
𝐑𝐎𝐂𝐊𝐄𝐓 𝐐𝐔𝐄𝐄𝐍
𝐓𝐄𝐍: 𝐑𝐎𝐂𝐊𝐄𝐓 𝐐𝐔𝐄𝐄𝐍
𝐃𝐀𝐒 𝐋𝐄𝐓𝐙𝐓𝐄 𝐌𝐀𝐋 𝐃𝐀𝐒 𝐈𝐂𝐇 𝐈𝐍 𝐄𝐈𝐍𝐄𝐌 𝐊𝐑𝐀𝐍𝐊𝐄𝐍𝐇𝐀𝐔𝐒 𝐖𝐀𝐑, musste ich ungefähr neun Jahre alt gewesen sein.
Die Wut auf meinen alten Herrn hatte mich dazu bewegt, gegen die Steinmauer neben unserem Haus zu treten.
Nicht mein hellster Moment.
Als ich meine Augen endlich wieder öffnen konnte, blickte ich geradeaus in das alternde Gesicht einer Krankenschwester, die vielleicht noch einen Katzensprung von ihrem Ruhestand entfernt war.
Bitte lass sie mir nicht das Blut abnehmen.
Aber von Chrissy war hier keine Spur.
Eigentlich sollte es mich ja auch nicht wundern.
Eine Chrissy Cunningham würde sich niemals in der Öffentlichkeit mit mir blicken lassen.
Wälder, Trailerparks, leerstehende Fabrikgelände. Das war eher ihr Ding.
Weil es ein absolut neuartiges und irres Gefühl für mich war, wie das Antibiotika und irgendein Beruhigungsmittel durch meine Venen lief, bewegte ich meine Finger und glich dabei höchstwahrscheinlich einem Pianospieler.
Klassische Musik. Das fehlte hier noch. Dann wäre die Hölle perfekt gewesen.
Das klinische Weiß brannte in meinen Augen und machte mich nervös.
Wir konnten uns eine Behandlung eigentlich nicht leisten, aber irgendwie würde ich das Geld schon wieder reinbekommen.
Es gab genügend Cheerleadertussen, die danach strebten immer und überall aktiv sein zu können.
Ich würde den Preis nur ein wenig anpassen müssen. Angebot und Nachfrage. Wirtschaftliches Denken war das A und O in meinem Geschäft.
Mir war so, als hätte sich in den Behandlungszimmern des Krankenhauses eine neue Zeitrechnung aufgetan, weil ich das Gefühl hatte, dass die Zeit hier gar nicht verging.
Die Langeweile in mir war in der Zwischenzeit so groß geworden, dass ich irgendwann die Begleitbroschüren zu Operationen durchgelesen hatte.
Das hartnäckige Klopfen an der Zimmertür ließ mich aus der Vorstellung für Nasenoperationen (E-k-e-l-h-a-f-t) entkommen. Mit brüchiger Stimme bat ich die Person herein.
Hoffentlich war es der Oberarzt, damit ich mich endlich selbst entlassen konnte.
Sechs Stunden waren lange genug. Das Antibiotikum wirkte und durch das Beruhigungsmittel fühlte ich mich wie auf Wolken schwebend.
Ich musste einige Male ungläubig blinzeln, aber das was ich sah, blieb dasselbe.
Chrissy.
Da stand sie nun im Türrahmen und lächelte wie ein verfluchter Engel.
»Immer hereinspaziert.«, murmelte ich benommen und winkte sie zu mir.
Sie trug nicht mehr ihre Cheerleaderuniform, sondern eine helle Jeans, die – Gott stehe mir bei – ihre Rundungen perfekt umschmeichelte.
Der feine Rollkragenpullover ließ die Weiblichkeit ihres Oberkörpers mehr als nur erahnen und während ich meinen Blick nur unweigerlich löste, schluckte ich schwer.
Scheiße, sie war nie schöner gewesen.
Das unsichere Lächeln auf ihren Lippen blieb noch bestehen, als sie sich ohne zu fragen neben mich auf das Krankenbett setzte.
»Eddie, hey.«, wisperte sie mir entgegen und beugte sich hinab, um meine Wange flüchtig mit ihren Lippen zu streifen.
Was zum Teufel...?
Ihre ozeanblauen Augen verirrten sich für viele – viel zu viele – Momente in meinen Augen, es war unmöglich auch nur eine Sekunde wegzusehen.
Nicht einmal blinzeln wollte ich.
Irgendetwas an ihr hatte sich verändert, sie war forscher als ich sie jemals erlebt hatte.
Nun gut, einmal zuvor war sie es gewesen. Aber da hatte sie auch zwei Gramm intus.
Hier, so wie sie neben mir saß, war sie vollkommen nüchtern und trotzdem kühner als sonst.
Obwohl ich mich fragte, wie es möglich war, dass sie in dieser kurzen Zeit fast schon eine 180° Grad-Wendung hingelegt hatte, war es mir im Grunde genommen doch scheißegal.
Wichtig war nur, dass sie hier war. Bei mir.
»Tut es sehr weh?«, fragte sie und zeichnete mit ihrem Zeigefinger die verbundenen Wunden an meinem Oberarm nach.
Ihre Berührungen waren zaghaft, aber eindeutig genug, um meinen Körper mit einer ausgeprägten Gänsehaut zu bedecken.
Dann wanderte ihr Finger weiter meine Schulter hinauf, berührten die empfindlichsten Stellen meines Halses und stoppten letztendlich an meinen Lippen.
Während sie die Konturen ebendieser nachfuhr, bis sie sich sanft auf ihre eigenen.
Würde ich nicht bereits liegen, wäre mir spätestens jetzt schwindelig geworden.
Chrissy war weiß Gott nicht das erste Mädchen, das mich berührte, aber mit Abstand das Mädchen, das am ehesten ein Feuerwerk in meinem Innersten losließ.
Ich konnte es selbst nicht fassen, wie anfällig ich für ihre Berührungen war.
Dann wurde mir wieder bewusst, dass sie mich etwas gefragt hatte und um ihre Frage zu beantworten, schüttelte ich stumm den Kopf.
Die Schmerzmittel wirkten so gut, dass ich zwar immer noch eine bleierne Schwere empfand, aber nicht mehr so feinfühlig war.
»Gut.«, wisperte sie und richtete sich auf.
Frustriert schloss ich die Augen, weil ihr Besuch für meinen Geschmack viel zu kurz gewesen war.
Doch als ich einen unerklärlichen Druck auf mir verspürte, öffnete ich meine Augen sofort wieder.
Nur um Chrissy auf mir vorzufinden. Fuck.
Sie saß rittlings auf mir, ihre Hände neben meinen Schultern abgestützt, ihr Gesicht nur wenige Zentimeter von meinem entfernt.
Plötzlich fand ich es gar nicht so verkehrt in einem Krankenhaus zu sein, denn ich fühlte mich einem Herzinfarkt verdächtig nahe.
Keine Ahnung was in Chrissy Cunningham gefahren war, aber ich betete zu einem Gott, von dem ich nicht wusste, ob es ihn gab, dass es dabeibleiben würde.
Sie war mir jetzt so nahe, dass ich ihren Duft nach frischgewaschener Wäsche und etwas undefinierbar Blumigen wahrnahm.
Sie roch so süß und verlockend, dass ich leise aufseufzte.
»Sag Bescheid, wenn es wehtut.«, hauchte sie meinen Lippen entgegen, ehe sie ebendiese küsste.
Der Druck ihrer Lippen war für den Bruchteil einer Sekunde angenehm leicht, dann wurde er sofort schwerer, drängender.
Die massierenden Bewegungen ihrer Lippen ließen den Rest Selbstkontrolle in mir zu Staub zerfallen.
Vorsichtig wanderte ich mit meiner verkabelten Hand an ihrer Taille hoch, spürte den weichen Stoff ihres Pullovers und stellte mir vor, wie sich ihre nackte Haut darunter wohl anfühlen mochte.
Ihren Lippen entwich jetzt ein leises Seufzen, dass so anziehend für mich klang, dass ich mit einem Stöhnen antwortete.
Ihr Kuss wurde jetzt immer überstürzender, ihr offenes Haar kitzelte an meiner Wange. Nie war ich dem Himmel so nahe gewesen.
Im nächsten Moment spürte ich ihre linke Hand an meinem Hals, sie übte einen leichten Druck aus, ihre Fingernägel gruben sich sanft in die empfindliche Haut meiner Halsbeuge.
Ich stöhnte nochmals.
Dann wieder das Klopfen an der Zimmertür. Immer und immer wieder.
Gehetzte Stimmen, das Piepen eines Überwachungsgerätes.
Schläfrig versuchte ich meine Augen zu öffnen, aber es gelang mir nicht. Dafür spürte ich eine kalte Hand an meiner Stirn.
»Er hat Fieber bekommen. Erhöhen Sie auf dreißig Milligramm. Wecken Sie ihn alle halbe Stunde, wenn er mehr als einmal das Bewusstsein verliert, rufen Sie mich.«
Als ich endlich meine Augen öffnen konnte, sah ich noch den Kittel eines Arztes aus dem Türrahmen verschwinden, in dem wenige Minuten zuvor noch Chrissy gelehnt hatte.
In meiner Vorstellung zumindest hatte sie das.
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