Chapter 04 🍃
,,Was ist hier? Was siehst du?"
Orientierungslos drehte sich Felix einmal um seine eigene Achse und schmollte leicht, da er nichts hörte und nicht wusste, wo genau sie gerade waren. Es wehte nur ein warmer Wind um ihn herum und er konnte Blumen riechen, aber ansonsten war er in diesem Moment vollkommen hilflos, ganz alleine. Zwar liebte er die Natur und war auch gerne draußen, aber dann eher mit jemandem, der ihm von der Umgebung erzählen konnte. Deshalb vertraute er Chan auch und suchte nach dessen Hand, die er vorher losgelassen hatte. Nun stellte sich genau das als riesiger Fehler heraus und er musste widerwillig zugeben, dass er doch mehr auf Hilfe angewiesen war, als er wollte.
Aber Felix war stur. Und so etwas zuzugeben fiel ihm schwer.
,,Erinnerst du dich an das alte Feld, auf dem wir als Kinder immer gespielt haben?", fragte Chan schließlich nur und lächelte leicht, als er vorsichtig seine Arme um den dünnen, schmächtigen Körper von Felix legte. Sanft drückte er ihn an sich und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Schläfe, als Felix schüchtern nickte, damit seine Frage beantwortete. ,,Genau hier sind wir. Es sieht genauso aus wie damals, Lix. Nur das Gemüsebeet wurde durch hübsche Tulpen eingetauscht... Sie sind rot und gelb. Die alte Hütte wurde eingerissen und eine neue gebaut... Es ist wirklich hübsch." Ein Lächeln blieb auf seinen Lippen, als er erkennen konnte, wie fröhlich Felix darüber gerade wirkte.
,,Felix... Was vermisst du am meisten? Seit deinem Unfall... Was vermisst du?"
Überrascht weitete der Pinkhaarige für einen Moment seine trüben Augen und blickte starr in die Richtung, aus der die Stimme kam. Mit so einer Frage hatte er nicht gerechnet, da alle anderen immer vorsichtig mit ihm umgingen. Für diese Frage schämte er sich auch keinesfalls, stattdessen wurde er nachdenken und musste sie sich selbst stellen. Was vermisste er? Es war leicht zu sagen, dass er es vermisste, etwas zu sehen. Normalerweise sollte das jeder wissen, obgleich er sich damit abgefunden hatte oder nicht. Aber nach einer kurzen Überlegung fiel ihm tatsächlich etwas ein, was ihn sogar ein wenig traurig machte, weshalb er leise seufzte und schließlich zur Seite blickte.
,,Ich vermisse es, meine Mitmenschen zu sehen... Ich erinnere mich kaum noch an alle Gesichter, selbst die meiner Eltern sind verschwommen in meinem Kopf", erzählte der Jüngere leise, ein Hauch von Traurigkeit blieb in seiner Stimme stecken. ,,Ich... Ich weiß nicht, wie du aussiehst. Oder wie meine Freunde aussehen... Das macht mich vielleicht doch trauriger, als ich es für Anfang gedacht hatte." Ein erneutes Seufzen kam aus seinem Mund und er biss sich ein wenig verzweifelt auf seine Unterlippe. Die Verzweiflung steckte fest und tief in ihm, es schmerzte, so darüber zu reden und offen zu erklären, was in ihm vor sich ging. Er spürte an seiner Hand, wie Chan diese sanft und vorsichtig drückte, ihm zu verstehen gab, dass er noch immer hier war.
,,Aber wer sagt, dass du mich nicht sehen und fühlen kannst?"
Verwirrt zog Felix seine Stirn leicht zusammen und legte seinen Kopf etwas in den Nacken, als die blanke Sonne direkt in seine trüben, weißlichen Augen schien. Ganz sehen konnte er das natürlich nicht, bloß die Wärme auf seiner Haut spürte er und die Helligkeit vor ihm zeigte, dass es um ihn herum nicht dunkel war. Aber dennoch konnte er die Worte von Chan nicht verstehen, denn er sah nichts. Weder konnte er den Gesichtsausdruck des Älteren erkennen, noch fiel ihm dazu etwas ein. Unsicher kaute er auf seiner Unterlippe herum und seufzte anschließend auf, senkte seinen Kopf, da alles hoffnungslos schien. Die Worte seines besten Freundes schienen so weit entfernt zu sein, dass er nicht einmal mitbekam, wie Chan die kleine Hand an seine Wange legte und leicht lächelte.
,,Du kannst mich fühlen und durch deine Hände sehen. Fass mich an. Fühle mich, Lix."
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