
𝗞𝗔𝗣𝗜𝗧𝗘𝗟 𝟯𝟮 - 𝗗𝗜𝗘 𝗛𝗘𝗜ẞ𝗘𝗥𝗘 𝗩𝗔𝗥𝗜𝗔𝗡𝗧𝗘
Nach der Schule stand Olivia draußen und war mit ihrem Handy beschäftigt, weswegen sie gar nicht bemerkte, dass ich mich neben sie stellte. „Kommt Xander mal wieder nicht?", fragte ich mit einem provozierenden Unterton. Ich konnte es mir einfach nicht verkneifen.
Meine Schwester sah von ihrem Handy auf. Wenn Blicke töten könnten, wäre ich in diesem Moment umgefallen. „Doch, er kommt jetzt gleich. Trotzdem würde ich lieber laufen, als nochmal mit deinem Kifferfreund zu fahren."
„Ist das dein Ernst? Auden war gestern so nett und hat uns nach Hause gefahren, weil dein Freund uns stehen gelassen hat", erinnerte ich sie erneut. Olivia schnaubte und wandte sich ab. „Was ist eigentlich dein Problem mit ihm? Du kennst ihn ja nicht einmal!"
„Das brauche ich auch nicht. Xander hat auch schon gesagt, dass..."
„Was hat Xander gesagt?" Meine Stimme war sehr ruhig, aber deutlich angespannt. „Was verdammt nochmal hast du ihm von uns erzählt?"
„Genug um auch von ihm die Bestätigung zu bekommen, dass er nicht gut für dich ist, Cassie."
Oh mein Gott. Sie schien ihm das wirklich zu glauben! Ich lachte humorlos auf. „Ist das dein scheiß Ernst? Du interessierst dich doch gar nicht für mich! Kümmere dich um dein Leben uns lass mich in Ruhe!"
Unser Streit wurde immer lauter, aber das interessierte mich nicht. Mir war es auch egal, ob die anderen Schüler um uns herum uns anstarrten. Ich konnte einfach nicht mehr hören, wie meine Schwester über Auden sprach. Sie stellte ihn hin, als wäre er das Letzte, obwohl er der beste Mensch war, dem ich je begegnet war!
„Weißt du was? Ich fahre nicht mehr euch. Das ist mir wirklich zu blöd", sagte ich und wandte mich ab.
„Und wie willst du sonst nach Hause kommen?", fragte sie mich in ihrem überheblichen Ton.
„Ich frage einfach meinen Kifferfreund. Vielleicht hat er sogar noch etwas, das die Fahrt angenehmer macht", rief ich und ging weiter zu Audens Auto. Lächelnd stand er wieder davor und kam auf mich zu. Als ich vor ihm stand, fiel ihm meine wütende Miene auf und das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. „Was ist passiert?"
Ich schüttelte den Kopf. „Kannst du mich bitte nochmal nach Hause fahren?"
Auden musterte mein Gesicht. „Natürlich." Und als hätte er gewusst, dass ich es brauchte, legte er beide Arme um mich und zog mich an seine Brust. Ich ließ es zu und schlang meine Arme ebenfalls um ihn. Meine Wut ebbte langsam ab und mit jedem weiteren Atemzug, mit dem ich Audens vertrauten Geruch einatmete, beruhigte ich mich immer weiter, bis ich nur noch an seine warme Umarmung denken konnte.
Ich löste mich von meinem Freund und sah zu ihm auf. Seine blauen Augen strahlten mich liebevoll an und mein Herz schmolz nur so dahin. „Danke", flüsterte ich.
„Immer", erwiderte er. So gerne hätte ich ihn in diesem Moment geküsst, wenn uns ein Räuspern nicht erschrocken hätte. „Sorry Leute, aber ich auch noch da", sagte Ben peinlich berührt, als ich einen Schritt zurück trat. Irgendwie war es mir etwas unangenehm, dass er uns so nah beieinander sah. Natürlich wusste er, dass Auden und ich mittlerweile mehr als nur Freunde waren, aber in der Öffentlichkeit fühlte sich diese Art Nähe trotzdem irgendwie komisch an. Schließlich war es unsere private Sache und die ging niemanden etwas an. Auch, wenn es eigentlich niemanden interessierte.
„Schön, dass du mich daran erinnerst. Das hätte ich fast vergessen." Auden hatte wieder sein typisches Grinsen aufgesetzt. „Wir haben heute wieder jemanden dabei."
„Cool. Und deine Schwester..."
„Fährt mit jemand anderen. Aber ich wollte nicht mehr."
Verstehend nickte Ben.
„Du weißt ja, was das bedeutet, oder, liebster Cousin?", fragte Auden.
Ben seufzte schwer. „Ernsthaft, Auden?"
„Na klar. Cassie ist schließlich meine Freundin. Meinst du, dann lasse ich sie hinten sitzen? Komm schon, Mann, jetzt stell dich nicht so an." Auden das sagen zu hören, ließ etwas in meinem Magen kribbeln.
Augenverdrehend gab Ben nach und setzte sich auf die Rückbank. Er zwinkerte mir noch kurz zu und da wusste ich, dass er damit kein Problem hatte und nur so tat. Es fiel mir schwer, ein Lächeln zu unterdrücken, als ich mich auf den Beifahrersitz fallen ließ. Sofort stieg mir wieder der Zigarettengeruch in die Nase und ich musste unwillkürlich an Olivia denken. Ich spürte Wut aufkommen.
Plötzlich legte sich eine warme Hand um meine und ließ mich zusammenzucken. „Oh, tut mir leid." Auden nahm seine Hand schnell von mir, musterte mich jedoch weiter.
„Schon okay. Sorry, ich war gerade in Gedanken."
„Das habe ich gesehen. Ist alles in Ordnung?"
Ich sah ihn an und mein Herz zog sich zusammen. Am liebsten hätte ich es ihm gesagt, aber ich wollte nicht, dass er wusste, dass meine Familie ihn als asozial betrachtete. Auch wenn er sicher so tun würde, als interessierte es ihn nicht, wusste ich es besser. Er musste sich nicht auch noch den negativen Eindruck meiner Familie aufbürden. „Ja. Es ist nur das Übliche."
Auden sagte darauf nichts, sondern betrachtete mich nur weiter. Ich wusste, dass er mir nicht glaubte, akzeptierte jedoch, dass ich in diesem Moment nicht darüber reden wollte. „Na gut. Dann fahren wir mal los."
Vor unserer Einfahrt hielt Auden und ich schnallte mich ab. Bevor ich ausstieg, drehte ich mich nochmal zu ihm. „Danke." Ich lächelte ihn an und er erwiderte es.
Als ich die Autotür öffnen wollte, sagte Auden mir, ich sollte bitte noch kurz warten. „Was ist denn los?"
„Könntest du bitte kurz aussteigen, Ben?", fragte er an seinen Cousin gerichtet, ohne ihn jedoch anzusehen. Stattdessen lag sein Blick auf mir. In seinen Augen schimmerte etwas, dass schon fast aussah wie... Verlangen. Ich schluckte.
„Komm schon, Mann..."
„Nur kurz." Seine Augen huschten zu Ben, ehe er noch ein "bitte" hinzufügte.
Genervt stieß er laut seinen Atmen aus. Im nächsten Moment hörte ich, wie sich sein Gurt löste und er ausstieg. Als er die Autotür hinter sich zuschlug, wandte Auden sich wieder mir zu. Sanft umfasste er mein Gesicht mit beiden Händen und lehnte sich mir entgegen, bis nur noch wenige Zentimeter zwischen uns entfernt waren. „Darauf habe ich schon die ganze Autofahrt lang gewartet", flüsterte er, bevor er seine Lippen auf meine legte. Ich hob meine Arme und legte sie ihm um den Nacken, damit ich Auden noch näher an mich heranziehen konnte. Zum Glück war ich nicht mehr angeschnallt, sonst hätte mich der Sicherheitsgurt gar nicht erst so weit zu ihm aufrücken lassen.
„Bist du deswegen so schnell gefahren?", fragte ich in unseren Kuss. Ich spürte wie Auden lächelte. „Das ist verdammt richtig. Ich konnte nicht länger warten."
Ich löste mich von meinem Freund und betrachtete ihn. Audens Wangen waren leicht gerötet und seine Augen leuchteten mich an. Ich musste ihm während unseres Kusses die Haare zerzaust und es nicht einmal bemerkt haben. Verdammt, dieser Junge brachte mich noch um den Verstand. Peinlich berührt presste ich meine Lippen zusammen und senkte den Blick auf meine Knie, welche die Handbremse berührten.
„Hey." Auden legte zwei Finger unter mein Kinn und hob es an, sodass ich ihm wieder in die Augen sah. „Was ist los?" Ich sagte nichts.
„Bitte sprich mit mir, Cassie. Habe ich etwas falsch gemacht?" Er klang ernsthaft besorgt.
Ich entwand mich seiner Berührung.
„Natürlich nicht! Es ist nur..."
„Was denn? Du kannst immer mit mir reden, das weißt du doch, oder?"
„Ja, aber..." Oh Gott, ich spürte, dass ich rot anlief. „Das war gerade ein bisschen..."
„... heiß?", fragte er mit einem breiten Grinsen und erntete dafür einen Klaps auf den Arm. „Idiot." Irgendwie war es das, was ich sagen wollte, aber ich hätte es anders formuliert.
„Du weißt doch, wie ich bin, baby." Ich verdrehte die Augen. Und in den hatte ich mich verliebt. Oh Mann. „Das war doch nur ein Spaß." Trotzdem lachte ich nicht. „Ich weiß ja, was du sagen wolltest und ich bin da auch deiner Meinung, aber ich denke, wir sollten noch warten."
Ich riss die Augen auf. „Himmel, Auden! Das meinte ich doch gar nicht."
Jetzt war er es, dem leichte Röte ins Gesicht schoss. „Oh, ähm... ja, nein ist okay. Vergiss einfach, was ich gesagt habe."
Ich grinste und zog ihn auf. „Oh, wird da etwa jemand rot?"
„Mach dich doch nicht lächerlich", versuchte er es lässig zu überspielen, doch ich konnte ihm genau ansehen, wie peinlich ihm das ganze war.
„Aber Auden, du bist ganz rot im Gesicht. Weißt du auch, wo?" Mit meinen Finger stupste ich leicht an seine rechte Wange. „Hier." Dann an seine linke. „Und hier auch."
„Okay, okay. Ich habe es verstanden. Vielen Dank für diese sehr detaillierte Beschreibung", sagte Auden lachend und nahm meine Hand in seine. Er sah mir in die Augen und öffnete den Mund, als eine Autotür aufgerissen wurde. Erschrocken fuhren wir auseinander und ich drehte mich um, weil meine Tür war, die plötzlich geöffnet wurde. „Es tut mir wirklich leid, euch zu stören, aber ich muss noch dringend ein Projekt fertigstellen, sonst bekomme ich gewaltigen Ärger", sagte Ben und schaute Auden an, welcher tief seufzte. „Ja, okay. Wir sehen uns, Cassie."
Ich stieg nun endgültig aus. „Ja. Wir schreiben. Bis dann."
„Danke", murmelte Ben an mich gerichtet und stieg ein. Durch das Fenster meinte ich, Audens leicht genervten Blick sehen zu können. Wahrscheinlich hatte er seinen Cousin vorhin genauso vergessen wie ich.
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