11 || 𝙞 𝙛𝙚𝙚𝙡 𝙞𝙩 𝙘𝙤𝙢𝙞𝙣𝙜 ☽
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Taehyung PoV
„Tae? Wie findest du dieses Kleid?"
Mina fragte mich sanft, während sie sich vor dem Spiegel drehte. Ihre Augen suchten nach einer Bestätigung, aber sie sahen gleichzeitig auch ein wenig unsicher aus. Schließlich drehte sie sich zu mir um, als hätte sie auf meine Antwort gewartet.
Ich sah sie an, und ein kleines Lächeln spielte auf meinen Lippen.
„Das Kleid ist wunderschön, aber du... du machst es einfach magisch."
Mina's Gesicht erstrahlte sofort. Es war das Lächeln, das ich immer zu sehen hoffte – das, das mein Herz jedes Mal aufs Neue erwärmte.
„Danke, Tae! Du siehst auch toll aus!"
Sie sagte es mit einem Lächeln, das nicht nur ihre Lippen, sondern ihr ganzes Gesicht erleuchtete. Doch ich schüttelte den Kopf, während ich meinen Blick auf das schwarze Seidenhemd richtete, das ich trug.
„Mag sein, aber Anzüge sind einfach nicht mein Ding." Ich strich mit den Fingern über den Stoff, versuchte, die Unannehmlichkeiten zu verbergen, die in mir aufstiegen.
„Ich weiß... Mom hat mir oft erzählt, dass du nicht mal bei ihrer und Dad's Hochzeit einen Anzug tragen wolltest. Du hast die ganze Zeit nur geschrien, bis sie dir einfach eine Jogginghose und einen Pulli angezogen haben."
Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen, als ich an diese Geschichte dachte. Ich erinnere mich noch an die Momente, an denen das Leben so viel einfacher war. Als wir alle noch zusammen waren, als wir alle noch glücklich waren.
„Ja, ich war ein echtes, kleines Chaos-Kind", sagte ich mit einem Grinsen, aber in mir kroch ein warmer, aber auch schmerzhafter Gedanke.
Doch dann kam diese Frage. Die Frage, die plötzlich alles in mir zum Stillstand brachte.
„Denkst du manchmal an sie?"
Mina's Stimme war leise, fast zerbrechlich, als hätte sie Angst, die Worte auszusprechen. Ihre Augen sahen nicht mehr zu mir, sondern starrten auf den Boden, und ich spürte, wie der Raum um uns herum sich plötzlich verdunkelte.
Ich holte tief Luft und sah sie an. In diesem Moment wurde mir schmerzlich bewusst, wie sehr sie mit der Vergangenheit kämpfte.
„Ja... Ich denke oft an sie", sagte ich leise, ohne sie aus den Augen zu lassen.
Mina senkte ihren Blick weiter, ihre Hände verkrampften sich nervös in den kleinen Falten ihres Kleides. Und dann, mit zitternder Stimme, kam das, was ich befürchtet hatte:
„Manchmal habe ich Albträume, dass du auch noch gehst und ich dann niemanden mehr habe."
Ihre Worte trafen mich wie ein scharfer Dolch. Ich konnte das Zittern in ihrer Stimme hören, das zerbrechliche Gefühl, das sich in ihr breit machte. Ihre Angst war so real, dass es mir den Atem raubte. Ohne nachzudenken, trat ich sofort auf sie zu, nahm sie in meine Arme.
Ich drückte sie fest an mich, als könnte ich sie vor allem beschützen, was ihr Angst machte. Meine Hand strich sanft über ihr Haar, und ich spürte, wie ihr Körper sich an mich schmiegte, als würde sie nach Halt suchen.
„Mina, bitte... sag so etwas nicht", flüsterte ich und hielt sie noch fester. „Ich werde immer für dich da sein. Ich werde niemals gehen, verstehst du? Außerdem hast du noch Dad."
„Aber... Dad ist nicht du", sagte sie, und ihre Stimme war fast ein Flüstern.
Es traf mich tief, denn ich wusste genau, was sie meinte. Sie hatte zu mir eine Verbindung, die viel tiefer war als zu irgendjemandem sonst, sogar zu unseren Eltern. Es war, als wäre ich ihr Fels, der einzige, der ihr wirklich Halt gab.
Ich seufzte und nahm ihre zarten Wangen in meine Hände. Sie sah mich an, Tränen glänzten in ihren Augen. Ich konnte die Unsicherheit in ihr spüren, das Verlangen nach Sicherheit.
„Ich hab dich so unendlich lieb, Mina", sagte ich sanft und wischte ihre Tränen weg, die unaufhaltsam über ihre Wangen liefen.
„Vom Mond bis zur Erde und von der Erde bis zum Mond?"
Ich wusste, dass dies unser ganz eigener Spruch war, der uns immer miteinander verband. Es war mehr als nur Worte, es war ein Versprechen.
Ein zärtliches Lächeln spielte auf meinen Lippen, als ich ihr antwortete.
„Vom Mond bis zur Erde und von der Erde bis noch viel weiter, ins Universum", sagte ich leise, und ihr Kichern war das schönste Geräusch, das ich je gehört hatte.
Und da war es wieder – dieses strahlende Lächeln, das alles für mich bedeutete. Es war das Lächeln meiner Schwester, das für mich mehr wert war als alles andere auf dieser Welt.
Sie war mein Ein und Alles. Und ich würde sie nie im Stich lassen.
Louisa PoV
„Louisa, ich soll dir von Mom sagen, dass du dich beeilen sollst. Wir warten unten schon alle."
Jungkook's Stimme riss mich aus meinen Gedanken, und ich nickte, ohne ihn anzusehen.
„Nur noch der Lippenstift, dann bin ich fertig."
Gerade als Jungkook die Tür schließen wollte, hielt ich ihn auf.
„Jungkook! Warte mal kurz..."
Ich sah in den Spiegel und konnte erkennen, wie er inne hielt. Die Stille, die den Raum füllte, war drückend, und ich wusste, dass er merkte, dass ich noch etwas auf dem Herzen hatte.
„Ja? Was gibt's?"
Ich zögerte einen Moment. Ich wollte ihn nicht belasten, aber dieses Thema brannte so tief in mir, dass ich nicht länger schweigen konnte. Und ich wusste, dass es mich irgendwann einholen würde.
„Hast du mal wieder mit Dad geredet?"
Es herrschte Stille. Eine lange, schwere Stille. Jungkook blieb einfach stehen, und ich konnte spüren, wie die Spannung in der Luft wuchs. Schließlich trat er in mein Zimmer, schüttelte den Kopf und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen.
„Nein, wieso sollte ich? Ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben."
Seine Worte trafen mich wie ein Schlag, und mein Herz zog sich zusammen. Doch ich konnte nicht aufhören, ihn weiter herauszufordern. Es war ein Thema, das nie richtig abgeschlossen war.
„Jungkook..."
Ich seufzte und drehte mich zu ihm, während ich den Deckel meines Lippenstifts öffnete und die Wut in mir brodelte.
„Er ist immer noch dein Vater."
Es war schwer, die Worte zu sagen, aber ich wollte ihn verstehen, wollte ihm helfen, sich nicht vollständig von dem Mann abzukapseln, der ihn doch einmal geliebt hatte.
„Und? Aber kein guter."
Jungkook drehte sich zu mir, und in seinen Augen lag eine Wut, die ich lange nicht gesehen hatte. Sein Gesicht war verzerrt, als hätte er sich schon lange mit dieser Frage abgefunden.
„Er hat zwar Fehler gemacht, aber deswegen ist er noch lange kein furchtbarer Vater..."
„Doch, Louisa. Für mich schon. Ich hab ihn ab dem Moment gehasst, wo ich mit ansehen musste, wie er meine Mutter verprügelt hat."
Jungkook's Worte schmerzten so sehr, dass ich für einen Moment das Gefühl hatte, zu ersticken. Die Erinnerung an das, was er gesehen hatte, war zu groß, um sie zu ignorieren.
„Nein... So war das nicht. Er konnte nichts dafür, es war der Alkohol, der ihn dazu gebracht hat, diese schlimmen Dinge zu tun..."
Meine Stimme zitterte, als ich versuchte, mir selbst etwas zu beweisen. Dass er nicht der Mann war, den Jungkook in ihm sah. Dass er nicht das Monster war, das wir beide in unseren Herzen zu erkennen glaubten.
„Es ist egal, was ihn dazu gebracht hat. Das Einzige, was zählt, ist, dass er es getan hat. Und hättest du gesehen, was ich gesehen habe, würdest du verstehen, warum ich ihn hasse. Er ist ein gefühlloses Arschloch."
Jungkook's Worte hallten wie ein Schlag in meinem Kopf, und ich konnte nicht glauben, dass er diesen Mann so sehen konnte. Aber er hatte das gesehen, was ich nicht gesehen hatte. Und es war die Wahrheit, mit der er kämpfte.
„Nein! Nein, ist er nicht! Er hat auch viele gute Dinge getan!"
Ich weinte, und es war nicht nur um den Schmerz meiner eigenen Erinnerungen. Es war um den Schmerz meines Bruders. Um seine Wut und seinen Schmerz, den er nicht loswerden konnte.
Jungkook zog sein Handy heraus und hielt es mir vor die Augen.
„Wenn du so davon überzeugt bist, dass er so ein toller Mensch ist, dann ruf ihn an, aber ich kann dir jetzt schon garantieren, dass er nicht rangehen wird. Und weißt du, warum? Weil er sich keinen Scheiß um uns schert! Ihm ist egal, was mit uns passiert! Fuck, versteh das doch endlich, Louisa!"
Jungkook schrie, und ich sah, wie die Wut in ihm aufbrach. Mein Kopf wusste, dass er recht hatte, aber mein Herz... mein Herz wollte einfach nicht glauben, dass der Mann, den ich immer noch als meinen Vater sah, so grausam und gleichgültig war.
Ich ließ meinen Blick sinken, und die Tränen strömten unaufhaltsam. Aber dann hörte ich, wie Jungkook leise seufzte, und seine Arme fanden langsam ihren Weg um meinen Körper.
„Tut mir leid, dass ich dich so angeschrien habe. Ich wollte nicht ausrasten, aber du weißt, was dieses Thema mit mir macht."
Ich schüttelte den Kopf und drückte mein Gesicht an seinen Hals, versuchte mich in ihm festzuhalten, als wäre er der einzige Halt, den ich noch hatte.
„Nein... mir tut es leid. Ich hätte dich nicht darauf ansprechen dürfen."
„Natürlich darfst du. Du kannst immer zu mir kommen, wenn dir irgendwas auf dem Herzen liegt, auch wenn das Thema... naja, sensibel für mich ist."
Jungkook's Worte waren weich, aber sie trafen mich tief. Ich drückte ihn fester an mich, und in diesem Moment wollte ich ihn nie wieder loslassen.
„Womit hab ich dich bloß verdient?"
Meine Arme ruhten um seinen Nacken, und ich spürte, wie sich eine tiefe Dankbarkeit in mir ausbreitete.
„Jungkook... ich sag's dir zwar nicht oft, aber ich bin so dankbar, dich als meinen kleinen Bruder haben zu dürfen."
Meine Schluchzer wurden leiser, während Jungkook sanft meinen Rücken streichelte, und es fühlte sich an, als würde die Welt um uns herum für einen Moment stillstehen.
„Ich bin auch dankbar, dich als meine Schwester haben zu dürfen. Du bist das Einzige auf dieser Welt, wofür ich unseren Vater nicht hasse... und ich hasse ihn wirklich für vieles..."
Ich konnte die Zittern in seiner Stimme hören, und ich wusste, dass er mehr in sich trug, als er zeigte. Und dann hörte ich, wie seine Stimme plötzlich zerbrach.
„Ich hatte so Angst damals... und ich habe immer noch Angst. Und ich weiß, es ist lächerlich... aber... aber..."
Jungkook brach völlig zusammen, und ich schob ihn sanft von mir weg, sodass ich seine weinenden Augen sehen konnte. Seine Wangen waren nass, und in diesem Moment war er der kleine Junge, der er immer noch war.
„Ich hab Angst, dass er zurückkommt. Dass er das selbe tut, was er vor fünf Jahren gemacht hat, und ich es wieder mitansehen muss."
Jungkook's Stimme brach, und seine Tränen flossen unaufhaltsam. Der Schmerz in seinen Augen war unverkennbar, und mein Herz zog sich bei jedem Wort, das er sagte, weiter zusammen. Ich konnte nicht fassen, wie sehr diese Erinnerung ihn noch immer quälte.
Mit einem Seufzen schüttelte ich den Kopf und wischte sanft die Tränen von seinem Gesicht.
„Das wird nicht passieren", versicherte ich ihm, obwohl auch in meinem Inneren ein leiser Zweifel nagte, dass der Schmerz nie wirklich verschwinden würde.
„Ich weiß, die Angst ist trotzdem da."
Sein Schluchzen schnürte mir die Kehle zu. Es brach mir das Herz, ihn so zu sehen, so verletzlich und voller Angst. Ich fühlte mich schuldig, dass ich dieses Thema überhaupt wieder angesprochen hatte. Ich wusste, wie tief das Trauma in ihm saß, wie sehr er immer noch mit den Schatten der Vergangenheit kämpfte. Und trotzdem hatte ich ihn damit konfrontiert.
„Es tut mir so leid", flüsterte ich, während ich ihn fest an mich drückte, als könnte ich all seinen Schmerz auf mich nehmen. „Ich hätte dich nicht darauf ansprechen dürfen."
Jungkook hob den Kopf und sah mich an, seine Augen glänzten vor Emotionen, aber auch etwas, das ich in seinen Blicken immer wieder fand: Vertrauen.
„Hey", sagte ich dann, meine Stimme fest und bestimmt, als ich seine zitternden Schultern in meinen Händen hielt. „Ich beschütze dich, okay? Du wirst sowas niemals mehr sehen müssen."
Ich legte meine Stirn sanft gegen seine, suchte nach einem Moment der Nähe, der alles in mir heilte.
„Du wirst für immer da sein, stimmts?"
Seine Worte kamen kaum mehr als ein Flüstern, und es war, als ob er sich auf diesen einen Satz verlassen wollte, der ihm all seine Ängste nehmen konnte. Der ihn beruhigen würde, auch wenn er wusste, dass er von niemandem eine Garantie bekommen konnte.
Ich nickte, und meine Stimme war fest, als ich ihm antwortete.
„Natürlich, Kookie. Für immer."
Dann beugte ich mich vor und drückte ihm einen sanften Kuss auf die Wange, als wollte ich ihm mit dieser kleinen Geste versprechen, dass wir immer füreinander da sein würden. Egal, was die Zukunft brachte. Ich würde ihn nie wieder allein lassen.
•••
Die Stimmung am Tisch war eher gedämpft, die Gespräche waren spärlich, und jeder schien in seine eigenen Gedanken vertieft. Es war eine spürbare Spannung in der Luft, die niemand so recht zu benennen wusste.
Plötzlich erhob sich Han von seinem Stuhl, klopfte mit einem Löffel gegen sein Glas, und alle Blicke richteten sich auf ihn.
„Okay, alle mal zuhören bitte", sagte er, und seine Stimme durchbrach das Schweigen im Raum.
„Wie ihr alle wisst, haben wir uns heute hier versammelt, um das einjährige Jubiläum von mir und Jina zu feiern. Darauf wollte ich jetzt gerne mal anstoßen."
Er hob sein Glas, und auch wenn es keine wirkliche Begeisterung in den Gesichtern der anderen gab, stießen alle gemeinsam an. Ein paar Gläser klirrten leise, aber Taehyung ließ sein Glas einfach unberührt auf dem Tisch stehen.
Nachdem wir uns wieder hingesetzt hatten, wandte sich meine Mutter an mich. Sie lächelte sanft und schaute mich mit einem prüfenden Blick an.
„Du siehst heute sehr gut aus, Louisa. Dieses Kleid steht dir ausgezeichnet."
„Danke, Mom, du siehst auch toll aus."
Ich log nicht - sie sah wirklich hübsch aus in diesem blauen Kleid. Es stand ihr gut, und das konnte ich nicht einfach übersehen.
Nachdem das Essen serviert wurde, griff ich nach meinem Messer, um mein Fleisch zu schneiden. Doch plotzlich spürte ich etwas Seltsames an meinem Bein, etwas, das langsam und unaufhörlich entlang meines Oberschenkels kroch.
Als ich hinunterblickte, sah ich eine Hand - eine Hand, die ich unter tausenden wiedererkennen würde. Die mir so verdammt bekannt war, viel zu bekannt.
Bevor die Hand weiter zwischen meine Beine wandern konnte, sprang ich abrupt auf. Der Schock saß bei allen am Tisch. Sogar die Person, die direkt gegenüber von mir saß, starrte mich überrascht an.
„Louisa, was-?"
Meine Mutter wollte schon nachfragen, doch ich schnitt ihr das Wort ab.
„Mir geht es nicht so gut, ich geh mal kurz raus an die frische Luft."
Ich drehte mich um und stürmte aus dem Restaurant, ohne auf irgendetwas zu achten. Das Restaurant hatte einen kleinen Hinterhof mit einem Park, und genau dorthin steuerte ich, um mir eine Zigarette anzuzünden.
Das Arschloch. Was dachte er sich eigentlich? Glaubte er, er könnte mich an einem Tag wie Dreck behandeln und am nächsten würde ich einfach wieder sein Spielzeug sein?
Der Rauch stieg aus meinem Mund auf, während ich in das dunkle Nichts starrte. Die einzigen Lichter, die den Bereich erhellten, waren die tristen Laternen. Es war still, nur das Knistern der Zigarette war zu hören.
Plötzlich hörte ich Schritte hinter mir, und kurz darauf eine vertraute, kalt klingende Stimme.
„Du kannst so oft flüchten, wie du willst. Du wirst mir niemals entkommen können."
Ich spürte, wie er einen Arm um meine Hüfte legte, doch ich riss mich sofort los und drehte mich zu ihm.
„Fass mich nicht an", zischte ich, „Ich hab dir schon mal eine Backpfeife verpasst, und ich scheue nicht davor zurück, es auch noch ein zweites Mal zu tun."
Er schnaubte und rollte mit den Augen.
„Dein Ernst? Ich dachte, wir hätten das Rumgezicke jetzt mal endlich hinter uns."
Ich blickte ihn fassungslos an und zog eine Augenbraue hoch, während ich leise lachte.
„Rumgezicke?" Wiederholte ich, als könnte ich kaum glauben, was er gerade gesagt hatte. „Dann geh doch zu deiner Leonie, ich bin mir sicher die ist einfacher zu haben. Ich meine jeder weiß das sie für 10€ in der Toilette bläst, daher solltest du nicht allzu große Schwierigkeiten haben sie rum zu bekommen."
Ich drehte ihm wieder den Rücken zu und zog tief an meiner Zigarette, während ich die kühle Luft einatmete, die mich etwas ruhiger werden ließ. Doch Taehyung ließ nicht locker.
„Du bist jetzt nicht allen Ernstes eifersüchtig, oder?"
Die Frage kam in einem Tonfall, der fast schon amüsiert klang. Ich drehte mich wieder zu ihm, mein Blick scharf.
„Nein, Taehyung. Ich bin nicht eifersüchtig. Ich bin einfach nur enttäuscht von mir selbst, dass ich mich von dir verarschen lassen hab."
Er schien kurz zu überlegen, dann verzog er das Gesicht.
„Also, bist du nicht auf mich sauer, sondern auf dich selbst?"
Ich konnte die Verwirrung in seiner Stimme hören, doch mein Ärger stieg nur noch mehr.
„Ich kann nicht auf dich sauer sein, weil das, was wir gemacht haben, nie hätte passieren dürfen! Alles davor war ebenfalls falsch! Checkst du das überhaupt? Checkst du, wie ekelhaft wir eigentlich sind?"
Meine Stimme war laut, fast schon schreiend, und ich spürte, wie der Zorn in mir hochkochte. Ich konnte es nicht fassen, dass er immer noch so gleichgültig wirkte.
Taehyung schien von meinem Ausbruch wenig beeindruckt zu sein. Er zuckte einfach mit den Schultern, als wäre das alles keine große Sache. Das machte mich noch wütender.
„Wenn interessiert es schon ob das was wir machen falsch ist oder nicht solange sich es gut anfühlt und das tut es auf jeden Fall. Dein Blowjob hat sich verdammt gut angefühlt."
Er grinste nun, und ich konnte kaum fassen, dass er die ganze Situation so wenig ernst nahm.
„Wie soll ich das verstehen? Wie soll es sich für mich gut anfühlen, wenn am nächsten Tag schon ein anderes Mädchen auf deinem Schoß sitzt? Erklär mir das mal!"
„Ich dachte, du wärst klug genug, um es zu verstehen. Aber anscheinend nicht," seufzte Taehyung dann plötzlich, und ich war völlig verwirrt.
„Wovon redest du? Was soll ich denn verstehen?" fragte ich, meine Stimme klang ungeduldig und ratlos.
Langsam trat Taehyung einen Schritt auf mich zu, und mit einem Blick, der alles andere als leicht war, zeigte er auf sich selbst und dann auf mich.
„Diese Sache hier..." murmelte er, als ob die Antwort direkt vor uns lag und ich sie nur noch begreifen musste.
„Funktioniert nicht wenn wir außerhalb nicht so tun wie als würden wir uns hassen, außer du willst natürlich das alle erfahren das du deinen Stiefbruder fickst, was ich jetzt aber mal bezweifle."
Stand er nun direkt vor mir und ich schaute zu ihm hoch.
Nun fing alles an einen Sinn zu ergeben...
„Ich meine was hast du erwartet? Das wir jetzt Händchen haltend zusammen in der Schule herumlaufen und uns küssen können? Be fucking for real, Louisa. Das wird niemals der Fall sein. Allerdings..."
Taehyung beugte sich nun langsam zu meinem Ohr, sein Atem kitzelte meine Haut, als er leise flüsterte: „Heißt das nicht, dass wir uns gegenseitig nicht gut fühlen lassen können. Es muss nur geheim bleiben."
Er richtete sich wieder auf und trat einen Schritt zurück, während seine Augen mich durchdrungen musterten. Jetzt verstand ich, was er meinte – es war ein Spiel, ein gefährliches Spiel, bei dem niemand wirklich gewinnen konnte. Aber trotzdem war da dieses unerklärliche Verlangen, das ich nicht mehr ignorieren konnte.
Mit einem hastigen Wurf ließ ich die Zigarette zu Boden fallen und fluchte leise: „Fuck this." Ich konnte nicht länger warten, konnte nicht länger in diesem verwirrten Zustand bleiben. Meine Hand griff nach seinem Shirt, zog ihn näher zu mir, und ohne ein weiteres Wort presste ich meine Lippen fest auf seine. Der Kuss war fordernd, wild, als würde er all die unausgesprochenen Worte und Zweifel einfach fortwischen.
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