
chapter.23
-Changbin-
Ich hatte die Nacht kein Auge zu bekommen, denn ich konnte nicht aufhören mir Sorgen um Seungmin zu machen. Ich drehte mich von der Wand weg und starrte an die Decke. Es war schon morgen, und der Raum war still, bis auf das leise Rascheln der Decken und mein unruhiges Atmen. Gedanken an Seungmin wirbelten in meinem Kopf. Ich konnte seine Angst förmlich spüren, als er aus dem Zimmer geflüchtet war. Es tat mir weh, ihn so zu sehen, und trotzdem wusste ich, dass ich ihn nicht drängen konnte.
Seungmin war in vielen Dingen ein Rätsel, doch ich wollte ihm helfen. Ich wusste, dass er sich nicht so leicht öffnen würde, und vielleicht war das auch der Grund, warum ich ihn nie losgelassen hatte. Ich hatte heute Nacht erkannt, dass er sich selbst im Weg stand, dass er Angst hatte, sich selbst zu verletzten, wenn er anderen zu nahe kam. Und dennoch, trotz all der Ängste, die er in sich trug, war er in meinen Augen jemand, den ich nicht einfach aufgeben konnte.
Die Bilder kehrten immer wieder in meinen Kopf zurück. Der Kuss, wie er zögerlich, aber voller Emotionen war, die Berührung seiner Hand, die sanfte Weise, wie er mich ansah. Ich hatte das Gefühl, dass er mich brauchte, auch wenn er es noch nicht vollständig verstand. Doch ich war bereit, ihm die Zeit zu geben, die er brauchte.
Ich wollte ihn nicht drängen, aber auch nicht einfach abwarten. Ich wollte ihm zeigen, dass er bei mir sicher war, dass ich nicht weggehen würde, selbst wenn es manchmal schwer war, ihm zu vertrauen oder seine Ängste zu verstehen. Die Nacht war schon vorbei, und ich hatte immer noch nicht den Mut, ihn zu suchen und zu ihm zu gehen. Doch ich wusste, dass ich es bald tun musste. Ich konnte nicht nur warten, dass er sich von selbst öffnete.
Ich stand auf, zog mich an und schlich vorsichtig aus dem Raum. Es war ruhig, die anderen schliefen wahrscheinlich noch. Ich wusste, dass Seungmin irgendwo hier sein musste, und ich musste mit ihm sprechen. Es zu mindestens versuchen.
Die Tür zum Wohnzimmer war einen Spalt geöffnet. Zögernd trat ich näher und klopfte leise an die Tür. Keine Antwort. Ich öffnete die Tür langsam, und sah ihn am Fenster sitzen, den Kopf in die Hand gestützt, als ob er in seinen eigenen Gedanken versank. Dieser Anblick tat mir weh, denn er sah so leidend und einsam aus. Am liebsten hätte ich ihn das genommen, aber das konnte ich nicht.
„Seungmin", flüsterte ich, und er drehte sich sofort um. In seinen Augen war diese Mischung aus Überraschung und einem Funken Hoffnung, den ich nur allzu gut kannte. Doch ich wusste, dass ich ihm jetzt helfen konnte – dass ich ihm jetzt zeigen musste, dass er nicht allein war. Ich musste es nochmal versuchen.
„Kann ich... mit dir reden?" fragte ich vorsichtig, die Distanz zwischen uns noch immer groß. Aber ich war bereit, sie zu überwinden, wenn er es auch war.
Er nickte kaum merklich und wischte sich eine Träne von der Wange. Dass er geweint hatte, ließ meine Brust kurz zusammen ziehen und ich hätte ihm am liebsten in meine Arme genommen, aber das würde er nicht zu lassen. „Ich... weiß nicht, ob ich bereit bin... Aber du kannst es versuchen."
Langsam trat ich näher, setzte mich auf den Stuhl neben ihm und sah ihm in die Augen. „Es ist okay, dass du Angst hast", sagte ich leise. „Du musst dir keine Sorgen machen, ob du perfekt bist. Ich bin hier, und ich werde bleiben. Ganz egal, was passiert."
Seungmin sagte nichts. Ich wurde nervös und ich wollte zu ihm durchdringen. „Du magst mich, Seungmin und dass ist nichts schlimmes." Endlich sah er mich richtig an und musterte mich. Er suchte etwas in meinen Blick. Und ich war mir sicher, dass er nach etwas suchte, was negativ war, aber ich war mir auch sicher, dass er es nicht fand.
Noch immer sagte er nichts, weshalb ich zögernd nach seiner Hand griff. Es war ein stiller Versuch, um diese Wand zwischen uns zu überwinden. Ich hielt seine Hand fest und wusste, dass wir einen langen Weg vor uns hatten. Seungmin sah auf unsere Hände und schien tief in Gedanken zu sein, weshalb ich seine Hand mit meinen Daumen streichelte. Ich wollte ihm zeigen, dass ich es ernst meinte. „Seungmin.", flüsterte ich sanft und wollte, dass er mich wieder ansah. Allerdings passierte dies nicht.
Stattdessen ließ er von meiner Hand ab und ging ohne ein weiteres Wort. Ich sah ihm hinterher und war frustriert, denn es schien nichts zu ihm durchzudringen. Egal, was ich sagen würde, es würde ihn nicht erreichen. Ich seufzte schwer und dann kam Chan rein. „Guten Morgen, alles okay? Seungmin sah auch gerade so fertig aus, wie du." Wieder seufzte ich. „Ja, alles bestens.", murrte ich und fuhr mir frustriert durch die Haare.
Chan schenkte mir einen skeptischen Blick, aber er wusste offensichtlich, dass es nicht der Moment zum reden war. „Dann lieber ein Kaffee?" Ich nickte und erhob mich, folgte Chan in die Küche. In dieser saßen auch schon Jeongin und Seungmin.
Seungmin sah mich nicht einmal an, sondern widmete sich nur Jeongin und Chan. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mir das nichts ausgemacht hätte. Ich nahm mir still etwas vom Kaffee und goss ihn in meine Tasse. „Wie war eure Nacht so?", fragte Chan und sah mich und Seungmin dabei ziemlich genau an. Bis uns plötzlich auffiel, wie der Jüngste breit anfing zu grinsen. „Maknae?", fragte ich amüsiert und er wurde augenblicklich rot. Wir wurden von Hyunjin unterbrochen, welcher rein kam und sofort zu Jeongin ging.
Er küsste ihn auf die Wange und stellte sich hinter ihn und nahm ihn in seine Arme, legte seinen Kopf auf Jeongins Schultern ab. Nun klärte sich meine Frage. Die beiden hatten es endlich hinbekommen. „Über was habt ihr geredet?", fragte Hyunjin und Jeongin wurde noch verlegener. „Über euch.", antwortete Chan und Hyunjin nickte nur, während Jeongin langsam einen ungesunden rot Ton annahm. „Also seid ihr zusammen?", fragte ich und Hyunjin küsste Jeongin wieder auf die Wange, während seine Hände, die von Jeongin in die Hand nahmen. „Ja, das sind wir.", sagte er stolz und ich hatte Hyunjin noch nie so sicher, so ernst erlebt. „Ich freue mich für euch, Innie.", kam es von Seungmin, welcher die beiden mit einem erleichterten Lächeln betrachtete.
Ich musterte Seungmin und versuchte heraus zu finden, was er dachte – aber antworten würde ich nur von ihm bekommen. Ich alleine konnte es nicht finden. Allerdings erkannte ich für einen Moment einen Hauch von Neid und Sehnsucht in Seungmins Blick. Ich wurde einfach nicht schlau aus diesem Jungen, aber ich glaubte, dass es etwas mit seiner Vergangenheit zu tun hatte, warum er so reagierte, wie er reagierte.
Ich widmete mich wieder dem frischen Paar und musste zugeben, dass ich auch neidisch war. Aber vielleicht konnten Seungmin und ich das bald sein, aber das würde wohl noch Zeit brauchen. „Danke, Minnie.", sagte Jeongin lächelnd und es war wirklich lange her gewesen, dass Jeongin so ehrlich gelächelt hatte. Ich liebte es meine Freunde so zusehen. Ich ging zu ihnen und umarmte die beiden gleichzeitig. „Ich freue mich auch für euch." „Hyung, lass das.", sagte Jeongin, während Hyunjin amüsiert lachte und mich zurück umarmte.
Ich ließ die beiden los, als Jisung und Minho zusammen in die Küche kamen. „Morgen.", grüßten wir die beiden und Minho sah nur verwirrt zu Hyunjin und Jeongin. „Habt ihr es endlich auf die Reihe bekommen?", fragte er so trocken, dass die beiden für einen Moment ihr lächeln verloren, was aber nicht lange anhielt. „Ja, dass haben wir." Hyunjin küsste seinen Freund wieder und ich wusste, dass Hyunjin Jeongin nicht mehr alleine lassen würde. Die beiden würden noch anstrengend werden, aber ich freute mich wirklich für die beiden.
„Denkt dran, dass wir morgen zurück fahren. Wollt ihr noch was alle zusammen machen oder jeder, wie er Lust hat?" „Wie jeder Lust hat, würde ich sagen.", sagte Hyunjin. „Du willst nur alleine mit unseren Maknae sein!", gab Minho erneut seinen Senf dazu. „Und? Ich will meinen ersten Tag als sein Freund nicht mit euch Chaoten verbringen!" „Na, schönen dank dir auch, Hwang.", sagte ich und wir lachten dennoch alle, und beschlossen, dass jeder das machen kann, wozu er Lust hatte.
Am Ende waren nur noch ich, Chan und Seungmin übrig, denn der Rest waren unsere Paare, die uns nicht dabei haben wollten. Chan sah zwischen mir und Seungmin hin und her, und schien unsere unbehagliche Stimmung wahrzunehmen und wahrscheinlich war dies nicht einmal schwer. „Felix und ich wollten telefonieren. Ich werde also spazieren gehen und Lix anrufen." Panisch sah ich ihn an und fand es fies von ihm, mich alleine mit Seungmin zu lassen, denn ich hatte keine Ahnung, wie ich nun mit ihm umgehen sollte. Und dennoch wollte ich den Tag ausnutzen, um Seungmin zu überzeugen, beziehungsweise ihn dazu zu bekommen zu zugeben, dass er mich auch mochte, denn es war so.
„Dann bleiben nur noch wir zwei.", sagte ich zu Seungmin, welcher mich nun endlich wieder ansah. „Scheint so," murmelte er und wippte von einem Bein zum anderen. „Ich hätte eine Idee, was wir zusammen machen könnten." Ich hatte zwei Freunde, die hier wohnten und welche ich länger nicht gesehen hatte. „Und die wäre?", fragte Seungmin schüchtern und kaum hörbar. „Lass dich überraschen, Seungmin.", sagte ich und schloss endlich die große Lücke zwischen uns.
-𝐭𝐨 𝐛𝐞 𝐜𝐨𝐧𝐭𝐢𝐧𝐮𝐞𝐝-
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