𝐒𝐞𝐮𝐧𝐠𝐦𝐢𝐧

"Seungminie~", flötete Jeongin fröhlich, der sich an meinen Arm klammerte und mit großen Augen zu mir aufschaute. "Kommst du mit zu dem Spiel?" Mit reinen Unschuldsaugen sah er mich an und es war offensichtlich, wie sehr er sich darauf freute. Im Gegensatz zu mir liebte Jeongin Sport, auch wenn man es ihm nicht ansah, spielte er mit Freuden Basketball. Tatsächlich war er auch überraschend gut darin, jedoch spielte er selbst nicht mit, weil er zu viel Angst davor hatte, wieder gemobbt und ausgeschlossen zu werden. Aber er liebte es, den anderen Spielern zuzusehen und ihre Muskeln zu begaffen. Besonders für einen Spieler schwärmte er regelrecht, doch er wollte mir immer noch nicht verraten, wer es war.

Na ja, seine Entscheidung.

"Muss ich wirklich?", seufzte ich nur leise, allerdings wusste ich, dass unsere Schule großen Wert auf Sport legte und darum während sämtlichen Basketball-Spiele unterrichtsfrei gaben. Das heißt, entweder war man bei dem Spiel oder man langweilte sich. Ich würde also - so sehr ich es auch verabscheute - leider meinen Arsch dorthin bewegen müssen und mir diese schwitzenden Ekelpakete antun. Was für ein Glück ich doch hatte.

"Es wird ganz sicher lustig. Sei nicht immer so negativ!", rief Jeongin nur und hüpfte fröhlich neben mir her. Genervt stöhnte ich einmal auf und verdrehte leicht meine Augen, antwortete aber darauf nicht, sondern hielt stattdessen nach Felix Ausschau. Er wollte uns eigentlich auch begleiten, darum wunderte es mich, dass er noch nicht aufgetaucht war.

"Wo steckt Felix, wenn man ihn braucht?", murrte ich missmutig und drehte mich einmal um meine eigene Achse. Jeongin zuckte nur mit den Schultern und tat es mir gleich, bis er auf einmal in eine Richtung deutete und mich breit angrinste. Kein einziges Wort verließ seine Lippen, ich wusste genau, wen er wohl erblickt hatte und dennoch drehte auch ich meinen Kopf nun dahin. Und kaum erblickte ich Changbin, der dort zusammen mit seinen Freunden stand, wusste ich, dass Felix nicht weit sein konnte.

Dabei verstand ich nicht einmal, was er so toll an ihm fand. Changbin war nicht gerade groß, er sah auch nicht so toll aus und vor allem war er nie wirklich nett zu Felix gewesen. Noch dazu war er mit Lee Minho zusammen, einem der best aussehendsten Jungen der ganzen Schüler. Das musste ich leider Gottes zugeben. Jedenfalls hatte ich bisher keine Streitereien zwischen den zweien mitbekommen und da beide beliebt waren, machte sie auch keiner wegen ihrer Beziehung fertig. Somit hatte Felix also keine einzige Chance.

"Okay, ich sehe schon. Was meinst du, wo er sich versteckt?", fragte ich Jeongin. Dieser fing direkt an zu kichern und legte eine Hand an sein Kinn, um nachdenklich in die Luft zu sehen. "Ich glaube ja, dass er auf den Toiletten ist und ihn von dort aus beobachtet. Oder er hat sich in einem Spind versteckt." Sein Kichern wurde lauter, bis dadurch Changbins Freunde auf uns aufmerksam wurden und er schlagartig verstummte. Rasch drehte er sich weg, aus Angst, dumm angemacht zu werden und versteckte sich hinter meinem Rücken, doch er brauchte keine Angst zu haben. Ein einziger, warnender Blick meinerseits genügte, wodurch sie sich augenverdrehend abwandten und ihren Weg zum Spiel fortsetzten.

Und, oh Wunder, wenige Sekunden tauchte Felix neben uns auf.

"Lasst uns zum Spiel gehen", bat er uns mit geröteten Wangen und griff nach unseren Händen. Leicht musste ich deswegen tatsächlich einen kurzen Moment lang schmunzeln, allerdings war das nicht von langer Dauer. Ich hatte wirklich absolut keine Lust auf dieses dämliche Spiel, doch meine beiden ach so tollen Freunde zerrten mich regelrecht mit. Das Wehren hatte ich längst aufgegeben, sondern ließ mich einfach mit auf eine freie Bank ziehen, während ich mies gelaunt beobachtete, wie sich die Halle immer weiter fühlte. Und kurz darauf tauchten auch schon die Highlights der Show auf - unsere supertollen, unbesiegbaren, ja perfekten Spieler.

Urgh, durfte ich bitte ins Bad verschwinden und mich übergeben?

"Und damit herzlich Willkommen zum saisonären Spiel unseres berühmten Basketball Teams!", verkündete die laute Stimme des Trainers per Mikrofon. Leise stöhnte ich auf und verschwand in meinen Gedanken, schenkte dem Spiel keine Aufmerksamkeit und blendete einfach alles aus. Felix und Jeongin würden ohnehin nur fanboyen, ich hingegen würde hier sitzen, mich langweilen und einfach nur hoffen, dass das schnell enden würde.

Aus diesem Grund bekam ich weder den Beginn des Spiels mit, noch den Verlauf. Mir war es so ziemlich egal, was hier geschah, ich wollte nicht meine Energie für diesen schwitzigen, ekelhaften Schwachsinn aufbrauchen. Aber dennoch schien ich der Einzige zu sein, der nicht auf das Spiel konzentriert war und darum die Abwesenheit des wichtigsten Spielers bemerkte.

Hyunjin war vorhin ausgewechselt worden - nicht, weil er nicht gut genug war, sondern weil er nicht die ganze Zeit über auf dem Feld stehen konnte. Und trotzdem war ihm auf einmal das Spiel nicht mehr wichtig, aus irgendeinem Grund verschwand er einfach unbemerkt aus der Halle. Aber nicht unauffällig genug. Ich bemerkte es. Ich war der Einzige, der nicht so sehr für die anderen (leider) talentierten Spieler schwärmte, damit ich es bemerkte. Was ehrlich gesagt sogar ziemlich traurig war. Ich wusste echt nicht, was ich von solchen unehrlichen Freunden halten sollte.

Und noch weniger wusste ich, wieso ich mich nun bei meinen Freunden entschuldigte, aufstand und ihm hinaus folgte. Vielleicht waren meine Rachegelüste daran schuld. Schließlich würde ich nun zum ersten Mal unseren wundervollen Schulprinzen ganz alleine antreffen.