,,Nehmen wir Hikari mit oder reicht nur dein Blindenstock?"

Leicht schüttelte Felix seinen Kopf und griff nach dem Stock, da er genau wusste, wo dieser sich befand. Es gab nur eine Stelle in ihrem Haus, das er noch immer gut kannte und da er fast jeden Tag seinen Stock brauchte, hatte er eine Routine entwickelt. Hikari war sein Blindenhund und bedeutete Licht, denn sein Vater hatte ihm diesen Hund vor einigen Jahren zu Weihnachten geschenkt. Damals erkannte er die Helligkeit, die durch den Weihnachtsbaum entstanden waren, und darum hatte er seinen Hund auch danach benannt. Heute hingegen war der Hund von Felix beim Tierarzt, um einige Impfungen zu überstehen, die wichtig waren. Aber mit Chan an seiner Seite würde er auch durch den Tag kommen.

,,Hikari ist beim Tierarzt. Ich nehme sie nächstes Mal mit", erklärte Felix und öffnete seinen Stock, den er sofort mit seinen Fingern umgriff und anschließend anfing, loszulaufen. Am Ende seines Blindenstocks war die typische Kugel, die ihm dabei half, den Weg zu finden. Nur dadurch spürte er, wenn der Boden sich veränderte und beispielsweise zu Kieselsteinen wurde und nicht mehr gepflastert war. Anfangs hatte er starke Schwierigkeiten damit gehabt, doch nun beherrschte er es und konnte ganz gewöhnlich laufen. Leicht spürte er, wie Chan ihn an der Seite streifte, um so den Weg leicht zu weisen, aber ohne ihm direkt in die Quere zu kommen. Und darüber war Felix mehr als nur glücklich. ,,Was möchtest du eigentlich draußen? Passiert da etwas Besonderes?"

Doch Chan schwieg nur, hatte ein kleines Lächeln auf seinen Lippen und lief artig neben Felix her, hielt sich dabei an sein Tempo. Natürlich hatte er etwas für seinen besten Freund geplant, damit sie die letzte, wenige Zeit zusammen verbringen konnten. Sobald er sein Debüt haben würde, konnten sie nicht mehr viel miteinander unternehmen. Das hatte er von Anfang an gewusst und so sehr ihm das missfiel, was hatte er für eine andere Wahl? So lange hatte er um seinen Traum gekämpft und dafür alles gegeben. Auch der Jüngere wusste das genau und Chan konnte ahnen, dass Felix ihm eine Standpauke halten würde, wenn er seinen Traum einfach aufgab. Er tat es nicht nur für sich, sondern auch für den Pinkhaarigen.

,,Ich werde übrigens immer besser bei der Brailleschrift", erzählte Chan schließlich nach einer Weile und lächelte darüber zufrieden. Er nahm, neben dem anderen Training, oft an Kursen teil, damit er eines Tages einen lang Brief an Felix verfassen konnte. Natürlich könnte er es ihm einfach vorlesen, aber wo blieb da der Spaß? Damit half er auch dem Jüngeren, der noch immer leichte Probleme damit hatte, alle Sätze richtig zu verstehen. ,,Es ist schwer und du bist bestimmt weitaus besser als ich, aber irgendwann werde ich dir einen Brief schreiben!" Ein herzhaftes Lachen kam über seine Lippen, in das Felix sofort einstimmte, der die Art von Chan wirklich liebte. Mit seinem besten Freund hatte er wahres Glück auf der Welt gefunden.

,,Du weißt, dass du sie nicht lernen musst. Für dich macht das nicht viel Sinn und ich komme klar."

Aber Felix war klar, dass er Chan niemals davon abhalten konnte. Dafür war es dem älteren Australier viel zu wichtig, der alles dafür geben wollte, das Leben von Felix zu vereinfachen. Beiden war bewusst, dass das nicht immer funktionieren konnte, und doch sagte der Pinkhaarige nicht wirklich etwas dagegen, zumal es mehr als nur süß von Chan war, genau so etwas zu tun, obwohl er mit seinem baldigen Debüt genügend Druck und Stress hatte. Stattdessen legte Felix nun leicht seinen freien Arm um Chan, orientierte sich an diesem und ließ sich führen, war gespannt darauf, wohin er geführt wurde. Sehen konnte er es nicht, noch nicht einmal erahnen. Der Jüngere würde überrascht werden und allmählich stieg die Aufregung in ihm an.

,,Ich weiß, dass ich es nicht lernen muss, Lix. Aber ich mache es trotzdem für dich. Und übrigens, wir sind endlich angekommen.~"

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Brailleschrift = Blindenschrift