⁶² ▪︎somber▪︎
Taehyung bleibt still. Durch einen kurzen Seitenblick zu ihm sehe ich, wie er seine Lippen zusammenpresst.
In seinem Hirn scheint es zu rattern. Wahrscheinlich ist ihm bewusst, dass er dagegen nicht argumentieren kann, weil es einfach die pure Wahrheit ist.
Leicht muss ich schmunzeln. Süß der Kleine. Aber das ist ja nicht unbedingt was neues.
Zaghaft verdränge ich die aufkommenden Gedanken über Taehyung aus meinem Kopf. Ich will hier schließlich keinen Autounfall bauen.
Eine Weile ist es still, Taehyung denkt womöglich über mein eben gesagtes nach, bis ich wieder das Wort ergreife.
"Was ist eigentlich mit deinem Vater?"
Die Frage schwirrt mir die ganze Zeit schon im Kopf herum.
Seine familiäre Situation scheint generell recht sonderbar zu sein.
Es braucht einen Moment, bis Taehyung auf meine Frage antwortet.
"Was soll mit ihm sein?"
"Tae...du weißt ganz genau, was ich meine. Verstehst du dich gut mit ihm und so."
"Warum willst du das wissen? Du bist nicht mein Freund."
Ein Kloß bildet sich in meinem Hals. Schnell schlucke ich ihn herunter und setze einen monotonen Gesichtsausdruck auf. Er ist wahrscheinlich immer noch motzig wegen vorhin. Kleiner Sturkopf.
"Dann eben nicht", seufze ich nur und konzentriere mich wieder vollständig auf die Straße.
Eine Weile ist es still, bis Taehyung schließlich doch anfängt zu erzählen.
"Mein Dad ist...ich weiß nicht, wie man ihn beschreiben soll. Eigentlich ist er fast wie eine fremde Person für mich geworden. Nach...Mums Tod hat er sich ziemlich auf seine Arbeit konzentriert, ist ziemlich aufgestiegen. Er ist kaum zuhause. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass er Juhee betrügt."
Ich muss sein gesagtes kurz auf mich wirken lassen, kann nicht direkt darauf reagieren. Es hört sich schon heftig an.
Der kleine Fitzel Menschenkenntnis, den ich besitze, sagt mir, dass ich es nicht besser mache, wenn ich jetzt irgendwas pseudo-kluges oder so sage, weshalb ich meine Hand an einer roten Ampel einfach kurz vom Lenkrad nehme und über seinen Handrücken streiche.
Taehyung sieht verkrampft aus dem Fenster.
Ich denke, ich kann ihn jetzt besser einschätzen, als am Anfang. Er ist nicht einfach nur das aufmüpfige, notgeile Kind, für dass ich ihn am Anfang gehalten habe. Er ist bei weitem mehr. Er hat eine Geschichte. Diese hat ihn so geformt wie er ist, hat eine Mauer um ihn herum wachsen lassen, hinter der er sein wahres ich versteckt.
Eine Weile kreisen meine Gedanken noch darüber, bis ich auf dem Parkplatz der Schule anhalte. Das Verlangen Tae zu umarmen wird immer größer.
Wortlos steigen wir aus.
Vor dem Auto kommen wir irgendwie voreinander zum Stehen. Als hätten wir genau das gleiche gedacht. Aus großen, unschuldigen Rehaugen sieht er mich an.
Ich überbrücke den letzten Abstand und ziehe den Jüngeren in meine Arme. Fest drückt er sich gegen mich, krallt sich in den Stoff meines Shirts.
Meine Fingerspitzen streichen sanft durch seine Haare und ich gebe ihm einen kleinen Kuss auf die Stirn, bevor wir uns lösen und uns auf den Weg zum Klassensaal machen.
Kurz werfe ich einen Blick auf meine Uhr. Noch zwei Minuten bis Unterrichtsbeginnen. Krass, ich hätte nicht gedacht, dass wir es noch pünktlich schaffen.
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Ratet mal was nächstes Chap kommt, wonach ihr die ganze Zeit schon fragt 🤓😉
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