
prolog
-Seungmin-
„War das endlich alles?", fragte mich mein bester Freund Jeongin, als er die letzte Kiste in meiner neuen Wohnung abstellte. „Ja, das war's", antwortete ich, sah ih an. „Gott sei Dank! Noch eine Kiste hätte ich nicht tragen können!", jammerte er erleichtert und stemmte die Hände in die Hüften. Ein kleines Lachen konnte ich mir nicht verkneifen.
Dann sah ich mich um, vertiefte mich in meine Gedanken. Wieder ein neuer Wohnort. Langsam hatte ich mich daran gewöhnt, aber diesmal war es anders. Diesmal würde ich bleiben. Kein Umzug in ein paar Monaten, keine temporäre Lösung. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich einen festen Wohnort. Die Vorstellung war neu und ungewohnt, und ich wusste nicht so recht, wie ich mich dabei fühlen sollte. Es war ein merkwürdiges Gemisch aus Aufregung und Unsicherheit.
„Minnie, ist alles in Ordnung?", fragte mich Jeongin besorgt, als er meinen nachdenklichen Blick bemerkte. „Ja, es ist nur... Die Vorstellung, endlich ein richtiges Zuhause zu haben, macht mir einerseits Angst, aber gleichzeitig freue ich mich auch darüber." Jeongin nickte verständnisvoll. Wenn jemand meine Gefühle nachvollziehen konnte, dann er. „Ich verstehe dich. Aber ich bin so froh, dass wir endlich in derselben Stadt wohnen. Jetzt können wir uns jeden Tag sehen!"
Ich lächelte ihn an. „Ich auch, Innie." Unsere Freundschaft hatte sich zwar über das Internet entwickelt, aber es war etwas ganz anderes, ihn endlich persönlich bei mir zu haben. Ich hatte ihn schrecklich vermisst. Er war mein einziger richtiger Freund. „Ich stelle dich bald ein paar meiner Freunde vor. Du wirst sie mögen, versprochen", sagte er zuversichtlich, doch ich blickte ihn skeptisch an. Neue Leute kennenzulernen fiel mir nicht leicht, aber für Jeongin würde ich es versuchen. „Ich bin gespannt", sagte ich und sah ihn an. „Brauchst du noch Hilfe?"
„Nein, du kannst ruhig gehen. Ich schaffe das schon", versicherte ich ihm. Er nickte, nahm seine Tasche und kam auf mich zu, um mich fest zu umarmen. „Ich freue mich wirklich, dass du endlich hier bist, Seungmin." Ich lächelte und drückte ihn ebenfalls fest an mich. „Ich mich auch, Innie." Dann lösten wir uns voneinander, und Jeongin ging.
In der nun stillen Wohnung breitete sich eine merkwürdige Ruhe aus, aber ich mochte sie. Die Stille gab mir ein Gefühl von Sicherheit. Laute Geräusche machten mich nervös und ängstlich. „Dann wollen wir mal auspacken", murmelte ich zu mir selbst und begann, die erste Kiste auszuräumen. Ich besaß nicht viel, weshalb das Auspacken schneller ging, als ich gedacht hatte.
Kurze Zeit später saß ich bereits gemütlich auf meinem neuen kleinen Sofa, das perfekt zu der dunkelblauen Wand passte. Ich hatte vor, noch etwas zu lesen, und griff nach dem Roman, den ich gerade las, als plötzlich meine Ruhe gestört wurde. Von nebenan dröhnte der Bass einer Musikanlage durch die Wand. Genervt legte ich das Buch zur Seite und starrte die Wand an, die zu der Nachbarwohnung gehörte. Bisher war die Musik noch nicht so laut, dass ich rübergehen musste, aber als der Bass lauter wurde, konnte ich es nicht mehr ignorieren. Warum mussten Menschen so laut Musik hören? Hatten sie keine Kopfhörer? Ich klopfte gegen die Wand, doch nichts passierte.
Entweder war es demjenigen egal oder er hörte mein Klopfen einfach nicht. So oder so, es reichte mir. Der Bass nahm immer weiter zu, und sogar mein Wasserglas auf dem Tisch vibrierte. Obwohl ich es hasste, mit Fremden zu reden, war ich gezwungen, rüberzugehen.
Ich klopfte an der Tür, doch niemand öffnete. Verständlich bei der Lautstärke. Also klingelte ich. Mehrmals, bis nach etwa zehn Minuten endlich jemand reagierte. Die Tür öffnete sich, und ein ziemlich kleiner Mann trat heraus. Er hatte schwarze Haare und trug eine Jogginghose sowie einen Pullover, der über seine Brust spannte. Wir musterten uns gegenseitig von Kopf bis Fuß.
„Kann ich dir helfen?", fragte er gelangweilt und lehnte sich lässig an den Türrahmen, während er die Arme vor der Brust verschränkte. „Ja, du könntest deine Musik leiser machen. Nicht jeder möchte sie mithören, und wir leben im 21. Jahrhundert – hast du schon mal von Kopfhörern gehört?", fragte ich ihn genervt. Er lächelte schief und baute sich leicht vor mir auf, was mich jedoch nicht einschüchterte.
„Ich will ja nichts sagen, aber offensichtlich hat man dir keine Manieren beigebracht. Du hättest auch einfach nett fragen können." Langsam fing der Typ an, mich richtig zu nerven. „Dito. Du hättest einfach Rücksicht nehmen können und von Anfang an leiser machen können", entgegnete ich. Er lachte leise auf, als hätte er sich gerade ein genervtes Seufzen verkniffen. „Ich nehme an, du bist mein neuer Nachbar?" „Ja, und ich will, dass du die Musik leiser machst oder Kopfhörer benutzt!" Meine Stimme wurde lauter, während er sichtlich amüsiert war.
„Sehe ich aus, als würde ich Witze machen?", fragte ich nun noch genervter. „Nein, nicht wirklich, aber du bist vielleicht ein bisschen zu ernst für meinen Geschmack."
Der hatte vielleicht Nerven. Ich atmete tief durch und setzte ein ironisches Lächeln auf. „Es wäre total traumhaft, wenn du deine Musik bitte leiser machen könntest, damit ich diesen Krach nicht mehr ertragen muss." Ich brummte die letzten Worte nur noch wütend vor mich hin. Er lachte erneut. „Was ist daran so lustig?" „Nichts", sagte er, „aber ich finde es beeindruckend, wie engstirnig Typen wie du immer sind."
„Typen wie ich?", fragte ich verwirrt. „Ja, Typen wie du. Lass mich raten: Du hörst klassische Musik und ein bisschen Jazz, aber nur den sanften, ruhigen Jazz, der fast schon an Blues erinnert." Sprachlos sah ich ihn an. Woher wusste er das? „Also habe ich recht", sagte er zufrieden und ich funkelte ihn böse an. „Hast du nicht!", widersprach ich, obwohl wir beide wussten, dass er recht hatte.
„Und damit ich dich nicht weiter in deiner Ruhe störe, werde ich die Musik selbstverständlich leiser drehen." „Danke", murmelte ich und ging zurück zu meiner Tür, während er hinter mir leise lachte. Doch bevor ich die Tür erreichte, rief er mir nach: „Warte mal!" Ich drehte mich widerwillig um. „Wie heißt denn mein neuer Nachbar?"
Ich sah ihn nur an. War das sein Ernst? Vermutlich schon. Er schien der Typ Mensch zu sein, der sich dumm und naiv gab, aber in Wirklichkeit ziemlich intelligent war. Trotzdem mochte ich ihn nicht. „Hat es dir die Sprache verschlagen?" „Ich bin Seungmin, Kim Seungmin", antwortete ich schließlich widerwillig. „Kim, ich bin Changbin, Seo Changbin", sagte er lächelnd, bevor er wieder in seiner Wohnung verschwand.
Ich starrte seine Tür an. Changbin. Dieser Name passte perfekt zu ihm, diesem nervigen Idiot. Doch dann hörte ich, wie er die Musik tatsächlich leiser drehte.
-𝐭𝐨 𝐛𝐞 𝐜𝐨𝐧𝐭𝐢𝐧𝐮𝐞𝐝-
Ich hoffe euch hat der Einstieg gefallen:)
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro