✅ about angels ✅
Ich zucke zusammen, sehe, wie mein Bleistift einen kleinen Sprung macht. Verwirrt nehme ich Abstand und senke den Blick zum Boden, der plötzlich vibriert. Ich lasse alles stehen und liegen, renne raus auf den Flur, wo schon vereinzelt Kinder vor ihren Zimmern stehen. Sie fangen alle an in eine Richtung zu rennen, schreiend. Ich bekomme nichts mit, werde umgerannt und bleibe erstmal reglos am Boden liegen. Mein Schädel brummte und ich hatte Schwierigkeiten, aufzustehen, da mein Kreislauf immer wieder versagte. Die Kinder sind alle weg, es ist still. Nur ein leises Knistern ist zu hören. Vorsichtig gehe ich in die Richtung, aus der das Knistern kommt, sehe nur, wie ein einzelner Papierstreifen durch die Luft fliegt und leicht glüht. Ich versuche es anzufassen, bekomme es zwischen die Finger und spüre plötzlich stark ansteigende Hitze um mich. Alles steht in Flammen, die Holztüren, die Wände und Bilder, alles. Erschrocken weite ich die Augen, blieb für einen Moment wie in einer Schockstarre stehen und fing dann aber an zu rennen. Es brennt alles, trotz dessen, muss ich versuchen irgendwie runter in die Aula zu kommen. Innerlich hoffe ich nur, dass das Feuer noch nicht so weit ausgebreitet ist. Die breite Steintreppe, die hinunter in den Eingangsbereich führt, steht auch in Flammen. Eine Sekunde lang muss ich nachdenken, Ideen sammeln, was ich jetzt tun könnte. Ich atme durch, schließe die Augen und konzentriere mich. Eine Kirche. Schwarz. Weiß. Die Steinernen Engelsfiguren. Ihre weichen und glatten Flügel, die sie hoch zum Himmel tragen können. Als ich die Augen wieder öffne, geht alles in Zeitlupe voran. Das Lodernde Feuer ist nun noch ganz leise. Ein Klirren. Wenn du einen Diamanten siehst und dann an ein Geräusch denkst. Wie klares Wasser. So tauchte es auch gerade hinter mir auf. Langsam wende ich den Blick um, sehe nur einen kleinen Glasstein, der am Kronleuchter über mir hin. Er fällt in Zeitlupe zu Boden. Beim aufkommen auf den roten Teppich, wieder dieses Klirren. Ich bücke mich zu dem Stein, will ihn aufheben und strecke schon meine Hand danach aus, als plötzlich eine enorme Kraft von der Seite auf mich zu kommt. Ich werde in vollkommene Schwärze gehüllt, kann mich nicht bewegen. Es ist kein zwanghafter Griff um mich, eher wie zwei Hände aus Samt und Arme aus Seide. Wieder durchfährt meinen Körper ein Ruck. Ich kneife die Augen zusammen, rolle mich ein paar mal umher und das schwarze um mich herum verschwindet. Mein Magen hat sich definitiv einmal um sich selbst gedreht und mein Kopf will gar nicht mehr aufhören. Ich öffne meine Augen, sehe den steinigen Boden vor mir und versuche langsam aufzustehen. Alles zittert. Ich spüre kaum meine Beine und stütze mich dementsprechend an dem kleinen Felsen vor mir ab. Meine Sicht ist zwar nur verschwommen, aber ich sehe meine blutenden Hände. Ein Tropfen Blut landet auf dem Stein. Verwundert hebe ich die Hand, taste vorsichtig meinen Kopf ab, bis ich zu der blutenden Wunde komme. Zischend ziehe ich meine Hand zurück. Nach einigen Malen Blinzeln, wird meine Sicht wieder klarer und ich sehe mich auf dem Schulhof um. Es ist Menschenleer, wie ausgestorben. Die Schule, die gerade noch in Brand gesteckt hat, ist nur noch eine Ruine. Rauch und Asche steigt darüber auf. Wieder kneife ich die Augen zusammen, höre nur das laute Piepen auf den Ohren und sinke auf die Knie. Wimmernd drücke ich mir beide Hände auf die Ohren. Visionen versuchen meinen Kopf zu füllen, so schlimm waren sie jedoch noch nie. Es kostet mich eine Menge an Kraft, mich dagegen zu wehren. Die Stimme aus meinem Kopf ist plötzlich wieder da, spricht zu mir, jedoch in einer Sprache, die ich nicht verstehen kann. So gut ich kann, wehre ich mich dagegen, verdränge es und augenblicklich ist wieder ruhe. Ich atme erschöpft und erleichtert aus, erhebe mich wieder und sehe mich um. Es sieht alles aus wie vorher, die Schule, der Schulhof, der Wald um mich rum. Verwundert sehe ich an mir runter. Meine Hände und Beine sind noch blutig. Mein Kopf ebenfalls. "Es tut mir leid." Erschrocken drehe ich mich rum, versuche herauszufinden, wer das gerade gesagt hat. Doch ich starre nur ins leere. Die Stimme war nicht wie die in meinem Kopf, sie war weich und tief. Rau und warm. Erneut lasse ich den Blick über die Lichtung schweifen, die Zeitgleich unser Pausenhof ist, kann aber niemanden erkennen, der Gesprochen haben könnte. Ich bin mir zu Hundert Prozent sicher, dass es eine männliche Stimme war. Mein schmerzender Kopf erinnert mich daran, dass ich vielleicht mal Hilfe suchen sollte. Die Schule steht nicht mehr, die Leiterin ist weg, genauso wie die Kinder.
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