Ein Wolf im Schafspelz
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Ich weiche seinem Blick aus. "Ich habe meinen Eltern versprochen, es zu versuchen", nicht ganz die Wahrheit aber auch keine Lüge.
Ich sehe aus dem Augenwinkel wie er mich mustert. "Dann haben sie Sie hier angemeldet?" Ich gebe keine Antwort. Ich habe vergessen wie schnell und mühelos sich Aleksander Sachen zusammenreimen kann.
"Ohne Ihr Wissen", stellt er fest und ich sage nichts. Auch er schweigt.
Nachdem wir zwei weitere Lieder lang getanzt haben, kehre ich zusammen mit Aleksander zu den anderen Kandidatinnen zurück. Mein Arm ruht auf seinem während wir nebeneinander auf Ellory und Henry zusteuern, die uns- wie alle anderen auch- beobachten. Langsam bin ich es leid so unverhohlen angestarrt zu werden und hoffe inständig, Aleksander würde sich nun wieder anderen Beschäftigungen zuwenden. Doch er macht keinerlei Anstalten von meiner Seite zu weichen, also bleibe ich neben Ellory stehen. Ellory lächelt mich über den Rand ihres halb gefüllten Sektglases an. Sie denkt vermutlich, dass ich Aleksander's Entscheidung, mich vor allen anderen um einen Tanz zu bitten, nur allzu schmeichelnd finde und ich ihm jetzt mehr zugetan bin als zuvor.
..Was auch irgendwie der Wahrheit entspricht..
Ich sehe Aleksander von der Seite an, der sich gerade mit Henry unterhält. Jedes Mal wenn ich denke ich wüsste wie er zu mir steht ändert er sein Verhalten. Als wolle er mich verwirren.
Er sieht zu mir und ich tue schnell so als würde ich eigentlich hinter ihn sehen. Ein kleines Lächeln zupft an seinen Mundwinkeln welches er jedoch sofort wieder unterlässt. Dennoch war es da und ich habe es gesehen.
"Ich glaube ich hole mir auch etwas zu trinken", beschließe ich und spreche dabei keinen der drei direkt an. Ich wende mich ab und gehe auf eine der Kellnerinnen zu, die an der schwarz goldenen Kleidung sowie den Tabletts mit weit mehr Gläsern darauf, als sie eigentlich aushalten sollten, leicht zu erkennen sind. Lächelnd nehme ich eines der Gläser mit den dünnen Stielen von ihrem Tablett ab und frage mich unwillkürlich ob, und wie weit sie morgen ihre Arme hochheben können wird.
Oder ist sie es inzwischen gewöhnt?
Ich will gerade zu Ellory zurückkehren, da greift jemand nach meiner Schulter. Ich drehe mich um. Es ist Jasper, er steht vor mir und betrachtet mich etwas zu eingehend. "Guten Abend meine Schöne", sein Lächeln ist wie immer einnehmend und ich winde mich innerlich. Ja, ich kann durchaus verstehen weshalb ihn alle anderen so anziehend finden. Aber auf mich wirkt es immer wie ein Ablenkungsmanöver. Sein Lächeln bewirkt sofort das man sich bei ihm wohlfühlen will.
Doch ich habe für Ablenkungen nichts übrig.
Vielleicht ist es ein Geschenk meiner Mutter.
Agatha Fernsby ist immer ausgesprochen konzentriert, geht jeder Ablenkung, die sie von ihren Zielen entfernen könnte aus dem Weg.
Den Gedanken in den hintersten Winkel deines Kopfes stecken und lächeln Avery, ermahne ich mich selbst.
"Ihnen auch einen guten Abend", ich knickse ein wenig bevor ich ihn genauer mustere. Er ist ebenso elegant gekleidet wie alle Anwesenden. Sein braunes Haar ist ordentlich und die Haut makellos. Außerdem hat er die weißesten Zähne die ich bisher in meinem Leben gesehen habe.
Er wirkt auf mich wie ein Wolf im Schafspelz.
Ich weiß nicht was ich von ihm halten soll. Wobei ich mir eigentlich bei allen drei Männern im unklaren über meine Meinung bin. Aber wie soll ich mir eine Meinung über drei Menschen bilden, die ich nicht einmal seit einer Woche kenne und weshalb wird von dem Prinzen erwartet die richtige Entscheidung zu treffen? Was ist wenn er seine einzig wahre Liebe versehentlich nach Hause schickt? Wäre dann nicht alles umsonst gewesen?
"Amüsieren Sie sich?", damit bringt mich Jasper wieder auf den Boden der Tatsachen und ich lege leicht den Kopf schief.
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