
chapter.19
-Seungmin-
Langsam öffnete ich blinzelnd meine Augen. Ein stechender Schmerz hämmerte in meinem Kopf, und ich stöhnte leise. Die Nachwirkungen des Alkohols machten sich deutlich bemerkbar. Meine Kehle fühlte sich trocken an, und meine Gedanken waren ein chaotisches Durcheinander.
Ich bemerkte Wärme – eine beruhigende, gleichmäßige Wärme, die sich an meine Seite schmiegte. Mein Blick wanderte nach unten, und mein Herzschlag setzte kurz aus, als mir klar wurde, dass ich an Changbin gekuschelt war. Mein Kopf ruhte auf seiner Schulter, sein Arm lag schwer um meine Taille. Seine ruhigen Atemzüge streiften mein Haar, und seine Brust hob und senkte sich gleichmäßig.
Panik schoss durch mich. Was zum Teufel mache ich hier? Ich wusste, dass wir zusammen in ein Bett schlafen würden, aber was tat ich auf ihm? Mein Herz schlug wild, und meine Gedanken rasten. Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, löste ich mich aus seiner Umarmung. Dabei bemerkte ich, wie er leise murmelte und sich leicht regte, aber zum Glück schlief er weiter. Ich setzte mich langsam auf, mein Kopf dröhnte noch stärker bei der Bewegung. Ich würde nie wieder etwas trinken...
Ich sah auf das Bett, dann zu Changbin, der noch immer friedlich schlief. Mein Gehirn fühlte sich wie ein leerer Nebel an. Was ist gestern passiert? Ich schloss die Augen und versuchte, mich zu erinnern, aber alles war verschwommen. Ich konnte nur noch Bruchstücke des Lagerfeuers, Gelächter und verschwommene Gesichter erkennen. Danach... nichts.
Mein Blick fiel auf Changbin, und ein warmes, flirrendes Gefühl durchzog mich. Aber das machte keinen Sinn. Warum fühlte ich mich plötzlich so nervös in seiner Nähe? Warum raste mein Herz allein bei dem Gedanken, dass wir zusammen im Bett geschlafen hatten?
Ich strich mir durch die Haare und atmete tief durch, um meine Gedanken zu ordnen. Doch stattdessen wurde alles nur noch verwirrender. Gerade als ich beschloss, aufzustehen und vielleicht etwas Wasser zu trinken, bewegte sich Changbin plötzlich. Er gähnte, öffnete blinzelnd seine Augen und sah direkt zu mir. Und als er mitbekam, dass ich aufstehen wollte, zog er mich zurück auf sich. Seine Lippen verzogen sich zu einem verschlafenen Lächeln.
„Morgen, Seungmin", murmelte er mit seiner rauen Morgenstimme. Sein Blick war weich, aber da lag etwas Vertrautes und Intensives darin, dass ich nicht deuten konnte. Ich spürte, wie meine Wangen heiß wurden. Und dennoch sah ich ihm einfach verwirrt an. „M-morgen", stammelte ich und senkte schnell den Blick.
Changbin setzte sich auf, seine Finger fuhren sich durch seine zerzausten Haare. „Wie fühlst du dich? Dein Kopf muss höllisch wehtun.", besorgt musterte er mich. Ich nickte schwach. „Ja... es fühlt sich an, als hätte ein Presslufthammer in meinem Schädel gearbeitet."
Er schmunzelte, aber in seinen Augen lag wieder Sorge. „Warte, ich hole dir Wasser und vielleicht eine Kopfschmerztablette." Er stand auf und ging zur Tür. Ich beobachtete ihn und spürte ein merkwürdiges Ziehen in meiner Brust.
Kaum war er aus dem Raum, ließ ich mich zurück ins Bett fallen und starrte zur Decke. Warum fühlte ich mich so seltsam? Ein Gefühl der Vertrautheit und doch der Fremdheit mit Changbin verwirrte mich. Was war gestern passiert, dass ich nicht mehr wusste?
Ein paar Minuten später kam er zurück mit einem Glas Wasser und einer Tablette. Er setzte sich auf die Bettkante, reichte mir beides und wartete, bis ich getrunken hatte. „Danke", murmelte ich leise, während ich das Glas abstellte. Changbin musterte mich einen Moment lang, dann fragte er sanft: „Du erinnerst dich nicht mehr an gestern Abend, oder?"
Ich zuckte zusammen und schüttelte vorsichtig den Kopf. „Nein... nicht wirklich. Ich weiß nur, dass wir am Lagerfeuer saßen. Danach... ist alles weg." Ein kaum merklicher Schatten huschte über sein Gesicht, doch er lächelte schnell wieder. „Schon okay. Du warst ziemlich betrunken."
Ich biss mir auf die Unterlippe. „Habe ich... irgendwas Dummes gemacht?" Changbin lachte leise, aber es klang nicht ganz echt. Also hatte ich definitiv etwas getan. „Nichts, was nicht zu reparieren wäre." Er legte seine Hand auf meine Schulter, seine Berührung war warm und beruhigend. „Mach dir keinen Kopf, Minnie."
Mein Herz flatterte bei dem Kosenamen, aber ich zwang mich, ruhig zu bleiben. Warum fühlte sich alles zwischen uns plötzlich so... anders an? Ich nickte, zwang mich zu einem Lächeln und hoffte, dass ich bald herausfinden würde, was wirklich passiert war. Denn das Gefühl, dass mir etwas Wichtiges entgangen war, ließ mich nicht los.
Ich spürte Changbins Hand noch immer sanft auf meiner Schulter, während mein Herz unkontrolliert pochte. Ein merkwürdiges Gefühl der Vertrautheit durchströmte mich, und gleichzeitig wuchs die Unsicherheit, die in meinem Magen wie ein Stein lag. Was hatte ich vergessen? Warum fühlte sich seine Nähe heute so intensiv und anders an?
Changbin zog seine Hand langsam zurück und stand auf, als wolle er mir Zeit zum Durchatmen geben. „Komm, lass uns nach unten gehen. Die anderen sind bestimmt schon wach." Seine Stimme klang ruhig, aber ich bemerkte den Hauch von Zurückhaltung darin.
„Ja... okay", murmelte ich und stand ebenfalls auf. Mein Kopf dröhnte immer noch, aber ich zwang mich zu einem schwachen Lächeln. Wir gingen zusammen zur Tür, und ich bemerkte, wie Changbin kurz nach meiner Hand griff, es sich aber im letzten Moment anders überlegte. Eine seltsame Leere breitete sich in mir aus, und ich wusste nicht, warum das so weh tat.
Ich musste wissen, was zwischen uns passiert war. Entschlossen hielt ich ihn zurück. Er drehte sich zu mir um, seine Lippen zuckten belustigt. „Was?", fragte er beinahe amüsiert. „Was... also, was ist gestern zwischen uns passiert?" Meine Stimme zitterte leicht, und ich fühlte mich, als würde mein Herz aus meiner Brust springen.
Er zog eine Augenbraue hoch, und das vertraute, gerissene Grinsen erschien wenige Sekunden später auf seinem Gesicht. „Willst du es wirklich wissen, Seungmin?" Seine Worte klangen wie eine spielerische Drohung, die mir ein mulmiges Gefühl gab. Trotzdem wollte ich es wissen. Ich nickte zögernd. „Ja, ich will es wissen."
Sein Grinsen wurde breiter, und er beugte sich so weit zu mir vor, dass unsere Gesichter nur noch Zentimeter voneinander entfernt waren. Ich schluckte schwer, mein Atem stockte. „Du wolltest es wissen. Also bereue es später nicht." Ich nickte erneut, diesmal unsicherer. Sein Blick war plötzlich ernst, intensiv. „Du hast mich gestern geküsst."
Meine Augen weiteten sich vor Schreck, und ich wich automatisch zurück. „W-was?", stotterte ich, mein Kopf ein einziges Chaos. Er deutete auf seine Lippen und sah mich mit dieser unerschütterlichen Intensität an. „Genau hier."
Ich hatte ihn geküsst? Mein Verstand weigerte sich, das zu akzeptieren. Plötzlich ergaben all die Gefühle und das Chaos in meinem Kopf Sinn, und trotzdem konnte ich es kaum fassen. „Das... das habe ich nicht", sagte ich fassungslos.
Changbin lachte leise, ein ironisches Glucksen. Plötzlich packte er mich an der Taille, seine Hände fest und doch sanft. Ich spürte seinen Körper an meinem, und mein Atem ging stockend. Meine Augen wurden groß vor Überraschung, und noch bevor ich reagieren konnte, beugte er sich zu mir.
Seine Lippen berührten meine – zärtlich, aber bestimmt. Sie bewegten sich sanft, als wollten sie eine Antwort von mir fordern. Ich war überwältigt, völlig überrumpelt von dem plötzlichen Kuss. Meine Gedanken wirbelten durcheinander, und mein Herz schlug wie wild.
Er löste sich von mir, und ich starrte ihn verwirrt an, während mein Herz immer noch raste. Changbin ließ mich nicht los, seine Finger brannten wie ein unsichtbares Feuer auf meiner Taille. Changbin sah mich mit diesem selbstsicheren Grinsen an, das mir den Boden unter den Füßen wegzog. Seine Augen funkelten herausfordernd, doch dahinter lag eine ungewohnte Sanftheit.
„Du magst mich, Kim", sagte er leise, aber mit unerschütterlicher Überzeugung. Ich schüttelte hastig den Kopf, meine Wangen brannten. „Tue ich nicht", widersprach ich reflexartig, doch meine Stimme zitterte.
Changbin hob eine Braue, als hätte er genau das erwartet. Und ich hasste es, dass er mich so einfach lesen konnte. Warum fiel ihm das so leicht? Sein Grinsen wurde weicher, und er sah mir tief in die Augen. „Doch, das tust du", flüsterte er, während seine Finger sanft über meine Wange strichen. „Und ich werde es dir beweisen."
Die Worte machten so viel mehr mit mir, als ich erwartet hätte. Ich wollte etwas sagen, irgendetwas, um die Unsicherheit in mir zu vertreiben, doch kein Wort kam über meine Lippen. Er trat einen Schritt zurück und ließ mir Raum zum Atmen. Die Wärme seiner Nähe verblieb wie ein Nachklang auf meiner Haut.
„Du musst nicht sofort eine Antwort haben", sagte er sanft. „Aber denk darüber nach. Was fühlst du, wenn ich in deiner Nähe bin?" Ich schluckte schwer und nickte, den Blick gesenkt. Seine Worte hallten in meinem Kopf wider, und der Kuss – so kurz er auch gewesen war – hatte etwas in mir entfacht, dass ich nicht mehr verdrängen konnte. Aber eine Frage schoss mir durch den Kopf. „Und was ist mit dir?"
Für einen Moment schien er nicht so verstehen, was ich meinte, bis er wissend nickte. „Ich mag dich." Dass er das so einfach sagte, brachte mich aus der Fassung und ich schluckte schwer. „Schön, dass es dir so leicht fällt zu sagen," murmelte ich. „Wer sagt, dass es mir leicht fiel?" Nun sah ich ihn einfach an und war über seine Offenheit und Ehrlichkeit überrascht, und dennoch gefiel mir genau das.
Changbin lächelte sanft, seine Augen voller Verständnis. „Ich warte auf dich, Seungmin. Also lass dir Zeit." „Ich brauche keine Zeit!", sagte ich strenger, als gewollt. Aber ich sträubte mich dagegen und ich wollte auch nicht, dass er dachte, dass ich ihn mochte, auch wenn es vielleicht so war. Am Ende würde er dennoch gehen... Er würde nicht bleiben. Keiner war bisher in meinen Leben geblieben und wenn ich dieses Gefühl zu lassen würde, müsste ich meine Verletztheit zu lassen und ich wusste nicht, ob es sich lohnte... War es das wert? „Also gibst du es zu?", fragte er, kreuzte dabei seine Arme vor der Brust. „Nein, ich meine damit, dass ich weiß, dass ich dich nicht mag." Er lachte nur. „Wie gesagt, Kim. Ich werde es dir beweisen, dass du mich magst."
Er ging langsam zur Tür, ließ mich sprachlos stehen. Gerade als er sie öffnete, hielt er inne und sah mich noch einmal an. „Und falls du noch Zweifel hast... ich küsse dich gerne noch einmal, bis du dir sicher bist." Ein freches Zwinkern folgte, dann verschwand er aus dem Raum.
Ich hob meine Finger an meine Lippen, die noch immer kribbelten. Ein leises Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, bevor ich es bemerken konnte. Changbin hatte recht, dass wusste ich, aber ich traute mich nicht. Diese Gefühle zu zulassen kosteten mich Mut. Mut, welchen ich nicht mehr aufbringen konnte.
-𝐭𝐨 𝐛𝐞 𝐜𝐨𝐧𝐭𝐢𝐧𝐮𝐞𝐝-
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro