29. Kapitel
Ich schließe die Augen, genieße seinen warmen Atem auf meinen Lippen. Mit noch immer geschlossenen Augen beantworte ich seine Bitte, weiß dass er brennend auf meine Antwort wartet. ,,Ich liebe dich...Alex...ja verflucht, ich liebe dich", bricht es endlich aus mir heraus. Dennoch fühle mich durch diese Worte nicht befreit. Nun ist es endgültig. Einmal ausgesprochen ist es nicht wieder rückgängig zu machen, er weiß es nun und somit habe ich unser Schicksal besiegelt. Habe somit heraufbeschwört, dass er sich von Rebecca, meiner eigentlich besten Freundin, trennt. Meinetwegen.
Ich fühle mich schlecht und dennoch frage ich mich, würde Rebecca an meiner Stelle ebenso ein schlechtes Gewissen haben? Würde sie an mich denken? Rücksicht nehmen? Sie hat mir so viel verheimlicht, hat mich so lange nicht an ihrem Leben teilhaben lassen. Sind wir überhaupt noch richtige Freundinnen?
,,Alex...ich bin ein schlechter Mensch", keuche ich weinend auf, öffne meine Augen und sehe, dass er mich eingehend mustert. Auch er sieht nicht glücklich aus.
,,Du bist kein schlechter Mensch, du hast dich einfach verliebt." Er schüttelt den Kopf, was mich jedoch nicht besänftigt.
,,Ja, offensichtlich aber in den Falschen!"
,,Sag sowas nicht! Ich habe mich doch auch in dich verliebt. Es kann also nicht falsch sein. Der Zeitpunkt war einfach nur, sagen wir ungünstig. Ich liebe dich, Nora und dazu werde ich stehen. Ich halte mein Versprechen!", haucht er, streicht mir zaghaft eine Strähne aus dem Gesicht und kommt mir entgegen und verschließt unser beider Münder miteinander.
Gierig vergrabe ich meine Finger in seinem nassen Haar, stöhne auf, als er mit seiner Zunge um Einlass bittet. Ich gewähre ihm diesen, kann nicht genug von seiner Nähe bekommen. Unsere Zungen liefern sich einen leidenschaftlichen, aber auch verzweifelten Konkurrenzkampf. Nach einer Weile lösen wir uns keuchend voneinander, sehen uns für einen Augenblick nur in die Augen. Brennend steigt mir die Röte in die Wangen und ich weiß, ich hätte es nicht länger ausgehalten ihm meine Gefühle zu verheimlichen.
,,Jetzt komm, meine Mutter wird bestimmt schon im Dreieck springen, weil sie nicht weiß wo wir sind", krächzt er heiser, stützt sich vom Boden ab und erhebt sich, hält mir dann seine Hand hin, um mir aufzuhelfen. Zögernd ergreife ich sie, lasse mich von ihm auf die Beine ziehen. Er schließt seine Arme wärmend um mich, als er bemerkt dass ich anfange zu zittern. ,,Jetzt kannst du dir gleich nochmal ein warmes Bad einlassen. Du bist bis auf die Knochen durchnässt", spricht Alex leise auf mich ein, führt mich zu seinem Wagen, in dem ich Noah sitzen sehe.
Vom Fahrersitz aus lächelt er mir ermutigend zu. Ich versuche es zu erwidern, doch es misslingt mir. Meine Gedanken kreisen, überschlagen sich und ich komme immer wieder am Anfang an. Finde keine Lösung in der wir alle drei glücklich werden könnten. Einer wird leiden, egal wie wir diese Situation auch versuchen zu retten.
Alex hält mir die Tür auf, lässt mich auf die Rückbank gleiten. Er setzt sich neben mich, zieht mich fürsorglich in seine Arme und bittet seinen Bruder die Heizung anzuschalten. Wenige Sekunden später wird mir wärmer und ich kuschle mich an Alex heran, genieße die Wärme die von ihm ausgeht. Mit sanften Bewegungen streichelt er mir über den Arm, über den Rücken, über meinen nassen Haarschopf. Er ist so liebevoll, so sanftmütig, dass ich seufzend in einen leichten Schlaf falle, von der Erschöpfung schlussendlich einschlafe.
Das letzte was ich mitbekomme ist, wie Alex mich hoch hebt und mich ins Haus trägt. Vorbei an seiner Mutter, die ihm Vorwürfe macht, weshalb er zugelassen hat mich allein bei dem Wetter spazieren gehen zu lassen. Seine Antwort bekomme ich kaum mit, Alex spricht zu leise, zu undeutlich.
Das Nächste, was ich spüre sind seine schlanken Finger, die mich meinen nassen Anziehsachen entledigen und mich in warme Decken wickeln. Seine heißen Lippen streifen kurz die meinen, nur ganz zart, beinahe ein Hauch und dennoch lässt es mich unzufrieden aufseufzen, als er sich von mir entfernt. Ich höre Alex noch rau lachen, fühle wie er mir über die Wange streichelt. Danach habe ich keinerlei Erinnerungen mehr, da mich die Müdigkeit endgültig übermannt und ich mich der Dunkelheit hingebe.
Als ich das nächste Mal die Augen öffne, blendet mich grelles Sonnenlicht und ich kneife genervt stöhnend meine Augen wieder zu. Ein leises Schnarchen neben mir lässt mich erschrocken zusammenzucken und mein Blick wandert nach links. Dort liegt Alex. Sein nackter Rücken ist mir zugewandt und erst jetzt spüre ich seine Wärme, sein Bein an meinem.
Röte steigt mir ins Gesicht und ich beobachte ihn. Beobachte wie sich sein Oberkörper regelmäßig auf und ab senkt. Sein schwarzes Haar liegt unordentlich auf seinem Kopf, wird auf einer Seite platt gedrückt. Die Muskeln seines Rückens sind beeindruckend, lassen mich ins Staunen geraten und ich kann nicht anders, als die sanften Muskelstränge mit dem Zeigefinger nachzufahren. Seine Haut ist weich, glatt und warm. Leise grummelnd dreht Alex sich zu mir herum, linst mich durch seine dichten Wimpern verschlafen an.
,,So werde ich doch gerne geweckt", raunt er mit heiserer Morgenstimme, legt einen Arm um mich und zieht mich an seine nackte Brust.
,,Alex? Was ich gestern gesagt habe...also...also das ich dich liebe", druckse ich herum, will ihm klar machen, dass es mir ernst ist, ich jedoch trotzdem Bedenken und Angst vor Rebecca ihrer Reaktion habe.
,,Hmmm?", brummt er und legt seinen Arm fester um mich, als hätte er Angst ich würde verschwinden.
,,Das habe ich ernst gemeint. Ich weiß nicht wie es passiert ist, wie das so schnell gehen konnte, doch ich weiß, dass das was ich für dich fühle über eine gewöhnliche Schwärmerei hinausgeht. Ich will nur, dass du das weißt und dass ich einfach nur Angst habe. Rebecca ist so viele Jahre lang meine Freundin gewesen und jetzt hintergehe ich sie so. Ich hoffe du kannst meine Bedenken verstehen", rede ich einfach drauf los, denn ich möchte ehrlich zu ihm sein.
,,Natürlich kann ich dich verstehen. Auch ich habe Angst, glaub mir. Ich will Rebecca ebenso wenig verletzen, doch wenn wir sie jetzt noch länger hintergehen, noch länger belügen, wird es nur noch schlimmer. Wir bereden das morgen. Heute verbringen wir erstmal den Tag mit meiner Mutter", seufzt er und klingt deshalb nicht sehr erfreut.
,,In Ordnung. Ich mache mich schnell fertig. " Ich nicke, denn ich weiß, dass es jetzt das beste ist, erstmal an etwas anderes zu denken. Ich muss auf das Beste hoffen. Ich konzentriere mich jetzt darauf, dass Alex mich liebt und mit mir zusammen sein möchte. Dass ich mich für eine gemeinsame Zukunft mit ihm entschieden habe kommt mir zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht real vor, nicht richtig. Nicht so lange wir nicht mit Rebecca darüber gesprochen haben.
,,Denk nicht zu viel nach!" Alex küsst mir auf den Haaransatz und lässt mich aufstehen. In diesem Moment klingelt mein Handy auf dem Nachtschrank und ich kann Beccy ihren Namen auf dem Display ablesen. Ich erstarre in meiner Bewegung, ziehe erschrocken die Luft ein.
,,Alex? Rebecca ruft mich an." Ich werde panisch, spüre, wie mein Herz Überschläge macht und wie ein Presslufthammer gegen meinen Brustkorb pocht.
,,Geh ran, bleib ganz ruhig. Lass dir nicht anmerken, wie nervös du bist. Das würde sie nur noch mehr verunsichern. Sie wird die Wahrheit erfahren, aber noch nicht jetzt. Geh ran!", redet Alex ermutigend auf mich ein, hat sich aufgesetzt und drückt meine Hand. Gibt mir dadurch Mut das Gespräch anzunehmen.
,,Hey, Beccy. Wie geht es dir?", versuche ich betont fröhlich zu sein, denn ich will nicht, dass sie meine Anspannung bemerkt. Doch sie geht nicht darauf ein, ist keineswegs fröhlich. Nein, sie weint, schluchzt und schnieft.
,,Nora...", krächzt sie weinend und ich versteife mich augenblicklich, mache mir sofort Sorgen. Was ist mit ihr?
,,Beccy? Was hast du? Wieso weinst du?", frage ich sie hektisch, zerquetsche beinahe Alex' Hand, der mich von der Seite fragend mustert.
,,Ich...wie konnte das nur passieren? Nora...ich habe Angst...so schreckliche...ich kann das nicht...ich bin nicht gut genug dafür...", schluchzt sie herzzerreißend und ich kann förmlich ihren Schmerz spüren.
Beinahe selbst den Tränen nahe, frage ich: ,,Wofür? Beccs, rede mit mir! Wofür bist du nicht gut genug?"
Was sie als nächstes sagt, lässt meine Adern zu Eis gefrieren und ruckartig, als hätte ich mich an ihm verbrannt, lasse ich Alex seine Hand los. ,,Für ein Baby...Nora, ich bin schwanger."
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