
𝐂𝐎𝐌𝐄 𝐓𝐎 𝐀𝐍 𝐄𝐍𝐃
𝐓𝐖𝐄𝐍𝐓𝐘𝐓𝐇𝐑𝐄𝐄 : 𝐂𝐎𝐌𝐄 𝐓𝐎 𝐀𝐍 𝐄𝐍𝐃
𝐃𝐀𝐒 𝐙Ö𝐆𝐄𝐑𝐋𝐈𝐂𝐇𝐄 𝐊𝐋𝐎𝐏𝐅𝐄𝐍 an der Motelzimmertür riss uns aus einem unruhigen Schlaf.
Mein Arm war eingeschlafen, weil Chrissy sich so eng wie möglich an mich gekuschelt hatte.
Ich quittierte ihren Anblick mit einem leichten Schmunzeln, dann wurde mir wieder bewusst, dass irgendwer uns störte.
Sofort richtete ich mich auf, feine Schweißperlen benetzten meine Stirn und mit weit aufgerissenen Augen sah ich auf den Türknauf, der sich hin und her bewegte.
»Chrissy...«, zischte ich und rüttelte vorsichtig an ihrer schlafenden Person.
Sie schien einen leichten Schlaf zu haben, denn sofort setzte sie sich kerzengerade hin.
Aufmerksam lauschte sie dem leisen Rufen einer Frau. Ihre Stimme kam uns beiden nicht bekannt vor.
Chrissy schaute hektisch umher, vielleicht, wenn ich genau hinsah, konnte ich die feinen Räderchen in ihrem Hirn sich bewegen sehen.
Sie überlegte unruhig, was wir tun sollen.
Wäre das nicht eigentlich meine Aufgabe gewesen?
Scheiße, ich konnte mich nicht konzentrieren.
Allein der Gedanke daran, es könnte ein Vorwand sein und Jason und seine Truppe standen vor der Tür, schickte eine panische Angst durch meinen Körper.
Die Vorstellung was mich dann zu erwarten hatte, ließ meine schon fast verheilten Wunden, erneut brennen. Ich war sowas von am Arsch.
»...los, Eddie!«, wisperte Chrissy aufgebracht.
Erst jetzt realisierte ich, dass sie mit mir gesprochen hatte.
»Was?«, fragte ich ahnungslos und sah sie irritiert an. Ihre Antwort darauf war ein leichtes Kopfschütteln, dann sah sie mir durchdringend in die Augen und erklärte mir nochmals, dass ich mich unter dem Bett verstecken sollte.
Ich wollte ihr sagen, dass das verflucht noch einmal der erste Ort war, an dem jemand suchen würde, aber ihr Blick ließ mich nichts sagen.
Nur gehorchen.
In einer ungelenken Bewegung schob ich mich unter das Bett und versuchte so weit nach hinten zu kriechen, bis ich die Zimmerwand an meinen Füßen spürte.
Chrissy zog in einer abnormalen Geschwindigkeit ihre ursprüngliche Kleidung an, richtete sich den Pferdeschwanz (natürlich, was wäre eine Cheerleaderin auch ohne ihren akkuraten, ziependen Zopf?) und ging unsicher auf die Tür zu.
Dort atmete sie einmal tief durch, straffte ihren Körper und öffnete die Tür.
Nur, um den Bruchteil einer Sekunde später in das freundliche Gesicht der Rezeptionistin zu schauen.
»Ms Connor oder...ehm Ms. Cunningham? Ich – es tut mir sehr leid, Sie stören zu müssen.
Aber wir wurden gerade benachrichtigt, dass Ihre Kreditkarte abgelehnt wurde. Sie wurde...gesperrt. Von Ihrer Mutter. Sie...sie bat mich darum Ihnen etwas auszurichten.«, die junge Frau stoppte und sah Chrissy mitleidig an.
Jesus Christus, wie blöd waren wir eigentlich?
Wir benutzten ein Alias und dann zahlten wir mit ihrer Kreditkarte, auf der ihr richtige Name stand.
Was auch immer uns erwartete, unsere Dummheit hatte uns dort hingeführt.
Wir hatten es verdient. Allen voran ich.
Weil ich zugestimmt hatte und ich unbedingt Zeit mit Chrissy Cunningham verbringen wollte. Weil ich schwach im Geiste war.
Fuck.
Die Mimik der Rezeptionistin war so eindeutig, dass ich es selbst aus meiner Position heraus erkennen konnte.
Sie fühlte sich verdammt unwohl dabei, dieses Gespräch führen zu müssen.
Witzig, meine Liegemöglichkeit war auch nicht gerade das Gelbe vom Ei.
Chrissy zog ihren Faltenrock etwas zurecht, dann nickte sie zaghaft und bat die Rezeptionistin, ihr die Nachricht zu übermitteln.
»Miss, ich möchte noch einmal ausdrücklich klarstellen, dass das nicht meine Worte sind«, erklärte sie und zog einen Notizzettel aus ihrer Hosentasche.
»Warten Sie. Können Sie mir...können Sie mir den Zettel überlassen? Ich würde ihn gerne in Ruhe lesen.«, stoppte Chrissy sie.
Die junge Frau schien beinahe erleichtert, sie nickte einige Male kräftig und drückte ihr dann den Zettel in die Hand.
»Miss...ich möchte Ihnen sagen, auch, wenn es vielleicht meine Grenzen überschreitet...Ihre Mutter klang sehr betrübt, als sie mir all das sagte. Sie leidet, ich bin mir sicher es gibt einen Ausweg.«
Chrissy tat etwas, das ich nicht von ihr erwartet hätte. Von jedem, aber nicht von ihr.
Sie schlug der Frau die Tür vor der Nase zu.
Dann taumelte sie auf das Bett zurück, der leichte Druck ihres Körpergewichtes ließ die Matratze einsinken, aber mir blieb noch genug Platz.
Sollte ich hier unten bleiben? Ihr Gesellschaft leisten? Gott, wann würde es endlich aufhören so unnormal bekloppte Situationen zu regnen?
In diesem Moment wusste ich noch nicht, was mich zu erwarten hatte.
Uns zu erwarten hatte.
Und, dass alles was wir bis dato erlebt hatten, ein verfluchtes Zuckerschlecken gewesen war.
𝒞𝒽𝓇𝒾𝓈𝓉𝒾𝓃𝑒,
Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr mein Herz schmerzt, weil ich diese Zeilen schreiben muss.
Es tut fast so weh, wie die Tatsache, dass ich deine Kleidung immer wieder umnähen muss.
Bin ich wirklich eine so schlechte Mutter, wenn ich verlange, dass ich meine kostbare Zeit einmal nicht dafür aufwenden muss, um deine Zunahme zu kaschieren?
Du wirst bald aufgehen wie ein Hefekloß, das hat selbst Mrs. Dunner gesagt.
Wie sehr es mich beschämt hat, das von unserer Nachbarin zu hören.
Nun gut, ich lasse dir diese Nachricht überbringen, weil ich deinen Anblick nicht ertragen würde.
Ich schäme mich, deine Mutter zu sein.
Mit einem Wilden zusammen sein zu wollen, Christine! Ich bin erschüttert.
Der arme Jason, er hat so bitterlich geweint.
Aber es ist deine Entscheidung, wie es deine Entscheidung gewesen ist, eine zweite Scheibe Brot zu nehmen. Herrgott Christine. Nach 18 Uhr!
Ein Motel, also wirklich. Ich hätte dir mehr Stil zugetraut. Du hast doch von der Besten gelernt.
Aber ich war anscheinend genauso erfolglos, wie dein Vater bei dem Versuch die Carvers dazu zu bewegen, dich mit auf ihre Europareise zu nehmen.
Vielleicht hatten sie bereits geahnt, was für ein undankbares Stück du bist.
Es wird von mir keine Zahlung geben. Ab dem Moment, an dem du dich dazu entschlossen hast, Zeit mit einem verwahrlosten Drogensüchtigen zu verbringen, bist du auf dich allein gestellt.
Es tut weh und eigentlich ist es falsch, aber ein Teil von mir, wird dich immer lieben.
𝒟𝒾𝒶𝓃𝑒
Ich hing hier wie auf heißen Kohlen, ich hatte keine Ahnung was sich 50 Zentimeter über mir abspielte.
Doch als ich ihr leises Schluchzen hörte, war mir klar, dass die Worte ihrer Mutter noch schlimmer gewesen sein mussten, als erwartet.
Mir war es verdammt noch einmal egal, ob sie mich bei sich haben wollte oder nicht. Ich würde es sein.
Umständlich krabbelte ich unter dem Bett hervor, setzte mich neben sie und riss ihr den Zettel aus der Hand.
Ich hätte vorhin gar nicht so viel essen können, wie ich jetzt gerne gekotzt hätte.
Was für eine Mutter schrieb solche Worte?
Am liebsten hätte ich den Zettel in den Müll geworfen, irgendwo versteckt oder am besten noch verbrannt. Aber das war nicht meine Entscheidung.
»Chrissy...«, murmelte ich und zum ersten Mal seit einer Ewigkeit sah sie mich an.
Ihre Augen waren gerötet und voller Tränen, ihr zierlicher Körper zitterte aufgebracht. Ich schluckte.
All meine Entscheidungen hatten sie an diesen Punkt gebracht.
Mein Drogenkonsum, meine perfide Tätigkeit als Drogendealer. Die Tatsache, dass ich zugestimmt hatte, ihr Drogen zu verkaufen!
Nur, weil ich zugestimmt hatte. Ein einfaches Wort. Nein. Und all das wäre nicht geschehen.
Aber meine Neugierde war größer gewesen. Ich wollte unbedingt wissen, wieso Chrissy The Queen Cunningham Drogen brauchte.
Ich wollte sehen, zu was für einen Menschen sie sich entwickelt hatte und zu welchem sie sich noch entwickeln konnte.
Was die Truppe aus Anabolika-Athleten und Tanzmäusen mit ihr angestellt hatte.
Und jetzt sah ich nicht mehr die beliebteste Schülerin der Hawkins High vor mir, sondern ein Mädchen, das alles verloren hatte. Wegen mir.
Fluchend vergrub ich mein Gesicht in den Händen, meine Füße stampften wütend auf dem Linoleum herum.
Ich überlegte fieberhaft was ich sagen könnte, wie ich die Situation retten – Chrissy retten – könnte.
Aber da gab es nichts.
Was wäre, wenn ich um Verzeihung bitten würde? Bei ihren Eltern?
Scheiße, für sie würde ich auf den Knien vor ihnen herumrutschen und ihre Füße küssen.
»Chrissy? Soll ich mit ihnen reden?«, brummte ich zwischen meinen Händen hindurch und weil sie nicht sofort etwas sagte, sah ich sie schließlich doch an.
»Nein.«, flüsterte sie unsicher. »Nein. Das...bringt nichts. Und ich...ich will es auch nicht. Diese Dinge-«
»Es ist unverzeihlich.«, unterbrach ich sie.
»Was sie geschrieben hat. Über dich. Ihre Tochter. Wenn ich du wäre, würde ich gar nicht zurückwollen.«, gab ich zu.
Sie lächelte. Lächelte, obwohl es das letzte war, was in diesem Moment gepasst hätte.
Ich nahm ihre Hände und streichelte behutsam über ihre Fingerknöchel.
»Es ist unmöglich dir sofort eine Lösung zu bieten. Das weiß ich. Das weißt du. Aber in zwei Tagen sind die Sommerferien. Drei Monate, in denen wir Zeit haben, einen Plan zu schmieden...wenn du das willst.«
Eine erschreckend lange Zeit sagte sie wieder nichts. Ich bereite mich so gut es ging auf eine Hasstirade vor, auf ein höhnisches Lachen ihrerseits, auf das Aufdecken einer verstecken Kamera und der Beendigung ihres Schauspiels.
Aber Chrissy tat nichts dergleichen, als sie ihre Stimme endlich wieder erhob, bildete sich eine Gänsehaut auf meinen Armen.
»Nur-« sie stoppte und räusperte sich, weil ihre Stimme von den vielen Tränen immer noch belegt war.
»Nur, wenn du mich mit zu einer Bandprobe nimmst.«, sagte sie erschöpft und lehnte sich gegen mich.
In diesem Moment verstand ich, dass ich nicht nur verliebt in sie war, sondern, dass ich sie liebte.
Ich, Eddie Munson, der Verbannte, ortsbekannter Freak, liebte Chrissy Elizabeth Cunningham.
(𝐖𝐨𝐰. 𝐈𝐜𝐡 𝐬𝐢𝐭𝐳𝐞 𝐡𝐢𝐞𝐫 𝐮𝐧𝐝 𝐰𝐞𝐢𝐧𝐞. 𝐖𝐢𝐫𝐤𝐥𝐢𝐜𝐡. 𝐃𝐚𝐬 𝐢𝐬𝐭 𝐝𝐚𝐬 𝐯𝐨𝐫𝐥ä𝐮𝐟𝐢𝐠𝐞 𝐄𝐧𝐝𝐞. 𝐔𝐧𝐝 𝐮𝐦 𝐞𝐮𝐜𝐡 𝐞𝐢𝐧𝐞𝐬 𝐯𝐨𝐫𝐰𝐞𝐠𝐳𝐮𝐧𝐞𝐡𝐦𝐞𝐧: 𝐄𝐬 𝐰𝐢𝐫𝐝 𝐰𝐞𝐢𝐭𝐞𝐫𝐠𝐞𝐡𝐞𝐧. 𝐄𝐬 𝐰𝐢𝐫𝐝 𝐞𝐢𝐧𝐞𝐧 𝐳𝐰𝐞𝐢𝐭𝐞𝐧 𝐓𝐞𝐢𝐥 𝐠𝐞𝐛𝐞𝐧. 𝐀𝐛𝐞𝐫 𝐝𝐚𝐟ü𝐫 𝐥𝐚𝐬𝐬𝐞 𝐢𝐜𝐡 𝐦𝐢𝐫 𝐧𝐨𝐜𝐡 𝐞𝐢𝐧 𝐰𝐞𝐧𝐢𝐠 𝐙𝐞𝐢𝐭. 𝐄𝐬 𝐰𝐢𝐫𝐝 𝐬𝐢𝐜𝐡 𝐞𝐢𝐧 𝐰𝐚𝐬 𝐯𝐞𝐫ä𝐧𝐝𝐞𝐫𝐧. 𝐀𝐛𝐞𝐫 𝐤𝐥𝐚𝐫 𝐢𝐬𝐭 : 𝐒𝐞𝐩𝐞𝐫𝐚𝐭𝐞 𝐖𝐚𝐲𝐬 𝐠𝐞𝐡𝐭 𝐰𝐞𝐢𝐭𝐞𝐫.)
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