
𝗞𝗔𝗣𝗜𝗧𝗘𝗟 𝟱𝟬 - 𝗜𝗦𝗧- 𝗨𝗡𝗗 𝗦𝗢𝗟𝗟𝗭𝗨𝗦𝗧𝗔𝗡𝗗
Endlich hatte ich meinen Freund wieder. Endlich war er wieder der Auden, in den ich mich verliebt hatte. Nicht, dass er in seinen schlechten Phasen weniger liebenswürdig war oder so, aber alles war in diesen Zeiten viel anstrengender. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass er mich nicht mehr in seinem Leben haben wollte, aber das stimmte natürlich nicht. Wahrscheinlich hätte ich mit ihm darüber reden sollen, aber ständig davon anzufangen war blöd und mittlerweile ging es ihm wieder viel besser. Da musste ich doch nicht wieder damit anfangen.
Trotzdem machte ich mir ständig Sorgen um ihn, also fragte ich Ben immer mal wieder. Auden war gut darin, so zu tun, als wäre alles gut, bis irgendwann alles auf ihn einprasselte.
„Er arbeitet an sich", versicherte Ben mir. „Wir haben ihn überredet bekommen, wieder in Therapie zu gehen und seitdem ist es ein wenig etwas besser geworden." Ja, das hatte Auden auch kurz erwähnt. Ich fragte nicht nach, weil er ungern darüber sprach, aber um ehrlich zu sein, war es gar nicht nötig, etwas zu sagen, weil er mir meine Sorge an meinem Gesichtsausruck ablesen konnte.
„Bitte schau mich nicht so an, Cass. Das wird schon wieder", sagte er, nahm dabei meine Hände und sah mich eindringlich an. Wir hatten uns wieder auf unserer Brücke getroffen und aßen Donuts.
„Das sagst du ziemlich oft."
Er lächelte. „Weil es stimmt. Ich glaube daran und das solltest du auch tun." Mein Freund biss in seinen Donut und ließ seine Beine hin und her baumeln. Ich war noch immer nicht davon überzeugt. Manchmal fragte ich mich sogar, ob ich alles ernster nahm als er selbst. „Don't worry, be happy!"
Verwirrt drehte ich mich um. „Was?"
„Das wäre ein gutes Motto für dich."
„Bist du high oder so?" Ich konnte an ihm kein Gras riechen, aber es gab ja auch andere Arten von Drogen.
„High vom Leben und von der Liebe", antwortete er und stand auf. Ich folgte seiner Bewegung, weil ich Angst hatte, er würde im nächsten Moment von der Brücke springen wollen, doch er stand einfach da, breitete seine Arme aus und schloss die Augen. Ich betrachtete ihn, als wäre er eine Statue, bis er plötzlich die Augen aufriss, auf mich zukam und mich im Kreis herum drehte. Ich quiekte erschrocken auf und schlug auf seine Arme, sodass er mich nach einer Drehung wieder runterließ.
„Verdammt, was ist los mit dir?"
„Nichts. Alles." Er seufzte und grinste. „Ich bin einfach nur glücklich und verliebt in dich, Cassie." Auden umfasste mein Gesicht und gab mir einen langen und leidenschaftlichen Kuss, bis ich mich von ihm losriss. „Was hast du genommen? In den Donuts kann nichts gewesen sein, schließlich bin ich nicht so."
„Ich habe nichts genommen. Ich lebe nur von der Liebe zu dir." Er nahm meine Hand und sah mich liebevoll an. Und da hatte er mich. Mit diesen wenigen Worten hatte er mich komplett um den Finger gewickelt und ich fragte nicht weiter nach. Stattdessen genoss ich seine Fröhlichkeit.
Es stellte sich später heraus, dass er doch etwas genommen hatte. Ich wusste nicht genau, was es war und wollte es auch nicht wissen, aber es war wohl „wirksam", um es nett auszudrücken.
Woher ich das wusste? Ben erzählte es mir.
„Wie meinst du das?", fragte ich ihn, als er mir von irgendwelchen Tabletten oder Pillen berichtete, die er per Zufall in Audens Tasche gefunden hatte. Es war Mittagspause und wir standen draußen in einer ruhigen Ecke.
Ben fuhr sich durch die Haare. „Er hat das Zeug genommen, und als ich ihn darauf angesprochen habe, hat er es geleugnet."
Ich sah an ihm vorbei zu einer Mauer, auf der ein paar Neuntklässler saßen und sich unterhielten. Warum machte er sowas? Warum nahm er so einen Scheiß? Und noch viel wichtiger: warum hatte er mich angelogen?
„Bitte schrei ihn deswegen nicht an, Cassie."
Ich blickte wieder zu Ben. „Ihn nicht anschreien? Verdammt, Ben, er hat Drogen genommen! Das ist scheiß gefährlich!" Ich konnte meine Emotionen nicht in Schach halten, sodass meine Stimme lauter war als beabsichtigt.
„Ich weiß, okay?" Ben sah sich um und vergewisserte sich, dass niemand etwas gehört hatte. „Aber..."
„Da gibt's kein aber. Er hat Scheiße gebaut."
„Ja, das hat er", stimmte er mir mit fester Stimme zu. „Aber er sagte mir, dass er es bereut und wir haben das Zeug gemeinsam entsorgt."
„Warum erzählst du mir das?"
„Weil er es dir nicht erzählt hätte." Und damit hatte er vollkommen recht. Doch das machte es nicht besser. „Von wem hatte er das Zeug überhaupt? Und warum nimmt er sowas?"
Ben ließ die Schultern hängen. „Ich weiß es nicht. Er meinte, er wollte es mal ausprobieren."
„Und dann hat er sofort einen kleinen Beutel oder wie? Das ist Bullshit, Ben."
„Meinst du, das weiß ich nicht?" Seine Stimme wurde lauter und energischer. Unwillkürlich zuckte ich zusammen. Er atmete tief durch. „Tut mir leid. Wir wissen gerade einfach nicht, was mit ihm los ist. Das letzte Mal, als er so drauf war..." Ben beendete den Satz nicht, aber das war auch nicht nötig. Ich wusste auch so, wovon er redete. Und das würde ich nicht zulassen. „Das wird nicht wieder passieren", erwiderte ich bestimmt.
Ben versuchte sich an einem Lächeln, doch es gelang ihm nicht. Ich legte meine Hand auf seinen Arm. „Wir kriegen das schon hin, okay? Kann ich vielleicht irgendwas tun?"
Er überlegte kurz, bis ihm etwas einfiel. „Du kannst ihn heute besuchen. Oder morgen oder wann immer du Zeit hast. Ich glaube, das kann er gut gebrauchen, auch, wenn er das so nie sagen würde."
„Ich komme nach der Schule vorbei. Für Auden habe ich immer Zeit." Wenn mein Freund mich brauchte, war ich natürlich für ihn da. Er half mir auch immer.
Ein kleines Lächeln schlich sich auf Bens Lippen. „Danke. Vielleicht isst er dann auch wieder etwas."
Ich nahm meine Hand von seinem Arm und starrte ihn nur an. „Was?"
„Naja, er isst gerade nicht so viel wie sonst."
„Aber..." Ich verstand nicht. „Er hat doch die Donuts gegessen. Sogar alle bis auf zwei, die ich gegessen habe." Ich versuchte mich an unser Date auf der Brücke zu erinnern, aber mir fiel nichts auf. Auden sah aus wie immer und aß die Donuts mit Genuss. Was entging mir? Wie viel entging mir wirklich? Ben zuckte nur mit den Schultern. „Egal. Ich bin nach der Schule da."
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Die Kapitelüberschrift... ich weiß auch nicht.
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