𝐄𝐈𝐆𝐇𝐓: 𝐇𝐎𝐏𝐄𝐋𝐄𝐒𝐒 𝐀𝐍𝐃 𝐁𝐄𝐀𝐓𝐄𝐍

𝐂𝐇𝐑𝐈𝐒𝐒𝐘 𝐖𝐀𝐑 𝐈𝐍 𝐃𝐄𝐍 𝐋𝐄𝐓𝐙𝐓𝐄𝐍 𝐙𝐖𝐄𝐈 𝐒𝐓𝐔𝐍𝐃𝐄𝐍 ziemlich gewachsen und ihr Kreuz war auch viel breiter geworden.
Ihr fehlte der viel zu kurze Rock der viel zu viel entblößte und die kurzen Haare waren jetzt auch nicht das, was ich als sexy bezeichnen würde.
Nicht, dass kurze Haare nicht sexy sein konnten. Aber kurze Haare, die zu Jason Carver gehörten, waren es auf jeden Fall nicht.

Ich seufzte unzufrieden und war geistig schon dabei eine Kehrtwende zu machen, als ich seine nervige gestelzte Stimme hörte.
Mein Gott, manchmal klang er so hochnäsig als käme er geradewegs aus einem der Mittelalterromane, die für ein paar Cents an der Tankstelle auslagen.
»Du dachtest doch nicht wirklich der Alkoholikerchief kann mich davon abhalten, dir zu geben was du verdienst, Freak!«

»Das nicht.«, murmelte ich abweisend, weil ich mich unruhig umsah, wohin ich flüchten konnte.
»Aber ich hätte auch nicht gedacht, dass du deine Schimpansenbande mitbringst.«
Gereizt rollte ich mit den Augen, wenn ich auf eines gerade gar keinen Bock hatte, dann war es die Fresse poliert zu bekommen.
Drei gegen eins. Erbärmlich. Und verdammt schmerzhaft.

Der erste Tritt ging direkt in die Rippen, das Lachen von Andy stahl sich ohrenbetäubend und kreischend in mein Gehör.
Der Wichser war noch nerviger als Jason selbst.
Das Einzige was ihn beliebt gemacht hatte, war die Tatsache, dass er eine ansehnliche Mom hatte, die mit dem Rektor gevögelt hatte.

Die Fäuste, die jetzt auf mich einprallten wie ein Platzregen gehörten Patrick und verflucht hatte der nen Schlag.
Der metallene Geschmack von Blut erfüllte meinen gesamten Mundinnrenraum, mir wurde kotzübel von der Menge.
Wenn sie nicht bald aufhörten, würde ich mich noch an meinem eigenen Blut verschlucken. Oder an meiner Kotze.

Keuchend spuckte ich einen Schwall der roten Körperflüssigkeit aus, nahm meine Kräfte beisammen und boxte Andy mitten in die grinsende Fresse.
Egal wie haushoch ich verlieren würde, immerhin hatte ich einmal ausgeteilt.
Während Andy sich das schmerzende Gesicht rieb, trat Patrick weiter auf mich ein.
Ich ignorierte den Schmerz so gut es ging und humpelte auf den Dreckssack Carver zu.

Immer wieder musste ich Blut ausspucken, mein linkes Auge war so zugeschwollen, dass ich nur noch verschwommen sah.
Wenigstens einmal wollte ich, dass sich der Hurensohn die Hände selber schmutzig machte, anstatt seine Gefolgschaft zu beauftragen.

»Was ist los, Freak? Schwach auf den Beinen?«, feixte er und erst im Moment darauf machten seine Worte Sinn.
Andy war mir mit Anlauf in die Kniekehlen gesprungen, sodass ich einfach zusammensackte.
Ich hatte keine Chance. Ich war gebrochen.
Unfähig wieder aufzustehen.
Die bedrohliche Silhouette von Jason stahl sich vor meinen unklaren Blick, er grinste wie ein Honigkuchenpferd.
»Das war dafür, dass du meiner Chris Drogen verkauft hast.«, raunte er mir zu.

»Und das hier-«, er hielt nun seine Faust in die Höhe, die von einem Schlagring umschlossen war.
Wo zum Teufel bekam ein Oberschichtwichser eine so schmutzige Waffe her? Das passte nicht zu ihm.
»- ist dafür, dass sie dich auch noch in Schutz nehmen wollte.«
Keine Ahnung wie sich ein gebrochener Kiefer wirklich anfühlte, aber ich war mir ziemlich sicher, dass es so ähnlich sein musste.
Der Schmerz war allgegenwärtig und so stark, dass ich kotzte.

Mitten auf den Trailerparkplatz, während ich wie ein Baby flennte.
Mein ganzer Körper bestand aus Schmerz, gerissenen Fasern und gebrochenen Knochen.
Ich heulte so lange, bis ich das Bewusstsein verlor und wie ein Embryo eingeigelt liegen blieb.

In den Träumen meiner Ohnmacht ergoss sich ein Regenschauer über mir, der starke Regenfall war eine dankbare Abwechselung zu den brennenden Wunden auf meiner Haut.
Als ich meine Augen öffnete, offen waren sie aufgrund der Schwellung nicht wirklich, perlten feine Wassertropfen auf mein Lid.
Dann erst verstand ich, dass jemand Wasser über mich kippte. Und dieser jemand war mein Onkel Wayne.

»Eddie, verfluchte Scheiße nochmal. Was ist mit dir passiert? Hast du wieder Ärger?«
Er klang so unfassbar wütend, aber diese Wut war die reinste Form der Sorge, die ich kannte.
Ich sog den Rotz aus meinem Rachen und spuckte ihn auf den Boden neben mir.
Die leichte Drehung, die ich dafür aufwenden musste, ließ den Schmerz erneut explodieren.
Aus meinem Keuchen wurde ein ausgereifter Hustenanfall, der so stark in meinen Rippen wehtat, dass mir wieder die Tränen kamen.

»Nicht der Rede wert.«, murmelte ich kraftlos.
»Junge..«, sagte Onkel Wayne und aus seiner Wut war tiefe Trauer geworden.
Beschwichtigend hob ich meine Hand, so gut, dass bei der Vielzahl an schmerzenden Körperpartien ging.
»Is' schon gut. Bin selber schuld.«, nuschelte ich und schloss wieder die Augen.
Ich wollte einfach schlafen. So lange bis mein Körper wieder funktionierte und die blutenden Stellen verheilt waren.
Von meinen gebrochenen Knochen wollte ich erst gar nicht anfangen.
Ein Fingerschnipsen und die Schmerzen waren weg. Das wärs jetzt.

»Wir müssen dich diesmal in ein Krankenhaus bringen, Ed. Das bekommen wir hier nicht hin.", seufzte er.
»Kacke, das wird teuer.«, flüsterte ich und grinste leicht.
Meine schmerzenden Augen fixierten die besorgte Miene meines Onkels. Ich hatte ihn nicht vielleicht nicht in die Scheiße geritten, aber viel besser war die jetzige Situation auch nicht.
Onkel Wayne schüttelte ungläubig seinen Kopf, aber trotzdem musste er leicht schmunzeln.
Das war unser Ding, in den schlimmsten Momenten schafften wir es immer Humor zu bewahren.
So hatten wir auch das mit Carrie überlebt.

»Wo ist der Wagen?«, fragte er überrascht und sah sich vor unserem Trailer um.
»Hab ihn bei nem Wetteinsatz verpfändet.«, sagte ich und als ich leise auflachte, floss Blut aus meinem Mund.
Einfach nur ekelhaft.
»War n Scherz. Ist bei Hopper.«, murmelte ich dann und legte meinen Kopf wieder auf den feuchten Boden ab.
Allein meinen Kopf aufrecht zu halten bedeutete so große Anstrengung für mich, dass ich es nicht lange aushielt.

Die Stille um uns herum verriet mir, dass Onkel Wayne darüber nachdachte was es zu bedeuten hatte, dass der Wagen bei Hopper stand.
Aber er wollte mich nicht mit lästigen Fragen quälen, die auch noch später eine Antwort bekommen konnten.
Ich hörte nur halbherzig hin, aber Onkel Wayne murmelte irgendetwas davon, dass er jetzt zusehen müsse wie er mich hier wegbekam.
Bis er dann verstummte und irritiert auf ein sich näherndes Auto sah.

Ich versuche nochmal mich aufzurichten und meinen Oberkörper mit meinem abgestützten Ellbogen hochzuhalten.
Das tat zwar verflucht doll weh, aber so konnte ich immerhin sehen, was vor sich ging.
Die Karre, die sich näherte, war viel zu schick für diesen Ort. Ein Neuwagen mit glänzendem Lack und richtig geilen Felgen.
Als der Fahrer ausstieg erkannte ich sie trotz der zugeschwollenen Augen sofort.
Ihr perfekter Lockenzopf wippte hektisch hin und her, als sie mit angsterfülltem Blick auf uns zulief.

»Eddie? Was ist passiert?«, fragte sie erschrocken und ließ sich neben mir auf die Knie sinken.
Chrissy Elizabeth Cunningham aka die Verräterin aka diejenige, die jetzt vor mir kniete und beruhigend über meine Wange strich, aka diejenige, die immer eingeschüchtert und zurückhaltend war, schrie jetzt fieberhabt meinen Onkel an und fragte, was mit mir geschehen war.
Die Situation war für mich so absurd, dass ich leise auflacht, was wieder rum in einem Hustenanfall endete.

»Hätte ich gewusst, dass ich so deine Aufmerksamkeit bekomme, hätte ich mich schon vorher von den drei Affen malträtieren lassen.«, wisperte ich ihr mit einem triumphierenden Grinsen auf den Lippen entgegen.
Chrissys Blick sprach Bände, aber ich konnte sie nicht lesen. Ich wusste nicht ob es Sorge, Stolz, Wut, Ekel oder einfach alles zusammen war.
Aber das war auch nicht von Bedeutung. Wichtig war nur, dass sie hier war. Hier, obwohl Jason fuchsteufelswild gewesen war, weil sie es schon zuvor gewesen war.
Und sie hatte sich trotzdem dafür entschieden, wieder aufzutauchen.

»Ich ruhe nur kurz meine Augen aus...«, flüsterte ich und versank dann in einer erneuten Bewusstlosigkeit.