
𝗞𝗔𝗣𝗜𝗧𝗘𝗟 𝟰𝟴 - 𝗜𝗥𝗚𝗘𝗡𝗗𝗪𝗔𝗦 𝗦𝗧𝗜𝗠𝗠𝗧 𝗡𝗜𝗖𝗛𝗧
Als ich Auden am Montag wieder vor der Schule stehen sah, konnte ich nicht anders als zu lächeln. „Hey."
„Hey Cassie. Dein Taxi steht wieder bereit", erwiderte er und schloss mich in die Arme. Ich genoss seine Umarmung und atmete seinen Duft ein. Ich hatte nicht gewusst, dass ich eine Mischung aus Minze und leichtem Rauch jemals so lieben würde.
„Wie süß", hörten wir Bens Stimme, der gerade auf uns zukam. „Darf ich mitmachen?"
„Auf keinen Fall", gab mein Freund zurück und ließ mich los. Wir liefen zu seinem Auto und setzten uns rein. Ich war unglaublich erleichtert, dass Auden wieder vor mir stand und nicht mehr allzu fertig aussah. Fast wirkte alles wieder normal. Leider aber nur fast.
„Ähm, Auden? Du bist gerade an meiner Straße vorbeigefahren", merkte ich an und drehte mich zu ihm. Er fuhr weiter, bis er plötzlich auf die Bremse trat. „Scheiße! Du hast recht. Tut mir leid. Ich habe nicht richtig aufgepasst." Mein Freund nahm seine Hände vom Lenkrad und fuhr sich mit ihnen durchs Gesicht. „Ich drehe nochmal um. Sorry, das kommt nicht wieder vor." Er fuhr weiter und ich lehnte mich unruhig in meinen Sitz zurück. Im Außenspiegel traf ich Bens Blick, der beide Lippen aufeinander presste und dem es genauso unangenehm war wie mir.
Als wir endlich an meinem Zuhause ankamen, bat ich Ben, Auden und mich kurz alleine zu lassen. Ohne zu Murren verließ er das Auto und ich wandte mich meinem Freund zu, der auf das Lenkrad starrte. „Hey. Das kann mal passieren", sprach ich sanft auf ihn ein und nahm seine Hände in meine.
Er hob seinen Blick. „Ja, ich weiß. Ich war gerade nur zu sehr in Gedanken." Auden setzte ein Lächeln auf.
„Du weißt, dass du mir alles sagen kannst, oder?"
„Natürlich. Das wird schon wieder." Sein Standartspruch, den ich, je öfter ich ihn hörte, immer mehr begann zu hassen.
„Na dann." Ich ließ ihn los und schnallte mich ab, doch Auden hielt mich zurück. „Wie? Du willst einfach so gehen?" Er beugte sich zu mir, umfasste mein Gesicht und küsste mich, als würde alles davon hängen. Als wir uns voneinander lösten, lehnte er seine Stirn an meine. „Ich liebe dich, Cassie. So unglaublich sehr, du kannst es dir gar nicht vorstellen." Ich entzog mich seiner Umklammerung und musterte ihn erschrocken. Seine Stimme klang nicht so sanft und ruhig wie sonst. Er klang irgendwie... Auden zitterte. Nicht nur seine Stimme, sondern auch seine Hände.
„Auden..."
Ganz so, als hatte er gesehen, dass ich es bemerkt hatte, wischte er über sein Gesicht und lächelte wieder. „Ich wollte es dir nur sagen."
„Ich liebe dich auch, Auden", gab ich mit etwas Nachdruck zurück und gab ihm einen flüchtigen Kuss, ehe ich aus dem Wagen stieg. Ben lief auf dem Bürgersteig hin und her und schien die Steine dort zu zählen. „Ben." Er sah auf und kam auf mich zu. Bevor er die Autotür öffnete, hielt ich ihn an seinem Arm zurück. „Bitte habe ein Auge auf ihn, ja?"
Ben nickte. „Ich werde mit meinen Eltern reden."
„Danke", flüsterte ich ihm zu und ließ ihn einsteigen.
*
Am nächsten Tag traf ich in der Mittagspause auf Ben. „Ich habe mit meinen Eltern geredet und sie haben Auden einen Termin beim Arzt gemacht."
Ich atmete zuerst erleichtert auf. Doch dann dachte ich weiter darüber nach. „Aber er hasst solche Termine."
Ben seufzte. „Ich weiß, aber wir wissen nicht, an wen wir uns sonst wenden sollen. Wir wollen ihn nicht wieder einweisen. Vor allem, weil er keine direkten suizidalen Äußerungen oder Ankündigungen von sich gibt." Bei den Worten suizidal zuckte ich zusammen. Ich dachte an unsere erste Begegnung auf der Brücke und die Art, wie er auf der Golden Gate Bridge aufs Wasser geschaut hatte. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und ich unterdrückte den Drang, zu ihm zu rennen.
„Es wird nicht passieren, Cassie. Wir behalten ihm in Auge. Das..."
„Sag es nicht. Ich will diesen Satz nicht mehr hören." Statt in die Mensa zu gehen, lief ich zur Toilette und setzte mich dort auf einen Toilettendeckel. Ich versuchte nicht daran zu denken, wie ekelhaft es hier eigentlich war. Mit meinen Gedanken war ich viel zu sehr mit Audens Leben beschäftigt und fragte mich, was der Auslöser war, dass er plötzlich wieder so eine schlechte Phase hatte und was ich dagegen tun konnte. Denn dieses Mal war es irgendwie anders und ich hatte ehrlich gesagt Angst um ihn.
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