Chapter 21 🍃
Erschöpft ließ sich Chan auf sein weiches Bett nieder, war frisch geduscht und konnte sich endlich für wenige Minuten einmal ausruhen. Erst vor zwei Stunden hatten sie eine Performance hinter sich gebracht und er brauchte nun dringend eine Pause, da er die letzten Tage kaum eine Minute Ruhe für sich selbst hatte. Sein innerer Kopf redete leise auf ihn ein, konnte die Worte jedoch nicht verstehen, als steckte er unter einem Teich fest, der alle Worte für ihn verschluckte. Langsam schlossen sich seine Augen vor Müdigkeit, sein Atem wurde ruhiger und er schien praktisch zu schlafen, als ihm etwas oder besser gesagt, jemand einfiel. Mit Felix hatte er seit zwei langen Wochen nicht mehr telefoniert. Wie hatte er nur seinen besten Freund so schnell vergessen können?
Hastig griff er nach seinem Handy und wählte die Nummer in der Hoffnung, dass er so spät noch wach war und mit ihm reden konnte. Aber war das nicht selbstsüchtig, was er gerade gedacht hatte? Es war bereits fast Mitternacht und Chan wusste, dass Felix morgen wieder zur Schule müsste, also wäre es doch besser, wenn dieser schlief, oder nicht? Unruhig wartete er darauf, während das Klingeln in seinem Ohr nachhallte. Er hatte ihn vergessen und nicht einmal gefragt, wie es ihm die letzten Wochen ergangen war. Was wäre, wenn ihm etwas geschehen war? Wenn Felix im Krankenhaus lag und sehnsüchtig darauf wartete, dass sein bester Freund zu ihm zurückkehrte? Chan hatte seine Priorität lange gewählt, aber war sie auch richtig gewesen?
Oder stürzte er sich mit jeder Sekunde immer mehr in sein eigenes Verderben?
,,Mmh, Channie? Bist du das?" Die schläfrige Stimme des Australiers erschien endlich auf der anderen Leitung und neben seinem schlechten Gewissen war Chan auch unglaublich erleichtert, dass er endlich die tiefe Stimme des Jüngeren hören konnte. Für einen Augenblick war er zu sprachlos, auch nur etwas zu sagen, als er erneut hörte, wie Felix leise sprach. ,,Wenn du das bist... Dann bin ich froh, dass du dich gemeldet hast, aber ich bin müde und muss schlafen. Melde dich bitte, wenn du wieder mehr Zeit hast und schlaf genügend... Gute Nacht, Chan." Und bevor er etwas sagen konnte, hatte Felix bereits aufgelegt und offenbar nicht bemerkt, wie sehr es dem Australier das Herz gebrochen hatte, so harsch und doch sanft abgewiesen worden zu sein. Es war nicht Felix' Schuld.
Chan hätte sich einfach viel früher melden sollen und Interesse an dem Leben seines blinden Freundes zeigen müssen.
Wie paralysiert legte er sein Handy zur Seite und schloss wieder die Augen, öffnete sie auch nicht, als die Tür sich bewegte und seine beiden Freunde ins Zimmer kamen. In den letzten Monaten hatten sie sich gut verstanden und waren sich immer nähergekommen, sie sprachen und lachten miteinander und konnten auch über ernstere Themen sprechen. Er spürte die besorgten Blicke der beiden auf sich liegen, die Luft knisterte etwas und sie schienen nicht zu wissen, was sie sagen durften oder was nicht. Leise seufzte Chan deshalb auf und zwang sich ein kleines, schwaches Lächeln auf die Lippen, damit sie sich keine Sorgen um ihn machen würden. Er musste Felix für heute aus seinen Gedanken verbannen, um alle anderen nicht zu besorgen. Seine Karriere sollte doch an erster Stelle bei ihm stehen.
,,Was schaut ihr so? Mir geht es gut", schmunzelte Chan etwas und die beiden Jungs sahen sich einander an, nickten dann jedoch nur leicht und gähnten müde. Sie alle mussten dringend schlafen, denn in wenigen Stunden war bereits ein Fotoshooting, das sie besuchen mussten. Dafür mussten sie um fünf Uhr aufstehen, ansonsten würden sie nicht ansatzweise aus dem Bett kommen. ,,Geht jetzt schlafen, damit wir morgen in Ruhe aufwachen und etwas essen können. Heute sind wir zu spät aufgestanden und das sollte kein weiteres Mal passieren." Er erhielt erneut nur ein Nicken, die beiden waren zu müde, um etwas zu sagen. Chan knipste das Licht nun aus und schloss erneut seine Augen, drehte sich zur Seite und versuchte, ein wenig Schlaf finden zu können.
Aber er fürchtete sich davor, dass ein böser Felix in seinen Träumen auf ihn wartete und die Freundschaft mit ihm kündigte.
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