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𝗞𝗔𝗣𝗜𝗧𝗘𝗟 𝟯𝟯 - 𝗞𝗢𝗡𝗦𝗘𝗤𝗨𝗘𝗡𝗭𝗘𝗡 𝗗𝗘𝗥 𝗞𝗢𝗡𝗙𝗥𝗢𝗡𝗧𝗔𝗧𝗜𝗢𝗡

Ich stand vor dem Badezimmerspiegel und betrachtete mein Gesicht. Obwohl ich wusste, dass Xander gleich zur Nachhilfe erscheinen würde, sah ich ziemlich entspannt aus. Aber ich sah nicht nur so aus, sondern fühlte mich zur Abwechslung auch ruhig. Zwar fühlte ich mich bei dem Gedanken, dass er gleich wieder neben mir sitzen würde unbehaglich, aber ich würde das schaffen. Auch, wenn Olivia dieses Mal nach längerem nicht mehr dabei sein würde, würde ich es schaffen. Ich traute mich und hob die Mundwinkel etwas an. „Ich schaffe das", sagte ich zu meinem Spiegelbild. Keine Ahnung, woher plötzlich dieses Selbstvertrauen kam, aber zum ersten Mal fühlte ich bereit, ihm gegenüberzutreten.

Die Klingel holte mich aus meinem selbstmotivierenden Training und ich lief zur Haustür. Bevor ich sie öffnete, atmete ich nochmal tief durch.

„Hey", begrüßte ich Xander so locker ich konnte und trat zur Seite, sodass er reinkommen konnte.

„Hey. Ich gehe dann schon einmal durch", sagte er und ging an mir vorbei. Okay, er verhielt sich anders als sonst. Distanzierter, wogegen ich nun wirklich nichts hatte. Da Olivia ihm ja von Auden erzählt hatte, konnte es ja sein, dass er sich von mir fernhalten wollte, weil ich nun einen Freund hatte. So ganz glauben konnte ich das zwar nicht, aber ich redete es mir einfach ein. Das machte es leichter.

Ich ging ihm hinterher und die Stunde begann.
Nach den ersten 10 Minuten, in denen alles gut zu laufen schien, fragte Xander mich plötzlich, wo denn meine Schwester sei. Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Sie sagte nur, dass sie noch etwas erledigen muss." Danach wandte ich mich weiter meinen Aufgaben zu.

Bei der vorletzten Textaufgabe wusste ich nicht weiter. Immer wieder las ich mir die Beschreibung durch, aber ich kam einfach nicht darauf, was ich machen musste. Also fragte ich Xander. Dafür war er ja hier.
„Zeig mal her." Er rückte mit seinem Stuhl näher zu mir heran und zog sich mein Mathebuch näher zu sich. Auf den ersten Blick schien es nichts Schlimmes zu sein, doch dann spürte ich sein Knie an meinem und zog es weg. Xander ließ sich nichts anmerken und las sich die Aufgabe weiter durch. „Okay", sagt er und blickte wieder auf. „Lass uns diese Aufgabe gemeinsam rechnen." Xander nahm meinen Block und den Kulli und legte beides vor sich hin. Obwohl er mir schon ziemlich nah war, rückte er seinen Stuhl noch näher zu mir und beugte sich über das Papier, sodass sich unsere Arme leicht berührten. Ich räusperte mich, doch das hörte er nicht. „Xander?" Erst dann hob er den Kopf und sah mich an. „Ja?"
„Ich ähm..." Warum war das nur so schwer? „Könntest du vielleicht ein bisschen wegrutschen? Du... Du bist mir zu nah", sagte ich endlich. Endlich hatte ich den Mut gefunden, das zu sagen, was ich schon seit einer Weile loswerden wollte.

Stirnrunzelnd musterte Xander mich, als hätte ich gar nichts gesagt. Doch dann löste sich seine Miene wieder. „Ja, natürlich. Sorry, Cassie." Er rückte ein wenig von mir weg und berührte mich somit nicht mehr. Innerlich führte ich einen Freudentanz auf. Endlich! Endlich hatte er es verstanden. Vielleicht würde jetzt...

Plötzlich spürte ich eine Hand auf meinem Bein und erstarrte. Das konnte doch nicht... Ich blickte zu Xander, der so tat, als würde er nochmal die Aufgabe durchlesen, während er seine Hand bewegte und meinen Oberschenkel immer höher fuhr. Schnell schlug ich seine Hand weg, als handelte es sich dabei um ein ekelhaftes Insekt und starrte ihn entgeistert an. Dabei knallte seine Hand gegen die Unterseite des Tisches. „Scheiße", zischte er und rieb sich den Handrücken, der sich bereits verfärbte. „Was ist los mit dir?"

„Was mit mir los ist?", fuhr ich ihn an. „Was, verdammt nochmal ist los mit dir?"

Erschrocken betrachtete er mich. Xander hatte wohl wieder damit gerechnet, dass ich ihn gewähren ließ, aber da hatte er sich geirrt! Neben dem Schock konnte ich aber auch Wut in seinen Augen brodeln sehen. Plötzlich fühlte ich mich nicht mehr so stark.

„Jetzt tu nicht so, als hätte es dir nicht gefallen."

Wie bitte? „Spinnst du? Hätte ich deine Hand sonst weggeschlagen?!"

Xander lachte auf, als reagierte ich über. „Komm schon, Cassie. Vorher hast du dich auch nicht beschwert." Wieder strich er mit seiner Hand über mein Bein.

Rasch stand ich auf. Das Geräusch des Stuhles, der über den Boden rutschte, ließ Xander zusammenzucken.

„Fass mich noch einmal an und du bekommst meine Faust zu spüren", drohte ich. Ich hatte es satt, nicht ernst genommen zu werden. Mein Geduldsfaden war am Ende.

Xander stand ebenfalls auf. „Okay, okay." Beschwichtigend hob er beide Hände. „Beruhige dich mal wieder. Lass uns einfach weitermachen."

Ungläubig starrte ich ihn an. „Willst du mich verarschen, Xander? Du verstehst es nicht, oder?" Er sah mich an, ohne etwas zu erwidern, also fuhr ich fort. „Ich will nicht, dass du mir zu nahe kommst oder mich anfasst!"

Ich sagte es so ernst ich konnte, doch er besaß die Frechheit, zu lächeln, als wäre das alles nur ein Spaß. „Ach so. Ich verstehe. Jetzt, da du einen Freund hast..."

„Darum geht es gar nicht", unterbrach ich ihn, woraufhin er mich finster anblickte. „Ich will einfach, dass du aufhörst, dich mir aufzuzwingen und mich ständig zu berühren!" Es war gesagt. Unglaublich, wie leicht ich mich auf einmal fühlte, sobald ich die Worte ausgesprochen hatte.

„Oh, bitte. Mach dich nicht lächerlich, Cassie. Ich habe eine Freundin. Was sollte ich schon von dir wollen." Abschätzig ließ er seinen Blick über meinen Körper wandern. Übelkeit stieg in mir auf. Ich wollte nicht, dass er mich so ansah. Und doch ließen mich seine Worte zu Eis erstarren.

Xander trat einen Schritt auf mich zu. „Ich fühle mich ja geschmeichelt, dass du dir sowas wünscht, Cassie, aber du bist nicht mein Typ."
Was? Hatte ich das richtig verstanden? Meinte er das wirklich ernst? „Jetzt hat es dir auch noch die Sprache verschlagen, was?", fragte er mit einem breiten Grinsen. Wieder einmal genoss er die Macht über mich. Aber die wollte ich ihm nicht geben. Nicht noch einmal.
„Ich wünsche mir das nicht, du tust es einfach. Und ich will das nicht!" Meine Stimme zitterte, aber davon ließ ich mich beirren und hielt seinem Blick stand.

„Und doch hast du nie nein gesagt."

„Aber ich habe auch nie ja gesagt."

Xander wurde beängstigend ruhig. „Okay. Wie wär's, wenn wir das einfach vergessen."

„Hörst du mir überhaupt zu? Ich will das nicht vergessen! Das ist sexuelle Belästigung, Xander!" Nachdem ich diese beiden Wörter aussprach, musste ich wieder an Auden denken, der genau das zu mir sagte, als ich ihm von Xander berichtete. Er hatte recht. Auch, wenn mir diese Tatsache den Magen umdrehte.

„Woah! Pass mal auf, mit welchen Wörtern du um dich wirfst, Cassie", drohte er, doch das war mir jetzt auch egal.

„Dann pass du mal auf, wohin deine Hand wandert", erwiderte ich. Sprachlos starrte Xander mich an. Zum ersten Mal fühlte ich mich ihm überlegen.

Doch sowas konnte er nicht auf sich liegen lassen. „Weißt du was? Sei doch froh, dass sich wenigstens ein Typ sich an dich ranmacht. Denn, ganz ehrlich, das wird niemals sonst passieren."

Das saß. „Was?", krächzte ich.

Wieder grinste er mich an. Gott, dieser Kerl war einfach widerlich. „Du bist nicht gerade das, was man sich als männliches Wesen wünscht." Mit einer Handbewegung deutet er auf meinen Körper und ich schaue an mir herunter. Was war denn falsch an mir? „Aber das ist ja nicht schlimm. Manche sterben halt als ewige Jungfrau."

Mein Blick schnellte nach oben. Wortlos stand ich da und starrte Xander an. Mit Genugtuung in seinem Gesicht blickte er zur Uhr. „Ah, unsere Stunde ist vorbei." Er packte seine Sachen zusammen. Bevor er das Haus verließ, blieb Xander noch neben mir stehen uns flüsterte mir etwas ins Ohr. „Nichts für Ungut." Dann ging er und ließ die Haustüre hinter sich zufallen.

Noch immer stand ich wie eine Statue mitten im Raum und spürte, wie eine Träne sich ihren Weg über meine Wange bahnte. War ich wirklich so ekelhaft wie Xander sagte? Tat Auden vielleicht nur so, als würde er mich mögen? Mittlerweile tropften die Tränen auf mein Shirt und ich begann zu schluchzen. Ich hielt mir eine Hand vor dem Mund. Auch, wenn ich alleine Zuhause war, wollte ich nicht laut losheulen.

Ohne meine Mathesachen zusammenzupacken, lief ich in mein Zimmer und schnappte mir mein Handy. Auden hatte mir vor einer Viertelstunde eine Nachricht geschrieben und gefragt, was ich heute vorhatte.

Nichts. Hast du vielleicht Lust, vorbeizukommen?

Es dauerte nicht lange, da schrieb er mir eine Antwort.

Gern. Geht das denn in Ordnung?

Ich wusste, dass er wegen Olivia und meinen Eltern fragte, aber die waren mir in dem Moment vollkommen egal.

Ja, keine Sorge. Komm einfach vorbei.

Bin schon unterwegs.

Ich lächelte. Wenigstens auf ihn war Verlass.
Unten hörte ich die Haustür zufallen. Meine Schwester war wohl wieder Zuhause. Ich lief nach unten und sammelte meine Nachhilfesachen zusammen.

„Hey", sagte Olivia, doch ich ignorierte sie. „Ist alles okay?"

Ich hielt inne. Bevor ich mich zu ihr drehte, setzte ich ein Lächeln auf. „Ja, alles bestens. Gleich bekomme ich Besuch. Nicht, dass dich das überhaupt interessieren würde."

Verwirrt blickte sie mich an. Ich hatte erst vor wenigen Minuten geweint und wahrscheinlich waren meine Augen noch gerötet, aber das war mir egal. Mir war egal, was sie dachte. Ich wollte endlich, dass Auden hier war.
Als hätte ich ihn mit diesen Gedanken heraufbeschwört, hörte ich ein Auto auf unsere Einfahrt fahren. Schnell lief ich zur Tür und öffnete sie.

„Hey", begrüßte Auden mich lächelnd.

„Hey. Schön, dass du da bist", erwiderte ich und zog ihn an mich. Nach einer kurzen Umarmung, stellte ich mich auf die Zehenspitzen und drückte meine Lippen auf seine. „Komm mit." Ich zerrte ihn an seinem Jackenärmel ins Haus bis nach oben.
Auden und ich stolperten in mein Zimmer und ich schloss die Tür hinter uns. Überrumpelt stand er mitten in meinem Zimmer und sah mich abwartend an. Mit dem Rücken an der Tür angelehnt, betrachtete ich ihn und ohne weiter nachzudenken, trat ich schnurstracks auf ihn zu, umfasste sein Gesicht mit meinen Händen und küsste ihn, als würde alles davon abhängen.

Auden wirkte überrascht und wollte sich meiner Umklammerung entziehen, doch ich ließ ihn nicht gehen. Stattdessen ließ ich meine Arme in seinen Nacken wandern und zog ihn somit näher an mich heran. Ich wollte nicht, dass er mich losließ und zum Glück schien ihm dieser Gedanke verflogen zu sein, denn er erwiderte den Kuss mit genau dergleichen Intensität wie ich. Er schlang seine Arme um mich und ich nahm nur noch das Gefühl seiner Hände und seiner Lippen auf mir wahr.
Ich führte ihn zu meinem Bett, bis er mit seinen Beinen daran stieß und sich hinsetzte. Auden breitete seine Beine aus, sodass ich mich dazwischen hinhocken konnte und unseren Kuss nicht unterbrechen musste. Meine Hände wanderten von seinem Nacken über sein Shirt nach unten, sodass ich sie darunter fassen konnte. Sofort spürte ich die Wärme seiner weichen Haut, als ich über seine leichten Muskeln fuhr. Auden stöhnte in unseren Kuss, was mich weiter anspornte, auch noch meine andere Hand dazu zunehmen. Ich hob leicht den Saum seines Shirts an und wartete gar nicht mehr auf Audens Reaktion und zog es ihm schnell über den Kopf. Als wäre sein Shirt Müll, warf ich es achtlos zu seiner Jacke hinter mich, die ich ihm vorhin zuerst auszog, und machte mich an seinem Hals zu schaffen. Sofort stieg mir der Duft von Minze in die Nase, als ich seinen Hals küsste.

„Cass", stöhnte Auden genussvoll meinen Namen und warf seinen Kopf in den Nacken. Ich ließ von seinem Nacken ab und legte meine Lippen wieder auf seine. Nun fanden auch seine Hände den Weg unter mein Shirt und strich sanft über meinen Bauch hoch bis zu meinen Brüsten, die er durch meinen BH leicht knetete und mich aufstöhnen ließ. Seine Berührungen hinterließen überall eine Gänsehaut, auch an den Stellen, die er gar nicht berührte.

„Zieh mir das Shirt aus", flüsterte ich auffordernd und küsste ihn direkt wieder. Verdammt, seine Lippen waren einfach unglaublich. Ohne weiter nachzudenken, zog er mir das Oberteil aus und warf es auf den Boden. Jetzt saß ich nur noch mit BH und Hose auf seinem Schoß und fragte mich, wann er mir nun endlich auch diesen ausziehen würde. Als hätte er wieder einmal meine Gedanken gelesen, wanderten seine Hände meinen Rücken hoch und machten sich an meinem BH zu schaffen. Seine Hände lagen bereits an meinem Verschluss und wollten ihn gerade öffnen, als die Tür aufgerissen wurde.
„Hey Cassie, ich..." Sofort verstummte Olivia und wir drehten und blitzschnell um. Mit offenem Mund und aufgerissenen Augen starrte sie uns an.

„Verdammt, Olivia! Lern gefälligst mal, anzuklopfen", sagte ich genervt, stand auf und ging auf sie zu. Meine Schwester trat einen Schritt zurück, sodass sie wieder auf dem Flur stand.

„Was ist los mit dir?", fragte sie entsetzt. Augenverdrehend erwiderte ich: „Nichts!" und schlug die Tür hinter mir zu.

Auden saß immer noch an der gleichen Stelle und wirkte peinlich berührt. Doch Olivia würde mir meine Laune nicht verderben. Ich setzte mir ein verführerisches Lächeln auf und trat mit viel Hüftgewackel auf ihn zu, bückte mich zu ihm runter und sah in seine Augen. „Wo waren wir nochmal stehengeblieben? Ach ja." Und schon lagen meine Lippen wieder auf seinen, doch er drückte mich von sich weg.
„Was ist los, Cass?", fragte er atemlos, aber besorgt.

„Nichts", antwortete ich und küsste ihn erneut. Schon wieder packte er mich an den Schultern und schob mich so weit von sich, dass ich ihn mit einem Ruck trotzdem wieder küssen könnte.

„Doch. Irgendwas ist. Warum überfällst du mich so?"

Wütend stemmte ich mich auf. „Tu nicht so, als hätte es dir nicht gefallen!"

Verwirrung und – ich war mir sicher, dass es Scham war – huschten über sein Gesicht. „Natürlich hat es das, das gebe ich zu, aber trotzdem würde ich gerne den Grund dafür wissen."

„Muss denn alles immer einen Grund haben? Können wir nicht einfach mal Spaß haben?" In mir brodelte es. Mir war natürlich klar, dass es lächerlich war, so ein Drama daraus zu machen, aber ich konnte mich nicht zügeln. „Oder widere ich dich an? Findet du meinen Körper ekelhaft, Auden?", schrie ich nun fast schon. Zum Glück waren meine Eltern nicht da.

Empört stand er auf, kam zu mir und umfasste meine Hände. „Natürlich nicht, Cassie! Du bist wunderschön. Wer hat das Gegenteil behauptet?", fragte er wütend. Ich entriss mich seinen Händen und setzte mich auf mein Bett. Auden folgte mir und ließ sich neben mich nieder. „Was ist passiert, Cass?", flüsterte er nun einfühlsamer und sah mich mit weicher Miene an. „Bitte sag es mir", fügte er hinzu.
Ohne, dass ich es wollte, rollten mir die ersten Tränen über die Wangen. So hätte das bestimmt nicht laufen sollen. Ich weiß zwar nicht, wie weit wir wirklich gegangen wären, wenn Olivia uns nicht unterbrochen hätte, aber ich war irgendwie froh darüber. Keine Ahnung, was mich dazu gebracht hatte, mich an Auden ranzuschmeißen, aber irgendwie schien es mir in diesem Moment richtig.

Ich spürte Audens Hände sanft um mein Gesicht, die es langsam zu sich drehten. Ich schloss meine Augen, da ich ihn nicht ansehen wollte. Gott, wie peinlich. Mit beiden Daumen strich er leicht die Tränen von meinen Wangen ab. „Es ist okay", flüsterte er und als nächstes spürte ich einen leichten Kuss auf meiner Stirn. Ich öffnete meine Augen und sah in seine strahlend blauen. „Wir bringen das wieder in Ordnung, Cassie. Das verspreche ich." Wir. Er sagte schon wieder wir. Mein Herzschlag verdoppelte sich.

Im nächsten Moment stand Auden auf und sammelte unsere Shirts auf. Er setzte sich wieder neben mich und übergab mir meins. „Vielleicht sollten wir uns anziehen, bevor wir miteinander reden. Sonst bin ich, naja, ein bisschen zu abgelenkt", gab er mit einem verschmitzten Grinsen zu und zog sich wieder an. Ein flüchtiges Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Kurzes Bedauern überkam mich, aber ich war auch froh, ihn wieder mit T-Shirt zu sehen. Ich zog ebenfalls mein Shirt wieder an.

„So, und jetzt erzähl mir bitte, warum du heute so Hunger auf Auden Rivers hast." Ich boxte ihm leicht gegen die Schulter und murmelte: „Idiot".

„Nicht, dass ich nicht gewollt hätte oder so, aber..."

„Ja, schon klar", unterbrach ich ihn. Je mehr ich darüber nachdachte, desto peinlicher wurde es mir. Auden griff nach meiner Hand und drückte sie leicht.

Ich atmete tief durch, doch mein das Pochen meines Herzens verringerte sich nicht. „Es... es ist wegen Xander."

Audens Griff um meine Hand wurde fester. „Auden, du tust mir weh." Sofort ließ er mich los und entschuldigte sich. „Was hat er gemacht?", fragte er durch seine zusammengepressten Zähne.

Ich schluckte und spürte, wie meine Sicht wieder verschwamm. Ich glaube, mein Selbsthass war noch nie so groß wie in diesem Moment. Nie hatte ich von mir selbst irgendwie gedacht, dass ich ekelhaft sei, doch Xanders Worte veränderten alles. Sie beschmutzten mich genauso sehr wie seine Berührungen.

Auden legte eine Hand auf mein Bein, doch ohne überhaupt nachdenken zu können, sprang ich auf und stellte mich vor meinen Schreibtischstuhl. Erschrocken musterte er mich und stand langsam auf. „Cassie", flüsterte er, doch ich konnte nicht sprechen. Alles, was heute passiert war, sammelte sich plötzlich zu einem großen Klumpen in meinem Hals. Mir war so schlecht davon, dass ich am liebsten alle Gedanken ausgekotzt hätte.

„Er... er hat... weitergemacht", presste ich zwischen zwei Schluchzern heraus. Mittlerweile stand mein Freund vor mir und sah mich einfach nur an. Ich wischte mir mit dem Handrücken über die Augen und erwiderte seinen Blick. In seinen Augen waren verschiedene Emotionen zu erkennen. Immer wieder wechselten sie sich ab zwischen Wut, Verzweiflung und Mitleid. Ich sah Auden an, dass er mich am liebsten in den Arm genommen hätte, doch das konnte ich gerade nicht ertragen. „Ich habe ihm gesagt, dass... er aufhören soll,... doch er hat... er hat einfach weitergemacht."

„Wann?", fragte Auden kontrolliert ruhig. Ich war ihm dankbar, dass er nicht schrie.

„Heute Morgen", flüstere ich und senkte meinen Blick. „Als er mir Nachhilfe gegeben hat."

Ich hörte, wie Aude zischend Luft einzog, durch den Raum ging und sich wieder auf mein Bett niederließ. Er sagte nichts, also betrachtete ich ihn durch meine Wimpern. Auden schaute durch meine Fenster und rieb sich über die Oberschenkel. Allein schon diese Geste machte mir deutlich, wie sehr er sich beherrschen musste, nicht auf irgendetwas einzuschlagen.

„Auden", versuchte ich es wieder mit leiser Stimme, doch er rührte sich nicht. Also bewegte ich mich mit langsamen Schritten auf ihn zu und setzte mich neben ihn. Zögernd legte ich meine Hand auf seine und er hielt sofort inne. „Warum hast du mich angelogen?", fragte er in einem kühlen Unterton, der mir kalt den Rücken runter lief. Noch nie hatte ich ihn so distanziert erlebt. Meinen Blick erwiderte er noch immer nicht.

„Ich habe dich nicht angelogen", antwortete ich leise. Audens Augen richteten sich auf mich. In ihnen loderte Wut. Sie erinnerten mich an dunkle Wolken am Himmel, die sich zusammenziehen, bevor ein schlimmes Gewitter losgeht. Und das würde vermutlich auch passieren. „Ach nein? Als du mich fragtest, ob ich dir Nachhilfe geben könnte? Als du sagtest, ein Xander würde dich belästigen? Oder als du vor kurzem noch sagtest, dass er damit aufgehört hätte?"

Ich schluckte und wandte den Blick ab. Wieder stießen mir Tränen in die Augen. Vergeblich versuchte ich sie zurückzuhalten und nahm meine Hand von Audens.

„Hey", sagte er leise und in einem sanften Ton. „Ich wollte dir keine Vorwürfe machen. Ich weiß ja, wie schwer es dir fällt, darüber zu reden und es tut mir leid, dass ich deswegen so wütend bin, aber allein bei der Vorstellung, dass dieses Arschloch sich dir gegenüber unangemessen verhält, bekomme ich Lust, alles klein zu schlagen, ganz besonders ihn. Du musst wissen, dass ich es hasse, wenn man sich an die Leute wagt, die mir alles bedeuten."

Ich wischte mir die Tränen von den Wangen und sah ihn wieder an. Es irritierte mich, dass sogar Audens Augen verdächtig glitzerten. „Ich ertrage es nicht, dich so zu sehen, Cassie. Ich möchte doch nur, dass du glücklich bist."
Ohne weiter nachzudenken, schlang ich meine Arme um ihn und schloss die Augen. Ich wollte nur noch ihn spüren und in diesem Moment sein.

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Kurze Anmerkung: dieses Kapitel zu schreiben war wirklich schwer für mich und es tut mir ehrlich leid, dass Cassie so leiden musste... denn Fakt ist, Xander ist ein Arschloch.

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