
⠀⠀𝟏𝟓⠀𝐄𝐢𝐧𝐞 𝐠𝐨𝐭𝐭𝐥𝐨𝐬𝐞 𝐖𝐞𝐢𝐡𝐧𝐚𝐜𝐡𝐭⠀⠀
ᵉᶤⁿᵉ ᵍᵒᵗᵗˡᵒˢᵉ ʷᵉᶤʰⁿᵃᶜʰᵗ
ᴵ ᵗʰᶤⁿᵏ ᵃˢ ʸᵒᵘ ᵍʳᵒʷ ᵒˡᵈᵉʳ
ʸᵒᵘʳ ᶜʰʳᶤˢᵗᵐᵃˢ ˡᶤˢᵗ ᵍᵉᵗˢ ˢʰᵒʳᵗᵉʳ
ᵇᵉᶜᵃᵘˢᵉ ᵗʰᵉ ᵗʰᶤⁿᵍˢ ʸᵒᵘ ʷᵃⁿᵗ ᶜᵃⁿ'ᵗ ᵇᵉ ᵇᵒᵘᵍʰᵗ
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Wäre heute nicht der Weihnachtsabend gewesen, hätte ich das Abendessen vermutlich ausfallen lassen. Leider bestand Dumbledore darauf, an diesem Fest gemeinsam zu essen, um die Gemeinschaft zu stärken. So betrat ich, pünktlich um halb sieben die große Halle und sah mich überrascht um. Die Haustische waren verschwunden, stattdessen erstreckte sich eine einzelne lange Tafel in der Mitte des Raumes. Unser Schulleiter sahs am Kopf des Tisches, an den Kanten links und rechts neben ihm die restlichen vier Lehrer, die über die Ferien im Schloss verweilten. Darauf folgten die Ravenclaws, Huffleupffs und drei Gryffindors. Auch Avery und Mulciber waren schon da, sie hatten sich einander gegenüber niedergelassen, jeweils mit einem freien Stuhl zwischen ihnen und den anderen.
Langsam ging ich auf die Versammelten zu. Keinen der letzten beiden Plätze hätte ich freiwillig gewählt. Doch mir blieb nichts anderes übrig, als mir einen auszusuchen, so setzte ich mich neben Avery, dann müsste ich ihn wenigstens nicht die ganze Zeit anschauen. Keine gute Entscheidung, wie ich schon bald herausfinden würde. Auf meiner anderen Seite lächelte mich jedoch eine kleine Hufflepuff freundlich an, wenigstens etwas Gutes.
„Es freut mich Sie zu sehen Miss Hunter, dann sind wir fast vollständig." Begrüßte mich Professor Dumbledore. Ich lächelte ihm zur Antwort höflich zu. Mein Blick schweifte über die Anwesenden. Eine Person fehlte noch...
„Ah, Mister Black, wie schön, dass Sie uns auch noch mit ihrer Anwesenheit beehren. Nehmen Sie Platz." Rief der Schulleiter freudig aus. Sirius durchquerte die Halle und ließ sich auf den Platz mir gegenüber fallen. Wieder, wie heute Nachmittag, starrte er mich mit diesem unergründlichen Blick an, den ich dank der Sitzordnung wohl den ganzen Abend auf mir erdulden musste.
„In diesem Sinne: fröhliche Weihnachten, lasset das Festmahl beginnen!" Dumbledore hob die Hände einladen in die Höhe, woraufhin etliche Schalen und Platten vollbeladen mit Essen auf der Tafel erschienen. Das Erste was er tat, war nach einem quietschbunten Knallbonbon zu greifen. Breit grinsend streckte er es Professor McGonagall hin, die deutlich weniger enthusiastisch daran zog. Es gab ein lautes „Puff" und ein Dutzend weiße Mäuse, pinke Federn und eine kanariengelbe Weihnachtsmannmütze platzen heraus. Unser Schulleiter tauschte seinen dunkelblauen Hut gegen die Mütze, bevor er uns einer flüchtigen Handbewegung das Buffet eröffnete.
Es gab gefüllten Truthahn, gebratene Ente, Bratkartoffeln, Gemüse, Plumpudding, verschiedene Salate und als Nachspeise Eiscreme mit Orangen. Ich häufte mir von allem Deftigen etwas auf den Teller und begann es mir in den Mund zu schaufeln. Bei dem Gedanken, daran wie Joshi mich dafür rügen würde, musste ich grinsen, was wohl für alle anderen ziemlich gruselig aussehen musste.
Langsam entwickelten sich Gespräche am Tisch, die Lehrer unterhielten sich, die Schüler aus den gleichen Häusern unterhielten sich, nur Sirius und ich aßen in Stille. Mit wem sollte ich auch sprechen, ihm ganz sicher nicht, und mit den anderen zwei Slytherins ebenso wenig.
Endlich war ich bei dem Nachtisch angekommen und hob genüsslich meinen Löffel voll Eiscreme an meinen Mund, als ich plötzlich eine warme Berührung auf meinem Oberschenkel spürte. Wie eingefroren hielt meine Hand auf halben Weg zum Mund an, sodass der Löffel dumm in der Luft stand. Was war das? Verwirrt drehte ich mich zur Seite und blickte in das widerliche Grinsen Averys.
„Pfoten weg!" zischte ich, während ich unter den Tisch griff, um seine Hand von meinem Bein zu schlagen. Daraufhin griff ich an die Unterseite meines Stuhles und rückte ihn ein Stück von ihm weg. Leider waren es nur knapp drei Zentimeter, denn mehr gab die enge Sitzordnung nicht her.
„Sei doch nicht so, Liebes!" erwiderte mein Nachbar, bevor er seine Hand an derselben Stelle platzierte. Der seidene Stoff meiner Strumpfhose bot mir keinen Schutz, es wahr als würden Averys raue Findernägel direkt über meine Haut streifen. Als er sich zu mir beugte, vernahm ich einen leichten Geruch von Alkohol. Er und Mulciber mussten schon am Nachmittag mit dem Punschtrinken begonnen haben.
Ich fühlte mich bedrängt von ihm, es war unangenehm, abstoßend. „Lass. Das!" Wieder schlug ich ihn weg, ließ diesmal jedoch meine Hand auf meinem Oberschenkel liegen, um ihm keinen Platz dort zu lassen. Leider störte ihn das keines Wegs, denn nun griff er nach meinen Fingern und hielt diese fest.
„Ich sagte dir: du solltest aufpassen, wie du mich behandelst." Sagte Avery, als wäre ich ein kleines Kind, dem er Regeln beibringen musste. Hilfesuchend sah ich auf, meine Augen trafen Sirius'. Ich war mir sicher er wusste, was gerade abging, und ich wollte mir garnicht vorstellen, wie oft er selbst in dieser Position mit irgendeinem Mädchen dasaß. Der Unterschied war, dass diese wahrscheinlich wollten, dass er das tat.
Amüsiert zog Sirius die Augenbrauen hoch. Ich wandte meinen Blick wieder ab, als Avery seine Finger höher schob und sich trügerisch heimlich unter den Saum meines Rockes schlich. Angewidert verzog ich das Gesicht, hielt es nicht mehr aus still zu bleiben.
Wie von der Tarantel gestochen sprang ich von meinem Stuhl auf, riss mich endgültig von Averys Griff los. Doch nun lagen alle Blicke auf mir. „Miss Hunter?" fragte Dumbledore liebevoll, er schien mir anzusehen, dass etwas nicht stimmte. Sein Bestand an Empathie war wirklich erstaunlich.
„Ich fühle mich nicht gut, Professor. Ist es in Ordnung, wenn ich zu Bett gehe?" antwortete ich leise. Er nicke freundlich lächelnd. „Aber natürlich, wir waren sowieso fast fertig. Gute Besserung." Daraufhin drehte ich mich um und verließ so schnell es möglich war, ohne auffällig zu wirken die große Halle.
Sobald ich außer Sichtweite war, begann ich zu rennen und hörte nicht auf, bevor ich mich im Mädchenschlafsaal eingeschlossen hatte. Erschöpft sank ich an der Wand hinab, meine Gedanken spielten verrückt.
Es war doch nichts passiert. Wieso fühlte ich mich dann trotzdem so benutzt?
Ich sollte mich mal nicht so haben... Und doch konnte ich dieses Gefühl der Machtlosigkeit nicht abstellen.
Im Bad stieg ich in die Dusche, drehte den Hebel bis zum Anschlag nach links und kochend heißes Wasser prasselte auf mich herab. Ich versuchte die Abdrücke dieser fremden Hände abzuwaschen.
Als ich das Bad wieder verließ, glühte mein ganzer Körper rot vor Hitze, doch ich fühlte mich ein klein wenig besser.
Mit der Gewissheit im Schlafaal sicher zu sein, legte ich mich in mein Bett und rollte mich fest in meine Decken ein.
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Ich stand in einem Wohnzimmer eines kleinen Einfamilienhauses. Vor mir saß Avery, er musste um die zehn Jahre alt sein, mit seiner älteren Schwester auf einem flauschigen beigen Teppich. Hinter ihnen saßen ihre Eltern, zumindest nahm ich an, dass sie es waren. Ihr Sohn starrte sie aufgeregt an. „Können jetzt bitte reinschauen." Quengelte er, während er auf den großen Kamin deutete, um dem ein Dutzend verschieden großer Geschenke verteilt lagen. Es musste der Weihnachtsmorgen sein. „Fein, wenn ihr es nicht mehr aushaltet auf Oma zu warten, dann könnt ihr schon anfangen." Lenkte ihre Mutter ein. Freudige Erregung blitzte in den Augen der Kinder auf und sie stürmten sogleich auf die bunten Pakete zu.
Das Mädchen löste vorsichtig den Tesafilm vom Geschenkpapier ab, bevor sie es auffaltete, wo hingegen ihr Bruder die Verpackung energisch abriss, um den Inhalt möglichst schnell zu erblicken. Doch was er sah schien im ganz und garnicht zu gefallen. Mit weit aufgerissenen Augen hielt er ein kleines Terrarium hoch, in dem plötzlich eine fette braune Kröte erschien. „Da du nächstes Jahr nach Hogwarts kommst dachten dein Vater und ich es wäre gut, wenn du lernst etwas Verantwortung zu übernehmen." Erklärte seine Mutter. Ihr Mann nickte zustimmend.
„Aber... Aber ihr habt mich doch extra gefragt welches Tier ich mir wünsche." Die Augen des kleinen Jungen füllten sich mit Tränen. Wäre er nicht Avery gewesen, hätte ich vermutlich Mitleid bekommen. Wer freute sich denn schon über eine Kröte?
„Marcus, Herzchen, es war uns nicht möglich einen hellblauen Knuddelmuff zu besorgen. Sie sind fast ausgestorben." Meinte seine Mutter und sah ihn entschuldigend an. Avery sprang auf die Füße. „Das war mein einziger Wunsch für Weihnachten! Einen Knuddelmuff, die sind so süß!" schrie er, rammte das Terrarium unsanft auf den Wohnzimmertisch und stürmte aus dem Raum. Kaum, dass er die Tür hinter sie zugeschlagen hatte, verschwamm mein Traum zu festem Nebel und im nächsten Moment schreckte ich auf.
Grinsend lag ich im Bett. Was sich mein Unterbewusstsein da zusammengesponnen hatte, war wirklich amüsant gewesen. Das Bild vom zehnjährigen Avery, der keinen Knuddelmuff bekam war schlicht unbezahlbar. Jedoch blieb mir nicht lange Zeit meinem Traum nachzuhängen, denn als ich aufblickte bemerkte ich einen kleinen Stapel aus drei Geschenken am Fußende meines Bettes.
Ich stand auf, nur um mich etwas weiter hinten wieder hinzusetzten. Ich musste an die letzten Jahre denken, in denen ich am Weihnachtsmorgen meine Geschenke noch verpackt auf meine Arme gestapelt und sie zu Joshi in den Schlafsaal gebracht hatte. Dort hatten wir dann alles zusammen aufgemacht und meistens auch direkt ausprobiert.
Nun etwas bedrückt nahm ich die erste Schachtel in die Hand. Es war eine Sammlung von Patches, die ich auf meine Jeansjacke nähen konnte, von Alanya und Cecilia. Die beiden wusste, einfach,w as mit gefiel. Ich zog Einen heraus, der eine schwarze Rose zeigte, die mit silbernen Highlights versehen war und einen Anderen, der wie ein Spinnennetz geformt war, in welchem eine Fliege festhing. Um das Netz stand in den kantigen Lettern einer Schreibmaschine die Worte „What is normal for the spider is chaos for the fly.". Diese zwei würden sich besonders gut mit meinem Slytherin Aufnäher machen und beschloss sie heute noch anzubringen.
Das nächste Geschenk war eine Rechtschreibfeder von Reg. Ich verschrieb mich in Aufsätzen ungefähr in jedem Satz, was meinem besten Freund ziemlich aufregte, wenn er die Fehler beim Abschreiben von mir kopierte. Tja das war eben die Rache dafür, dass er die Hausaufgaben nicht machte.
Naja, ich sollte nichts sagen, eigentlich machten sie eh standartmäßig nur entweder ich oder er und der andere schrieb ab. Joshi saß in diesen Fällen immer augenverdrehend daneben, lachte uns aber schadenfreudig aus, wenn wir bei den Lehrern wieder aufgeflogen waren. Er schenkte mir übrigens ein Besenpflegeset, das ich auch sehr gut gebrauchen konnte.
Anschließend zog ich mir ähnliche Sachen wie gestern an, band meine Haare zu einem verwuschelten Dutt zusammen und spazierte, nun wieder aufgeheitert, in den Gemeinschaftsraum.
Wie es der Teufel wollte traf ich dort auf Avery und Mulciber, die mich leider bemerkten, bevor ich mich an ihnen vorbeischleichen konnte.
„Hat dir deine Blutsverräter-Familie schöne Geschenke geschickt?" schleuderte mir letzterer entgegen. „Das kann dir egal sein." Erwiderte ich trocken. „Ich habe mir dieses Jahr eine neue Sternenuhr gewünscht, natürlich habe ich sie bekommen." Mischte sich nun Avery ein. Mein Blick wanderte daraufhin auf das protzige Goldstück an seinem Handgelenk. „Diesmal also keinen Knuddelmuff, Herzchen." Murmelte ich leise, in Gedanken an meinen Traum. Ich dachte eigentlich nicht, dass mich die Jungs hören konnten, doch Avery erhob scharf seine Stimme: „WAS HAST DU GESAGT?!" „Nichts." Entgegnete ich, wollte keinen Streit provozieren, nicht nach gestern Abend.
. „UND OB!?" schrie er außer sich. Welcher Schlickschlupf ist ihm denn ins Ohr gekrochen, dass er über so einen Kommentar dermaßen ausflippt?
„Du hast dir doch nicht wirklich mal einen Knuddelmuff gewünscht, oder?" fragte ich nun unsicher nach. „Wer hat dir davon erzählt?" brüllte mein Gegenüber. Okay, das war gruselig. Wie wahrscheinlich war es, dass mein Unterbewusstsein ein derartiges Vorkommnis zusammenbastelte, es aber tatsächlich mal passiert ist?
Doch vielleicht war es kein Zufall... Bruchstückhafte Erinnerungen der letzten Wochen jagten durch meinen Kopf: Mein Traum von Alanya, in dem ihre Mutter ihren Kindern befahl über Weihnachten nach Hause zu kommen. Das Frühstück am Tag darauf, bei dem meine Freundin meinte, es gab Streit und ihre Eltern verboten ihnen die Ferien in Hogwarts zu verbringen. Die Nacht, als ich den Hogsmeade Ausflug aus der Dritten noch einmal durchlebt hatte, aber die Aktivitäten von Cecilia verfolgt hatte...
„Ich rede mit dir!" riss mich Avery aus meinen Gedanken. „Es... war nur ein blöder Spruch, okay! Aber du hast es mir soeben bestätigt." Log ich, zuerst zögerlich, aber dann wurde auch ich wütend. Schnell drehte ich mich von den Jungs weg und flüchtete durch die, sich aufschiebende kahle Steinmauer, um weiteren Auseinandersetzungen zu entgehen.
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ᵒʳᶤᵍᶤᶰᵃˡ ᶠᵃᵐᶤˡʸ ᵈᶤˢᵃᵖᵖᵒᶤᶰᵗᵐᵉᶰᵗ
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