にじゅうきゅう
Mit zitternden Armen blockte ich den Angriff Adrians auf meine Schützlinge ab. Meine zurück in ihren originalen Zustand versetzte Sense lag wie angegossen in meinen Händen und doch fühlte es sich seltsam an, sie nach all den Jahren, in denen sie nur als Gehstock fungiert hatte, jetzt wieder für ihren ursprünglichen Zweck in den Händen zu halten. Der kühle Griff und der Worb, also der lange Stil, aus Metall und den filigranen Elementen, die die Sensenbauer in ihn eingearbeitet hatten, schmiegten sich an meine Handfläche und vermittelten mir ein Gefühl von Stabilität und Halt.
"Novalee-", hörte ich Grell neben mir geschockt krächzen, jedoch zwang ich mich, sie nicht anzusehen. Ich wusste, dass meine Kraft gänzlich in sich zusammenbrechen würde, wenn ich Grell und Ronald in ihrem verletzten Zustand sehen würde. Einen Zustand, in den ich sie gebracht hatte. Wenn ich von vornherein mit ihnen gegen Adrian gekämpft hätte.
Ich schluckte und sah auf. Ich konnte meine Spiegelung in seinen phosphorgrünen Augen erkennen, konnte den aufgewühlten Ausdruck auf meinem eigenen Gesicht erkennen. Doch dieser Blick erweckte längst verdrängte Erinnerungen in mir. Bilder von unserer gemeinsamen Zeit als Mensch und Shinigami zogen unweigerlich an meinem inneren Auge vorbei. Auch das Gefühl von Verrat und Schmerz, welches ich wegen ihm in den letzten Jahren erlitten hatte, kehrte noch präsenter in mir zurück. Und mit ihm das ungestillte Verlangen nach Rache. Rache für all die Tränen, die ich wegen ihm vergossen hatte. Rache für die Leere, die ich zu lang wegen ihm verspürt habe und die mich auch noch jetzt begleitete.
"Du hast mein Leben zerstört!"
Ich war überrascht, wie stark und gefasst meine Stimme klang. Kein Zittern und kein anderes Anzeichen auf den Sturm der Emotionen, der in mir kämpfte, drang nach draußen.
"Ich habe zu lang zugesehen. Ich werde nicht weiter zulassen, dass du noch mehr von uns in den Abgrund reißt!", knurrte ich, bevor ich den Block in einer blitzschnellen Bewegung löste und zur Seite schnellte.
Adrian, der merklich nicht darauf vorbereitet gewesen war, stolperte nach vorn, fand jedoch schnell sein Gleichgewicht wieder. In diesem Moment jedoch hatte ich mich mit erhobener Sense auf ihn gestürzt, jedoch blockte er gekonnt meinen Angriff ab, sodass - aufgrund der Stärke zwischen uns - wir auseinander stolperten. Wackelig kam ich zum Stehen, die Sense für einen Angriff von seiner Seite bereits gehoben.
Ein trockenes Kichern kam von ihm, als er sich wieder aufrichtete und zu mir sah.
"Meine liebe Nova, ich muss sagen, ich bin überrascht. Ich hatte wirklich nicht erwartet, dass du einschreiten würdest!", sagte er belustigt und ich spürte, wie das Blut in meinen Adern zu kochen begann. Doch war ich mir bewusst, dass er mich nur provozieren wollte, weshalb ich den inneren Zwang, mit lautem wütendem Gebrüll auf ihn loszugehen, erfolgreich unterdrückte. Denn genau das wollte er. Das ich ihn angriff.
"Nun denn... Ich denke, dass wir noch genug Zeit für einen kleinen Tanz haben, findest du nicht auch, liebste Nova?"
Ich warf ihm einen bösen Blick zu, blieb jedoch in meiner abwartenden Haltung. Adrian seufzte jedoch.
"Das du bei Aufträgen immer so verdammt ernst sein musst...", murmelte er, bevor auch er sich nun in eine Angriffsposition begab.
Mit zum Angriff bereiten Sensen standen wir uns nun gegenüber, jederzeit dazu bereit anzugreifen oder auszuweichen. Ciel Phantomhive, Sebastian, Grell, Ronald, die Zombies und die immer weiter sinkenden Campania hatte ich komplett ausgeblendet. Das Einzige, worauf ich mich konzentrieren konnte, war mein ehemaliger Partner.
Ich konnte förmlich spüren, wie sich das Adrenalin durch meine Adern pumpte und sich meine Muskeln anspannten. Adrian hatte schon immer eine Schwäche für Überraschungsangriffe gehabt und ich wusste, dass er nur darauf wartete, dass ich für einen kurzen Moment die Konzentration verlor. Sein zu einem leichten Grinsen verzogenes Gesicht musternd, verstärkte ich den Griff um meine Sense. Ich wollte, dass er dafür bezahlte, was er mir und auch der Shinigami-Welt angetan hatte.
Jedoch wusste ich, dass ich dies nicht hier erhalten würde. Hier, zu diesem Zeitpunkt und in meiner Verfassung konnte ich ihn unmöglich aufhalten. Sein Kampf gegen Grell, Ronald und Sebastian? Das war noch gar nichts gewesen im Gegensatz zu dem, was er eigentlich konnte. Ich kannte jeden seiner kleinen Tricks. Jede Bewegung, die er auf Lager hatte. Jeden Tick, der mir verraten konnte, was er als nächstes vorhatte.
Jedoch wurde mir auch bewusst, dass ich es nicht wollte. Ich wollte ihn nicht verletzen. Ich wollte ihn nicht noch einmal verlieren. Ich konnte es einfach nicht.
Tief in mir drinnen wusste ich, dass er noch immer einen festen Platz in meinem Herzen hatte und all der Hass, den ich in diesem Moment ihm gegenüber verspürte, nie über die unterdrückten Gefühle siegen würde.
"Noch immer nicht bereit, den Angriff zu wagen?", fragte Adrian belustigt.
Ich schnaubte jedoch nur und legte den Kopf leicht zur Seite.
"Ungeduld war schon immer eine Schwäche von dir!"
Kaum, dass ich meinen Satz beendet hatte, griff Undertaker erneut an. Jedoch hatte ich dies kommen sehen und blockte seinen Angriff erneut ab, bevor ich nun selbst zur Offensive ansetzte.
Das Aufeinandertreffen unserer Sensenblätter war das einzige Geräusch, das zu hören war, während Adrian und ich uns quer durch das gesamte Foyer jagten. Umher stehende Statuen verloren Köpfe oder den gesamten Oberkörper, herum stehende Möbelstücke wurden zerteilt und sogar der rote Teppich, der auf den Treppenstufen ausgelegt war, kam nicht ohne Löcher davon.
Wir bewegten uns schnell, selbst für Shinigami und wann immer unsere Sensen aufeinandertrafen, flogen heiße Funken durch die Luft. Doch weder ihm, noch mir gelang es, die Oberhand über den jeweils Anderen zu erlangen.
Es fühlte sich falsch an, fast noch schlimmer als ein fürchterliches Verbrechen, gegen ihn vorzugehen. Gegen ihn zu kämpfen, anstatt mit ihm. Es tat einfach nur weh zu wissen, dass wir uns gegenüber standen, dass wir nie wieder das unzertrennliche Duo sein würden, welches wir einst gewesen waren.
Erst, als das Schiff sich bereits gefährlich zur Seite neigte, verlor ich das Gleichgewicht und stürzte von dem Geländer, auf welchem ich gestanden und von dem aus ich Adrian hatte angreifen wollen. Mit einem hässlichen Knacken schlug ich auf dem gefliesten Boden auf. Meine Sense glitt mir aus den Händen und schlitterte davon, während ich darum kämpfte, die Augen offen zu halten. Ein höllischer Schmerz zog sich durch meinen Knöchel und meinen Kopf und ich konnte hören, wie Grell und Ronald meinen Namen riefen.
Doch im nächsten Moment landete Adrian neben mir mit erhobener Sense. Seine silber-grauen Haare hingen ihm etwas wirr im Gesicht, sodass man nur eines seiner Augen sehen konnte. Ich erkannte, wie sich ein blutiger Schnitt über seine Wange zog und wie sich seine Schultern unregelmäßig hoben und wieder senkten. Seine Hände hatten seine Sense umschlossen, die er über seinem Kopf hielt, bereit zum letzten Schlag auszuholen, jedoch stockte er.
Ich sah, wie er zögerte und mit sich zu ringen schien.
"Beende es endlich!", brachte ich mit vor Schmerz zusammengebissenen Zähnen heraus. Adrian sah zu mir, doch was ich in seinen Augen sah, verwirrte mich.
Trauer, Hass, Sorge und Zweifel spiegelten sich in dem Grün seiner Augen wieder. Kurz darauf erschlaffte der Griff um seine Sense, welche er kaum merklich sinken ließ.
Eine einzelne Träne rollte ihm über das Gesicht und tropfte mir auf die Wange.
"Nova- ich kann nicht!". Seine Stimme war nicht mehr als ein Hauch, begleitet von einem Zittern, welches ich so das Einzig und Letzte Mal von ihm in der Nacht gehört hatte, in welcher wir zum letzten Mal auf der steinernen Bank auf dem Friedhof unserer damaligen Gemeinde gesessen hatten.
Erst jetzt fiel mir sein bebender Körper auf und mir wurde klar, dass es ihm ähnlich ging wie mir. Denn wenn Adrian eines nicht konnte, dann war dies seine wahren Gefühle durch Körpersprache zu vertuschen. Ich konnte den Schmerz und den Selbsthass, der ihn durchfuhr, sehen.
"Oh Nova...", flüsterte er, gerade einmal so laut, dass nur ich ihn verstand.
"Was hab ich getan? Was hab ich dir angetan?"
Ich versuchte mich aufzusetzen oder etwas zu sagen, doch das beklommene Gefühl, dass ich jeden Moment das Bewusstsein verlieren würde, übermannte meinen Körper.
"Du Mistkerl. Geh sofort weg von Mum-Novalee!", drang plötzlich Grells Stimme an uns heran und im nächsten Moment hörte ich, wie ihre Motorsäge zu rotieren begann. Ich riss die Augen auf und auch Adrian drehte sich komplett überrumpelt um.
Wie in Zeitlupe stürmte eine mehr als wütende Grell mit erhobener Kettensägensense auf uns zu, dicht gefolgt von Ronald. Sie würde Adrian umbringen.
Ich wollte ihr zurufen, aufzuhören, doch spürte ich, dass ich diesem aufkommendem übermannenden Gefühl, nicht lang genug standhalten konnte.
Ich sah hinüber zu Adrian, sah die Panik, aber zeitgleich auch die Akzeptanz in seinem Blick.
"Vergib mir, Nova. Ich liebe dich, auch wenn ich es nicht verdiene, dir dies zu sagen."
Ich wollte schreien, ihn weg ziehen, ihn beschützen, doch die aufkommende Dunkelheit wurde zu stark.
Das letzte, was ich mitbekam, bevor alles schwarz wurde, war das Aufkommen von Grells Sense auf einem Körper.
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