Wasser.
Es nimmt seinen Lauf.
Auf und ab, hin und her.
Immer wieder immer gleich.

Es liegt ruhig da; die Oberfläche spiegelglatt, nur unterbrochen durch kleine Luftbläschen, die sich unaufhaltsam ihren Weg nach oben bahnen.
Die Sonne lugt hinter den Wolken hervor und lässt es glitzern, erstrahlen wie sie selbst es seit so langer Zeit unerschütterlich tut.
Ein Frieden, ein falscher, liegt über der Szenerie, die sich gerade erst wieder entspannte.
Ein Brausen ertönt von weit her, kommt näher, wird lauter, nimmt Gestalt an und durchbricht die Stille.
Ein Ungetüm rast auf es zu, droht, es zu verschlingen, es in alle seine Einzelteile zu zerlegen.
Und es passiert.
Der Reifen rast durch die friedliche kleine Welt, die sich gerade erst wieder bildete.
Große und kleine, kleinste, feinste Tröpfchen funkeln wenn sie durch die Luft geschleudert werden; drehen und ziehen, verformen sich und reißen auseinander.
Weit voneinander entfernt schlägt jedes einzeln auf dem nassen Asphalt auf.
Einzeln, allein.
Das Wasser, nun erneut in all seine Einzelteile zerlegt, liegt einen Moment stumm da, rührt sich nicht von der Stelle.
Es erwacht und erinnert sich, regt und bewegt sich ein kleines Stückchen hier, ein kleines Stückchen da.
Es kriecht über die Straße, rollt und wirbelt über den Asphalt, bis es die Strecke zurückgelegt hat, die es einst weggeschleudert wurde.
Sie kriechen aufeinander zu, erst langsam, dann immer und immer schneller, wie in einem Wettlauf gegen die Zeit.
Sie schließen sich zusammen, umklammern einander mit der Angst, sich sofort wieder zu trennen, werden größer und schneller, wachsen heran, bis sie schließlich als eins; als eine Gemeinschaft in einem kleinen Rinnsal, das doch einem ganzen Sturzbach gleicht, sich stetig auf den Rückweg in ihr Zuhause machen.
Wieder vereinigt glitzern sie erneut in der Sonne und erfreuen sich der neu geschöpften Hoffnung auf ein längeres Leben, das nicht noch einmal durchschnitten wird.

Und ich stehe da und frage mich: »Werde ich eines Tages genauso enden?«