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𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟎𝟒
𝐍𝐞𝐮𝐞 𝐅𝐫𝐞𝐮𝐧𝐝𝐞, 𝐚𝐥𝐭𝐞 𝐅𝐞𝐢𝐧𝐝𝐞

Auf einmal schreckte Susan aus dem Schlaf hoch. Sie vernahm ein Geräusch hinter den Bäumen. Hastig stand die Studentin auf. Hätte sie nur ihren Bogen dagehabt, dann hätte sie sich sicherer gefühlt. Aber sie hatte ihn nicht, deswegen suchte Susan den Boden nach irgendetwas ab, dass sich als Waffe eignete. Sie fand einen Stock. Natürlich, sonderlich viel brachte dieser nicht, aber Susan könnte einen unbewaffneten Feind mit dem Stock womöglich sogar bewusstlos schlagen. Peter hatte ihr einmal gezeigt, wie man so etwas anstellte. Langsam hob die junge Frau den Stock hoch und ging damit langsam näher auf die Bäume zu, hinter denen sie den Fremden vermutete.

„Wer ist da?", rief sie und versuchte, bedrohlich zu klingen. Susan erhielt keine Antwort. „Wer ist da?", versuchte sie es erneut.

Plötzlich hörte sie Hufe. Und ehe sie sich versah, galoppierte ein Pferd auf sie zu. Es blieb vor ihr stehen, deutete eine Verbeugung an und sprach mit ruhiger Stimme: „ Ihr seid Königin Susan die Sanftmütige, richtig?"

Susan nickte perplex. Sie hatte endlich ein Tier gefunden. Sogar ein sprechendes Tier. Einen Bewohner Narnias. Oder besser gesagt hatte das Pferd sie gefunden.

Allerdings bemerkte die Studentin, dass sie keinesfalls wie eine Königin aussah. Und schon gar nicht wie jemand, der den Beinamen „die Sanftmütige" trägt. In ihrem Haar hatten sich Zweige, Äste und Laub verfangen, ihre Hände waren voll von Erde, von ihrem zerrissenen Rock ganz zu schweigen. In ihrer Welt hätte sich Susan dafür vermutlich sogar geschämt, aber in Narnia schien ihr dies seltsam egal zu sein.

„Wer seid Ihr, edles Pferd?", fragte sie schließlich. „Wenn ich Euch meinen Namen nennen würde, könntet Ihr ihn nicht aussprechen. Aber nennt mich Charlie. Alle nennen mich Charlie", das Pferd deutete eine zweite Verbeugung an, „Aber das tut eigentlich nichts zur Sache, Majestät. Wir müssen hier weg, und zwar schnell! Steigt auf meinen Rücken!"

„Warum dass denn", rief Susan und schaute sich hektisch um. Aber sie konnte nichts sehen. Keine Angreifer, welche zwischen den Bäumen hervorkamen, keine Feinde, welche Charlie hinterherliefen.

„Ich glaube, es ist mir jemand gefolgt", gab Charlie, fast kleinlaut, zu, „Wir müssen deshalb weg von hier. Mich sollten sie nicht in die Finger bekommen, und Euch schon gar nicht." „Wer ist ‚sie'?", hakte Susan nach. „Das erkläre ich Euch später, Majestät. Kommt jetzt! Ich bitte Euch!"

Lucy hätte dem Pferd vertraut. Immerhin konnte es sprechen und schien weder böse noch hinterhältig zu sein. Aber sie war nicht Lucy.

Deswegen verschränkte Susan die Hände vor der Brust und begutachtete das Pferd, bevor sie ihren königlichen Blick aufsetzte – sie hatte diesen über die Jahre perfektioniert – und fragte das Pferd erneut: „Wen meint Ihr mit ‚sie'?"

Charlie seufzte. „Die Firis, Eure Hoheit." Charlie sprach den Namen aus, als wären die Firis das Böse höchstpersönlich. Susan wusste nicht, wer die Firis überhaupt waren. Sie konnte sich auch an kein Volk in Narnia erinnern, welches so hieß.

Susan bemerkte Charlies Blick. „Es tut mir leid", meinte sie, etwas freundlicher, „Aber könnt Ihr mir erklären, wer die Firis sind?" Das Pferd erstarrte. „Ihr kennt die Firis nicht?", fragte er ungläubig. Dann wurden seine Augen groß. „Entschuldigt, Eure Hoheit. Natürlich – wie solltet Ihr sie auch kennen. Immerhin sind sie erst lange nach Euch nach Narnia gekommen. Aber das kann Euch Aures sicher besser erklären. Kommt jetzt, ich bitte Euch."

Susan wog ihre Optionen ab. Falls Charlie recht hatte, würden die Firis bald hier sein. Um wem auch immer es sich dabei handelte, das Pferd schien keine hohe Meinung von ihnen zu haben.

Schließlich beschloss die junge Frau, Charlie zu vertrauen. Zumindest für den Moment. „Gut", sagte sie, „Bringt mich zu Aures!"

Charlie kniete sich hin, sodass Susan aufsteigen konnte, und sobald sie sicher auf seinem Rücken saß, galoppierte er los.

Susan liebte es, zu reiten. Die Bäume flogen förmlich an ihnen vorbei, doch sie verspürte keine Angst. Immerhin war sie eine gute Reiterin, es war eines der wenigen Dinge, die sie besser als ihre Geschwister konnte. Gekonnt hatte.

Sowohl Peter als auch Edmund hatten das Reiten als etwas Nötiges angesehen, was man aber keineswegs einfach so in der Freizeit tat, und Lucy hatte es stets besser gefunden, einfach nur Zeit mit den Pferden zu verbringen, ohne dabei in den Sattel zu steigen. Susan hingegen ist, so oft es ihre höfischen Verpflichtungen erlaubten, mit ihrem damaligen Pferd ausgeritten. Es war kein sprechendes Pferd und Susan war froh darüber. Sosehr sie anständige Gespräche und Unterhaltungen auch schätzte, sosehr liebte sie auch die Stille und Einsamkeit. Die Ruhe, wenn man alleine war, und sich von niemanden rechtfertigen musste. Zumindest hatte Susan diese Ruhe einmal geliebt.

Charlie legte, wenn möglich noch etwas Tempo zu und holte sie damit ins Hier und Jetzt zurück. „Könnt Ihr mir nicht jetzt sagen, wer die Firis sind?", rief Susan dem Pferd zu. „Allerlei Gesindel von überall her", antwortete Charlie, „Eigentlich würde uns das nicht stören, bis sie sich mit den Eondres zusammengeschlossen haben." „Und wer sind die Eondres?", hakte Susan nach. Langsam wurde ihr das alles zu viel. Die junge Pevensie wünschte sich nichts sehnlicher, als dass ihre Geschwister hier wären. Oder dass sie wenigstens etwas über die Firis und Eondres wissen würde.

„Ein Heer", antwortete Charlie, während er langsamer wurde, „Angeführt von einer Hexe. Dieser wollt Ihr nicht begegnen, glaubt mir. Angeblich kann sie Leute zu Stein werden lassen. Und jeder in ihrem Heer soll angeblich schon mindestens einmal gestorben sein."

„Jadis", flüsterte Susan. „Wie bitte?" „Jadis, die weiße Hexe." Susan schauderte, als sie an ihre frühere Feindin dachte. Als sie daran dachte, was Jadis Edmund und ganz Narnia angetan hatte. War das womöglich ihre Nachfolgerin?

„Genau, so war ihr Name", rief Charlie aber. „Was?", hakte Susan nach, „Ihr meint, dass Jadis die Eondremes anführt?" Sie versuchte, nicht hysterisch zu klingen. „Sie heißen Eondres, und ja, genau das habe ich ja eben gesagt", erwiderte das Pferd.

„Ihr müsst Euch irren", entgegnete Susan. Innerlich spürte sie einen leichten Hoffnungsschimmer. Vielleicht war Charlie einfach etwas verwirrt. Vielleicht war alles ganz normal, unter dem immer noch andauernden Frieden und das Pferd wollte nur ein Abenteuer erleben, und redete sich selbst deswegen so etwas ein. Susan war schon dabei, Charlie über den Tod der Hexe aufzuklären – mit so viel Empathie wie möglich – als Charlie plötzlich stehenblieb.

„Ich irre mich nie", sagte das Pferd eindringlich. „Hier lebte einst eine Hasenfamilie. Es waren nette, gute Leute. Sie luden mich oft zum Essen ein." Er seufzte, „Hier, seht selbst, wenn Ihr mir nicht glauben wollt."

Susan stieg langsam ab. Der Hasen Bau war vor ihr, und alles schien normal zu sein. Bis darauf, dass davor Steinfiguren standen. Eine ganze Familie. Susan kniete sich hin und berührte langsam das jüngste Häschen. Es schien erst wenige Wochen alt zu sein. Für gewöhnlich wäre es zusammen mit seinen Geschwistern herumgetollt. Aber es bewegte sich nicht. Es war versteinert, genau wie der Rest der Familie.

„Glaubt Ihr mir jetzt?", hörte sie Charlies Stimme. Sie nickte. Schweren Herzens ging sie zum Pferd zurück und stieg erneut auf. „Wie ist das möglich?", fragte sie leise, „Sie war doch Tod. Aslan hat sie getötet, ich habe es ja mit eigenen Augen gesehen."

„Majestät, die weiße Hexe war niemals tot", knurrte Charlie, „Lange Zeit hat sie sich im Exil versteckt. Ihren Tod vorgetäuscht und ausgeharrt. Solange Aslan noch ein Teil Narnias war, hat sie sich nicht getraut, zurückzukehren. Aber er ist fort. Und sie ist wieder da. Stärker denn je, mit ihrem eigenen Heer. Und sie ist auf Rache aus."

„Auf Rache?", Susan schauderte, „Gegen wen denn?" Charlie schnaubte. „Gegen Euch natürlich. Durch Euch, Evastochter, und durch Eure Geschwister ist sie ja überhaupt erst besiegt worden. Und da Eure Geschwister Tod sind, seid nur mehr Ihr hier." „Woher weißt du davon?" „Wovon?"

Susan wollte nicht schon wieder weinen. Sie biss sich fest auf die Unterlippe, und durch den Schmerz schaffte sie es sogar, ihre Tränen zurückzuhalten. Es war leichter, Gespräche zu führen, wenn das Pferd sie nicht trösten müsse.

„Von meinen Geschwistern meine ich", sagte die junge Pevensie, „Ja, sie sind Tod, aber sie sind in meiner Welt gestorben. Durch ein Zugunglück auf der Erde." Das Pferd schnaubte erneut. „Ein Zugunglück?" „Ein Zug ist eine Art Transporter, welcher auf Schienen fährt", erklärte Susan. „Er entgleiste und riss Lucy, Peter und Edmund mit in den Tod."

„Das heißt, Eure Geschwister sind in Eurer Welt gestorben, Majestät?", fragte Charlie. Die junge Frau konnte fast so etwas wie Hoffnung in der Stimme des Pferdes erkennen. „Das habe ich doch gerade erst gesagt", erwiderte Susan, „Aber wie kannst du von ihrem Tod wissen?"

„Die weiße Hexe", sagte Charlie wütend. Susan verstand nicht. „Was meinst du?" „Die Hexe hat damit geprahlt, Eure Geschwister besiegt zu haben. Sie hat es laut verkünden lassen, vor ganz Narnia. Euch hat sie dabei als Verräterin dargestellt. Als feige Königin, die Narnia in Stich gelassen hat. Was für eine Lüge. Natürlich habt ihr Eure Geschwister nicht alleine gelassen, Ihr ..."

„Nein Charlie", unterbrach Susan ihn, „Die Hexe hatte in diesmal recht. Dieses eine Mal hatte sie recht. In einigen Dingen zumindest." Die junge Frau stoppt kurz und überlegte. Womit genau hatte sie nun recht? Womit genau hatte Susan selbst nun Unrecht? „Ich bin vermutlich feige", begann sie deshalb mit dem einfachsten Punkt, dann fuhr sie schwermütig fort: „Und eigentlich habe ich auch meine Geschwister alleine gelassen. Beim Zugunglück. Ich hätte mit ihnen im Zug sein sollen." Eigentlich hatte Susan aufhören wollen, aber es tat so gut, darüber zu reden, „Aber was hätte ich denn machen sollen? Er hat gesagt, ich sei zu alt dafür. Und ich habe ihn geglaubt. Natürlich habe ich ihn geglaubt", Susan bemerkte nicht, dass sie immer schneller und schneller redete, „Und er hat sich geirrt. Oder er hat mich einfach angelogen. Aber ich bin wieder da. Alleine. Ohne Lucy, Peter und Edmund." Susan stoppte ab. „Und die Hexe hat recht", fuhr sie schließlich fort, „Es ist meine Schuld." 

Die junge Frau spürte, wie die Erkenntnis endlich zu ihr vordrang. „Hätte ich mich nicht so dämlich verhalten, dann wäre..." Was wäre passiert? Susan wusste es nicht. „Es scheint alles meine Schuld zu sein", endete sie.

Das Pferd erwiderte nichts. Lange Zeit wurde es still, man hörte nur noch Charlies Hufe, welche immer wieder auf dem Waldboden aufschlugen.

„Aber was genau habt Ihr jetzt falsch gemacht, Majestät?", fragte er schließlich. Susan schluckte. Sie hätte gerechnet, dass er ihr zustimmte, sie anschrie oder enttäuscht war, damit allerdings nicht. „Ich verstehe es selbst nicht", gestand sie, „Alles. Und gar nichts." Sie war sich eigentlich keiner Schuld bewusst, und trotzdem kam es ihr so vor, als würden die Schuldgefühle sie von innen förmlich zerfressen. Wie war das möglich?

Charlie antwortete nichts darauf, sondern verlangsamte sein Tempo und blieb schließlich auf einer Lichtung stehen. „Hier entlang!", meinte das Pferd.

Charlie lies Susan absteigen und führte sie etwas abseits, zu einer Ansammlung von Höhlen. Das Pferd trottete zu einem großen Holztor, das man kaum entdecken konnte, wenn man nicht eingeweiht ist, und wies Susan mit einem Nicken an, ihm zu folgen.

Charlie klopfte mit seinem Huf dreimal dagegen, wartete kurz, und klopfte danach wieder gegen das Tor, diesmal allerdings nur zweimal. Kurz darauf öffnete sich das Tor.

„Ihr habt vielleicht einen Fehler gemacht, aber Ihr könnt ihn wieder gut machen. Wir Narnianen vergeben. Das haben wir schon immer getan. Und ganz nebenbei: Wenn Ihr auch im Zug gewesen währt, dann währt Ihr nun auch tot. Aber ich glaube, dass das Schicksal noch etwas anderes mit Euch vorhat", flüsterte Charlie der jungen Frau zu, bevor durch das Tor durch eine der Höhlen betrat.

Langsam folgte Susan dem Pferd.

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