16 || 𝙗𝙧𝙚𝙖𝙩𝙝𝙞𝙣 ☽
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Louisa PoV
Es war Samstag, der nächste Tag war angebrochen, und wir hingen alle zu Hause ab. Jeder war mit irgendetwas beschäftigt. Ich saß mit meinem Eyeliner vor dem Spiegel und versuchte, den perfekten Strich hinzubekommen, während Taehyung neben mir auf dem Sofa hockte und in einem Videospiel irgendwelche Leute abknallte – lautstark, versteht sich.
Seufzend ließ ich meinen Blick von meinem Spiegelbild zu ihm schweifen. „Geht's auch ein bisschen leiser? Ich bekomme ja fast Migräne von diesem Krach."
„Wenn's dich stört, geh einfach in dein Zimmer", antwortete er ohne aufzusehen.
Diese Antwort war wirklich die dümmste des Tages.
„Würde ich ja gerne, aber wie, wenn ein alter Sack darin wohnt?!"
Frustriert schmiss ich meinen Eyeliner in die Make-Up-Tasche und ließ meine Lust auf weiteres Schminken einfach fallen.
Plötzlich ertönte ein lauter Schrei aus dem Badezimmer – ein markerschütternder Laut, den ich sofort als Hermis entlarvte.
„AHHHHHHHHHH!"
Taehyung und ich sahen uns erschrocken an. Ohne zu zögern sprang Hermi dann auch schon aus dem Badezimmer, nur mit einer weißen Unterhose bekleidet, und stand im Türrahmen. In seiner Hand hielt er einen Müllsack, als ob er einen Preis gewonnen hätte.
„Das ist das Widerlichste, was ich in meinem Leben je gesehen habe!"
Er brüllte uns an, und ich blickte ihn nur verwirrt an.
„Von was redest du?!"
„Was denkst du, von was?! Kannst du deine ekelhafte Menstruation nicht einfach im Stillen durchziehen?"
Er riss den Müllsack hoch und fuchtelte damit herum. Erst jetzt fiel mir auf, dass mein benutzter Tampon darin lag. Ich konnte es nicht fassen.
„Bist du bescheuert? Was interessiert dich meine Menstruation?!"
Wütend ging ich auf ihn zu und riss ihm den Müllsack aus der Hand. „Eben nichts! Deswegen will ich das auch nicht sehen müssen!" Er stampfte mit seinem Stock auf den Boden, als würde er einen Sturm entfachen.
Dieser Mann hatte wirklich nicht alle Tassen im Schrank. Er mischte sich immer in alles ein, ohne ein bisschen Respekt.
„Gott, wenn es nach mir ginge, sollten Frauen während dieser sündhaften Zeit eingesperrt werden!"
Mir war furchtbar unangenehm, dass wir diese Unterhaltung überhaupt führten, besonders vor Taehyung. Über so etwas vor einem Jungen zu sprechen war einfach zu viel, aber was blieb mir anderes übrig? Alles nur wegen diesem alten Mann.
„Ich sage dir eins: Sollte ich nochmal so etwas finden, wird es Konsequenzen geben!"
Hermi stürmte wie ein wütender Stier auf mich zu, doch bevor er mich erreichen konnte, sprang Taehyung von seinem Gaming-Stuhl und stellte sich zwischen uns.
„Woah, Hermi, chill mal. Es ist nur eine harmlose Menstruation. Kein Grund, jetzt so auszurasten."
Ich war dankbar, dass Taehyung es endlich aufgriff und eingriff, aber Hermi ließ sich natürlich nicht so leicht einschüchtern.
„Für dich gilt immer noch ‚Sie' als Ansprache. Und außerdem lasse ich mir von einem halben Mädchen nicht sagen, was ich tun soll!"
Taehyung zog überrascht eine Augenbraue hoch. „Entschuldigung, was? Mädchen?"
„Ja! Guck dich mal an! Mit deinen langen Haaren! Da kann dich ja keiner für ernst nehmen!" Hermi lachte spöttisch, als ob er einen Witz gemacht hätte, der für uns alle unendlich komisch war.
Ich kannte Taehyung gut genug, um zu wissen, dass er sich sowas nie gefallen ließ. Und heute war keine Ausnahme.
„Ach ja? Lieber sehe ich aus wie ein Mädchen als wie jemand, der kurz vorm Grab steht."
[Hier müsste ein GIF oder Video sein. Aktualisiere jetzt die App, um es zu sehen.]
(A/N: Hermi wurde kurz auseinander
genommen💀)
Geschockt starrte Hermi Taehyung mit weit aufgerissenen Augen an.
„Du verdammter Bengel! Du wirst deine Worte noch bitter bereuen!"
Hermi fletschte die Zähne und spuckte diese Drohung aus, aber Taehyung reagierte nur mit einem selbstsicheren Lächeln.
„Was willst du schon tun? Mich mit deinen ganzen Medikamenten bombardieren, mit denen du wieder deinen Stuhlgang geregelt bekommst?"
Doch was dann passierte, war vollig unerwartet. Ohne jede Vorwarnung ließ sich Hermi einfach zu Boden fallen und begann, in einem übertrieben panischen Ton zu schreien.
„Er will mich schlagen! Hilfe! Er will mich schlagen! Geh weg von mir!"
Ich starrte Taehyung an, völlig perplex.
„Was redest du da? Ich hab dir doch nichts getan!" Taehyung war genauso verwirrt wie ich, als plotzlich Han und meine Mutter in den Raum stürmten.
„Was ist hier los?" Meine Mutter blickte von einem zum anderen, doch bevor einer von uns antworten konnte, schrie Hermi noch lauter.
„Er will mich verprügeln! Hilfe, helft mir!" Hermi zeigte auf Taehyung, der nur den Kopf schüttelte und sichtlich aufgebracht war.
"Das stimmt nicht! Ich habe ihm nichts getan! Was redest du da?"
„Doch! Er lugt! Er hat mich zu Boden geworfen und wollte mich zusammen-schlagen!" Hermi fuhr fort, wie ein Kind, das zu viel Aufmerksamkeit wollte.
Han beugte sich zu ihm herunter und sprach beruhigend.
„Hermi, bitte beruhige dich. Es ist alles in Ordnung. Du musst dich nicht so aufregen."
Er nahm Hermi vorsichtig an der Hand und sah dann mit einem Vorwurf in den Augen zu Taehyung.
„Taehyung, was fallt dir ein? Hast du den Verstand verloren?"
In dem Moment war ich es, die sich zwischen die beiden stellte, um Taehyung zu verteidigen.
„Taehyung sagt die Wahrheit! Hermi lügt! Er macht hier gerade ein riesiges Theater!"
Doch das hielt Hermi nicht davon ab, weiter laut zu schreien.
„Nein! Sie lügen! Die beiden stecken zusammen unter einer Decke!"
Seine Worte waren voller Wut, und ich fühlte, wie mein Blutdruck stieg. Ich konnte einfach nicht fassen, wie dreist dieser Mann war.
„Was redest du da für einen Blödsinn?" schnaubte ich, während ich ihn anglotzte, als wäre er ein wahnsinniger
Narr.
„Genug jetzt!" Meine Mutter unterbrach uns mit einer harschen Stimme. Alle drehten sich erschrocken zu ihr um.
„Taehyung, Louisa, ich bin wirklich enttäuscht von euch. Besonders von dir, Louisa. Ich weiß, dass du Hermi hier nicht haben willst, aber ich hätte nie gedacht, dass du zu so etwas fähig bist, um ihn loszuwerden."
Ihre Worte trafen mich wie ein Schlag. Enttäuschung, die sich in ihren Augen widerspiegelte, ließ mein Herz schwer werden. Würde sie mir nie glauben?
Konnte sie wirklich nicht sehen, was hier gerade geschah?
Han half Hermi auf die Beine und sah zu uns, als er ruhig sagte:
„Komm, Hermi. Lass uns dich zurück in dein Zimmer bringen."
„Ja, bitte! Bringt mich von diesen Monstern weg!" Hermi schluchzte theatralisch, wahrend er sich an Han klammerte.
Meine Mutter und Han warfen uns einen letzten enttäuschten Blick zu, bevor sie den Raum verließen. Taehyung und ich standen da, geschockt und fassungslos, während sich in mir eine Welle der Frustration und Ohnmacht aufbaute.
Wütend warf ich den Müllsack, den ich noch immer in der Hand hielt, in den Mülleimer neben Taehyungs Schreibtisch.
„Ich kann einfach nicht fassen, dass sie diesem verlogenen alten Sack mehr glauben als uns!" rief Tae, während ich mich zu ihm drehte.
„Ja, hast du jetzt endlich auch begriffen, dass der Typ wirklich nicht ganz richtig im Kopf ist? Ich hab dir das doch gestern schon versucht zu erklären, was du nicht hören wolltest!" antwortete ich scharf.
„Was soll er schon tun? Er ist doch nur ein alter Mann", hatte er damals gesagt.
Tja, das hatte sich nun geändert.
„Glaub mir, das war nur der Anfang. Der ist noch zu viel Schlimmerem fähig", fügte ich hinzu und ließ mich frustriert auf den Stuhl fallen.
Taehyung, der sich auf sein Bett gelegt hatte, seufzte und sprach mit einem Hauch von Resignation in seiner Stimme: „Bitte, lieber Gott, lass diesen Monat schnell vorbei sein. Ich ertrag diesen verrückten Typen jetzt schon nicht mehr."
Ich nickte zustimmend, während die Schmerzen in meinem Unterleib durch den Stress von eben noch stärker wurden.
„Taehyung", sagte ich leise.
„Mhm?" kam seine Antwort aus seiner bequemen Position.
„Kannst du mir bitte meine Schmerztabletten vom Nachttisch holen?" fragte ich ihn, während ich ihn anblickte.
Jetzt weiß er sowieso Bescheid, dachte ich mir. Was gibt es noch zu verstecken?
Er gehorchte sofort und brachte mir die Tabletten. „Danke...", murmelte ich und nahm sie in der Hoffnung, dass sie den Schmerz lindern würden.
„Kein Problem. Aber das, was gerade passiert ist, hat mich echt angewidert", sagte Taehyung plötzlich.
Ich runzelte die Stirn. „Oh nein, jetzt komm du mir nicht auch noch mit dieser ganzen Menstruationsgeschichte! Entschuldige, dass ich... "
„Nicht das!", unterbrach er mich schnell. „Blut juckt mich nicht. Und ich finde nicht, dass man sich für seine Periode schämen sollte. Im Gegenteil, ich war derjenige, der Mina ihre ersten Tampons gekauft und ihr geholfen hat, als mein Vater auf Geschäftsreise war."
Ich war überrascht. Es war das erste Mal, dass Taehyung sich so offen über solche Themen äußerte. Anstatt mich zu kritisieren oder sich ekelhaft zu verhalten, hatte er sogar Verständnis gezeigt.
„Aber was Hermi gemacht hat, war wirklich widerlich. Einfach die Mülltonne durchsuchen, hier reinplatzen und dich wegen deiner Periode anmachen – das war einfach ekelhaft. Der Rest interessiert mich nicht", erklärte er weiter.
Ich schaute ihn mit einem erstaunten Blick an. Viele Jungs hätten in dieser Situation ein Gesicht gezogen oder sich ekelnd abgewandt, aber Taehyung verteidigte mich. Ich fühlte mich in diesem Moment tatsächlich ein kleines Stück besser.
„Das ist wirklich nett von dir", sagte ich schließlich und spielte unsicher mit meinen Fingern. Ein kleines Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Vielleicht ist Taehyung in manchen Dingen doch nicht der arrogante Arsch, für den ich ihn manchmal halte.
•••
„Was zum Teufel? Der Typ ist ja komplett verrückt!"
Hoseok starrte mich ungläubig an, nachdem ich ihm von Hermi erzählt hatte.
„Und deine Mutter sagt echt nichts dazu? Überhaupt nichts?"
Ich schüttelte den Kopf. „Ich weiß, dass sie ihn nicht ausstehen kann, aber ich glaube, sie will vor Han einfach nicht zugeben, was damals passiert ist. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie ihm nichts davon erzählt hat. Wenn sie es getan hätte, wäre Han wahrscheinlich auch schon bei Mina und Taehyung aufgetaucht, um sie zu warnen. Aber da Taehyung keine Ahnung hat, bezweifle ich, dass Han es ihm erzählt."
„Was ist denn damals passiert?"
Hoseok sah mich neugierig an. Ich atmete tief aus. „Das ist eine lange Geschichte. Vielleicht erzähl ich sie dir irgendwann mal, aber heute ist wirklich nicht der Tag dafür. Erzähl mir lieber was von dir und Yoongi, das interessiert mich jetzt viel mehr."
Hoseok lächelte verlegen, aber auch ein bisschen aufgeregt.
„Was soll ich sagen? Wir haben halt rumgemacht."
Ich blinzelte und konnte kaum fassen, was er da gerade gesagt hatte.
„Was? Wann? Wo? Wie?"
Ich war einfach baff, aber gleichzeitig freute ich mich riesig für die beiden.
Hoseok grinste und zuckte mit den Schultern. „Wir haben uns Samstag nochmal getroffen und dann ist es einfach passiert. Wir haben uns geküsst, ein bisschen gekuschelt, du weißt schon, wie Teenager eben so sind. Ganz normal eigentlich, aber irgendwie... auch echt schön."
„Awww, das ist echt süß! Ihr würdet ein so tolles Paar abgeben!"
Ich konnte nicht anders, als breit zu grinsen. Hoseok lachte und schüttelte den Kopf.
„Vor allem ein heißes Paar..."
Ich musste lachen. Da hatte er absolut recht.
„HOSEOK! LOUISA! Weniger quatschen, mehr laufen!"
Unser Sportlehrer rief uns aus der Ferne zu, und wir verdrehten gleichzeitig die Augen.
„Lass den alten Kerl doch rennen. Warum müssen wir immer die Dummen sein?"
Hoseok rollte genervt mit den Augen, aber schließlich liefen wir los, weil wir keine Lust auf noch eine seiner Standpauken hatten.
Als ein paar Mädchen aus unserer Klasse an uns vorbei rannten, hörte ich ihr Kichern. Es klang so, als würden sie mich auslachen.
Bevor ich jedoch weiter darüber nachdenken konnte, wurde ich plötzlich zu Boden gezogen.
Verwirrt drehte ich mich um und erblickte Taehyung, auf dessen Brust ich nun lag. Hoseok lief einfach weiter, ohne sich um uns zu kümmern.
„Bist du bescheuert? Was soll das?!"
Ich versuchte, mich schnell aufzurichten, doch Taehyung hielt mich an der Hüfte fest, sodass ich zwischen seinen Beinen sitzen blieb.
„Ich würde dir nicht raten aufzustehen."
Ich runzelte die Stirn. „Warum nicht?"
Taehyung schaute sich kurz um, um sicherzugehen, dass niemand uns beobachtete, und flüsterte dann in mein Ohr: „Da ist Blut auf deiner Leggings. Hinten..."
So hatte also das Kichern der Mädchen Sinn gemacht.
Sofort färbte sich mein Gesicht rot, als mir die Scham überkam. „Ich... Ich hab keine Wechselsachen dabei..."
„Dein Ernst? Ich zwinge Mina immer, welche mitzunehmen."
Es herrschte einen Moment lang Stille, bevor ich hörte, wie Taehyung seine Sweatshirt-Jacke öffnete und die Ärmel um meine Hüfte legte.
„Was machst du da?"
„Was denkst du, was das ist?" fragte er, als er die Jacke vorne zuband. „Willst du allen zeigen, dass du deine Tage hast oder was?"
Sofort schüttelte ich den Kopf. „Nein, natürlich nicht."
„Siehst du? Damit reicht es fürs Erste. Aber nach dem Sport kannst du meinen Hoodie ausleihen. Er ist oversized, also wird er dir bis über dein Flachland gehen."
Ich wollte mich gerade bedanken, als mir auffiel, dass Taehyung mir indirekt einen kleinen Spruch über meine Figur gedrückt hatte. Ein bisschen beleidigt, aber auch amüsiert, gab ich ihm einen leichten Schlag auf den Schenkel.
„Idiot!"
Ich richtete mich auf und Taehyung grinste verlegen. Es war ein Moment der Leichtigkeit zwischen uns, und ich konnte nicht anders, als zu lächeln.
•••
„Nimm, schnell. Bevor es noch jemand sieht!" Taehyung reichte mir seinen grauen Nike-Hoodie. Ich zog ihn mir über mein Top und sagte dabei: „Übrigens, ich nehme jetzt die Pille. Nur dass du Bescheid weißt."
Taehyung nahm einen Zug von seinem Vape und blies den Dampf aus. „Gut, aber das hilft mir jetzt auch nicht wirklich."
Ich schmunzelte. „Es ist nur eine Woche. Du wirst es überleben."
„Mhm, vielleicht sollte ich mir für diese Zeit einen Ersatz besorgen", murmelte er plötzlich.
Ich drehte mich sofort zu ihm und verpasste ihm einen leichten Schlag auf den Hinterkopf. „Trau dich und du wachst am nächsten Morgen mit einer Glatze auf."
Er hob schützend die Hände. „Schon gut, schon gut. Mein Schwanz gehört dir."
Ich grinste zufrieden. „Exakt. So und nicht anders."
Mit einem letzten Stupser auf seine Nase drehte ich mich um und verschwand.
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OMG HENRY HAT MIR EINFACH GEANTWORTET😭😭😭 (I love him)
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