𝐇𝐲𝐮𝐧𝐣𝐢𝐧

Die Zeit mit Seungmin, nach meinem Zusammenbruch, hatte mir wirklich gutgetan und ich konnte wieder etwas mehr Kraft tanken, auch wenn ich wusste, dass es noch längst nicht vorbei war und die Stimmen mich schon bald wieder einholen würden. Auf Seungmins Anweisung hin, hatte ich es sogar meiner Mutter erzählt und dank ihr musste ich wohl oder übel wieder die Tabletten zu mir nehmen, gegen die ich mich ständig geweigert hatte.

Das Problem dieser Tabletten waren, dass sie gewisse Gedanken befürworteten. Beispielsweise Suizidgedanken, die ich zwar nie hatte, aber dennoch könnten sie auftreten und davor fürchtete ich mich. Ich fürchtete mich davor, was ich als Nächstes tun würde, wenn ich wieder einmal einen Zusammenbruch erlag. Seungmin würde nicht immer bei mir sein können und deshalb stellte sich mir die Frage, ob es nicht besser wäre, wenn ich mich in eine psychiatrische Klinik einweisen lassen würde...

,,Oh, Hyunjin! Du lebst auch noch?" Überrascht drehte ich mich um und sah von Weitem dann Minho, wie dieser mit einer frischen Haarfarbe auf mich zugerannt kam. Auch er hatte die letzten Tage versucht, mich zu erreichen, aber ich wollte wirklich mit niemandem sprechen. Einerseits, weil Seungmin für zwei Tage - aber leider nur eine Nacht - bei mir war und andererseits, weil ich noch keine passende Ausrede gefunden hatte.

,,Läuft da eigentlich was bei dir und diesem Seungmin?", fragte mich Minho grinsend, kaum hielt er neben mir und musterte mich neugierig und fast schon wissend, allerdings konnte ich nur den Kopf schütteln. Ja, zwar hatten wir uns irgendwie geküsst, aber das war wohl nur aus dem Impuls heraus und nicht, weil da Gefühle waren. Auch wenn der Kuss sich richtig und auch gut angefühlt hatte, wusste ich, dass Seungmin ihn niemals wiederholen würde. Ich wusste noch immer nicht, wie genau er zu mir stand und durch die Stimmen war ich auch unfassbar verunsichert der ganzen Sache gegenüber, aber ich musste Seungmin vertrauen.

,,Wie läufts mit Changbin?", fragte ich also nur nebenbei, als wir langsam den Flur entlang liefen. Es war merkwürdig, dass ich den kleineren hier nicht bei Minho sah, doch dieser schnaubte nur und deutete auf zwei andere Personen, die am Spind standen. Und das war der Moment, indem ich mich als schlechtesten Freund aller Zeiten fühlte, da ich offensichtlich nicht bemerkt hatte, wie Changbin und Felix sich näher gekommen waren... Und zu allem Überfluss küssten sie sich vor allen anderen. Auch vor Minho.

,,Soll er doch glücklich werden", seufzte der Ältere und ich bewunderte ihn für diese Stärke, die er gerade zeigte und als ginge ihm das wirklich am Arsch vorbei. Doch vielleicht war das auch so und ich hatte bloß die ganze Zeit über nicht gemerkt; stattdessen lag meine Aufmerksamkeit auf einem gewissen Rothaarigen Jungen, welcher das Spektakel der beiden mit einem Blick musterte, den ich von hier nicht deuten konnte. Aber es schien so, als wäre er... wehmütig. Dachte er etwa an unseren Kuss?

,,Na, geh schon", schmunzelte Minho und stieß mich leicht in die Richtung von Seungmin. ,,Ich muss sowieso mit Jisung über ein Projekt sprechen und da du wohl nur Augen für Seungmin hast... sage ich dir nur eins; Verhütet!" Leicht verdrehte ich meine Augen und wollte ihn darauf hinweisen, dass ich es definitiv nicht auf Seungmin abgesehen hatte, aber da hatte sich Minho bereits umgedreht und lief davon. Nun... wenn ich schon einmal hier war und Seungmin so einsam aussah, dann konnte ich ihm ja Gesellschaft leisten. Rein freundschaftlich natürlich.

,,Seungminie!~", begrüßte ich den Jüngeren, kaum ging ich auf ihn zu und sofort hob er seinen Kopf und musterte mich aus großen Augen, hatte nicht damit gerechnet, dass ich zu ihm gehen würde. Allerdings kam es mir auch so vor, als würde er sich darüber freuen und das bestärkte mich nur noch mehr, weshalb ich ihn am Handgelenk nahm und langsam hinter mir her zog.

,,Lass uns lieber gehen, bevor es mit den beiden noch mehr ausartet."