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37 || 𝙤𝙧𝙙𝙞𝙣𝙖𝙧𝙮 𝙡𝙞𝙛𝙚 ☽

Louisa PoV

„E-Er ist ein Monster, eine Gefährdung für die Öffentlichkeit! Er gehört eingesperrt!" schrie Sun aufgebracht, während sie sich ein Kühlpad gegen ihre blutende Nase drückte. Ihre Stimme überschlug sich vor Wut und Frustration, und ich konnte das Zittern in ihren Händen sehen.

„Sun, beruhige dich jetzt bitte erst einmal," sagte unsere Chefin in einem beschwichtigenden Ton. Sie saß am Kopf des Tisches und warf einen durchdringenden Blick in die Runde. „Erklär uns, was passiert ist. Was hat ihn denn dazu gebracht, so auszurasten?"

Sun atmete schwer und senkte das Kühlpad, ihre Augen waren rot vom Weinen. „Ich... Ich weiß es nicht. Am Anfang war er ganz ruhig. Hat sogar normal mit mir geredet, aber plötzlich..." Sie hielt inne, als ob allein der Gedanke an den Vorfall sie erneut erschüttern würde. „...hat er einfach die Kontrolle verloren. Er hat um sich geschlagen, ohne Vorwarnung. Ich hatte keine Chance!"

Ihre Stimme war erfüllt von Panik und Schmerz, und ich konnte die Erschütterung bei meinen Kolleginnen und Kollegen spüren.

„Also bitte, das reicht doch jetzt," sagte eine Kollegin aufgebracht, ihre Arme verschränkt vor der Brust. „Ich finde, wir sollten ihn mit sofortiger Wirkung aus der Klinik werfen. So jemanden können wir hier nicht gebrauchen. Ein Mann, der Frauen schlägt, gehört in eine geschlossene Psychiatrie – nicht hierher."

Zustimmendes Murmeln durchzog den Raum, und die Anspannung wuchs spürbar. Doch ich konnte nicht einfach zustimmen. Ich spürte, dass hinter diesem Ausbruch mehr steckte.

„Ich bin da anderer Meinung," sagte ich schließlich, meine Stimme ruhig, aber bestimmt.

Ein plötzlicher, fast ungläubiger Blick flog durch den Raum. Alle Augen waren auf mich gerichtet, als ob ich gerade etwas völlig Absurdes gesagt hätte.

„Louisa," begann Sun mit einem zitternden Ton, „wie kannst du ihn noch verteidigen nach allem, was passiert ist?"

„Ich verteidige ihn nicht," entgegnete ich ruhig, aber mit Nachdruck. „Ich sage nur, dass wir ihm eine zweite Chance geben sollten. Wenn er sich nochmal so verhält, können wir ihn immer noch entlassen. Aber einfach so aufgeben? Das widerspricht allem, woran ich glaube."

Die Spannung im Raum verdichtete sich, und Sun warf mir einen Blick zu, der vor Wut und Enttäuschung glühte. „Er hat mir die Nase zerschmettert!" rief sie, ihre Stimme ein scharfer Kontrast zu meinem ruhigen Tonfall.

Ich atmete tief ein. „Ich verstehe, dass du wütend bist. Das würde ich auch sein. Aber vielleicht warst du einfach nicht die richtige Therapeutin für ihn."

„Was soll das bitte heißen?" Ihre Stimme war jetzt noch schärfer, und sie richtete sich auf ihrem Stuhl auf, um mir ihre Überlegenheit zu demonstrieren. „Ich habe über zwanzig Jahre Erfahrung, Louisa. Ich weiß, was ich tue."

„Das stelle ich nicht infrage," antwortete ich ruhig. „Aber manchmal braucht jemand einen Therapeuten, der besser zu seiner Persönlichkeit passt. Vielleicht jemanden, der eher in seinem Alter ist. Jemanden, der seine Gedanken und seine Welt besser nachvollziehen kann."

Sun schnappte hörbar nach Luft, als ob meine Worte sie persönlich beleidigt hätten. „Du willst doch nicht ernsthaft sagen, dass ich für diesen Mann ungeeignet bin!"

Bevor ich antworten konnte, mischte sich unsere Chefin ein. „Louisa, das hier ist ein sehr schwerer Fall. Glauben Sie wirklich, dass Sie ihm gewachsen sind? Er ist mittlerweile als Schwierigkeitsstufe 4 eingestuft worden. Sie haben bisher nur mit leichteren Fällen gearbeitet."

Ich zögerte nicht einen Moment. „Ich fühle mich bereit, diesen Fall zu übernehmen."

Die skeptischen Blicke der Anwesenden prallten an mir ab. Ich wusste, dass es ungewöhnlich war, dass jemand wie ich sich freiwillig meldete. Doch ich konnte es nicht ertragen, jemanden wie ihn aufzugeben, nur weil er als hoffnungsloser Fall angesehen wurde.

„Ich weiß nicht, warum, aber ich habe das Gefühl, dass genau dieser Fall zu mir passt. Ich will es zumindest versuchen," fügte ich hinzu, meine Stimme durchzogen von fester Überzeugung.

Sun lachte bitter. „Na schön, Louisa. Aber wenn er dir ein Bein bricht, weil er wieder die Kontrolle verliert, komm nicht heulend zu uns zurück. Der Typ ist gefährlich!"

„Das Risiko nehme ich in Kauf," antwortete ich ruhig und sah ihr direkt in die Augen.

Die Chefin nickte schließlich langsam. „Na gut, Mrs. Jeon. Sie übernehmen diesen Fall. Aber ich warne Sie: Sollten Sie irgendwann feststellen, dass Sie nicht mehr weiterkommen, sagen Sie mir sofort Bescheid. Dann wird Mr. Kim unverzüglich aus der Klinik verwiesen."

Ich nickte. „Das wird nicht nötig sein. Ich werde es schaffen."

Während die anderen ihre Unterlagen zusammenpackten, spürte ich jedoch ein seltsames Kribbeln im Magen.

Mr. Kim... dieser Name löste etwas in mir aus, das ich nicht erklären konnte.

Das konnte doch nicht...wirklich er sein, oder? Der Name Kim ist schließlich einer der häufigsten Nachnamen in Korea. Tausende Menschen tragen ihn. Doch eine leise Stimme in meinem Inneren flüsterte, dass es mehr als nur ein Zufall sein könnte.

•••

„Mrs. Werly?"

Ich sprach eine der Krankenschwestern auf dem Flur an, und sie drehte sich mit einem freundlichen, aber geschäftigen Lächeln zu mir um.

„Ja, kann ich Ihnen helfen?"

„Könnten Sie Mr. Kim bitte ausrichten, dass seine nächste Therapiesitzung morgen um 17 Uhr stattfindet?"

Sie nickte ohne Zögern. „Natürlich, ich werde es ihm ausrichten."

„Vielen Dank."

Ich erwiderte ihr Lächeln und machte mich auf den Weg zurück in mein Büro. Doch während ich die Schritte durch den langen Korridor setzte, kreisten meine Gedanken bereits um die bevorstehende Sitzung.

Ich wusste, dass es nicht einfach werden würde. Nach allem, was ich von meinen Kolleginnen gehört hatte, war Mr. Kim eine enorme Herausforderung – ein Fall, der die Grenze des Möglichen zu testen schien. Doch anstatt mich davon einschüchtern zu lassen, spürte ich eine eigentümliche Entschlossenheit.

Zur Vorbereitung ließ ich mir seine Akte aushändigen.

Im kleinen Besprechungsraum setzte ich mich an einen Tisch, öffnete den Ordner und blätterte durch die ersten Seiten. Die üblichen persönlichen Daten – Name, Geburtsdatum, Herkunft – übersprang ich, denn ich wollte nicht von Oberflächlichkeiten abgelenkt werden. Stattdessen begann ich mit dem Abschnitt, der seine diagnostizierten Probleme und Verhaltensweisen dokumentierte.

Laut las ich die Worte vor, während ich versuchte, sie zu analysieren:

„Narzisstische Tendenzen, starke Aggressionsprobleme, findet Befriedigung darin, Frauen während des Geschlechtsverkehrs Schmerz zuzufügen ..."

Ich hielt inne, ließ die Worte in meinem Kopf nachklingen. Es war schwer, den letzten Punkt zu ignorieren – er stach hervor, wie ein blutroter Fleck auf einer weißen Leinwand. Ein offensichtliches Symptom, doch sicher nicht die Ursache. Dahinter musste mehr stecken, etwas Tieferes, das ihm diese Neigung verliehen hatte.

Ich notierte ein Fragezeichen neben dieser Passage auf meinem Notizblock.

Danach las ich den Bericht der letzten Klinik, in der er behandelt worden war. Es handelte sich nur um eine kurze Zusammenfassung, aber die Worte hatten eine erschreckende Wucht:

„Mr. Kim zeigt keinerlei Mitgefühl, Empathie oder andere positive Eigenschaften. Er reagiert schnell aggressiv, weicht Fragen aus und verweigert die Zusammenarbeit. Ihm ist bewusst, dass er ein Sadist ist, erkennt darin jedoch kein Problem und strebt auch keine Veränderung an. Mit ihm zu arbeiten ist zwecklos und reine Zeitverschwendung."

Ich ließ die letzten Worte auf mich wirken und konnte ein tiefes Seufzen nicht unterdrücken. Es war frustrierend, wie oft Menschen, die unsere Hilfe am dringendsten benötigten, vorschnell abgeschrieben wurden. Sicher, Mr. Kim war ein schwieriger Fall, aber genau das machte die Arbeit mit ihm so wichtig.

Niemand wird ohne Grund so, dachte ich. Hinter jedem zerstörerischen Verhalten steckt eine Geschichte.

Ich schloss die Akte, drückte sie fest gegen meine Brust und stand auf. Während ich den Raum verließ, hielt ich vor einem Mülleimer inne. Ohne viel zu überlegen warf ich die Akte hinein.

Warum?

Weil ich kein Urteil von anderen übernehmen wollte. Ich wollte mir ein eigenes Bild von ihm machen, herausfinden, wer er wirklich war.

Mr. Kim mochte für viele ein verlorener Fall sein – eine verschlossene Tür, die sie nicht mehr öffnen wollten. Doch ich war entschlossen, den Schlüssel zu finden.

Taehyung PoV

„Mr. Kim? Es ist 17 Uhr, Ihre Therapiesitzung beginnt jetzt."

Die Stimme der Krankenschwester riss mich aus meinen Gedanken. Mit einem leisen Seufzen erhob ich mich von meinem Bett, die Worte kaum wahrnehmbar murmelnd.

„Schon beeindruckend, dass diese Dr. Choi tatsächlich den Mut hat, mir nach dem gestrigen Vorfall wieder unter die Augen zu treten."

Meine Worte trugen eine Mischung aus Belustigung und Gleichgültigkeit. Doch die Krankenschwester hielt inne und schüttelte langsam den Kopf.

„Dr. Choi ist nicht mehr Ihre Therapeutin. Sie haben eine neue Ansprechpartnerin."

Ihre sachliche Aussage ließ mich für einen Moment die Stirn runzeln. Neue Therapeutin? Bedeutete das, dass sie mich noch nicht aufgeben wollten? Vielleicht auch nur eine weitere, die nach ein paar Sitzungen genug von mir hatte.

„Hier ist es." Die Schwester blieb vor einer schlichten, weißen Tür stehen und deutete darauf. „Bitte gehen Sie hinein. Ihre Therapeutin wird gleich bei Ihnen sein."

Mit einem kurzen Nicken trat ich an die Tür heran, drückte den Griff nach unten und schob sie auf. Der Raum dahinter war leer.

„Hier ist niemand." Ich wandte mich zur Schwester um, eine Spur von Ungeduld in meiner Stimme.

„Oh, sie kommt sicher gleich. Bitte warten Sie hier." Mit diesen Worten schloss sie die Tür hinter mir und ließ mich allein zurück.

Ein leises Seufzen entglitt mir, als ich mich auf den einzigen weißen Stuhl im Raum sinken ließ. Der Raum selbst war so steril wie die restliche Klinik – weiße Wände, ein Tisch, zwei Stühle, nichts Persönliches, nichts Einladendes. Der Geruch nach Desinfektionsmitteln hing in der Luft.

Ich ließ meinen Blick durch den Raum gleiten.

Nichts Besonderes. Keine Überraschung.

Plötzlich hörte ich, wie sich die Tür hinter mir öffnete. Das Geräusch ließ mich kurz innehalten, aber ich fühlte keinen Drang, mich umzudrehen. Wahrscheinlich war es wieder eine dieser älteren Therapeutinnen, die dachten, sie könnten mit ihren Diplomatenstimmen und warmen Worten etwas bewirken.

Doch dann ertönte eine Stimme, die anders war.

„Entschuldigen Sie die Verspätung~"


Meine Augen weiteten sich, als ich diese Stimme hörte – sanft und vertraut, aber wie ein kalter Dolch in meiner Brust. Sie gehörte zu jemandem, den ich seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Jemandem, den ich versucht hatte auszulöschen – aus meinen Erinnerungen, aus meinen Gedanken, aus meinem Leben.

Und doch war sie hier.

Nein, das kann nicht sein.

Ich wollte nicht glauben, was ich gehört hatte. Es musste eine Täuschung sein, ein schlechter Scherz meines Verstandes. Ich hatte mir geschworen, sie nie wieder zu sehen, nie wieder an sie zu denken. Doch die Realität traf mich mit der Wucht eines Vorschlaghammers.

Langsam, wie ferngesteuert, drehte ich mich um.

Und da stand sie.

Die Zeit schien für einen Moment stillzustehen, während mein Blick sich in ihr verfing. Sie war... atemberaubend. Noch schöner, als ich sie in Erinnerung hatte, und das brachte mich mehr aus der Fassung, als ich zugeben wollte.

Ihr Haar war länger geworden, fiel in glänzenden, rabenschwarzen Wellen über ihre Schultern. Ihre Augen – diese dunklen, durchdringenden Augen, in denen ich mich früher verloren hatte – schienen noch intensiver zu leuchten, als ob sie mich durchbohren könnten. Ihre Wimpern waren lang, ihre Wangen zart gerötet, als hätten sie die Farbe von einer kühlen Brise erhalten.

Ich zwang meinen Blick weiter nach unten. Ihr Körper war elegant, geschmeidig. Sie trug einen perfekt sitzenden Blazer, der ihre schmale Taille betonte, und eine weiße Bluse, deren dezenter Ausschnitt gerade genug erahnen ließ, um gefährlich zu sein. Alles an ihr schrie nach Selbstbewusstsein und Reife, und das machte mich krank.

Warum sieht sie aus wie ein Engel, wenn sie die Verkörperung meines schlimmsten Albtraums ist?

Mein Herz raste, aber nicht vor Bewunderung – nein, vor Wut. Diese Frau, die mich zerstört hatte, wagte es, hier vor mir zu stehen, schöner und unnahbarer denn je. Es war, als wollte sie mich verspotten, als hätte sie alles hinter sich gelassen, während ich noch in den Trümmern meiner Vergangenheit lebte.

Sie öffnete die Tür, trat langsam ein, ihre Haltung professionell und ruhig – aber dann sah sie mich. Und in diesem Moment änderte sich alles.

Ihre Augen wurden groß, ihre Lippen öffneten sich leicht, als hätte sie meinen Anblick nicht erwartet. Die Papiere, die sie in den Händen hielt, rutschten ihr aus den Fingern und segelten lautlos zu Boden.

Ich sah, wie ihr Atem stockte, wie ihre Haltung für einen Moment ins Wanken geriet.

Ja, erkenne mich. Fürchte mich.

Trotzdem konnte ich den leisen Anflug von Unsicherheit in ihren Zügen nicht genießen, weil ich nicht fassen konnte, wie sie mich mit ihrem bloßen Anblick noch immer beeinflusste.

„Soll das hier gerade ein scheiß Scherz sein?" kam es tief und bedrohlich aus meiner Kehle. Meine Stimme klang rau, fast heiser vor unterdrücktem Zorn.

Louisa blinzelte nervös, fing sich aber schnell, als hätte sie sich auf genau diesen Moment vorbereitet.

„Taehyung—" begann sie, doch ich schnitt ihr mit einem knurrenden Lachen das Wort ab.

„Weißt du noch, was ich dir damals gesagt habe? Vor der Schule?" fragte ich, meine Stimme nun leiser, aber nicht minder gefährlich. Jeder Schritt, den ich auf sie zuging, ließ die Luft im Raum schwerer werden.

Sie schluckte sichtlich, aber ihre Augen hielten meinem Blick stand. Es überraschte mich – das hatte sie früher nie gekonnt. Doch ihre Antwort traf mich wie ein Schlag ins Gesicht.

„Wie könnte ich das jemals vergessen? Es war der schlimmste Abend meines Lebens."

Ihre Stimme war fester, als ich erwartet hatte. Sie hatte sich verändert. Sie war nicht mehr das schwache Mädchen, das ich einst kannte. Aber das machte mich nur noch wütender.

„Perfekt," zischte ich, als ich direkt vor ihr zum Stehen kam. Mein Schatten fiel über sie, während ich mich leicht zu ihr hinunterbeugte. „Dann weißt du ja, dass ich bis heute dabei bleibe. Nimm meinen Namen nicht in deinen dreckigen Mund. Niemals. Hast du verstanden?"

Ich ließ meinen Blick absichtlich langsam über ihr Gesicht gleiten, suchte nach einem Anzeichen von Schwäche, nach dem kleinsten Funken von Angst. Ihre Lippen bebten, kaum wahrnehmbar, und ihre Hände zuckten leicht, als ob sie nicht wussten, wohin mit sich. Aber sie stand fest, sah zu mir auf mit einer Mischung aus Trotz und etwas, das mich an den Rand der Verzweiflung trieb.

Sie sagte nichts mehr, und das brachte meinen Puls nur noch mehr zum Rasen.

Wieso ist sie hier? Wieso sieht sie mich so an, als ob sie mich noch immer durchschauen könnte?

Ohne ein weiteres Wort wandte ich mich um und ging zur Tür. Ich wollte hier raus. Weg von ihr. Weg von ihrem Blick, der mich wie tausend Nadeln durchbohrte, weg von der Erinnerung, die mit ihrer Präsenz wieder aufflammte und mich zu verschlingen drohte.

Ich griff nach der Türklinke und drückte sie herunter.

Nichts.

Die Tür war verschlossen.

„Lass mich raus!"

Der Ruf kam aus meiner Kehle, ruhig und doch durchzogen von einer unterschwelligen Bedrohung, die wie ein Riss durch die Luft schnitt. Die Worte hingen einen Moment in der Atmosphäre, schwer und voller Verzweiflung.

Louisa, die mir immer noch gegenüberstand, schüttelte nur langsam den Kopf, als hätte sie all das bereits kommen sehen. Ihre Haltung blieb ruhig, fast unerbittlich. Ihre Arme verschränkten sich vor der Brust, der Blick in ihren Augen war fest und unerbittlich.

„Das geht nicht", sagte sie in einem Ton, der mehr von Pflichtbewusstsein als von Empathie zeugte. „Unsere Sitzung hat gerade erst begonnen. Du musst dich darauf einlassen, das ist wichtig."

„Denkst du allen Ernstes, ich mache mit dir Therapie, wenn du die Ursache für all das bist, warum ich überhaupt hier bin?" Der Zorn wuchs in mir, wühlte sich in meine Brust und brannte dort wie ein unlösbares Feuer. „Träum weiter. Und jetzt lass mich einfach raus!"

Ich zerrte mit aller Kraft an der Türklinke, doch sie blieb unbeweglich. Der Raum war stickig, die Luft drückte, als wolle sie mich einengen. Jeder Zentimeter der Tür, der sich nicht öffnete, steigerte meine Wut, ließ meine Gedanken immer chaotischer werden.

Louisa stand immer noch vor mir, fest wie ein Fels in der Brandung. Sie war sich ihrer Position bewusst. Ich konnte die unerschütterliche Ruhe in ihrer Miene sehen, das Wissen, dass sie diejenige war, die die Kontrolle hatte – zumindest glaubte sie das.

„Ich bin die Einzige, die dich hier noch therapieren will", sagte sie, und ihre Stimme hatte jetzt einen Hauch von Bedrohung. „Wenn du jetzt diesen Raum verlässt, wirst du aus der Klinik fliegen. Sie werden dich hier nicht mehr behalten. Du wirst alles verlieren."

„Das ist mir egal!", entgegnete ich, meine Stimme erhob sich in einem scharfen, fast wilden Ton. „Ich bin lieber draußen auf der Straße, als noch eine Sekunde länger mit dir hier eingesperrt zu sein!"

Meine Hand packte erneut die Türklinke, ich riss daran, als könnte ich sie mit bloßer Gewalt öffnen. Doch Louisa stand weiterhin zwischen mir und dem Ausgang. Sie blockierte mir den Weg, ihre Haltung fest und die Miene ruhig, aber ihre Augen verrieten eine Mischung aus Mangel an Verständnis und Enttäuschung.

„Sei froh, dass ich dir überhaupt noch helfen will, nach allem, was passiert ist", sagte sie dann. Ihre Stimme klang jetzt nicht mehr nur professionell, sondern auch etwas schärfer, als hätte sie das Gefühl, dass ich sie herausforderte.

Der Schmerz, den ihre Worte auslösten, stieg in mir auf, durchzog mein Innerstes und formte sich in einer explosiven Wut. Ich konnte fühlen, wie mein Herz gegen meine Rippen schlug, wie sich die Gedanken in meinem Kopf überschlagen. Ich drehte mich abrupt zu ihr, drehte mich mit aller Wut und Entschlossenheit in meinem Körper zu ihr, so dass mein ganzer Blick nur noch auf sie gerichtet war.

„Hör mir mal gut zu, Louisa", zischte ich. Die Worte kamen scharf, wie ein Messer. „Ich brauche deine Hilfe nicht. Überhaupt niemanden. Ich habe keine Ahnung, warum du dir noch einbildest, dass du hier irgendetwas für mich tun kannst! Und selbst wenn ich Hilfe brauchen würde, wärst du die letzte Person, von der ich mir auch nur irgendetwas annehmen würde!"

In diesem Moment, als die Worte den Raum durchzogen, brach etwas in mir. In meiner Wut, in der unkontrollierbaren Flut von Gefühlen, verließ mich jegliche Zurückhaltung. Ich sah sie nur noch als ein Hindernis, als die Quelle all meiner Frustration. Der Gedanke, dass sie mir immer noch helfen wollte, schnürte mir die Kehle zu. Ich spürte nur noch Zorn.

„Du bist eine Nutte", entfloh es mir. Es war wie ein wildes, unüberlegtes Fluchen, ein verbaler Ausbruch, der all meine Wut zusammenfasste.

Kaum hatte ich das Wort ausgesprochen, spürte ich es. Ein scharfer, trockener Schlag, der mit einem lauten Geräusch meine Wange traf. Der Klang der Ohrfeige hallte durch den Raum. Die Wucht der Hand, die meine Haut traf, ließ meinen Kopf zur Seite kippen, die Schläge brannten förmlich auf meiner Wange. Es war ein schmerzhafter Moment, doch noch schmerzhafter war der Augenblick danach, als ich wie in Zeitlupe in Louisa's Augen blickte. Sie hatte die Hand immer noch in der Luft, die Haut von meiner Wange brannte und der Raum schien für eine Ewigkeit stillzustehen.

Ich konnte kaum begreifen, was passiert war, doch die Stille, die sich über uns legte, war fast greifbar.

Louisa's POV

Es mag riskant sein, doch ich weiß genau, was ich tue.

Ich muss wissen, wie weit Taehyung geht, wenn er wütend ist. Nur so kann ich lernen, ihn besser einzuschätzen, und letztlich mit ihm zu arbeiten. Es gibt Momente in der Therapie, in denen man die Reaktionen seiner Patienten verstehen muss – die wahren, nicht die, die sie einem vorspielen.

Dass er nun mein Patient ist, ist schockierend, keine Frage. Doch es ändert nichts an meiner Haltung. Ich werde ihm helfen, egal, wie schwer es wird.

Ich beobachtete ihn aufmerksam, sah, wie sich seine Augen blutrot verfärbten und wie sich seine Fäuste ballten. Ich wusste, was das bedeutete. Wut. Zorn. Die Kontrolle, die er zu verlieren drohte.

„Das wirst du sowas von bereuen", knurrte er, und trat auf mich zu. In diesem Moment dachte ich, er würde zuschlagen. Ich schloss die Augen, wartete auf den Schlag, der kommen würde.

Doch als ich die Augen wieder öffnete, sah ich ihn nur für einen kurzen Moment in meine Richtung blicken, bevor er mit seiner Faust die Wand neben sich schlug. Der Aufprall ließ den Raum erzittern, doch er hatte mich nicht berührt. Ich wusste es sofort: Er war kein Frauenschläger. Wäre er einer, hätte er mir längst eine verpasst, doch er hatte es nicht getan.

Ich konnte ihn nur beobachten, wie er in einem Zustand zwischen Verzweiflung und Zorn das gesamte Büro verwüstete. Jeder Tritt, jede Bewegung, die er tat, schien von purem Hass getrieben zu sein. Es war ein seltsamer, fast erschreckender Anblick, Taehyung in dieser Rage zu sehen. Dieser Mensch, der so viel in sich trug, mehr als man auf den ersten Blick vermuten konnte.

Wie erwartet ging ihm irgendwann die Kraft aus. Er ließ sich erschöpft auf den Boden fallen, seine Schultern hingen, als ob er der Welt den Rücken zukehrte.

„Fertig mit deiner Show?" fragte ich, meine Stimme ruhig, als wäre nichts von dem, was gerade passiert war, wirklich überraschend.

Er atmete tief aus, und als er sprach, war es ein Hauch, ein rauer Ton. „Ich hasse dich."

Ich hob eine Augenbraue, blieb jedoch ruhig. „Trotzdem wirst du ab sofort mit mir klar kommen müssen. Ich verspreche dir, ich bin in dieser Klinik noch die netteste."

Taehyung's Reaktion war ein stumpfes Lachen, das an Zynismus kaum zu überbieten war. „Wer's glaubt. Du bist eine Betrügerin, nichts weiter und ein Feigling noch dazu."

Ich sah ihn mit einem kühlen Blick an. Wenn er wüsste, was ich die letzten Jahre durchgemacht hatte, würde er sich diese Worte nicht anmaßen. Doch ich ließ es unkommentiert. Jeder hatte seine eigenen Dämonen.

„Diese Konversation führen wir ein anderes Mal weiter", sagte ich schließlich, meine Stimme unerschütterlich. „Für heute ist es, denke ich, genug."

Sein Kopf war gegen die Wand hinter ihm gelehnt, und er blickte mich aus halb geschlossenen Augen an. „Was lässt dich glauben, dass ich noch einmal hier hin zurückkomme?"

Ich zuckte mit den Schultern, als wäre es nichts weiter. „Weil du keine andere Wahl hast."

Das war das Letzte, was ich sagte, bevor ich den Raum verließ, die Tür hinter mir schloss und die Stille in mir aufnahm.

Taehyung's POV

Wieso können Menschen mich nicht einfach in Ruhe lassen und mich aufgeben?

Warum müssen sie sich ständig in mein Leben einmischen, als wüssten sie besser als ich, was gut für mich ist? Was glauben sie, was sie erreichen, indem sie mir immer wieder ihre Hilfe anbieten, als ob ich sie nötig hätte? Sie kennen mich nicht, sie verstehen nichts von dem, was in mir vorgeht, und trotzdem wollen sie mir helfen.

Wieso? Was erhoffen sie sich davon?

Ich habe es doch schon oft genug gesagt: Ich brauche niemanden. Niemanden, der mir sagt, was ich tun soll. Niemanden, der glaubt, er könnte mich „retten". Und doch kommen sie immer wieder. Wie Louisa, die glaubt, sie könnte mich verändern, mich therapieren, mich auf irgendeine Weise „heilen". Was bildet sie sich ein? Was glaubt sie, was sie mir geben kann, was ich nicht schon längst für mich selbst herausgefunden habe?

Aber da ist immer dieser Drang, der sie weitermachen lässt. Der Drang, mir zu zeigen, dass sie es besser wissen. Dass sie mich verstehen. Aber sie verstehen nichts. Sie wissen nicht, was ich durchgemacht habe, was ich ertragen musste. Kein Mensch weiß das.

„Ich hasse dich", murmelte ich, doch es war nicht wirklich an Louisa gerichtet. Es war mehr eine allgemeine Erklärung, ein Ausruf meiner Frustration. Ich hasste dieses Gefühl, hilflos zu sein. Ich hasste es, dass Menschen immer noch glaubten, sie könnten mich „retten" – dass sie der Lösung für all das waren. Doch ich war längst zu müde, um weiter zu kämpfen.

Warum kann niemand einfach mal die Finger von mir lassen? Warum kann niemand einfach akzeptieren, dass ich niemanden brauche?

Ich wollte einfach nur Frieden. Aber Frieden schien immer weiter in unerreichbare Ferne zu rücken, je mehr sie versuchten, mir zu helfen.

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