
⠀⠀𝟐𝟗⠀𝐃𝐚𝐬 𝐖𝐢𝐞𝐝𝐞𝐫𝐬𝐞𝐡𝐞𝐧
ᴰᵃˢ ᵂᶤᵉᵈᵉʳˢᵉʰᵉⁿ
ᴬⁿᵈ ˢᵘᵈᵈᵉⁿˡʸ
ʲᵘˢᵗ ᶠᵒʳ ᵃ ᵐᵒᵐᵉⁿᵗ
ʷᵉ ʷᵉʳᵉ ˢᵗʳᵃⁿᵍᵉʳˢ ᵃᵍᵃᶤⁿ
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„Hat jemand die Einkaufsliste dabei?", fragte Sirius, als wir vor Flourish & Blotts standen.
„Sehe ich so aus als würde ich an sowas denken?", erwiderte James, worauf wir alle verstehend grinsten.
„Ich hab' sie", sagte ich und zog das zerknitterte Pergament aus der Tasche.
„Was täten wir nur ohne dich, Evie", meinte Sirius und ich fing seinen Blick auf, der die Angst zum Ausdruck brachte, ich könnte mich im nächsten Moment in Luft auflösen und die Jungs alleine und ohne Liste in der Winkelgasse gestrandet zurücklassen. Ich versuchte den Anflug von Unsicherheit, der mich daraufhin beschlich mit einem Kopfschütteln zu vertreiben.
Schon draußen in der Winkelgasse war es ein komisches Gefühl gewesen, gemeinsam mit Sirius und James durch die Straßen zu schlendern, doch als wir nun synchron den proppenvollen Bücherladen betraten, traf es mich wie ein Schlag. Im Sommer hatten wir in unserer eigenen kleinen Blase gelebt, doch nun wurde mir klar, was für einen merkwürdigen Anblick wir bieten mussten: Zwei der Rumtreiber – die Definition von „Gryffindor" – gemeinsam mit einer Slytherin auf Einkaufsbummel.
Die Jungs bemerkten die üblichen bewundernden und die neu dazugekommenen verwirrten Blicke nicht, oder ignorierten sie geflissentlich, als wir uns aufteilten, um möglichst schnell alle Bücher zu finden.
Ich streunte gerade durch die weniger überfüllte Arithmantik-Abteilung, als ich jemanden sah, auf den ich heute definitiv noch nicht vorbereitet war.
„Reg?", flüsterte ich und der Angesprochene drehte sich erschrocken um.
Mein - ehemals - bester Freund sah nicht gut aus, zumindest mal abgesehen von der natürlichen Schönheit, mit denen die Blacks gesegnet waren. Es lagen tiefe Schatten unter seinen von Dunkelheit getrübten, silbergrauen Augen und sein Haar war ein wenig länger und wüster als normalerweise.
„Wie war dein Sommer?", fragte ich hilflos, da ich nicht wusste, wie ich mich verhalten sollte.
„Das geht dich nichts mehr an, Electra", erwiderte er in leerem Tonfall und ich verstand, was er mir damit sagen wollte. Ich hatte ihn zu oft weggestoßen, ihn zu lange angefeindet, wegen einer Sache, die mich eigentlich garnicht betraf und den Zeitpunkt der Versöhnung verpasst.
„Evie, hast du die Büch-", ertönte Sirius' Stimme, brach aber ab, als er hinter den Regalen auftauchte und seinen Bruder vor mir stehen sah.
Regulus' Gesicht verzog sich zu einer kalten Maske und ich konnte förmlich sehen, wie er Schutzmauern um sich herum hochzog. Noch nie hatte ich außerhalb dieser Grenze gestanden. Bis jetzt.
„Das hätte ich mir ja denken können", murmelte der jüngere Black, bevor er kehrtmachte und in der Menge unterging.
Sirius' Mine hatte sich beim Anblick seines Bruders ebenfalls verdunkelt, hellte sich jetzt aber wieder auf, als ich die drei Ausgaben von Zaubertränke für Fortgeschrittene auf den Stapel auftürmte, den er bereits auf den Armen trug. Dazu pflückte ich noch ein Exemplar von Erweiterte Arithmantikkenntnisse für mich aus dem Regal und wir gingen schweigend zur Kasse, an der James bereits wartete.
Im selben Moment tauchte Lily Evans neben uns auf, woraufhin James den Versuch unternahm sich möglichst cool und lässig an die Theke zu lehnen und dabei alle drei Lehrbücher der Verwandlung für Fortgeschrittene vor sich auf den Boden fallen ließ.
„Hey, Evans!", raunte er, während ich laut kichernd in die Knie ging, um die Bücher einzusammeln.
„Hallo Potter", sagte Lily, deren Wangen sich rosa färbten. „Black." Sie nickte Sirius zu, „und Hunter", richtete sie sich leicht verwundert an mich, nachdem ich wieder stand. Ich hob die Hand zum Gruß, unsicher wie ich sonst reagieren sollte.
„Hey, Evans", begann James erneut, „hast du Lust mit uns noch ein Eis essen zu gehen? Wir wollten jetzt eh zu Fortescue?"
„Mit euch drei?", hakte sie nach und betrachtete uns misstrauisch.
„Stets zu Diensten", antwortete Sirius daraufhin und zog einen imaginären Hut vor seiner Klassenkameradin.
Lily sah auf ihre Armbanduhr und runzelte kurz die Stirn, als würde sie in Gedanken eine Pro-und-Contra-Liste führen. „Ja okay, gerne. Aber bilde dir nichts darauf ein, Potter. Ich treffe mich in einer Stunde mit Alice und Marlene und hatte für die Zwischenzeit sowieso noch nichts vor."
„Dann nichts wie los!", entfuhr es James. Er eilte schon auf den Ausgang zu, als ich bedeutungsvoll die Bücher in meinen Armen hochhob, woraufhin er sich auf der Stelle umdrehte und zu uns zurücktrottete.
„Bezahlen... wer hat sowas nur erfunden?", murrte er, während wir die Wälzer unter uns aufteilten und jeder mit seinem Teil zur Kasse ging.
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„Wie waren deine Ferien?", fragte James Lily, als wir an einem kleinen Tisch vor dem Eissalon platzgenommen hatten.
„Wirklich schön. Meine Eltern haben mit meiner Schwester und mir eine Tour durch Frankreich gemacht. Als kleine Belohnung für die ZAGs. Wir waren in Nantes, Tours, Paris und sogar Straßburg. Das Letzte ist eine Grenzstadt. Wir mussten nur über den Rhein und waren dann einfach in Deutschland. Es war ein sehr interessanter und spannender Urlaub", schwärmte Lily. Die Erinnerungen zauberten ihr immer noch ein glückliches Lächeln ins Gesicht. „Und wie war es bei euch so?"
„Also mein Sommer war sehr entspannt. Meine Eltern waren die meiste Zeit im Urlaub, aber ich bin lieber daheim geblieben und hatte sturmfrei", erzählte James. Er überließ es offensichtlich uns, ob wir Lily von unserer Zufluchtsstätte bei ihm zuhause erzählen wollten.
Sirius ergriff daraufhin das Wort: „Ich bin endlich von meiner beschissenen Familie abgehauen und war dann auch die meiste Zeit bei James. Somit war's einer der besten Sommer, die ich je hatte."
Lily nickte, denn die radikale Einstellung der Blacks war kein Geheimnis. Im selben Moment kam Florean und brachte uns vier vollbeladene Eisbecher an den Tisch. „Danke!", rief ich enthusiastisch, da mir das Wasser im Mund zusammenlief und mir gleichzeitig die Antwort auf Lilys Frage erspart blieb. Das hatte ich zumindest geglaubt, bis sie fragte: „Und bei dir, Hunter... oder lieber Electra? Wie kommt es, dass ich ausgerechnet dich bei diesen zwei Tunichtguten finde?"
„Du weiß ja vielleicht, dass wir wie James auch in Godric's Hollow wohnen", begann ich, „und naja, bei mir gibt es einige Spannungen zwischen meinen Eltern und mir, deswegen habe ich die letzten Wochen ebenfalls bei den Potters verbracht. Unsere Familien sind schon seit Generationen befreundet."
Ich hielt die Erklärung vage, aber Lily schien zufrieden zu sein. Es klang zwar mehr nach einer einvernehmlichen Auszeit, als nach dem Auf-Nimmerwiedersehen, was es in Wahrheit gewesen war, aber es fiel mir immer noch schwer, über die Situation zu sprechen. Vor allem mit einer Gryffindor, die das alles eigentlich gar nichts anging.
Aus dem restlichen Gespräch, das zum größten Teil aus James' immer unangenehmer werdenden Flirtversuchen bestand, hielt ich mich zurück. Ich konnte immer mehr nachvollziehen, wieso Lily seine Date-Anfragen stets ablehnte. Auch dass sie heute mitgekommen war, lag wahrscheinlich wirklich nur an der Zeit, die sie andernfalls auf ihre Freundinnen alleine hätte warten müssen.
Das erklärte ich dann auch James, nachdem Lily sich verabschiedet hatte und wir unsere Einkaufstour bei Madame Malkin fortsetzten: „Ich glaube du erdrückst Lily mit deiner ganzen Aufmerksamkeit."
„Ich soll also auf ‚schwer zu haben' machen und sie ignorieren?", fragte er.
„Erstens ist das dafür schon viel zu spät", sprach Sirius aus, was wir uns alle dachten, „und Zweitens glaube ich nicht, dass ignorieren besonders... freundlich... rüberkommen wird."
„Das meinte ich auch nicht", verteidigte ich mich und nahm einen Rock der Schuluniform von dem Kleiderständer. „Es geht nur um das richtige Maß, damit es für alle Beteiligten weniger... unangenehm ist."
„Ich fand es wirklich äußerst witzig, das Spektakel zu beobachten. Das gerade eben war das längste Gespräch, was Lily bis jetzt mit ihm ertragen hat und ich bin mir sicher, dass sie es bereut, zum Eis essen ‚Ja' gesagt zu haben", schaltete sich Sirius ein, der sich streckte, um ein Hemd aus dem oberen Regal zu holen. Seine Stimme triefte nur so vor Schadenfreude und Amüsement.
„Seit wann bist du eigentlich eine Dating-Expertin, Evie? An deinen vielen Beziehungen kann es ja nicht liegen...", stichelte James hinter dem Vorhang seiner Umkleidekabine hervor.
„Wenn ihr wüsstet, was da bei uns im Gemeinschaftsraum alles so läuft...", entgegnete ich, bereute es aber im nächsten Moment sofort wieder, als von Sirius Kotzgeräusche zu hören waren.
„Ohne Witz, das will ich garnicht wissen! Ich hätte meiner Mutter nur zu gut zugetraut, dass sie mich mit meiner Cousine verheiratet hätte."
„Eww, sowas hab' ich damit nicht sagen wollen!", stellte ich klar, „aber um auf deine Frage zu antworten, James: Wie du vielleicht bemerkt hast, bin ich ein Mädchen. Etwas, dass euch trotz euren ganzen Verehrerinnen im Freundeskreis fehlt. Somit traue ich mir zu, Lilys Gefühle ein wenig besser zu verstehen, als ihr es tut."
Daraufhin sprang ich auf den Hocker in der Mitte des Verkaufsraums und eine junge Hilfskraft eilte sofort herbei. Ich hatte meine abgewetzte schwarze Jeans gegen den ausgesuchten Rock getauscht, jedoch war er noch deutlich zu locker.
„Warum kaufst du einen neuen Uniformrock, wenn du ihn dann enger schneidern lässt? Dann kannst du doch den Alten noch anziehen, wenn der Neue eh nicht passt", fragte Sirius.
„Weil der Alte zu kurz ist, nicht zu eng", erwiderte ich. Auf den Lippen des jungen Blacks bildete sich sein typisches anzügliches Grinsen, das er so gerne zur Schau stellte.
„Oh ich glaube nicht, dass das irgendwen stören würde."
Ich hatte diesen Ausdruck schon tausendmal auf seinem Gesicht gesehen, tausendmal beobachtet, wie er ihn einem Mädchen geschenkt hatte, das auf seinem Schoß in der großen Halle gesessen hatte, oder ihn verwendet hatte, um unangemessene Kommentare zu verstärken. Doch nie hatte ich mich dermaßen von ihm fesseln lassen. Noch nie hatte er dieses Kribbeln auf meiner Haut hervorgerufen.
„Mich würde es stören", murmelte ich und riss meine Augen von seinen los. Zum Glück trat in diesem Moment James heran, beladen mit einigen Teilen der Schuluniform. Der junge Mitarbeiter teilte mir mit einer piepsigen Stimme mit, dass mein Rock nun ebenfalls fertig war, weshalb ich in die Umkleide ging, meine Jeans wieder anzog und dann mit den Jungs zur Theke ging.
„Welches Haus, ihr Lieben?", frage Madame Malkin, nachdem sie unsere Stücke abkassiert hatte. „Gryffindor", antworteten James und Sirius wie aus einem Mund. Mein „Slytherin" ging dabei fast unter, aber die Schneiderin hatte es dennoch gehört und zauberte die passenden Embleme auf unsere neuen Kleidungsstücke.
„So eine Gruppe von Freunden habe ich schon lange nicht mehr gesehen", murmelte sie vor sich hin. Dann verabschiedete sie uns mit einem herzlichen „Vielen Dank für euren Einkauf und bis zum nächsten Mal", und wuselte davon, bevor wir noch etwas erwidern konnten.
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ᵒʳᶤᵍᶤᶰᵃˡ ᶠᵃᵐᶤˡʸ ᵈᶤˢᵃᵖᵖᵒᶤᶰᵗᵐᵉᶰᵗ
In der nächsten Zeit wird alle 1 bis 2 Wochen ein neues Kapitel kommen, also bleibt gespannt.
Eure Lexi 🖤
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