29. 𝐇𝐨𝐡𝐞𝐫 𝐁𝐞𝐬𝐮𝐜𝐡
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IMMER NOCH EIN BISSCHEN DURCHEINANDER und verwirrt, lief ich schnellen Schrittes durch die kalte Nacht. Nieselregen peitschte mir mit jeder Windböe entgegen und ich kuschelte mich nur weiter in meine dünne Regenjacke. Zum Glück bin ich immer noch betrunken. Denn Alkohol wärmt und man hat weniger Angst. Jedenfalls ein bisschen...
Eigentlich war ich mit meinen Gedanken nach wie vor bei Robin und Eddie. Wie sein Gesicht, zwischen ihren nackten Schenkel verschwand und seine Zunge, vor meinen Augen, ihr die wildesten Töne hinaus kitzelte.
Bevor ich jedoch irgendwas tat, was ich mit großer Wahrscheinlichkeit bereut hätte, zog ich mir mein Top schnell über und schnappte mir meine Sachen. Was die Zwei in ihrer besoffenen Ekstase nichtmal zu bemerken schienen.
Und nun war ich wieder draußen, alleine, im Regen, mitten in der Nacht.
Als ich mich wieder an das gruselige Knurren erinnerte, was aus dem Wald kam, drehte ich mich schnell um, einfach um sicher zu gehen, dass Slenderman nicht hinter mir her ist. Beruhig dich Grace, sowas gibt es doch gar nicht. Mach dich nicht lächerlich. Trotzdem beschleunigte sich mein Herzschlag, während ich schon so schnell lief, dass ich fast über meine eigenen Beine stolperte.
»Hey!« geschockt drehte ich mich um und sah in die Richtung aus der die männliche Stimme kam, irgendwie kam sie mir bekannt vor. Ein älterer Mann stand an seinem beigen PickUp und wank mich zu sich rüber. Doch ich schluckte nur leise, Unwohlsein kam in mir auf, da ich ihn nicht erkannte. »Na komm schon Sweetheart, ich fahr dich!«
Und da stand ich nun, keine zehn Meter von ihm entfernt. Hielt mir die Kapuze etwas tiefer ins Gesicht, da der Wind den kalten Regen in meine Augen peitschte, doch als er auf mich zu kam, rannte ich einfach los. Warum bist du heute so ein Schisser? Als würde mein Leben davon abhängen, lief ich die leere Hauptstraße hinunter, ohne mich nochmal umzudrehen. Vielleicht war es Paranoia, vielleicht aber auch mein Unterbewusstsein.
In Loch Nora angekommen wurde ich langsamer, so, dass ich nur noch joggte. Er wollte dir doch einfach nur was Gutes tun. Sicher sein konnte ich mir aber nicht, weshalb ich die Straße zu unserem Haus weiter joggte. Schließlich war es schon nach drei Uhr morgens und wer nennt dann schon ein Mädchen, dass die eigene Tochter sein könnte, Sweetheart? Vielleicht war er auch ein kranker Serienmörder und ich habe mir selbst gerade das Leben gerettet.
An Jessie's Haus angekommen, schloss ich schnell das große Gartentor hinter mir, so leise wie möglich. Stagnierte aber kurz, als ich sah, dass innen noch Licht brannte. Auch wenn morgen Sonntag war, ist Rick eigentlich nie so lange wach. Doch ich konnte ihn durch die große Fensterfront im Wohnzimmer sehen, wie er am Esstisch saß mit. Oma? Oh oh...
Schnellen Schrittes lief ich durch den riesigen Garten, vermied extra die Lichtelemente im Boden, da fing Heimdall auf einmal an laut zu bellen und an die Terrassentür zu springen. Klar, Danke Arschloch. Ungehindert lief ich trotzdem zum Haus. Dem Hund entging es halt nie, wenn jemand heimlich zu nahe kommt. Deswegen haben wir ihm ja auch den Namen gegeben. In der nordischen Mythologie ist Heimdall der Beschützer des Bifröst, der der alles sieht und das Gras wachsen hört.
»Grace Harvey.« ertönte auf einmal die Stimme meiner Großmutter. Abrupt blieb ich stehen und sah zur großen Terrasse die an das Wohnzimmer mündete, nur um meine Oma mit hochgezogenen Augenbrauen zu sehen, wie sie urteilend zu mir sah und Rick der hinter ihr erschien und nur den Kopf schüttelte, während er die Lippen aufeinander presste. Fuck...
»Wir haben schon auf dich gewartet.«
Nervös setzte ich mir ein entschuldigendes Lächeln auf, als ich durch den Regen schnell zu ihnen lief. Bitte lass mich nicht mehr nach Gras riechen... Ich wusste gar nicht, vor wem mir das unangenehmer war. Schließlich war ich eine Woche in meinem Zimmer verschanzt. Und plötzlich erwischte Rick mich dabei, wie ich völlig stoned und betrunken, versuchte in mein Zimmer zu klettern.
»Hi...« murmelte ich und zog mir die Kapuze runter, als ich vor ihnen, unter dem Balkon stand. »Grandma, i-ich wusste gar nicht-«
Doch sie ließ mich nicht aussprechen, sondern griff mir nur geschockt an meine Haare und sah einmal kurz mit geöffneten Mund zu Rick, der nur beschwichtigend die Hände hob. Die Beiden hatten ein eher, na ja, sagen wir kompliziertes Verhältnis. Und meine Existenz war wohl nicht ganz unschuldig daran.
»Was ist das?!« ihre Stimme klang fast genauso aufgebracht, wie als ich ihr damals gesagt habe, dass ich lieber bei ihrem Sohn leben würde, als bei ihr. Ich atmete nur tief ein und aus, versuchte mich zu fassen, da schnitt sie mir wieder das Wort ab. »Hast du Whiskey getrunken?!«
Sofort schloss ich meinen Mund und sah zu Rick, welcher mich ebenfalls geschockt ansah. Allerdings so geschockt, als würde er zum ersten Mal in seinem Leben davon hören, dass ich Alkohol getrunken habe. Ja, tu halt so absolut unwissend.
»Ähm... ich, nein?« Komplett überfordert sah ich zwischen den Beiden hin und her, ehe ich mich räusperte und meiner Oma ein unschuldiges Lächeln schenkte. »Ich hatte Lust auf eine andere Frisur. Du weißt schon, viele in meiner Schule haben jetzt kürzere Haare und machen sich eine Dauerwelle.«
Allein bei dem Gedanken, wie ich mit einer Dauerwelle aussehen würde, wollte ich kotzen. Vielleicht war es auch der Alkohol. Oh Shit, du musst wirklich kotzen. Renn! Plötzlich wurde mir schrecklich übel. Das letzte Stück Pizza habe ich vor Stunden gegessen, danach wurde ein Glas Whiskey nach dem Nächsten getrunken und es war auch für mich kein Geheimnis, das Alkohol und Marihuana sich nicht besonders gut miteinander vertragen.
Rick schien zu merken, dass es mir nicht gut ging und er sah mich hinter seiner Mutter nur warnend an. Die wie wild auf mich einredete, was es für ein unangebrachtes und unglaublich verantwortungsloses Verhalten von mir war, doch ich konnte ihr kaum folgen, weil ich zu sehr damit beschäftigt war, sie nicht anzukotzen. Im wahrsten Sinne des Wortes.
»Grace! Ich rede mit dir!« ich sah abrupt zu ihr auf, traf auf zwei blaue Augen, die mich mahnend ansahen und plötzlich wurden aus diesen Vier und dann Sechs... Wärst du mal bei Robin und Eddie geblieben, die haben jetzt die Zeit ihres Lebens. Plötzlich musste ich unglaublich laut rülpsen, woraufhin Oma mich schrecklich entsetzt ansah und ich mir nur schnell beide Hände über den Mund schlug. »D-Das... Das ist unerhört. Respektlos! Was ist nur aus dir geworden?«
Das hast du nicht wirklich getan? Mit großen Augen sah ich zu Rick, der sich sichtlich ein Lachen verkneifen musste, als seine Mutter sich aber zu ihm empört umdrehte, ein fassungsloses Gesicht aufsetzte.
»Es tut mir leid Mutter, ich weiß auch nicht, was heute mit ihr los ist...« er räusperte sich und sah mich auffordernd an, woraufhin ich nur entschuldigend nach ihrer Hand griff und sie reumütig ansah.
Doch Heimdall drängte sie zur Seite, quietschte als er vor mir stand und lehnte sich an mich, damit ich ihn kraulen konnte. Was ich auch tat und augenblicklich lächeln musste, obwohl er mehr oder weniger Schuld war an dem ganzen Desaster. Ohne ihn, hätte ich es wohl heimlich ins Haus geschafft.
»Und dieses Kalb Grace, hat nichts in deinem Bett verloren. Ihr seid ja von allen guten Geistern verlassen.« damit wandte sie sich von mir und Rick ab und sah nochmal mit gerümpfter Nase zu Heimdall, welcher nur schwanzwedelnd da stand und ganz aufgeregt vor sich hin hechelte. »Das reinste Irrenhaus hier, wir reden morgen. Ich hatte einen langen Flug.«
DAMIT LIEF SIE MIT IHREN LAUTEN Absätzen zurück ins Haus, gefolgt von einem langen ausgiebigen Seufzer von Rick, der mir sofort einen vorwurfsvollen Blick zuwarf.
»Bist du von allen guten Geistern verlassen?« imitierte er die Stimme seiner Mutter, sah mich aber ernst an und verschränkte seine Arme vor der Brust, worauf ich nur leise seufzte und von Heimdall abließ und versuchte mir sein braunes Fell von meinen nassen Sachen zu streichen. »Ich habe dir doch gesagt, dass sie heute Abend ankommt. Weißt du wie lange ich mir das anhören musste?«
Mit aufeinander gepressten Lippen sah ich ihn entschuldigend an, musste aber leicht Lächeln, als ich an seinem Gesicht erkennen konnte, dass er eigentlich gar nicht so sauer war, wie er tat. Wahrscheinlich ist er wütend, weil er das alleine ertragen musste und nicht, dass du dich raus geschlichen hast. Gerade als ich mich entschuldigen und mir eine Ausrede einfallen lassen wollte, seufzte er nur und nickte müde.
»Ich bin trotzdem froh, dass es dir scheinbar wieder besser geht.« brummte er und musterte mich kurz. Wie ich durchnässt, dreckig und besoffen da stand, war für ihn wohl ein Indiz, dass es mir wieder gut ging. Okay. »Aber wer kiffen und saufen gehen kann, kann Montag auch wieder in die Schule.«
Ohne zu antworten lief ich zu ihm und umarmte ihn fest. Keine Sekunde später, schlangen sich zwei breite Arme um mich und ich schloss nur die Augen und genoss seine Wärme und seinen Geruch, der mich immer wie zuhause fühlen ließ. Selbst in dem Haus der Cunningham's.
»Ich hab dich lieb.« murmelte ich leise in deine Brust, woraufhin er nur leise auflachte und mir sanft über den Rücken strich, ehe er mich von sich drückte und mit sanften Blick zu mir runter sah.
»Ich dich auch Kleines...« damit strich er mir meine nasse Strähne aus dem Gesicht und musterte mich kurz, ehe er wieder leise seufzte und seine Hände auf meine Schultern legte. »Aber reiß dich jetzt bitte zusammen okay? Du weißt wie Grandma ist und wenn sie denkt, dass ich dich nicht unter Kontrolle habe, dann kann das alles ziemlich anstrengend werden. Für uns beide.«
Mir war sofort klar, was genau er damit meinte, weshalb ich nur schnell nickte und ihn entschuldigend ansah. Ich hatte wirklich in all dem Stress und meinen Gedanken, schlichtweg vergessen, dass sie uns besuchen wollte. Sonst hätte ich mich nicht genau in der Nacht, mit Robin und Eddie getroffen.
Als Rick mich zu sich geholt hat, war es nicht nur meine Mutter, die damit so gar nicht einverstanden war. Sondern noch viel mehr meine Oma. Sie versuchte alles, mich zu überzeugen, dass ich zu ihr ziehen soll, bis dahin, dass sie mit Rick vor Gericht gezogen ist. Auch wenn er die Verhandlung gewonnen hat, war uns beiden klar, dass wenn sie mit solchen Informationen wieder einen Sorgerechtsstreit anfangen würde, es wohl diesmal anders ausgehen könnte. Was ich nun noch viel weniger wollte, als damals.
»Geh jetzt schlafen. Es ist spät und für morgen sollten wir ausgeschlafen, damit wir uns nicht alle noch umbringen.« Lachend nickte ich und umarmte ihn noch ein letztes Mal, was er erwiderte, ehe wir gemeinsam reingingen. »Gute Nacht. Ach, bevor ich es vergesse...«
An der Treppe drehte ich mich nochmal um und sah ihn fragend an, während er in der Türrahmen lehnte und mich mit einem sanften Lächeln ansah.
»Ich war mir nicht sicher, ob du Montag freiwillig zur Schule gehen wirst.« damit schloss er die Terrassentür hinter sich und kam zu mir, woraufhin wir zusammen ins obere Stockwerk liefen. Natürlich dicht gefolgt von Heimdall.
»Deswegen habe ich Steve angerufen, er holt dich Montag ab. Okay?«
Es war wirklich schwierig, aber ich schaffte es ihn nicht fassungslos anzustarren, sondern einfach weiter neben ihm zu laufen, mit dem Blick auf die Treppe vor mir gerichtet. Auch wenn sich mein ganzer Körper, nur bei seinem Namen anspannte.
»Wow...« murmelte ich leicht lächelnd und blieb im oberen Flur stehen, sah kurz zu ihm und nickte in Gedanken daran, wie unglaublich seltsam und unangenehm die Fahrt wohl werden wird. »Das ist aber nett von ihm.«
Rick aber legte seine Stirn fragend in Falten und sah verwundert zu mir, als er seine Arme vor der Brust verschränkte.
»Ist alles okay zwischen euch? Hätte ich ihn nicht fragen sollen?« Verdammt, dieser Typ kennt mich einfach zu gut. Doch ich lachte nur nervös auf, schüttelte den Kopf und versuchte mich daran zu erinnern, wie ein normaler Mensch zu atmen.
»Was? Ähm... doch, klar... alles klar und normal.« lächelte ich und kratzte mir am Hinterkopf, woraufhin er nur die Augenbrauen hochzog und misstrauisch nickte. »Alles absolut und super mega... Ähm, klar.« Fazit an mich selbst: Kein Alkohol mehr, bis du erfahren hast, ob du dir die Gehirnzellen leisten kannst.
»Gut, dann ist ja alles klar.« er sah mich nochmal verwirrt an, ehe er kurz den Kopf schüttelte und ins oberste Stockwerk lief. Ich atmete nochmal tief ein und sah zu Heimdall runter, auch wenn es vielleicht nicht der Fall war, wirkte selbst er so, als würde er mir nicht glauben, dass alles total klar, zwischen mir und Steve ist.
An meiner Zimmertür angekommen, fummelte ich meinen Schlüssel raus, weil ich Fuchs es natürlich abgeschlossen habe, aber daran dachte, dass ich vielleicht auch von der Seite wieder rein muss.
»Wo warst du, Schwesterherz?« Geschockt fuhr ich herum und sah zu Jessie, welcher an seiner Tür gelehnt stand und verkrampfte mich augenblicklich, bei seinem ernsten Blick. Vielleicht hat er dich doch bei Billy im Auto gesehen. Auch wenn es erbärmlich klingen mag, versuchte ich mir meine Panik nicht anmerken zu lassen und schloss, ohne ihm eine Antwort zu gewähren, meine Tür auf.
»Ich habe dich etwas gefragt.« brummte er leise, weil er wahrscheinlich befürchtete, sonst von Rick gehört zu werden und kam auf mich zu. Doch ehe er bei mir ankam, stellte sich Heimdall zwischen uns und knurrte ihn bedrohlich an.
Verwundert über solch bösartigen Töne, sah ich zu Jessie auf, welcher sofort in seiner Bewegung stagnierte und den Hund fast schon überrascht ansah. In dem Moment, war ich mehr als froh, dass ich keinen Chihuahua hatte, sondern einen über siebzig Kilo schweren Bodyguard, der in dem Moment so schien als würde er keine halben Sachen machen.
»Pfeif deinen Köter zurück.« Auch wenn seine Stimme wie eine Warnung klang, hörte ich genau seine Angst raus und konnte mir ein ganz kleines Lächeln nicht verkneifen. Doch als er ebenfalls zu mir aufsah und das sah, wollte er gerade Etwas sagen, da ergriff Heimdall diesmal das Wort und knurrte noch lauter, fast so tief wie ein Braunbär, worauf Jessie unsicher einen Schritt zurück wich.
»Nacht.« flüsterte ich, während ich in mein Zimmer ging und Heimdall mir stolz erhobenen Hauptes folgte. »Brüderchen...«
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Hallo Freunde der Nacht,
da bin ich wieder mit einem neuen Kapitel. Ich hoffe es hat euch gefallen, auch wenn ihr wahrscheinlich eher auf Billy, Eddie oder Steve gehofft habt. Ist das Kapitel auch sehr wichtig, genau wie das Ende, auf das ich schon lange gewartet habe: Heimdalls Auftritt! Der kleine... oder eher große Held. Ich wollte meinem Hund einfach auch eine Rolle geben, hat er sich verdient, weil er ein Feindall ist. 🌝🙏🤣
Im nächsten Kapitel gehts dann auf Tour mit Steve. Na, was meint ihr? Werden die Beiden sich aussprechen oder eher in die Haare bekommen? Oder wird vielleicht sogar Nancy dabei sein? 🥲🤣
Uuuuuuuund, wer kommt drauf, woher sie den Mann kannte, der ihr eine Mitfahrgelegenheit angeboten hat? 🌝🌝🌝
Fühlt euch geknuddelt,
Eure Spicy 🌶❤️
PS: Hier ist noch ein Bild von meinem Heimdall, aka. Feindall. Mein Babyboo. 🥹❤️
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