenstuhl sinken.
,,Moody ist tot... Er ist wirklich tot..." Ich hatte die Gegenwart von Tonks nicht bemerkt - und ihre leise Stimme ließ mich verschreckt auf dem Stuhl zusammenzucken und anschließend den Kopf heben. Ihre Worte sorgten dafür, dass mein Herz sich verkrampfte. ,,Tonks", brachte ich bloß hervor. Sie kauerte in einer Ecke der Küche, am Fenster. Draußen war es noch recht dunkel und das Licht in der Küche kam mir nur spärlich vor - trotzdem sah ich ihre verweinten Augen und auch die Flasche Feuerwhiskey, die sie in der Hand hielt und nun den Flaschenhals wieder hob, um einen neuen Schluck zu nehmen. ,,Es ist deine Schuld. Er ist für dich gestorben, hat sich einfach dazwischen geworfen..." Sie schüttelte den Kopf. ,,Warum hast du nicht mehr getan?" In meinen Ohren begann es zu rauschen, während mein Magen rebellierte. Warum hast du nicht mehr getan...? Diese Worte kamen mir so bekannt vor, dass ich Galle auf meiner Zunge schmecken konnte. Ich wollte etwas entgegnen, doch ich war nicht dazu in der Lage. Meine Schuld... Wie ein Mantra geisterten diese beiden Worte durch meinen Verstand und sorgten dafür, dass ich kaum noch Luft bekam. ,,Es reicht." Es war Sirius, der nun ebenfalls in die Küche trat. ,,Geh ins Bett, Nymphadora. Schlaf wird dir gut tun." Damit war der Animagus auf die Schülerin zugetreten und entzog ihr die Whiskeyflasche. ,,Das kann ich selbst entscheiden! Und nenn mich nicht Nymphadora, klar?!", gab sie wütend zurück und Sirius sah sie aus seinen sturmgrauen Augen warnend an. ,,Geh nach oben."
Er kippte die Flasche in die Spüle und ich sah mit verhangenem Blick dabei zu, wie der klare Feuerwhiskey sich in den Abfluss ergoss, während Tonks aus der Küche rauschte - und dabei mit der Schulter den Türrahmen anrempelte, was sie fluchen ließ. Als ich die Treppenstufen knarren hörte, vergrub ich das Gesicht in meinen Händen, hatte mich in einer merkwürdig tauben Schockstarre befunden. ,,Sie hat recht", flüsterte ich mit brüchiger Stimme. ,,Moody ist wegen mir gestorben..." Heiß bahnten sich Tränen über meine Wangen und Sirius stellte die Flasche ab, um zu mir zutreten und vor mir in die Hocke zu gehen. Seine Hände schlossen sich um mein Gesicht - und im dämmrigen Küchenlicht wirkten seine Augen faszinierend dunkel. ,,Nicht wegen dir, sondern für dich. Er hat dein Leben gerettet, Maryana." Seine Stimme war fest und sicher und zitternd streckte ich meine Hand nach ihm aus, um meine Finger in den Stoff seines Shirts zu krallen. Er war mein Fels in der Brandung... Und verzweifelt suchte ich nun Halt. ,,Er hätte nicht sterben dürfen", weinte ich und sanft zog Sirius mich von meinem Stuhl und zu ihm auf den Küchenboden, der dank des brennenden Kamins im Wohnzimmer recht warm war, um mich in seine Arme zu ziehen und sanft an seine Brust zu drücken. ,,Du kannst nichts dafür, mein Herz... Und es ist ein ehrenvoller Tod gewesen...", meinte er sanft, während er mir über den Rücken strich. Er schien sich aus seiner Schockstarre befreit zu haben - doch Sirius war schon immer unfassbar stark gewesen. Vermutlich verbarg er seine Gefühle nur gut... Das war schon immer eine seiner Stärken gewesen, während ich das nie gekonnt hatte - und in manchen Situationen, auch in dieser hier, gerne gekonnt hätte.
,,Warum, Tatze? Was haben wir denn nur getan, dass..." Ich brachte den Satz nicht zu Ende. Und das musste ich auch nicht. Sirius schluckte hörbar. ,,Mary, wir schaffen das", gab er rau zurück - und hob mich schließlich auf seine Arme, um mich aus der Küche und nach nebenan zu tragen. Langsam ließ er sich in das Polster seines Sessels sinken, mich auf seinem Schoß. Während ich müde meinen Kopf an seine Schulter lehnte, strich er mir langsam durchs Haar - und der Blick seiner sturmgrauen Augen war nachdenklich in die Flammen des Kaminfeuers gerichtet. ,,Als du... nicht hier warst, saß ich mit Asterion sehr oft so hier. Wenn er nicht schlafen konnte... Und dann habe ich ihm stundenlang von dir erzählt - und trotzdem immer mehr gefunden, das ich ihm erzählen kann. Meine Geschichten über dich sind mir niemals ausgegangen...", erzählte er mir leise - und ich wusste, dass er mich beruhigen wollte. Und es gelang ihm. Alleine der dunkle Klang seiner Stimme genügte, damit ich nicht mehr wie Espenlaub in seinen Armen zitterte. Schreckliche Dinge waren geschehen... Unsere Freunde waren gestorben, unsere Hochzeit war in Schutt und Asche versunken, die Weasleys hatten das Zuhause verloren, um welches ich sie so sehr beneidet hatte... Man hatte uns jegliches Glück genommen, das Sirius und ich uns nach Askaban so hart wieder hatten aufbauen müssen.
,,Was hast du ihm erzählt?", fragte ich Tatze leise, während ich die brennenden Augen schloss. Doch seine Antwort bekam ich nicht mehr mit... Ich war so erschöpft und hatte die ganze Nacht wachgelegen, dass ich in seinen Armen vor unserem Kamin einschlief. Nur für wenige Stunden... Aber immerhin etwas, um neue Kraft zu finden.
,,Wir haben viel zu viele Freunde verloren!"
,,Wie kann es sein, dass sie selbst ohne Voldemort noch so stark sind?!"
,,Was sollen wir nur tun? Ein zweiter Krieg steht vor der Tür, wie sollen wir ihn abwenden?"
Das Stimmengewirr weckte mich, als es durch die angelehnte Wohnzimmertür drang und ich blinzelte verschlafen, ehe ich mich langsam in dem Sessel aufsetzte. Sirius war nicht mehr hier, er hatte mich zugedeckt... Die Mittagssonne fiel durch die Vorhänge in das dunkel gehaltene Wohnzimmer und ich drehte den Kopf, als ich meinen Sohn brabbeln hörte. ,,Mami!" Vergnügt sah Asterion mich an. Der Kleine schien den Schock des gestrigen Tages verdaut zu haben... Seine kleine Welt blieb weiterhin heil und farbenfroh, während seine kleinen Händchen Fussel schüttelten. Einige Bauklötzchen lagen um ihn verteilt auf dem Holzboden... Sirius musste ihn hier spielen gelassen haben, während ich noch tief- und fest geschlafen hatte. ,,Na mein Kleiner?" Meine Stimme hatte einen zittrigen, kraftlosen Klang, während ich mich langsam vom Sessel erhob. Die Diskussion nebenan wurde lauter. ,,Seid ruhig! So werden wir keine Lösung finden!", konnte ich Remus ungewohnt harsch sagen hören und Asterion sah mich aus seinen großen, sturmgrauen Augen an, als ich ihn auf meine Arme hob. ,,Bubu?" Seine Unschuld ließ mich traurig lächeln. Ich konnte nur beten und hoffen, dass sie ihm durch all den Krieg niemals genommen wurde... ,,Ja, mein Kleiner... Das trifft es ganz gut", murmelte ich und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. ,,Hast du schon gefrühstückt? Lass uns mal in die Küche gehen, vielleicht ist da ja Tante Sisi", fügte ich hinzu und er giggelte. ,,Sisi!"
Ich trat mit meinem Sohn in den Flur. Sirrah stand tatsächlich in der Küche und hatte ihre Hände um eine dampfende Tasse Kaffee geschlossen. Sie hob den Kopf, als sie meinem Blick begegnete. ,,Oh... Hey Mary", flüsterte sie leise und zwinkerte Asterion zu. ,,Wie lange sind sie schon dadrin?", gab ich zurück und nickte zum Esszimmer, während ich Asterion auf die Küchentheke setzte und er vergnügt seine kleinen Händchen nach seiner Patentante ausstreckte. Sirrah seufzte tief. ,,Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht... Sie waren schon am diskutieren, als ich aufgewacht bin... Viele sind verletzt und von Albus ins St. Mungos gebracht worden. Es wird von Podmore und ihm abwechselnd überwacht", murmelte sie und ich nickte dankbar, als sie mir auch eine Tasse reichte. ,,Wir haben vier Zauberer zu beerdigen", setzte sie nach und ihre Stimme wurde brüchig. ,,Unter anderem..." Sie brach ab und ich nickte langsam. ,,Alastor...", flüsterte ich und Asterion sah zwischen uns hin- und her. Seine Augen funkelten. ,,Mami? Sisi?", brabbelte er und ich lächelte schwach. Wir sahen auf, als die Tür nebenan aufflog. ,,Es reicht jetzt! Wir kommen nicht weiter, wenn wir uns gegenseitig die Schuld an den Geschehnissen geben! Wir müssen handeln und zurückschlagen!", hörte ich Sirius gereizt sagen, ehe er in den Flur trat und den Kopf drehte, als er Asterion leise quietschen hörte. Sein Blick wurde weicher und die Wut darin schwand ein wenig, als er uns erblickte. ,,Entschuldigt", murmelte er und schob sich langsam zu uns. ,,Das solltet ihr nicht mitbekommen..."
Er war blass und hatte tiefe Augenringe, wie mir jetzt erst auffiel. Heute morgen hatte Sirius Black noch so stark für mich ausgesehen - jetzt aber wirkte er erschöpft und kraftlos. Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn, ehe er an den Kühlschrank trat und nun auch selbst nach einer Flasche Feuerwhiskey griff. Remus schob sich ebenfalls seufzend in den Türrahmen - und man hörte die Kinder der Weasleys durch das Haus tollen und den alten Kreacher murren. ,,Fasst das nicht an!", hörte man ihn krächzen. ,,Das Vernünftigste ist, wenn wir uns erstmal alle erholen, Tatze", meinte der Werwolf nun und Sirius schüttelte den Kopf, drehte die Flasche auf und nahm einen tiefen Schluck. ,,Sie haben den Fuchsbau gefunden, Remus. Irgendwann werden sie auch hierher finden. Es muss nur ein Spitzel im Ministerium Wind hiervon bekommen..." Erneutes Kopfschütteln. ,,Wir dürfen uns jetzt nicht zurückziehen." Entschlossenheit lag in seinem Blick. Entschlossenheit, wie sie für Sirius Black typisch war. ,,Sirius...", warf ich leise ein und biss mir auf die Unterlippe. ,,Vielleicht hat Remus recht... Wir... Wir sollten nichts überstürzen..." Unsicher sah ich den Animagus an und Sirius' Blick flog zu mir. ,,Maryana, die haben gestern unsere Freunde getötet", knurrte er. ,,Willst du etwa, dass das noch anderen zustößt? Wie viele sollen noch sterben? Wir müssen an Asterion denken, willst du dass sie ihn finden?!" Wütend funkelte er mich an und erschrocken war ich zusammengefahren, hatte beinahe die Kaffeetasse fallen lassen und konnte sie gerade noch so festhalten, hatte mir aber etwas von der heißen Flüssigkeit übergekippt und drehte mit zitternden Händen den Wasserhahn auf. Sirius hatte mich seit sehr, sehr langer Zeit nicht mehr so finster angesehen...
Nun schaltete sich auch Sirrah ein. ,,Sirius, das ist uns allen bewusst! Aber wir ziehen ihre Aufmerksamkeit erst recht auf uns, wenn wir jetzt etwas Voreiliges tun! Fahr sie nicht so an!", gab sie zurück und legte ihre Hand auf meinen Rücken. Früher hätte ich zurückgefeuert, früher hätte ich Tatze die Stirn geboten... Doch nichts war mehr wie früher, ich schon gar nicht. Askaban hatte mich schwach und verletzlich zurückgelassen. Tränen verschleierten meine Sicht. Warum hast du nicht mehr getan? Ich hatte geglaubt, langsam mit alldem umgehen, Askaban verarbeiten zu können... Und doch konnte ich das Licht in diesem Augenblick wieder vor meinem inneren Auge flackern sehen. An und wieder aus... Licht und Dunkel. Ich konnte Sirius tief durchatmen hören. ,,Lasst ihr uns kurz alleine?", wandte er sich mit rauer Stimme an Sirrah, die nickend Asterion auf ihre Arme nahm und Moony an einem Zipfel seines Cardigans aus der Küche zog. ,,Muu!", konnte man Asterion vergnügt kichern hören, ehe die Küchentür hinter den beiden zu fiel und Sirius langsam hinter mich trat... Seine warme Hände legten sich auf meine Oberarme und er vergrub sein Gesicht in meinem Nacken. ,,Verzeih mir", flüsterte er heiser und ich wischte mir mit dem Handrücken über die Wangen. ,,Ist... schon okay", gab ich zurück und Sirius drehte mich langsam zu sich um, bestimmend, aber dennoch sanft und behutsam.
Ein ganzer Sturm tobte in seiner grauen Iris, als ich seinen Blick erwiderte. ,,Ich habe Angst, Mary..." Ich wusste, dass Sirius Black nie über seine Schwächen sprach. Er wollte es nicht, er hasste es - das war schon immer so gewesen. Wenn er diese Worte an mich richtete, dann bloß, weil es ernst war... Wirklich ernst. ,,Ich weiß, Tatze... Ich auch", gab ich weinerlich zurück und schlang meine Arme um seinen Hals, zog ihn an mich. Er roch ein wenig nach Feuerwhiskey, als er seine Hände auf meine Taille legte und mich an sich drückte. Unserer beider Angst war mehr als berechtigt... Es kam etwas auf uns zu, etwas Ungewisses... Etwas, das eine Gefahr für das da stellte, das wir am meisten liebten. Asterion...
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Hey ihr!
An dieser Stelle ist eine Entschuldigung wohl wirklich angebracht... Es tut mir unglaublich leid, ich habe euch eine - für mich total untypische - Ewigkeit warten lassen... Das ist unverzeihlich, das weiß ich. Die Corona-Krise hat mich - hat uns alle ganz schön in Atem gehalten und ich bin seit kurzem auch in einer neuen Schule und hab kaum Zeit gefunden... Aber jetzt bin ich zurück und hab gleich pünktlich zum Samstag ein neues Kapitel für euch!
Ich hoffe, ihr habt Maryana, Sirius und Asterion noch nicht aufgegeben und seid noch immer hier!
Eure Wingsofeden
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