𝐇𝐲𝐮𝐧𝐣𝐢𝐧

Ich konnte nicht genau sagen, wie viel Zeit verging, aber vermutlich war das Spiel längst vorbei oder es würde in nur wenigen Minuten vorbei sein und jeder würde nach mir fragen, nach mir sehen und wissen wollen, wo ihr so toller Prinz war. Und dann würden sie ein emotionales Wrack sehen, der herum schrie und nicht wusste, wie er mit etwas umzugehen hatte, was sein ganzes Leben geprägt hatte. Und ehrlich gesagt hatte ich erwartet, dass vielleicht Minho hier auftauchen würde.

Doch dass gerade Seungmin hier sein würde, mich in seinen Armen hielt und immer wieder beruhigende Worte flüsterte... vermutlich hatte er selbst das nicht kommen gesehen.

Dennoch unternahm ich nichts, um mich von seinen Armen zu befreien. Viel eher genoss ich es schon, in Armen zu sein, die mir das Gefühl gaben, eine Art Sicherheit zu haben. Mit jeder Minute, die verstrich, wurden die Stimmen in meinem Kopf immer leiser, bis diese verklungen und selbst das Gefühl von Verfolgung verschwand gänzlich. Was auch immer das war - es beruhigte mich und ich konnte tatsächlich für wenigstens einen Moment tief durchatmen. Die Tränen versiegten und nur mein Zittern deutete an, dass es mir zwar gut ging, aber ich immer noch nicht ganz stabil war. Das würde aber auch aufhören. Das wusste ich.

Vorsichtig hob ich meinen Kopf und starrte direkt in die Augen von Seungmin, der sein Gesicht etwas gesenkt hatte. Unsere Blicke trafen sich und irgendwas blitzte in seinen Augen auf. Sein Griff löste sich leider langsam, aber aufhalten tat ich ihn auch nicht, sondern holte nur wieder tief Luft. Gerade war ich endlich alleine mit Seungmin und konnte mich dafür entschuldigen, was meine Freunde ihm getan hatten. Nämlich Unrecht.

,,Es tut mir leid! Es tut mir leid, dass ich dich gerade angeschrien und geschubst habe... hast du dir weh getan? Ich hoffe nicht... ah, nein! Es tut mir leid, dass ich dich damals angerempelt habe und stattdessen meine Freunde auf dich los sind. Ich wollte das wirklich nicht, noch habe ich davon gewusst und wenn ich gewusst hätte, wie sie auf so was reagieren, dann wäre ich natürlich sofort stehen geblieben und hätte mich entschuldigt! Kann... kann ich das irgendwie wieder gutmachen? Du kannst mich nicht leiden, ich weiß, aber-"

,,Woah, jetzt atme doch mal durch!", unterbrach mich Seungmin nun und sofort klappte mein Mund auch zu. Entschuldigend sah ich ihn an und fuhr mir etwas verlegen durch die Haare. Der Ausdruck in Seungmins Augen hatte sich ein Stück geändert. Er schien weniger misstrauisch oder hasserfüllt zu sein, aber freundlich war er immer noch nicht. Lag es wirklich nur daran, dass ich ihn angerempelt hatte? Leicht biss ich mir auf die Lippen, als die Stimmen sich langsam wieder meldeten und etwas kraftlos schloss ich meine Augen. Einmal am Tag reichte doch...

Wer hasst dich denn auch nicht? Jeder tut es und sie sind nur mit dir 'befreundet' um selber beliebt zu werden. Keiner, wirklich keiner, mag dich Hyunjin.

,,Uff..", machte Seungmin seufzend und lehnte sich gegen die geschlossene Tür hinter sich. Mit seinen Augen fixierte er mich förmlich und schien selbst nicht genau zu wissen, was er jetzt wohl tun, oder sagen sollte. Da waren wir wohl zu zweit. Aber dennoch... eine einfache Entschuldigung reichte nicht aus und ich musste mich wirklich revanchieren. Ich tat Seungmin Unrecht und dafür wurde er fertig gemacht. Das war nicht fair, keinesfalls. So etwas wollte ich auch nie haben. Es war nie meine Absicht gewesen, dass meine Freunde andere Schüler mobben, nur, weil diese nicht sonderlich beliebt waren.

,,Es tut mir wirklich leid... auch wegen deinen Freunden. Ich werde alle, die ihnen weh getan haben, zu einer Entschuldigung bewegen, okay? Es war nie meine Absicht gewesen, dass einer wirklich verletzt wird... wenn ich noch etwas tun kann, dann sag es mir.. ich will mit niemanden Streit haben. Das schwächt nur beide Seiten." Mit einem undefinierbaren Blick musterte mich Seungmin und suchte wohl in meinen Worten etwas, was nicht der Wahrheit entsprach. Das würde er aber nicht finden, da ich jedes einzelne Wort völlig ernst meinte und dennoch wirkte er nicht erleichtert oder sonstiges; Nein, viel eher machte sich ein beinahe schon bösartiges Grinsen auf seinen Lippen breit und irgendwie konnte ich bereits ahnen, was er verlangen würde.

,,Du könntest mir sagen, wieso du gerade durchgedreht bist."