𝐍𝐈𝐆𝐇𝐓 𝐒𝐎𝐍𝐆𝐒
𝐅𝐈𝐕𝐄: 𝐍𝐈𝐆𝐇𝐓 𝐒𝐎𝐍𝐆𝐒
𝐈𝐂𝐇 𝐖𝐎𝐋𝐋𝐓𝐄 𝐖𝐈𝐄𝐃𝐄𝐑 𝐔𝐌𝐊𝐄𝐇𝐑𝐄𝐍. An die Zehnmal bestimmt.
Zehnmal hatte ich abgewogen, ob das was ich im Begriff war zu tun, das Dümmste war, was ich je getan hatte oder mein Leben vielleicht grundlegend verbessern konnte.
Eigentlich lächerlich.
Was konnte sich denn zum Guten wenden, wenn ein Freak mit Miss Perfect abhing?
Das entzog sich jeglicher Naturgesetze.
Wir lebten in zwei Welten.
Meine war zu sehr geprägt vom Freak sein und Außenseitertum. Und ihre war - es war als würde Gandalf der Graue mir den Weg versperren.
Ich hatte dort einfach nichts zu suchen.
Gerade als ich das elfte Mal darüber nachdachte eine scharfe Kehrtwende zu machen, sah ich das blaue Warnlicht, das mich bat anzuhalten.
»Fuck.«, fluchte ich und trat auf die Bremse.
Angespannt drehte ich mich Chrissy entgegen und analysierte ihr bekifftes Selbst.
Sie sah immer noch hübsch aus, aber ihre Pupillen waren dermaßen geweitet, dass sie jetzt an einen Koboldmaki erinnerte.
Wie sie ihre Augen aufriss - eigentlich war es zum Totlachen.
Ansonsten schien es ihr echt gut zu gehen, sie summte zu den ihr völlig unbekannten Melodien von Black Sabbath.
Wie man dabei summen konnte, wollte sich mir nicht erschließen, aber ich mochte es, wie sie war, wenn sie anders war.
Anders, aber genau richtig.
Sie nahm einfach den Moment wie er kam und die Umstände wie sie ihr präsentiert worden.
Sie spielte keine Rolle, die ihre Mutter oder das verfluchte System der Begehrtheit der Hawkins High ihr aufgetragen hatten.
Sie war ein stinknormales Mädchen, das überhaupt keine stinknormalen Sachen tat und dabei echt schön aussah.
Ihre Finger trommelten in dem arrhythmischsten Takt, den ich je gesehen hatte auf ihren nackten Beinen und dieser Anblick entlockte mir ein sanftes Grinsen.
Dann holte mich die Sirene in die Gegenwart zurück und ich fuhr mir seufzend durch die dunklen Locken.
Ich musste das hier regeln. Irgendwie einem Drama entkommen.
Und dabei wusste ich nicht, was für ein Drama mir erst noch bevorstand.
Vielmehr eine waschechte Tragödie.
»Bei allen guten Göttern. Chrissy, versuch einfach still zu bleiben.«, bat ich sie und rutschte unruhig auf meinem Sitz hin und her.
Für einen flüchtigen Augenblick traf mich ihr azurblauer Blick, aber man merkte ihr deutlich an, dass sie nichts von dem was ich sagte, verstanden hatte.
Panisch überlegte ich, wie ich die Situation entschärfen konnte.
Ich war tausende Mal bekifft Auto gefahren, das war nicht das Problem.
Das Problem bestand eher darin, Chrissy irgendwie aus der ganzen Sache herauszuhalten.
Während mein Blick auf den näherkommenden Polizisten gehaftet war, bewegte ich meine Lippen nun möglichst unscheinbar.
Ich musste dabei aussehen wie ein Bauchredner, aber so würde die Streife vielleicht nicht bemerken, dass ich Chrissy etwas zuflüsterte.
„Du kannst deine Sportlichkeit jetzt unter Beweis stellen, Cunningham. Auf drei.«
Vernebelt sah sie mich an, dann huschte ihr Blick zu der uniformierten Wache und das Aufreißen ihrer Augen vermittelte mir den Eindruck, dass sie jetzt ziemlich gut verstand, was eigentlich abging.
»Oh nein, Eddie. Oh nein nein nein.«, hyperventilierte sie und krallte ihre Hände in den Autositz.
»Ruhig, Chrissy. Bei drei laufen wir los. 300 Meter. Dann kommt ein altes Fabrikgelände. Folg mir einfach und versuch nicht zu kotzen.«, angespannt erklärte ich ihr den Plan und begann dann zu zählen.
Und dabei hoffte ich inständig, dass nicht ich es wäre, der kotzte.
𝐄𝐈𝐍𝐒.
Ich entriegelte die Autotür und kniff bei dem mechanischen Klicken die Augen zusammen.
Warum musste ich auch eine solche Schrottkare fahren, die bei der kleinsten Aufgabe schon heulte, als hätte sie den Roadtrips des Jahrhunderts hingelegt?
Weil wir es uns nicht leisten konnten und ich froh darüber sein konnte, dass mir Wayne das Auto andauernd überließ vielleicht?
𝐙𝐖𝐄𝐈.
Ich beugte mich zu Chrissy hinüber und spürte wieder ihren heißen Atem und wie sie ängstlich die gesammelte Luft aus ihren Lungen entweichen ließ.
Vorsichtig und möglichst lautlos öffnete ich die Beifahrertür und berührte dabei unweigerlich ihre nackte Schulter mit meiner Wange.
Mit einem Ruhepuls von 120 tat ich so als würde ich ihr eine Strähne aus dem Gesicht streifen wollen, um keine weitere Aufmerksamkeit zu erregen und ganz normal zu wirken.
Eine ganz normale Geste bei einem ganz normalen Paar an einem ganz normalen Abend.
Nur, dass wir kein Paar waren. Und an der Situation auch wirklich gar nichts normal war.
Wir befanden uns geradewegs auf den Weg in die Hölle.
Ich mochte dort Stammgast sein, seitdem ich zehn Jahre alt war.
Chrissy aber war ein unbeschriebenes Blatt und dabei sollte es auch bleiben.
Einen Atemzug lang verharrte mein Blick in ihren Augen und ich verlor kurz jegliches Zeitgefühl.
Dann lehnte ich mich hastig wieder zurück und öffnete unbemerkt die Fahrertür.
Der Polizist war nur noch wenige Schritte von uns entfernt und die Anspannung lag wie eine schwere Decke über uns.
»𝐃𝐑𝐄𝐈!«, schrie ich und stieg Hals über Kopf aus dem Wagen.
Als ich mich umdrehte war Chrissy nur einige Meter von mir entfernt, der fettleibige Officer hatte keine Chance.
Ich wollte erleichtert aufatmen, aber das Rennen an sich schnürte mir schon die gesamte Luft ab.
Möglicherweise wäre es doch ratsam gewesen, nicht alle der Sportkurse zu versäumen.
Oder weniger zu rauchen, um meine Lunge nicht weiter zu zerstören.
Der Officer wählte den einfachen Weg und humpelte zu seinem Auto zurück, um uns damit zu verfolgen.
Bis er es aber endlich gestartet hatte waren wir längst auf dem leerstehenden Fabrikgelände angekommen.
In einer energischen Bewegung griff ich nach Chrissys Arm und zog sie mit mir um die Ecke, wo ich sie harsch gegen die Wand eines zertrümmerten Gebäudes drückte und ihr meinen Zeigefinger auf die Lippen legte.
Mein Atem ging nur stoßweise, ich hatte nicht die Ausdauer eines Sportlers und der kurze Sprint hatte mir schon einiges abverlangt.
Ich schluckte schwer, weil ich - obwohl die Situation keine Zeit für aufkeimende Gefühl zuließ - willenlos über die Begierde nach ihren Lippen war.
Die Panik gefasst zu werden hatte etwas so Erregendes an sich, dass ich einfach nicht mehr immun dagegen war, sie küssen zu wollen.
Flüchtig gestattete ich es mir darüber nachzudenken, wie sie wohl schmecken würde.
Egal.
Alles egal, solange ich nicht nachgab.
Und ich würde nicht nachgeben. , dachte ich, während ich ihr automatisch näherkam.
Ich machte das nicht absichtlich.
Das war nicht ich.
Es war ein animalischer Reflex, der meinen Körper den ihren immer näherkommen ließ.
In ihrem fixierten Blick sah ich etwas, das ich nicht deuten konnte.
Doch das Glänzen ihrer Augen brachte mich dazu, zu stoppen und mich sofort von ihr zu entfernen.
»Sorry..«, murmelte ich und ließ nun gänzlich von ihr ab.
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