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K A P I T E L 3

𝓛𝓲𝓿𝓪𝓷𝓪

Über das kleine Waschbecken gebeugt und den Blick fest auf meine Augenbraue gerichtet, zog ich vorsichtig das erste Klammerpflaster von meinem Gesicht. Wenn ich nach meinem Aufeinandertreffen mit Walentin bereits verprügelt aussah, dann war meine heutige Verfassung nochmal um einiges schlimmer.

Jacky hatte bei unserem Kampf vor drei Tagen ganze Arbeit geleistet. Die Haut meines Körpers war in einer Mischung aus grün, blau und lila verfärbt und eine frische Wunde zierte mein Gesicht. Sie zog sich direkt unter meinem Auge über meinen Wangenknochen und ich konnte nur hoffen, dass sie schnell wieder verschwand.

Ich warf die Klammerpflaster in den Mülleimer, der zwischen Waschbecken und Toilette stand. Dann musterte ich mein Gesicht, das noch immer von einem Veilchen geziert wurde. Ich sah aus wie eine verprügelte Ehefrau und mit meinem Aussehen würde ich zweifelsohne alle Blicke auf mich ziehen.

Nach dem Kampf hatte ich Deutschland auf dem schnellsten Weg verlassen. Ich war durch Frankreich gefahren, um eines der Schiffe in Calais zu erreichen. Es hatte mein Auto und mich über das Wasser in das Vereinigte Königreich nach Dover transportiert. Bei sämtlichen Grenzüberfahrten war mir regelrecht schlecht gewesen. Denn in meinem Kofferraum befand sich nicht nur mein spärliches Gepäck, sondern auch ein paar versteckte Waffen und gefälschte Nummernschilder sowie Ausweise. Ich hatte ganze drei Identitäten, zwischen denen ich nach Belieben wechseln konnte. Für den Moment hatte ich mich für den Namen Livana Price entschieden. Mit ihm würde ich im englischsprachigen Raum kein Aufsehen erregen.

Nach einer kalten Dusche versorgte ich notdürftig meinen geschundenen Körper mit Cremes und versuchte das Veilchen an meinem Auge abzudecken, ehe ich wieder vier Klemmpflaster über der Wunde auf meiner Wange anbrachte und mit einem die winzige Wunde an meiner Augenbraue fixierte.

Gestern Abend hatte ich in einem kleinen, etwas heruntergekommenen Motel eingecheckt. Die Nachtbesetzung am Empfang hatte mir trotz meiner offensichtlichen Verletzungen keine Fragen gestellt und damit genau das getan, was ich wollte. Hier konnte ich mich für einige Zeit aufhalten, ohne aufzufliegen. Das Zimmer hatte ich vorerst für eine Woche angemietet, um mich in London zurecht zu finden.

Ich fuhr mir mit meinem Handtuch durch die Haare, während ich das kleine Badezimmer verließ und aus der Tasche vor dem Bett frische Klamotten zog. Nachdem Walentin mir eine meiner vorderen Haarsträhnen gekürzt hatte, musste ich mir auf der Toilette eines Rasthofes die Haare schneiden. Nun waren sie kaum mehr länger als meine Schultern. Dazu hatte ich sie vor zwei Tagen nach einem Besuch im Supermarkt mit brauner Farbe versehen. Von dem vorherigen blond war nichts übriggeblieben.

Bei jedem Blick in den Spiegel brauchte ich einen Moment, um mich an mein verändertes Aussehen zu erinnern. Mich äußerlich soweit neu zu erfinden, erschien mir ein nötiges Übel dafür, unerkannt ein neues Leben zu beginnen. Nach über drei Tagen war ich mehr als 900 Kilometer von meiner Familie getrennt. Mein Smartphone hatte ich noch in Stuttgart vernichtet, indem ich die SIM-Karte entfernt und über das kleine Gerät gefahren war. Keiner durfte Wissen, wo ich mich befand. Nur so konnte ich meine Familie schützen. Walentin würde sich nicht an meiner kleinen Schwester vergreifen, wenn er erfuhr, dass ich nicht einmal mehr in der Stadt war. Und genau das musste er mittlerweile bemerkt haben und damit hatte er jetzt wirklich größere Probleme.

Ich verließ das kleine Motelzimmer, um meine Pläne für den heutigen Tag zu verfolgen. Das Geld aus meinen Kämpfen hatte ich zwar gespart und nur für den Audi in meinem Besitz, sowie ein paar andere Kleinigkeiten ausgegeben. Aber es würde mich nicht ewig über Wasser halten. Also würde ich mir schleunigst einen Job suchen müssen. Außerdem konnte ich nicht für immer in dem Motel wohnen. Doch eine dauerhafte Bleibe stand erst weiter unten auf meiner Prioritätenliste.

Auf dem Weg zur nächsten Underground-Station besorgte ich mir in einem Bäcker einen Milchkaffee und eine Zimtschnecke. Wir hatten Ende August und die verkauften dort tatsächlich noch, oder schon, dieses Weihnachtsgebäck. Allerdings war das nicht wirklich verwerflich, denn es gab Menschen wie mich, die Zimt das ganze Jahr lang essen konnten.

In den letzten drei Tagen hatte ich kaum einen Bissen herunterbekommen. Ich hoffte, mein Frühstück würde das heute ändern. Doch so lecker das Gebäckstück auch war, ich hing mit meinen Gedanken bei meiner kleinen Schwester fest und das verdarb mir jeden Appetit. Ich konnte es nicht leugnen, aber ich vermisste Holly schrecklich. Wir hatten eine sehr gute Beziehung zueinander und ich wollte mir überhaupt nicht ausmalen, was sie nun von mir denken musste. Immerhin war ich einfach verschwunden.

Die Underground-Station lag nur fünfzehn Minuten von meinem Motel entfernt und nachdem ich mir eine wiederaufladbare Ticketkarte gekauft hatte, machte ich mich auf den Weg zu den Gleisen. Während meiner langen Fahrt hierher, hatte ich viel Zeit zu überlegen, was ich mit meinem Leben nun tun wollte. Mein BWL-Studium war zwar interessant gewesen, aber ich zweifelte daran, ob es das Richtige war. Eigentlich hatte ich den Studiengang nur gewählt, um überhaupt die Uni zu besuchen und nicht mit 18 Jahren bereits von meinen Eltern enterbt zu werden.

Gestern Abend hatte ich mir auf dem Tablet, das ich gerade in meinem Rucksack herumtrug, ein paar der Colleges und Universitäten in der Stadt angesehen. Dabei war ich auf die University of London gestoßen, welche während des nächsten Semesters einige weitere Kurse, die nichts mit dem üblichen Studienangebot zu tun hatten, anbot. Es waren Kurse, zu denen sich alle Interessenten kostenfrei anmelden konnte. Und genau das würde ich heute auch tun. Ich hätte bereits damals gerne dort studiert, doch für meine Eltern kam nur eine Universität in Deutschland in Frage. Also hatte ich meinen Traum begraben.

Während ich in der seicht schwankenden Underground von einer Station zur nächsten fuhr und dabei an meinem heißen Kaffee nippte, las ich mir nochmal die Beschreibung der verschiedenen Kurse durch. Vielleicht würde ich in einem von ihnen tatsächlich auch Anschluss und ein paar Freunde finden. Es konnte nicht schaden, sich in London etwas zu vernetzen.

Vielleicht würde ich mich in einem Fotografiekurs einschreiben. Einer der drei angebotenen Tanzkurse stand absolut außer Frage, denn mein Taktgefühl war definitiv nicht vorhanden. Allerdings klang der Kurs über Kriminalität in und um London der letzten Jahrhunderte auch ziemlich interessant. ›Jack the Ripper‹ und ähnliche Gestalten mit ihren verdrehten Gehirnen weckten ebenfalls die Neugierde in mir. Abgedrehter Horror, spannende Krimis und nervenaufreibende Thriller zogen mich wesentlich mehr an, als seichte Romanzen aus egal welcher Alterskategorie.

Auf meinem Weg zur Universität musste ich nur einmal umsteigen, was mir sehr gelegen kam. Zu den Stoßzeiten war es sicherlich schwierig, in den vollen Wagons einen Sitzplatz zu bekommen. Und etwas, das ich noch mehr hasste als angerempelt zu werden, war das Stehen in den Zügen. Nicht umsonst war ich bisher immer mit dem Auto zur Uni gefahren. London war jedoch nochmal eine vollkommen andere Hausnummer als Stuttgart. Und davon abgesehen machte mich das Fahren auf der linken Seite wirklich wahnsinnig. Es fühlte sich einfach grundlegend falsch an.

Sobald ich meine Endstation erreicht hatte, entsorgte ich meinen Einmal-Becher im nächsten Mülleimer und fuhr mit einer der Rolltreppen nach oben ans Tageslicht. Dort orientierte ich mich an den Straßenschildern, die mir freundlicherweise den Weg zur nahegelegenen Universität zeigten.

Da ich zwar ein Smartphone besaß, dieses jedoch noch nicht mit einer SIM-Karte, geschweige denn einer Internetverbindung ausgestattet war, musste ich mich auf dem Campus wie im letzten Jahrhundert zurechtfinden. Ich hielt mich also an die Beschilderung und folgte ihnen bis zum Verwaltungsgebäude, welches sich zwei Querstraßen weiter befand. Es war nicht so imposant wie das größte Gebäude, auf welchem auch der Name der Universität prangte und welches aus weißem Stein mit hohen Säulen errichtet wurde. Dennoch stach es aufgrund des einfachen Baus inklusive der großen bürotypischen Fenster zwischen den anderen, architektonisch aufwändig errichteten Gebäuden deutlich hervor.

Ich betrat das Gebäude und begab mich zu dem Büro, in welchem laut der Internetanzeige die Anmeldung stattfinden sollte. Auf dem Weg dorthin begegnete ich einigen Studenten, die sich entweder in Grüppchen oder allein durch das Gebäude bewegten. Vermutlich waren sie alle auf dem Weg zur hier ansässigen Studentenzeitung, einem Sachbearbeiter der Studentenverwaltung oder sie hatten mittlerweile bereits Schluss und machten sich auf den Heimweg. Wirklich ein Wunder wäre dies nicht, da wir bereits frühen Nachmittag hatten und ich beinahe den gesamten Vormittag verschlafen hatte.

Die Anmeldung war innerhalb von fünf Minuten erledigt. Zwar wurde ich von der Dame hinter dem Tresen etwas seltsam angestarrt, doch ihren Kommentar bezüglich der Online-Anmeldung tat ich einfach nur mit einem Achselzucken ab. Ich hatte gestern versucht, mich online für einen der kostenlos angebotenen Zusatzkurse einzuschreiben, doch dann war das sowieso schon langsame Internet im Motel zusammengebrochen und ich hatte aufgegeben.

Ich durchquerte das Gebäude auf dem Weg nach draußen. Mit meinen 21 Jahren fiel ich zwischen den übrigen ›echten‹ Studenten nicht auf, denn trotz meiner offensichtlichen Verletzung im Gesicht, sah mich keiner von ihnen ein zweites Mal an. Es war überraschend ruhig auf den Fluren, nicht wie ich erwartet hatte. Nur das Quietschen der Sneaker, Klappern der Absätze und Tuscheln der Studenten war zu hören. Ich hielt mich eher an den Wänden, die mit den Portraits ehemaliger Universitätspräsidenten und Würdenträger gepflastert waren.

Vermutlich hörte ich auch genau deshalb das wütende Zischen aus einem der Seitengänge, als ich diesen passieren wollte. »Nein verdammt! Da mach ich nicht mit!«

Augenblicklich blieb ich stehen und schob mich noch dichter an die Wand. Ich sah mich um, doch außer mir waren nur ein paar weitere Studenten im Korridor unterwegs. Deshalb zog ich mein Smartphone aus der Hosentasche und tat so, als würde ich darauf gerade eine Nachricht tippen. Dass mir das Ding zurzeit nur die Uhrzeit anzeigen konnte, weil ich weder eine Telefonnummer noch Freunde, die mir hätten schreiben können, besaß, wusste schließlich niemand.

Ich verfluchte meine Neugierde, doch es war meine angeborene Schwäche und so lauschte ich dem Gespräch, das in dem angrenzenden Flur geführt wurde.

»Du hast keine Wahl. Wir haben keine Wahl«, gab eine tiefere Stimme genervt zurück. Sie war etwas rauer und jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken. »Es ist nur einmal. Mach dir nicht ins Hemd.«

Was war nur einmal? Verdammt ich konnte es nicht leiden, wenn mir die Hälfte der Informationen fehlte. Das nervte mich auch bei Telefonaten fremder Menschen in der Öffentlichkeit. Man teilte sein halbes Leben auf den sozialen Medien und deshalb erwartete ich auch die vollen Informationen.

»Ich mach mir nicht ins Hemd!«, fauchte die erste Person wieder, woraufhin ich ein höhnisches Schnauben vernehmen konnte.

Nachvollziehbar, denn ohne eine Ahnung zu haben, was da wirklich abging, schloss auch ich auf Panik. Die Stimme des Typen klang nämlich verdächtig schrill.

»Es ist nur eine Lieferung, Nox«, kommentierte nun eine dritte Stimme. Sie war sanfter und etwas heller als die ersten Beiden. Außerdem hatte sie etwas seltsam Beruhigendes an sich. »Da wird schon nichts passieren. Und es springt eine nette Summe dabei heraus. Komm schon, gib dir einen Ruck.«

Ich wollte nicht vorschnell urteilen, aber meistens nahm es nie ein gutes Ende, wenn man zu etwas überredet wurde. Vor allem nicht, wenn man dies offensichtlich so gar nicht wollte. Dieser Nox sollte definitiv auf sein Bauchgefühl hören und die Finger von der Lieferung lassen, um was auch immer es sich dabei handelte. Ich schätzte jedoch, dass es in dem Gespräch nicht um fettige Pizza ging. Andererseits hatte ich auch keine Ahnung. Die einzigen Lieferungen, mit denen ich jemals zu tun hatte, waren die Lieferungen von Drogen und Pizza.

»Verfluchte Scheiße, Lian! Mein Vater ist ein Minister! Ich bin tot, wenn das rauskommt!«, keifte die erste Stimme wieder und ich konnte den zerknirschten Ausdruck auf seinem Gesicht deutlich heraushören.

Dieses Detail sagte noch deutlicher, dass dieser Nox die Finger von dem kleinen Geschäftchen lassen sollte. Ich hoffte, er war schlau genug, das selbst zu erkennen.

»Und mein Vater ist Dekan an dieser Uni. Hält mich das auf?«, gab der Kerl mit der rauen Stimme wieder seinen Senf dazu.

Meine Nackenhaare stellten sich auf und mein Bauchgefühl gab mir zu verstehen, dass ich von hier verschwinden sollte. Egal worum es hier ging, ich wollte davon nichts mitbekommen. Keine Ahnung, was genau es war, aber mein Bauchgefühl warnte mich davor. Und dennoch schaffte ich es nicht, mich von dem Fleck, an dem ich stand, zu lösen.

»Das kann man jetzt nicht wirklich miteinander vergleichen, Williams. Aber gut«, brummte die sanftere Stimme wieder und ich konnte förmlich das Augenrollen aus den Worten des Jungen herhören. Lian, wenn ich mir den Namen richtig gemerkt hatte. »Also was ist jetzt? Mir behagt die ganze Sache auch nicht, aber einmal ist keinmal.«

Um es zusammenzufassen: Wir hatten hier drei Typen, die sich über eine Lieferung unterhielten und bei der einer sehr offensichtlich nicht allzu gern mitmachen wollte.

Das schrie geradezu nach etwas, wovon ich mich sehr weit fernhalten sollte. Denn als ich das letzte Mal jemandem nachspioniert und denjenigen bei einem Gespräch über eine anstehende Drogenübergabe belauscht hatte, bin ich in den fettigen Fingern von Walentin und damit auch den Fängen von Taurus gelandet.

Und das war auch der Grund, weshalb ich nun hier in einer fremden Uni stand und nicht mit meiner Schwester auf dem Sofa lümmelte oder bereits jetzt für die Abschlussklausuren meiner Kurse lernte. Das war der Grund, weshalb ich über 900 Kilometer von zu Hause entfernt war. Allein. Um keinen Preis der Welt wollte ich nochmal in dieselben Schwierigkeiten geraten. Ich musste hier verschwinden, solange ich noch konnte.

»Na schön. Ziehen wir es durch«, stimmte Nox seinen vermeintlichen Freunden zu.

Ich gab mir einen Ruck und drehte mich auf dem Absatz herum, nur, um direkt gegen andere Person zu knallen. Verdammt, das konnte auch wieder nur mir passieren. Man sollte mir einfach das Handy aus der Hand nehmen, wenn ich irgendwohin spazierte. Das konnte nur böse enden.

Eine Entschuldigung auf den Lippen hob ich den Kopf und sah der fremden Person ins Gesicht. Der Kerl war etwa einen Kopf größer als ich, an seinem Hals konnte ich ein Tattoo erkennen und sein Kiefer war aufeinandergepresst, als würde er jede Sekunde mit den Zähnen knirschen. Seine Lippen waren nicht mehr als eine schmale Linie und in seinen moosgrünen Augen konnte ich Wut aufblitzen sehen.

Mein Herz rutschte mir in die Hose und ich schluckte die Entschuldigung herunter. Wer auch immer der Fremde war, er sah alles andere als freundlich aus. Warum hatte ich nicht bemerkt, dass er auf einmal hinter mir stand? Ich war doch sonst nicht so nachlässig.

»Na sieh einer an.« Seine Stimme war leise, als wolle er keine Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Sie war etwas kratzig und ließ mich förmlich erschaudern. »Wen habe ich denn da beim Spionieren erwischt.«

Fuck. Ich saß schon wieder in der Scheiße.

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