Chapter 06 🍃
Spät am Abend kamen die beiden schließlich wieder zu Hause an und lächelnd ließ sich Felix einfach auf dem Rücken von Chan in das Haus tragen. Seine müden Augen hielt er geschlossen, denn sie waren noch lange unterwegs gewesen, hatten miteinander geredet und darüber spekuliert, wie ihre Zukunft und ihre Beziehung in nächster Zeit wohl aussehen konnte. Viel im Kontakt bleiben zu können war nämlich schwer, natürlich vor allem aufgrund der Tatsache, dass Felix eben blind war und nicht wie jeder anderer etwas auf dem Handy schreiben konnte. Er besaß zwar ein Blindentelefon, aber das war nicht wirklich etwas, was ihm half.
Damit fiel das Schreiben weg.
Dennoch hatte Chan den Vorschlag gemacht, ihn jeden Abend anzurufen. Sein Handy würde Felix auf laut haben und einen bestimmten Klingelton einsetzen, damit er auch genau hören konnte, dass das Chan sein würde. Schon jetzt mochte er den Gedanken daran nicht, kaum noch Zeit mit dem älteren Australier verbringen zu können. Zu wissen, dass dieser auf eine Tour gehen konnte, beliebt wurde und viele Fans bekommen würde, ließ in Felix eine Angst erwecken, die er zu unterdrücken versuchte. Was wäre, wenn Chan ihn vergessen würde? Oder sich nicht mehr für ihn interessieren, sobald der Ruhm ihm zu Kopf stieg. Was wäre dann?
,,Ich bin müde, Channie."
Gähnend hielt sich Felix weiterhin fest und lauschte dem Fernseher, der im Wohnzimmer lief. Vermutlich saß dort seine Mutter oder sein Vater und schaute irgendeine Doku. Davon ließ er sich nicht sonderlich irritieren, sondern hörte nur dem fröhlichen Lachen von Chan zu, der leicht nickte und schließlich in das Schlafzimmer ging. Heute Nacht würden sie eine letzte, gemeinsame Nacht miteinander verbringen und ab morgen mussten sie getrennte Wege gehen. Felix würde normal zur Blindenschule gehen und Chan hatte demnächst ein Debüt, auf das er sich vorbereiten musste. Es war die letzte Nacht, in der sie normale Menschen und normale, beste Freunde sein konnten. Danach würde sich alles ändern und ob diese Veränderungen gut waren, zeigte sich erst noch.
,,Wenn du müde bist, dann solltest du wohl schlafen, Baby." Leicht lächelte Chan und ließ den Jüngeren vorsichtig auf das Bett nieder, bis er ihm die rote Jacke auszog und sie auf einen Stuhl legte. Kurz betrachtete er seinen besten Freund, wie dieser mit seiner Hand über die weiche Decke streichelte und nach einem Kuscheltier suchte. Ein kleines Lächeln lag auf den Lippen des Braunhaarigen, der es unfassbar niedlich fand, wie Felix einfach keinerlei Hilfe wollte und alles selbst tun wollte. Zwar wollte er ihm innerlich natürlich helfen, aber wenn er dies nicht wollte, konnte er es nicht hinter seinem Rücken einfach tun.
Felix würde ihm genau das niemals im Leben verzeihen.
Langsam zog er sich bis auf seine Hose aus und legte sich zu seinem jüngeren besten Freund in das Bett. Vorsichtig legte er seine Arme um den zierlichen Körper des Jüngeren und drückte sich an dessen Rücken heran. Ihr Tag war wunderbar gewesen und sie hatten viel gemeinsam gemacht, gelacht und über alle möglichen Erinnerungen gesprochen. Chan hatte es geliebt, wieder so viel mit seinem Felix sprechen zu können und doch blieb der säuerliche Nachgeschmack in seinem Mund stecken, denn er wusste, dass davon nichts mehr passieren würde. Sobald er sein Debüt hatte, blieb die schwere Arbeit auf ihm sitzen und am Ende konnte er nichts mehr mit ihm zutun haben. Oder zumindest nur über ein einfaches Handy, was nicht sonderlich das Beste war.
Doch für Felix würde Chan einfach alles aufgeben. Er war die wichtigste Person in seinem Leben, und alles, was er tat, tat er letztendlich nur für seinen besten Freund, und nicht wirklich für sich selbst.
,,Ich hab dich lieb, Felix... Und ganz bald sehen wir uns wieder. Versprochen."
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