❝ 𝐓𝐎𝐆𝐄𝐓𝐇𝐄𝐑 ❞
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Jisung stand vor seinem Spiegel, oberkörperfrei. Er war angeekelt von seinem eigenen Spiegelbild und wollte sich einfach nur diese ekelhafte Haut abschneiden. Sein dünner Körper war mit Narben und Wunden übersaht, seine Hände waren von dem ganzen Schlagen wegen die Wand geschmückt mit blauen Flecken. Der ach so lebensfreudige Junge konnte nicht beschreiben, wie sehr er sich hasste. Tränen rannten dem Teenager über die Wangen, eh er sich vom Spiegel wegdrehte, sich an seinen Schreibtisch setzte, sein Notizbuch aufschlug und einen weiteren Diätplan aufschrieb.
Eine Banane morgens und Abends, viel trinken und eine Stunde Sport am Tag. Das dies so gefährlich sein würde, war Jisung schon lange egal. Hauptsache er könnte irgendwann so schön dünn und hübsch sein wie sein Klassenkamerad - Lee Minho.
Nachdenklich fuhr sich der Erstgenannte durch seine verknoteten Haare, die er seit Wochen nicht gewaschen hatte. Erneut stand er von seinem Stuhl auf, zog die Waage unter seinem Bett hervor und stellte sich auf diese rauf.
45.7 KG.
Viel zu viel in Jisungs Augen.
Er seufzte, schob die Waage unter sein Bett und machte sich dann fertig für die Schule. Er wollte nicht hingehen, aber er musste. Wie jeden Tag setzte Jisung ein gekünsteltes Lächeln auf, zog sich die Kapuze seines Hoodies über den Kopf und schlüpfte in seine Schuhe. So schnell wie möglich wollte er das Haus verlassen, ohne seinem Vater ins Gesicht schauen zu müssen. Dieser saß nämlich erneut zwischen Bierflaschen auf dem Sofa und schnarchte vor sich hin.
Auf dem Weg zur Schule hörte Jisung laut Musik, stolperte dabei über eine Stufe und konnte sich gerade noch mit seinen Handflächen abstützen. Diese waren nun aufgeschürft und brannten wie Feuer.
Einfach weitergehen.
Die Schmerzen waren nach kurzer Zeit wie betäubt und verschwanden. Schon oft kam Jisung mit Verletzungen nach Hause und musste diese dann selbstständig verbinden oder desinfizieren. Früher hatte seine Mutter es für ihn getan, jedoch starb sie im Januar 2017 an einem Autounfall. Seither war das Leben des Gitarristen die absolute Hölle.
Eh er seiner Schule näher kam, hörte er bereits das laute klingeln und er musste sich beeilen, um nicht zu spät zu kommen. Er hasste es, wenn alle Aufmerksamkeit auf ihm lag. Im Laufschritt öffnete er die Eingangstür und schaffte es gerade rechtzeitig in den Klassenraum. Sofort dröhnten ihm die Ohren von dem vielen Gerede. Jisung zog seine Kapuze etwas weiter in sein Gesicht, legte seinen Kopf auf dem Tisch ab und atmete tief durch. Er bemerkte nichtmal, dass der Lehrer bereits den Klassenraum betrat und seine Tasche mit einem lauten Knallen auf Jisungs Tisch schlagen ließ. Dieser schreckte auf und konnte direkt das Lachen seiner Klassenkameraden hören, das durch seine Ohren hallte.
"Es tut mir leid", entschuldigte Jisung sich mit einer leichten Verbeugung. Kopfschüttelnd ging der Lehrer zum Pult, legte seine Tasche ab und fing an, die Aufgaben an die Tafel zu schreiben. Minho schaute hin und wieder besorgt zum Ersteren rüber. Jisung verstand nicht warum. Hatte er was im Gesicht?
"Jisung, was ist los? Geht es dir nicht gut?", fragte Minho und legte seine Hand auf Jisungs Schulter. Diesem wurde von jetzt auf gleich unheimlich schwindelig und ein lautes Piepen dröhnte durch seine Ohren, eh er sein Bewusstsein verlor und mit dem Kopf auf dem Boden aufschlug.
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Sein Kopf brummte unheimlich.
Er wusste nicht, was passiert war, wo er sich befand. Ein regelmäßiges Piepen ertönte neben ihm. Jisung war im Krankenhaus.
Aber warum?
Er schaute zu seiner Linken, wo Minho auf einem Stuhl saß und auf sein Handy schaute. Der Jüngere war sehr verwirrt. Was machte Minho hier?
"Minho?", krächzte er und konnte seine Augen aufgrund des hellen Lichtes schwer offen halten. Sofort reagierte Minho, stand auf und zog die Vorhänge dazu, damit weniger Licht in den Raum trat. "Du bist endlich wach" Erleichtert setzte sich Minho auf Jisungs Bett. "Warum bist du hier? Was ist passiert?", brachte er gerade so heraus. Sein Hals war unfassbar rau und trocken. "Du bist umgekippt, Idiot. Die Ärzte meinten du hättest seit Tagen nichts gegessen"
Jisungs Atem stockte.
Er war aufgeflogen.
"Du bist so dünn. Ich habe mich erschrocken, als ich dich im Arm hatte", seufzte der ältere und nahm Jisungs Hand in seine. "Rede mit mir, Jisung. Wir schaffen das. Zusammen"
Minho's Worte gingen Jisung sofort ans Herz und er konnte sich seine Tränen nicht länger zurückhalten. Das hatte er gebraucht. Jemanden, der für ihn da war. "Danke", schluchzte er und setzte sich auf, um Minho in den Arm zu nehmen. "Nicht dafür", schmunzelte Minho und erwiderte die Umarmung.
Ab diesem Punkt wurden die beiden unzertrennlich. Jeden Tag half Minho dem Jüngeren dabei, ein wenig mehr zu essen. Egal wie oft Jisung weinend am Küchentisch saß, das Essen aus sich rauswürgte - Minho war da, immer. Niemals würde er ihn im Stich lassen. Jeden Abend spielte Jisung seinem besten Freund ein Lied auf seiner Gitarre vor und sang für ihn. Er wurde glücklicher, hatte mehr Spaß am Leben.
Doch dann...
25.09.2023
21.26 Uhr
Ein Anruf aus dem Krankenhaus.
Ohne groß nachzudenken stieg Minho in ein Taxi und fuhr so schnell wie möglich ins Krankenhaus. Er stürmte in die Notaufnahme, kam sogar vor den Notärzten an.
"Ich muss zu Han Jisung, sofort!" Komplett außer Atem stützte er sich am Empfang ab und konnte kaum noch atmen. "Sie können nicht zu ihm. Er wird gerade reanimiert"
Diese Worte trafen ihn wie ein Schuss in die Brust. Er durfte ihn nicht verlieren. Jisung durfte nicht sterben.
Stundenlang saß er an Ort und Stelle, wollte einfach nur wissen, wie es weiterging. Und endlich, nach Stunden kam jemand zu ihm.
"Es tut mir leid, aber Han Jisung ist vor 3 Minuten friedlich eingeschlafen"
Minhos Kopf schaltete sich aus.
Das konnte nicht wahr sein. Das war eine Lüge. Jisung lebte noch, da war er sich sicher. Er war nicht tot, bestimmt nicht.
"Er hat Ihnen etwas dagelassen", schluchzte die Krankenschwester, die noch sehr jung aussah und wahrscheinlich erst in ihrer Ausbildung war. Sie drückte ihm einen Umschlag in die Hand. Auf diesem befanden sich mehrere Tropfen Blut und Tränenflüssigkeit. Mit zitternden Händen öffnete er den Umschlag und las den Brief, der sich in diesem befand.
" Lieber Minho,
Es tut mir so leid, dass dies nun meine letzten Worte an dich sein werden. Glaub mir, ich wollte nicht, dass es so endet, aber ich konnte nicht mehr. Ich habe bis zu meinem letzten Atemzug an dich gedacht und was für schöne Momente wir zusammen hatten. Bitte geb dir nicht die Schuld. Du hast mir so viel gegeben und ich bin dankbar für deine Taten. Ich flehe dich an, bitte führe dein Leben weiter. Ich bin kein Verlust. Ich liebe dich so sehr, Minho. Ich wünschte, dass ich dich küssen könnte und dir alle Schmerzen nehmen könnte, die dir zugefügt worden sind. Du hast mich so glücklich gemacht und ich bin dir so dankbar. Ich konnte nach Jahren endlich wieder lachen und das alles dank dir. Du verdienst die ganze Welt und noch viel mehr. Ich wollte immer so perfekt sein wie du. Wir haben zusammen gelacht und geweint, haben jede Hürde zusammen überwunden und ich wünschte, dass ich das alles noch ein mal erleben dürfte. Wenn du das hier liest, bin ich bereits tot, aber ich werde immer bei dir sein. Bitte verbrenn das Notizbuch, was in meiner Schreibtischschublade liegt und verbrennt meine Klamotten. Lebe dein Leben, sei glücklich.
Aber bitte vergiss mich nicht.
♡ Jisung"
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❝ 𝐢 𝐰𝐚𝐧𝐭 𝐭𝗼 𝐠𝗼 𝐛𝐚𝐜𝐤 𝐭𝗼 𝐭𝐡𝐞 𝐭𝐢𝗺𝐞
𝐛𝐞𝐟𝗼𝐫𝐞 𝐢𝐭 𝐰𝐚𝐬 𝐭𝗼𝗼 𝐥𝐚𝐭𝐞 ❞
Here we are again. :]
Es ist gerade 2.14 Uhr und ich hatte die glorreiche Idee, einen sehr tollen Oneshot zu schreiben. Tatsächlich geht es in diesem Oneshot um mein 'Leben' sag ich mal so. Nur in Minsung Version. Ich schreibe diesen Oneshot, um euch zu zeigen, dass ihr nicht alleine seid. Ich bin immer für euch alle da. Egal ob alt oder jung, ich helfe.
Spread awareness. <3
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