01 | Misstrauen
> Gegenwart <
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Ich ließ mein Schwert langsam sinken. Aufmerksam glitt mein Blick durch den kleinen und nur spärlich beleuchteten Raum.
Ein kleiner Holztisch, der in der Mitte das einzige Möbelstück darstellte, war übersäht mit Landkarten.
Die gesamte Wand bestand ebenfalls nur aus Karten und anderen Blättern die allem Anschein nach, an das massive Stein geklebt wurden.
Mit einer knappen Handbewegung, bedeutete ich den fünf anderen, sich in dem verlassenen Raum umzusehen.
Auch ich nahm alles genau in Augenschein.
Ich war mir sicher, das alles, die unordentlichen Blätter, die teilweise auch auf dem Boden verstreut waren, die umgestürzten Kerzen und die kaputten Stühle, den Eindruck einer überstürzten Flucht vermitteln sollten.
Aber das ganze wurde viel zu gezwungen umgesetzt.
Die Katakomben, hätten alles in Brand gesteckt und dafür gesorgt, das die ganzen Karten und anderen Sachen nie gefunden wurden. Nein, sie wollten das wir das hier fanden.
Aber wieso?
Und wieso wussten sie das wir kommen würden?
,,Miss, das müssen sie sich ansehen!," die Worte von Elon ließen meinen Blick zu ihm schießen.
Mit langen Schritten kam ich auf den jungen braun haarigen zu.
Elon Archer war tollpatschig, völlig inkompetend und ein reines Plappermaul. Unter normalen umständen hätte ich ihn schon längst der Zentrale gemeldet und ihn rausgeworfen. Jedoch verschwendete ich nicht gerne sein Talent, das darin bestand, die alte Sprache fließend zu sprechen und zu schreiben. Der Grund war absolut lächerlich, aber niemand anderes aus meiner Einheit, mich leider Gottes eingeschlossen, beherrschte sie so perfekt.
Noch nicht mal die Anrede beherrscht er. Seufzte ich innerlich.
,,Oh man Archer, es heißt Frau Oberst. Schreib dir das endlich hinter die Löffel!," wies Aris ihn an meiner Stelle zurecht.
,,Ein Wunder, das der noch nicht ins Wasser gestoßen wurde. Würde mich wundern wenn der überhaupt schwimmen kann," flüsterte Silvia dem bärtigen Aris zu. Beide lachten leise hinter mir, als ich die Pläne betrachtete auf die Elon zeigte.
Ich verengte meine Augen zu misstrauischen schlitzen.
Es waren drei Identische Umrisspläne von einem Gebäude. Die Bauweise und Anordnung der Zimmer ließ mich schnell Vermuten, das es sich hierbei um ein Gebäude des Militärs handelte.
Um genauer zu sein, war das, mit ziemlicher Sicherheit, das Zentral Quartier aller drei Sparten.
,,Rosewood, es gab doch einen Vorfall vor drei Monaten in der Hauptstadt. Um was ging es dort genau?," fragte ich kühl.
Schon als Silvias Name ertönte, stand sie bereits neben mir. Sie gehörte zu einer angesehenen Lordschaft, den Rooswoods, und schien die äußerst praktische Gabe zu besitze, immer alles, über das was die Adligen beschäftigte, zu wissen, auch wenn sie, wie ich, nicht oft unter sie kam.
,,Die streng bewachte Bibliothek Suror meldete vor drei Monaten, das Verschwinden von dem Grundriss des Zentral Quartiers. Ein Tag später, verschwanden auch die beiden Kopien des Grundrisses, aus dem Kaiserpalast selbst. Das seltsame an den Verschwinden soll angeblich sein, dass die Diebe nur die Pläne mitgenommen haben, auf dem seine kaiserliche Majestät unterschrieben hat," erklärte Silvia sachlich und selbstbewusst.
Ich war mehr als einen Kopf größer als sie, so wie viele andere auch, weswegen sie oft unterschätzt wurde. Vor allem mit den Männern, von denen es viele im Militär gab, hatte sie viel zu kämpfen. Ich besaß lange Beine und war mit den meisten auf Augenhöhe, was die Sache für mich ein wenig erleichterte.
,,Es ist nicht seltsam, das sie nur die mit der Unterschrift mitgenommen haben, es ist viel mehr logisch," erwiderte ich ruhig.
,,Wie darf ich das verstehen, Frau Oberst?," fragte Silvia und strich sich eine blonde Strähne hinters Ohr, die aus ihrem Hohen Zopf gefallen war.
,,Nur mit der Unterschrift seiner kaiserlichen Hoheit, kommt man in die Kammern für die Diamantwaffen," antwortete ich knapp.
,,Also denkt ihr-"
,,Ich denke gar nichts, denn diese Pläne liegen gerade genau vor unserer Nase. Was vieles Bedeuten kann," unterbrach ich meine Soldatin sofort, bevor sie Mut Maßungen ansstellen konnte.
,,Wright, verpack die drei Pläne hier wasserfest und sicher," sagte ich zu Aris und fügte mit einem kurzen Seitenblick zu Elon hinzu, ,,und zeigt dem kleinen wie das geht, er soll sich nicht auf seinen Sprachkenntnissen ausruhen."
Über das Gesicht des sechzehn Jährigen huschte ein Hauch von Angst, bevor er sich wieder fing, um Aris behilflich zu sein. Immerhin versuchte er es. Wäre Sin nicht gewesen, hätte ich den Jungen vermutlich doch schon längst auf irgendeiner Insel zurück gelassen.
,,Bexley. Forks. Rosewood. Bereitet das Boot vor und behaltet die Gegend im Auge, bis wir kommen," wandte ich mich an die anderen drei.
Es war reine Vorsichtsmaßnahme, das man vor jedem Aufbruch die Umgebung genaustens im Blick behielt, denn Perma lauerten überall und wenn sie mit Katakomben unterwegs waren hieß das sowieso nichts gutes.
Katakomben nannten wir zwielichtige Menschen, die mit Perma einen Pakt eingingen. Diesen Pakt, der eigentlich Pakt der Drachen, genannt wurde, missbrauchten sie für ihre eigenen Machthungrigen Zwecke, die Drachen auszurotten, aus ihnen Perma zu machen und die Weltherrschaft zu übernehmen.
Jedenfalls vermutete man, dass das ihre Ziele waren.
Früher war der Pakt der Drachen nur eine Legende, aber seid dem ein Graf aus Krio, mit einem Luftdrachen, so einen geschlossen hatte, zweifelte niemand mehr daran.
Während Aris und Elon immer noch mit den Plänen beschäftigt waren, sah ich mich noch mal in dem Raum um. Ich konnte einfach nicht glauben, das wir wirklich etwas gefunden hatten, das auf die nächsten Schritte der Katakomben hinwies, dafür war es zu einfach gewesen. Sie waren eigentlich äußerst sauber in ihrer Arbeit und erlaubten sich keine Fehler.
Das hier konnte also auch keiner sein.
⎈⎈⎈
Unsere Schritte hallten in dem Steinernen Gang, der Boden war nass und glitschig, was daran lag, das wir uns unter einer Felsen Insel befanden. Sie lag nicht weit vom Festland entfernt, befand sich jedoch im Wasser und gehörte so, automatisch zum Zuständigkeitsbereich der Marine.
Meine schwarzen Stiefel donnerten auf die steile Treppe, als wir diese empor stiegen.
Direkt über mir war die Öffnung, das Hölzerne Brett, das sie sonst bedeckte, war noch auf.
Langsam und vorsichtig trat ich ins Freie. Silvia schien bereits gewartet zu haben, denn sie kam direkt auf mich zu.
Die blaue Uniform ließ sie fast mit dem Ozean hinter ihr verschmelzen. Ihre und meine unterschieden sich nicht sonderlich, auch wenn ich einige Ränge über ihr stand. Lediglich die Sterne auf meiner Schulter und der Langärmliche Umhang verrieten mich.
,,Es wurde nichts gesichtet, Frau Oberst," sagte sie, während Aris die Pläne in dem kleine Boot verstaute, mit dem wir zur Samanira zurück fahren würden.
Mit einem letzten Blick über meine Schulter, auf die reine Stein Insel und der Erkenntnis, wie alt sich Frau Oberst anhörte, stieg ich in das kleine Boot.
Ein leises Summen ertönte, das verriet, dass Flynn Bexley die Magischen Steine aktiviert hatte.
Die Magischen Steine waren genauer gesagt Diamanten, jede Farbe unter ihnen stand für das, was sie vollführen konnte.
Es reichte lediglich eine Berührung und die blauen Steine, die am Boot befestigt waren, ließen uns durchs Wasser gleiten.
Blau stand für Kraft.
Kraft die uns durchs Wasser trug.
Es gab jedoch noch drei weitere Farben.
Gelb für Elektrizität. Durch das hatten die Adligen, weil sie die einzigen waren die sich diesen Diamant leisten konnten, Licht ohne Kerzen nutzen zu müssen.
Grün für Medizin. Wenn man die Diamanten dieser Farbe zu feinem Staub zermahlte und in kleinen Mengen zu sich nahm, heilten Wunden schneller, als sich nur mit herkömmlichen Kräutern zu versorgen, doch diesen Luxus besaßen ebenfalls nur die Adligen.
Und dann gab es noch Rot. Rot für Waffen.
Rot, die Farbe des Krieges. Aus diesen Diamanten wurden unsere Waffen hergestellt, da nur sie die Perma töten konnten. Doch leider war es auch die einzige Schwäche der Erddrachen.
Die Erddrachen besaßen die Fähigkeit der Selbstheilung, doch gegen diese Waffe konnten selbst sie absolut nichts ausrichten, weswegen diese Diamanten oft von den Katakomben missbraucht wurden.
Das diese Waffe ebenfalls mein schlimmster Albtraum war, wusste keiner.
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