30. Kapitel
Meine Hand, in welcher mein Handy liegt, beginnt zu zittern und ich weiß nicht, was ich denken oder was ich fühlen soll. Sie ist schwanger? Schwanger? Von Alex? Der, der mir geschworen hat nicht mit ihr geschlafen zu haben. Der, der nun unwissend neben mir sitzt und mich mit gerunzelter Stirn mustert, wissen will, was Rebecca am anderen Ende der Leitung erzählt.
Stumm formt er mit den Lippen den Satz: ,,Was ist los?" Doch ich ignoriere ihn, weiche seinem drängenden Blick aus, kann gerade sein scheinheiliges Gesicht nicht ertragen. Als er nach meinem Arm greifen will, entreiße ich mich ihm mit unterdrückter Wut. Diese staut sich soeben an, will an die Oberfläche, kratzt an ihr. Sie macht mich rasend. Rebecca schluchzt noch immer am anderen Ende des Telefons, hat seit ein paar Sekunden nichts mehr gesagt. Wahrscheinlich erwartet sie eine Antwort von mir, doch ich bin zu geschockt, weiß nichts darauf zu sagen.
,,Beccy...ich...ich kann gerade nicht sprechen. Ich ruf dich später zurück. Hab dich lieb...bye." Ich lege einfach auf, habe ein schlechtes Gewissen, doch ich kann jetzt nicht mit ihr sprechen. Ich kann es in diesem Moment einfach nicht. Nicht, wenn Alex neben mir hockt und mich genauestens beobachtet, wissen will was sie mir soeben berichtet hat.
Ohne Beccy die Möglichkeit zu bieten auf meinen letzten Satz antworten zu können, habe ich bereits das Telefonat beendet und das Handy auf den Nachttischschrank geschmissen. ,,Was ist? Was hat sie gesagt?", will Alex sofort wissen, versucht erneut nach mir zu greifen, doch da platzt mir der Kragen.
,,Nicht mit ihr geschlafen, Huh? Wen willst du mieser Penner eigentlich verarschen? Hast du gedacht ich würde es nicht heraus bekommen? Hat es Spaß gemacht von einer zur anderen zu pendeln? Wer von uns fickt besser? Rebecca oder ich, huh?", fauche ich ihn giftig an, spüre förmlich wie mein Brustkorb anschwillt, wie mein Blut kocht und mein Gesicht rot anläuft.
Unwissend sieht er mich an, scheint nicht zu verstehen worauf ich hinaus will. ,,Was?", zischt er auf, fasst sich an die Stirn. ,,Wovon sprichst du eigentlich?"
,,Rebecca ist schwanger! Und zwar von dir, du Arschloch!", kreische ich ihn an, als ich die Geduld verliere.
Seine Augen weiten sich, sein Mund öffnet sich fassungslos. ,,Sie ist schwanger?", keucht er erschrocken, als könne er es kaum glauben.
,,Ja, offensichtlich ging es bei dir ja nicht schnell genug und hast sie ohne zu verhüten gevögelt..."
,,Jetzt halt die Klappe!", fährt er mich lauthals an und unterbricht meine Gehässigkeit. ,,Ich sagte dir bereits, dass ich nicht mit ihr geschlafen habe. Ich habe dich nicht angelogen, von mir kann das Kind nicht kommen."
,,Ach ja? Von wem denn dann? Soll sie vielleicht per Windbestäubung geschwängert worden sein? Für wie blöd hältst du mich eigentlich?" Ich bekomme mich nicht mehr ein, kann meine Wut kaum bändigen.
,,Glaub was du willst, aber ich habe dich nie angelogen. Ich bin immer ehrlich zu dir gewesen", behauptet er selbstgefällig.
,,Dass du eine Freundin hattest zu dem Zeitpunkt als du mich das erste Mal geküsst hast, hast du mir jedoch verschwiegen", halte ich dagegen, spiele nicht fair, aber das ist mir in diesem Moment gleichgültig. Ich bin zutiefst enttäuscht von ihm und seiner Unehrlichkeit mir gegenüber. Von wem soll Rebecca sonst das Kind bekommen? Wenn sie nicht einmal Alex nach über einem Jahr ran lässt, wieso sollte sie es dann irgendwem anderes, Fremdes gestatten?
,,Du bist nicht fair!", wirft er mir vor, doch das lässt mich kalt.
,,Genauso wenig wie du. Ich rufe mir ein Taxi und fahre nach Hause. Das mit uns hat sich erledigt. Kümmere dich lieber um deine schwangere Freundin", gifte ich ihn an, stehe währenddessen auf und schmeiße unachtsam alles in meine Tasche, was ich greifen kann. In Eile werfe ich mir die Anziehsachen von gestern über, die teilweise noch feucht sind. Ich will einfach nur noch fort. Kann hier nicht bleiben, obwohl mein Herz etwas anderes will. Nämlich diesen Mann, der vor mir steht und alles versucht um mich umzustimmen. Doch ich kann nicht.
,,Nora...lass den Quatsch und bleib hier. Ich habe nicht mit Rebecca geschlafen."
,,Wie soll ich dir das glauben können Alex? Sag es mir! Du bist der Einzige, den sie ran gelassen hätte. Sei doch einfach ehrlich. Steh wenigstens dazu", gebe ich erschöpft von mir, kann dieses hin und her, dieses Drama nicht mehr ertragen. Ich halte das nicht mehr aus.
Alex steht ebenfalls auf, will mich davon abhalten mir die Tasche umzuschnallen und das Zimmer zu verlassen. ,,Alex...mach es mir nicht so schwer und lass mich einfach gehen. Die Sache mit uns hat sich erledigt."
,,Hat es sich nicht. Weil das Kind nicht von mir ist und ich dich liebe...verstehst du, verdammte Scheiße? Ich liebe dich und ich will mit dir zusammen sein." Seine Worte berühren mich.
Ich bin kurz davor klein beizugeben, doch ich unterdrücke meine aufkommenden Tränen, widerstehe dem Drang ihm um den Hals zu fallen und meine deshalb unterkühlt: ,,Das hättest du dir bevor du sie schwängerst überlegen sollen." Mit diesen Worten reiße ich rasch die Zimmertüre auf und renne die Treppen herunter. Renne ein weiteres Mal davon, doch dieses mal hält er mich nicht auf, sondern lässt mich ziehen...
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