Taehyung

"Baby! Bist du endlich fertig?", rief ich schmunzelnd die Treppen nach oben und wartete auf die Antwort meines Freundes. Da ich wusste, wo sich der Schlüssel zu seinem Haus befand, hatte ich mir selbst Zutritt verschafft, um nicht draußen im Regen warten zu müssen. Heute war nicht gerade der passendste Tag für meinen Plan, jedoch würde er ausreichen. Der Regen sollte schon bald weniger werden und sich einen Regenschirm zu teilen, war ebenfalls sehr romantisch.

"Ich komme ja schon", hörte ich Jungkook antworten und kurz darauf hüpfte er auch schon die Treppen hinunter, direkt in meine Arme. "Hey, Taehyungie~", lächelte er breit und drückte sich fest an mich heran. Leise lachte ich und schlang meine Arme um ihn, drückte ihm einen liebevollen Kuss auf seinen Schopf und hielt ihn vor einen Moment lang nur in meinen Armen. Gott, wie schön es doch war, dass dieser Junge mir gehörte und mit Freuden all meine Liebe empfing. Ein halbes Jahr schon führten wir beide unsere Beziehung und ich musste zugeben, dass sie sogar schöner als die mit Hoseok war - mit diesem war ich mittlerweile übrigens wieder befreundet und auch dankbar für die Zeit mit ihm damals.

"Hey, Baby. Ich hab dich schon vermisst", antwortete ich mit leiser, rauer Stimme, wohl wissend, wie intensiv Jungkook darauf reagierte. Tatsächlich spürte ich das leichte, kaum merkliche Schaudern seinerseits, doch dann grummelte er leise gegen meine Brust, ehe er seinen Kopf anhob und zu mir aufschaute.

"Wie oft muss ich dir noch sagen, dass ich es nicht mag, wenn du mich Baby nennst? Dann fühle ich mich immer so schwach", schmollte mein Kleiner und schob passend dazu seine Unterlippe nach vorne. Ich jedoch grinste bloß böse und knuffte einmal meine Nase an seiner.

"Du bist ja auch mein kleines, schwaches Baby, das ich beschützen muss", erwiderte ich neckend und löste mich von ihm. Leise seufzte er nur, unterließ es, darauf noch zu reagieren und griff nun nach seinen Sachen, die ich ihm vor die Nase hielt. Schnell hatte er sich angezogen und setzte ein kleines Lächeln auf, wegen dem ich selbst grinsen musste. Ich nahm seine Hand und ging mit ihm nach draußen, wo noch immer mein Regenschirm lag und darauf wartete, dass ich ihn aufhob und verwendete.

"Wohin willst du bei dem Wetter denn gehen?", wollte mein Freund von mir irritiert wissen, während er das Wetter musterte. Seine Stirn hatte er kraus gezogen und offensichtlich war er nicht sonderlich über meine Idee begeistert, aber das würde sich gewiss noch ändern. Da war ich mir absolut sicher.

"Lass dich überraschen", meinte ich nur grinsend und hielt den Regenschirm über uns beide. Brav klammerte sich Jungkook an mich und sah sich mit großen Augen um, ließ sich von mir durch den warmen Herbstregen führen. Es war eine ruhige, sehr entspannende Atmosphäre und ich fühlte mich absolut wohl, hatte keinen Drang zur Eile. Die Zeit, die wir miteinander unter dem Schirm verbrachten, reichte aus, um Liebe zu schaffen, um eine Stimmung bei uns zu hinterlassen, die uns alles andere ausblenden ließ.

Jungkooks warme Hand war von meiner großen fest umschlossen, unsere Finger waren ineinander verschränkt und ich musste nicht einmal hinschauen, um zu wissen, dass mein Freund sein wunderschönes Lächeln auf den Lippen trug. Keiner von uns beiden durchbrach die Stille, solange wir über die Straßen liefen, Frieden hatte sich über uns gelebt, doch ich war mir sicher, Jungkook ahnte mit jedem Schritt ein wenig mehr, wohin ich ihn bringen wollte.

Dennoch schwieg er, bis wir schließlich an dem Ort angekommen waren, zu dem ich unbedingt hatte wollen und wie durch ein Wunder hörte der Regen auf. Leicht lächelnd klappte ich den Schirm zusammen und legte ihn auf einer Palette ab, die hier auf dieser verlassenen Straße herumlag, ehe ich wieder Jungkooks Hand ergriff und mit ihm geradewegs auf unsere gesprayten Kunstwerke zulief - eines davon hatte ich besonders im Blick.

"Tae...", murmelte der Jüngere leise, jedoch reagierte ich nicht darauf, sondern blieb ausgerechnet vor dem Bild stehen, das er mir damals als Aufheiterung gesprayt hatte. Es zeigte noch immer zwei Hände, die durch einen kaum erkennbaren, roten Faden verbunden waren und während ich es so betrachtete, gewann mein Lächeln nur mehr an Intensität. Ich liebte dieses Bild so unglaublich sehr und es war endlich an der Zeit, Jungkook dies auch zu sagen.

"Erinnerst du dich noch hieran?", wollte ich von meinem Freund wissen und deutete auf sein Kunstwerk. Etwas verwirrt und unsicher nickte Jungkook, sah mich etwas skeptisch an und schien nicht zu wissen, was er hiervon halten sollte, wohingegen meine Vorfreude immer mehr stieg. Ich drehte mich zu ihm und zog aus meiner Hosentasche einen Faden heraus, tiefrot, dieselbe Farbe tragend, wie auf dem Bild; es war der gleiche Faden wie der, den ich ewig an meinem Handgelenk getragen hatte, da ich ihn zufällig einst gefunden hatte, sowie der, den Yoongi meinem Freund geschenkt hatte.

"Hier, mein Kleiner", sagte ich lächelnd und hob die Hand Jungkooks an, damit ich den Faden mit einer Schleife um seinen kleinen Finger binden konnte. Mit großen Augen beobachtete er mich dabei, völlig ungläubig und perplex, als wollte er nicht glauben, dass dies tatsächlich real war. Aber genau das war es. Diese Situation konnte realer nicht sein.

"Ich weiß, ich habe dich damals wegen dieser Legende ausgelacht, weil ich der Meinung war, dass das reines Wunschdenken wäre. Und inzwischen weiß ich, was für einen Fehler ich dadurch begangen habe, denn ich habe dir so den Glauben an diese Legende genommen. Dabei warst du derjenige, der die ganze Zeit recht hatte, denn ja, wir sind wirklich von Anfang an miteinander verbunden gewesen. Der Faden hat es uns gezeigt, doch ich war zu stur und wollte nicht darauf hören. Ich habe diese Legende zerstört, die eigentlich nur versucht hat, uns glücklich zu machen", erklärte ich ihm. Sanft hielt ich seine Hand mit dem roten Faden in meinen beiden Händen und lächelte ihn voller Ehrlichkeit an, er sollte spüren, wie wichtig mir das war. Er sollte spüren, wie sehr ich ihn liebte.

"Darum habe ich mich dazu entschlossen, das auf diese Art und Weise wieder gutzumachen", führte ich meine Erklärung fort und löste nun eine Hand, um einmal grinsend durch Jungkooks weiche Haare zu wuscheln. Direkt danach umgriff ich leicht sein Ohr und spielte einen Moment lang zärtlich mit diesem, bevor ich mich aufgrund seiner protestierenden Laute brav wieder löste.

"Ich liebe dich, Jungkook. Und ich möchte, dass du wieder an die Legende glaubst, die uns zusammen geführt hat", endete ich nun und trat einen Schritt näher heran. Tief sah ich meinem Freund in die Augen, der mich wieder mit solch einem glücklichen Blick anschaute, dass mir beinahe die Tränen kamen. Ja, verdammt, ich liebte diesen Jungen so unendlich sehr.

"W-Wirklich?", stotterte er leicht und schluckte einmal, wohl, um seinen Hals frei zu bekommen und wieder sprechen zu können. "Versprichst du mir, dass die Legende wirklich wahr ist und wir für immer zusammen bleiben werden?" Sein Stimme klang so zerbrechlich, so viel Angst und Misstrauen schwenkte in ihr mit. Er befürchtete, wieder enttäuscht zu werden und ich konnte es ihm nicht einmal verübeln. Allerdings sollte es dieses Mal anders sein. Er brauchte nicht den Tränen nahe zu sein, er brauchte sich nicht zu fürchten, denn ich war für ihn da und wollte stets an seiner Seite bleiben.

Aus diesem Grund nahm ich nun seine Hand mit dem roten Faden daran und umschloss seinen kleinen, verzierten Finger mit meinem eigenen, hatte dabei das liebevollste Lächeln auf meinen Lippen, das mir nur möglich war. Und dann sprach ich die Worte auf, die meinen Freund von allen seinen Ängsten befreien sollten.

"Kleiner-Finger-Schwur.~"

Ende

Und ja, dass war es dann endlich mit der Story :3

Glaubt mir, ich bin wirklich traurig darüber, weil ich die beiden und vor allem die Story unglaublich liebe. Taekook zählt zu meinen OTP und ich liebe die Geschichte mit dem Schicksalsfaden. Darum ist Your Name auch eines meiner Lieblingsfilme und dadurch wurde die Story ein kleinen Teil inspiriert :3

Danke, für all eure Unterstützung und dass ihr diese Story hier auch gelesen habt. Ich kann mit vorstellen, dass es am Anfang wegen Vhope etwas abschreckend war, aber Taehyung und Jungkook haben sich schließlich auch wiedergefunden, wie ihr seht :3

Und Beziehungen mit einem anderen Menschen gehören nun einmal auch zum Leben dazu, so sehr man es sich auch schön reden will.

Ich liebe die beiden und am meisten auch hier in dieser Story, weil sie einfach nur Seelenverwandte sind, die zusammengehören. Darum gilt mein Dank auch am meisten EommaCookie weil sie so einen tollen Taehyung geschaffen hat <3 Ohne dich wäre die Story wahrscheinlich nicht einmal ansatzweise gut geworden.

Danke, fürs Lesen und vielleicht sieht man sich ja in einer anderen Story wieder. Wir würden uns freuen ^-^

~Cookss