[Ep.09] wie der dumpfe Regen
-noch nicht das Ende des Anfangs-
-Hyunjin-
Ein Tropfen.
Dann noch ein Tropfen.
Ein weiterer Tropfen gesellt sich hinzu.
Tropfen auf Tropfen.
Das Gefühl nüchtern zu werden von den Klängen des dumpfen Regens, fühlt sich meist nostalgisch an, aber auch einen Hauch von Einsamkeit überkommt einen ebenfalls, brachte einen dazu zu realisieren:
Ich bin alleine.
Ich hob meinen Kopf, betrachtete das Wetterspiel vor mir. Ein Regentropfen nach den anderen, bis es schlussendlich den Anschein machte gar nicht mehr aufzuhören. Ich seufzte schwer, hatte das Gefühl, dass der Druck auf meiner Brust endlich mal etwas leichter wurde, auch wenn er sich noch immer viel zu schwer anfühlte.
Früher als Kind wollte ich immer im Regen tanzen, fand es schön und befreiend, aber nun war Regen nichts anderes als in die harte Realität des Lebens geworfen zu werden. Weiterhin betrachtete ich das Wetterspiel und konnte nicht aufhören an die vergangen Tage zu denken, und was ich alles in innerhalb so kurzer Zeit zerstört hatte... Es war beinah ein Talent, aber welches ich am liebsten nie gehabt hätte.
Ich konnte nicht aufhören, auf die leere Seite meines Skizzenblocks zu starren. Mein Stift zitterte in meiner Hand, unfähig, die Linien zu formen, die die Konturen seines Gesichts einfangen würden. Jeongins Bild war in meinem Kopf so lebendig, doch auf Papier zu bringen schien unmöglich.
Die Nacht ließ mich nicht los. Eine einzige Nacht, und dennoch schien sie unvergesslich zu sein. Jeder Moment, jede Erinnerung daran, drängte sich hartnäckig in mein Gedächtnis. Ich sehnte mich danach, sie noch einmal zu erleben, jedes Detail wieder zu erleben. Doch meine eigenen Handlungen hatten alles zerstört.
Trotz allem war jedes Wort, das wir am nächsten Morgen miteinander austauschten, von Wahrheit durchdrungen. Trotz allem verlangte mein Innerstes nach ihm. Ich sehnte mich nach ihm und konnte ihn nicht vergessen. Es schien beinah unmöglich.
Ein tiefer Seufzer entwich mir, als ich das Bild beiseitelegte und stattdessen aus dem Fenster starrte, in den endlosen Regen. Ein Teil von mir vermisste Jeongin schmerzhaft, vermisste die Wärme seiner Nähe und das Gefühl seiner Hand in meiner. Aber ein anderer Teil wusste, dass es so sein musste, dass wir beide unser eigenes Leben führen mussten, getrennt voneinander.
Der Regen fiel in einem sanften Rhythmus, beinahe tröstend in seiner Melancholie, und doch schien er die Sehnsucht nach Jeongin in mir nur noch zu verstärken. Sein schüchternes Lächeln, seine sanfte Art zu sprechen, der Blick, den er mir schenkte - all das hinterließ eine unbeschreibliche Leere in mir.
In den nächsten Wochen verlor ich mich restlos in den Tagen, die vorüberzogen wie eine endlose Abfolge von Momenten ohne Bedeutung. Jeder Tag brachte seine eigenen Herausforderungen mit sich, seine eigenen Kämpfe und Siege. Doch egal wie sehr ich mich auch ablenkte, Jeongin war immer präsent, sein Name ein Echo in meinen Gedanken, seine Erinnerung ein Schatten, der mich nie verließ.
Die Welt schien mit jedem Regentropfen grauer zu werden, die Farben verblassten langsam, als ob der Regen nicht nur draußen fiel, sondern auch in meinem Inneren. Es war, als ob ein düsteres Grau alles umhüllte, von einem noch dunkleren Blau übertönt, das sich tief in mir ausbreitete und sich verankerte.
Ich verlor mich in meiner Arbeit, in der Hoffnung, dass sie mich vor meinen eigenen Gedanken schützen würde. Doch selbst in den stillsten Momenten fand ich keine Ruhe vor der Erinnerung an ihn, an uns, an das, was hätte sein können, aber nie sein würde.
Was wäre, wenn ich ihn nicht gesagt hätte, dass es vielleicht nichts zu bedeuten hatte? Was wäre, wenn ich ihn an mich gezogen hätte und wieder geküsst hätte? Was wäre, wenn ich ihn gesagt hätte, dass ich ihn nicht verlieren wollte? Die Frage, was wäre, wenn, quälte mich.
Und so vergingen die Tage, jeder wie der vorherige, und ich fragte mich, ob ich jemals wieder das warme Streicheln der Sonne auf meiner Haut spüren würde, ob ich jemals wieder das Gefühl haben würde, wirklich lebendig zu sein. Doch selbst in meiner tiefsten Dunkelheit war da eine Ahnung, ein Licht, das durch die Schatten brach - ein Licht, das mich weiterhin leitete, selbst wenn ich es nicht sehen konnte.
Vielleicht war es nur der Funke Hoffnung in mir, der noch loderte, dass ich Jeongin doch noch einmal gegenüberstehen könnte und dass das Ende nicht bereits geschrieben war, sondern noch Raum für eine neue Geschichte bot, eine, die anders verlief als die vorherige.
Ich hoffte, dass das, was zwischen uns lag, noch nicht das Ende des Anfangs war.
-𝐭𝐨 𝐛𝐞 𝐜𝐨𝐧𝐭𝐢𝐧𝐮𝐞𝐝-
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