26. Kapitel
,,Rebecca...Schatz...Hey?", nimmt er das Gespräch an, lässt mich nicht aus den Augen. Er beobachtet meine Reaktion, mustert mein Gesicht. Natürlich spüre ich, wie sich ein dicker Kloß in meinem Hals bildet, wie die Eifersucht in mir brodelt. Aber zudem kommt die Angst, die Panik aufzufliegen. Dass sie meinen Atem hört, dass sie meinen Herzschlag hört, der verräterisch laut, so scheint es mir, im gesamten Zimmer wahrzunehmen ist. Ich halte die Luft an, kaue auf meiner Unterlippe herum, bin ziemlich nervös. Am anderen Ende der Leitung höre ich Rebecca ihre Stimme, kann jedoch kein Wort verstehen, bin neugierig. Hat sie etwas bemerkt? Ahnt sie etwas? Ist sie dahinter gekommen?
,,Tut mir leid, ich habe vergessen dir Bescheid zu geben...ja, ich bin gut angekommen...ich bin mit meinem Bruder unterwegs gewesen...wie geht es dir?", spricht Alex leise, hat die Stimme gesenkt, fährt mir mit dem Finger über meine Unterlippe, zeichnet zaghaft deren Konturen nach. Keuchend schließe ich die Augen, genieße seine Berührung, reiße jedoch diese wieder auf und entferne mich mit einem Schritt von ihm.
Stumm schüttle ich den Kopf und begegne seinen verwirrten Blick. Tonlos forme ich meine Lippen zu einem ,,Rebecca!" und will, dass er versteht, dass ich seine Nähe nicht gebrauchen kann. Nicht, wenn sie am Telefon ist und mich jederzeit hören könnte. Verstehend nickt er, geht ebenfalls einen Schritt von mir zurück und wendet mir seinen breiten Rücken zu. Mit geschlossenen Augen hole ich tief Luft, versuche meine Atmung unter Kontrolle zu bringen.
,,Übermorgen bin ich wieder da...pass bitte auf dich auf!...Ja, Tschüss..." Er legt auf, beendet das Gespräch ohne ihr zu sagen, er würde sie lieben. Gibt ihr nicht das, was sie sich erhofft.
,,Was hat sie gewollt?", hauche ich kaum hörbar, krächze beinahe.
,,Sich nach mir erkundigen, sie hat sich sorgen gemacht." Er zuckt bloß die Schultern und klingt so unterkühlt, als würde er mir nicht viel Preis geben wollen.
,,Wie geht es ihr?", hake ich nach, will wissen was mit ihr ist. Ich sehe es anhand seinem Gesichtsausdruck. Irgendetwas ist mit ihr.
,,Alex...Was hat sie?" Ich werde ungeduldig, greife nach seiner Hand und versuche seinen Blick einzufangen. Ausweichend holt er Luft, vermeidet es in meine Augen zu sehen.
,,Ich kann nicht!" Ist alles was er hervor bringt.
,,Wenn es ihr schlecht geht, will ich sofort zu ihr!", rufe ich wütend aus, lasse seine Hand los, die er sofort wieder ergreift und mich zurück hält.
,,Warte...Ich sagte dir schon, es ist viel zu offensichtlich um es nicht zu bemerken. Rebecca geht es nie wirklich gut, sie erzählt dir vielleicht das Gegenteil, aber es geht ihr nie wirklich gut", spricht er in Rätseln und sieht mir standhaft ins Gesicht. Sein Kiefer mahlt, seine Augen sprühen Funken. Ich runzle die Stirn und versuche, seine Worte zu verstehen. Was meint er damit? Was will er mir damit sagen?
,,Was...wie meinst du das?"
,,Das es ihr nicht gut geht...nie. Welchen Eindruck hat sie die letzten Male auf dich gemacht? "
,,Einen eher bedrückten, nicht wirklich glücklichen...sie...ist öfter leicht angetrunken gewes...Nein!" Mir fällt es wie Schuppen von den Augen, die Erkenntnis trifft mich wie ein Blitz.
Alex nickt, hat mein abruptes Schweigen richtig verstanden. ,,Aber...seit wann? Ich habe sie so oft gesehen, sie so oft besucht, wie konnte mir das nicht auffallen?" Frustriert fahre ich mir durch die Haare und fühle mich schlecht, kann nicht verhindern das mir die Tränen kommen. Alex zieht mich an seine Brust, bietet mir die Möglichkeit mein Gesicht an seinem Shirt zu vergraben und es voll zuweinen. Beruhigend fährt er mir über den Rücken, bewirkt das ich noch schlimmer weinen muss, dass mich eine Welle der Traurigkeit durch schüttelt.
Das ausgerechnet er mich tröstet ist pietätlos, ich bin ein schlechter Mensch. Eine schlechte Freundin. ,,Ich habe es nicht gemerkt...ich...bin eine grausame Freundin...Ich sollte zurück fahren und ihr helfen..."
,,Beruhig dich, sie ist bei ihrer Mutter. Jetzt im Moment kannst du nichts für sie tun."
,,Das ist also der Grund weshalb du bei ihr bleibst?", schniefe ich und wische mir die Tränen weg, sehe was sie seinem Shirt angetan haben. Ein nasser Fleck prankt auf seiner Brust.
,,Ja...aus Mitgefühl und weil ich sie als Mensch schätze. Nicht weil ich sie liebe. Das tue ich schon lange nicht mehr. Als sie es bemerkt hat, als sie diesen Umschwung bemerkt hat, hat sie ihre Angst alleine zu sein mit Alkohol ertränkt. Sie ertränkt unsere Probleme in ihm, will den Verlust unserer Beziehung nicht wahrhaben. Ich habe sie schon zu einer Klinik fahren müssen, habe sie einen Abend volltrunken, beinahe bewusstlos in ihrer Wohnung gefunden."
,,Scheiße, Alex, wieso hast du mir das nicht gesagt? Hätte ich das gewusst..."
,,Dann was? Hättest du ihr verboten Alkohol zutrinken?", fährt er dazwischen, wirkt verbissen.
,,Nein, dann hätte ich mich nicht auf dich eingelassen. Wenn sie von uns erfährt, wird das ihr Untergang."
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