
⠀⠀𝟏𝟑⠀𝐕𝐨𝐧 𝐓𝐚𝐤𝐭𝐢𝐤𝐞𝐧 𝐮𝐧𝐝 𝐀𝐛𝐬𝐜𝐡𝐢𝐞𝐝𝐞⠀⠀
ᵛᵒⁿ ᵗᵃᵏᵗᶤᵏᵉⁿ ᵘⁿᵈ ᵃᵇˢᶜʰᶤᵉᵈᵉ
ᶤⁿ ᵒʳᵈᵉʳ ᶠᵒʳ ʸᵒᵘ ᵗᵒ ᶤⁿˢᵘˡᵗ ᵐᵉ
ᴵ ʷᵒᵘˡᵈ ᶠᶤʳˢᵗ ʰᵃᵛᵉ ᵗᵒ ᵛᵃˡᵘᵉ ʸᵒᵘʳ ᵒᵖᶤⁿᶤᵒⁿ
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Hogwarts war mein Zuhause, mein Zufluchtsort, ich dachte hier wäre ich sicher vor den Erinnerungen und vor der tiefsitzenden Panik. Doch diese kurze Unterrichtsstunde hatte mein Gefühl behütet zu sein in Luft verpuffen lassen. Durch den Imperius waren altbekannte Ängste in mir aufgestiegen, wurden wieder wachgerüttelt, da sie die letzten drei Monate in meinem Verstand geschlummert hatten.
Dieser Fluch, dieser unglaublich schreckliche Fluch war dafür verantwortlich, trotzdem bekam ich die Gedanken nicht aus dem Kopf. Er suchte mich sogar hier heim, hunderte Meilen von Godric's Hollow entfernt, wie sollte ich jemals meine Ruhe finden?
Schweißgebadet wachte ich sehr früh am Morgen auf. Es graute mir davor ein weiteres Mal einzuschlafen, wieder in die Weiten meines Unterbewusstseins einzutauchen, weshalb ich nach dem Buch auf meinem Nachttisch griff und versuchte mich abzulenken.
Es war Vererbung - Fluch oder Segen?, das ich immer noch nicht fertiggelesen hatte. In der Schule war zu viel los gewesen, ich hatte bisher keine Zeit gehabt die wichtigen Stellen durchzugehen.
Ich schlug es auf und begann dort zu lesen, wo ich zuletzt aufgehört hatte. Leider erfüllte die Ablenkung ihren Zweck nicht. Im Gegenteil, nach nur wenigen Zeilen endete der Absatz über „Vererbte Talente" und wich dem nächsten Thema „Besetzung".
Es ist eine alte Eigenschaft, die heutzutage ausgestorben ist - Die Kraft andere Lebewesen zu besetzen, durch ihre Körper zu handeln. Aktuell ist der Zauber, der diese Eigenschaft nahezu vollständig nachahmen kann der Imperius Fluch.
Entgeistert starrte ich auf die Überschrift, was hatte ich meinem Schicksal getan, dass es mir so entgegenkam?
Mein erster Impuls war es, das Buch zuzuschlagen und so weit wie möglich von mir wegzuschleudern. Mein Arm zuckte schon, wollte dem Verlangen nachkommen, aber dann hielt ich inne. Es würde mich Kraft kosten das zu lesen, aber vielleicht würde ich meine Angst überwinden, wenn ich den Fluch verstehen würde, die Macht, aus der er entwickelt wurde, nachvollziehen könnte.
Ich blätterte wieder zum passenden Abschnitt und widmete mich den Ausführungen von Augustinus Babbulda.
Bei der Bezwingung eines humanen Individuums ist die Stärke des eigenen Verstandes relevant. Besonders begabte Mitlieder der englisch-französischen Familie Morèl besaßen die Macht, ihren Willen ohne jeglichen Zauber einer anderen Person aufzuzwingen.
Das alte Adelsgeschlecht der Morèls starb 1803 mit dem letzten Nachkommen der Linie, Mortimer Morèl, aus, der die Gabe seiner Familie mit ins Grab nahm.
Neben dem Imperius Fluch kommt die Fähigkeit der Legilimentik der Gabe der Besetzung ebenfalls entfernt nahe. Deutlich häufiger, als der Erbsegen der Morèls, jedoch immernoch sehr selten, beschreibt die Legilimentik eine Art der Gedankenkontrolle, die durch das Eindringen in den Geist des Gegners möglich wird.
Auch diese Fähikeit ist erblich, Mitglieder der Zauberergemeinschaft die ie bestzen werden als Legilimentoren bezeichnet.
Es gibt drei verschiedene Arten der Legilimentik, die noch heute von Generation zu Generation weitergegeben wird...
Ich schlug das Buch zu, das ging mir zu weit. Gedankenlesen, ernsthaft? Klar, es war überaus interessant, aber so wie es Babbulda beschrieben hatte, war es auch mindestens genauso selten. Außerdem klang mir der Text viel zu sehr nach einem Schulbuch mit diesen „drei verschiedene Arten", darauf hatte ich keine Lust, es klang trocken und langweilig.
Inzwischen war es kurz vor halb 7, die anderen Mädchen würden noch mindestens eine halbe Stunde schlafen, aber ich entschloss mich, mich endlich aus dem Bett zu quälen und schon mal ins Bad zu gehen. Ich könnte ausgiebig duschen, ohne von Cece gehetzt zu werden und würde es vielleicht sogar schaffen den müden und unruhigen Ausdruck in meinem Gesicht irgendwie zu verstecken.
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Der Weg zum Frühstück war schrecklich. Ich lief zwischen Reg und Joshi die Korridore entlang, sie flankierten mich links und rechts wie meine persönlichen Beschützer, trotzdem sträubte sich alles in mir die große Halle zu betreten. Mein ... Missgeschick... in Verteidigung hatte sich bestimmt herumgesprochen, wahrscheinlich würde mich schneller jemand damit aufziehen als ich „Quidditch" sagen konnte.
„Evie, jetzt komm schon es wird schon nicht so schlimm." Drängte mich Reg und versuchte mich vorwärts zu schieben. Auch Joshi unterstütze ihn: „Jeder, der was sagt bekommt es mit uns zu tun, wir passen auf dich auf." „Genau, das wird meine Lage sicherlich verbessern! Das Mädchen, das so schwach ist, dass sie im Unterricht zusammenbricht schickt dann auch noch ihre Freunde vor, um sich zu verteidigen, weil sie es selbst nicht schaffen würde, oder was?" entgegnete ich sarkastisch und deutlich schneidender als angebracht gewesen wäre.
„Komm mal runter, ich wollte dir nur helfen." Meinte Joshi während er mit leicht aufgerissenen Augen seine Arme entwaffnend anhob. Meine Stimmung änderte sich schlagartig und ich fühlte mich noch schlimmer als davor. Jetzt war ich schon so durch den Wind, dass ich die einzigen Personen wegstoßen wollte, die zu 100% zu mir hielten, obwohl sie nicht einmal den genauen Grund für meine Überreaktion kannten.
„Tut mir leid, das war nicht so gemeint. Ich bin euch wirklich dankbar." Antwortete ich, diesmal fast weinerlich. „Das wissen wir doch." Grinste Reg, legte mir einen Arm um die Schultern und drückte mich an sich. Seine Geste spendete mir neue Kraft und als wir in dieser Position endlich die große Halle betraten, schaffte ich es meinen Tunnelblick aufzusetzen, sodass ich bis auf mein Ziel, den Slytherin Tisch, alles um mich herum ausblendete.
Leider war es eben dieser, an dem mich die erste Verbalinjurie erwartete.
„Hey, Hunter!" rief Walden McNair der drei Plätze weiter weg von uns sahs. Mein Kopf schnellte in seine Richtung, als er mich ansprach. Ich verstand nicht wie die liebe, rücksichtsvolle Alanya so jemanden als Bruder haben konnte. Er und sein Kumpel Marcus Avery hatten, seit Lucius Malfoy und seine Anhängsel nicht mehr an der Schule waren, deren Posten eingenommen.
„Hab gehört du bist bei Cavanaugh zusammengeklappt. Ich frage mich immer wieder, wie der Hut eine so erbärmliche Blutsverräterin nur in unser Haus stecken konnten!" „Du gehörts hier nicht hin, du bringst durch deine miserablen Aktionen Schande über uns!" ergänzte Avery seinen Kumpel.
Es war genau das eigetreten, was ich erwartet hatte. Meine ewigen Bemühungen mich in Slytherin zu beweisen waren durch diesen Rückschlag wie weggewischt. Bei Malfoy hatte ich es geschafft, vor allem durch die Unterstützung Narzissas, klar zu machen, dass ich es wert war eine Schlange zu sein, doch nun würde ich von Grund auf neu beginnen müssen.
Oder ich änderte meine Taktik...
Ich war in dieses Haus eingeteilt worden, keine blöden Vorwürfe konnten das rückgängig machen, also warum nicht einfach mal aufhören um die Anerkennung zu betteln? Mir sollte es egal sein, was McNair, Avery oder sonst wer von mir dachte. Vielleicht würden sie aufhören dumme Sprüche zu klopfen, wenn ich mich von ihnen nicht mehr beeinflussen lassen würde.
Denn wirklich wichtig waren mir nun nur noch meine Freunde, meine echten, besten Freunde und sie zweifelten nicht an mir, ihnen musste ich nichts beweisen.
So ging ich nicht auf die Beleidigungen ein, sondern antwortete nur: „Wenn ihr das sagt..." und widmete mich wieder meinem Haferschleim.
Diese neue Einstellung brachte mich größtenteils unbeschadet durch die Woche. Es überraschte mich, dass die Rumtreiber mich kaum verspotteten, normalerweise stürzen sie sich wie Geier auf jegliche Schwächen, die ein Slytherin zeigte.
Andere Großkotze fühlten sich jedoch scheinbar umso stärker, wenn sie auf mir herumtrampelten. So kam es, dass außer Alanyas Bruder und sein Kumpel auch ein komischer Ravenclaw, mit dem ich noch nie vorher gesprochen hatte, und einige ältere Gryffindors immer wieder Kommentare und Beleidigungen auf mich abschossen. Electra, Evie Hunter bot dafür als Abtrünnige ihrer altehrwürdigen Familie die beste Vorlage.
Doch ich diskutierte nicht mit ihnen, warf den Wichtigtuern keine Konter an den Kopf oder verfluchte sie gar. Ich stimmte ihnen zu, das war der einfachste Weg, um sie mit offenen Mündern zum Schweigen zu bringen. Sie wollten mich provozieren, ich stand darüber. Endlich hatte ich es geschafft, nach all den Jahren. Endlich stand ich darüber.
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Mit dem Advent verteilte sich ein leckerer Duft von frischgebackenen Plätzchen im Schloss, es tauchten überall Weihnachtsbäume und Mistelzweige auf, und sogar den rostigen Ritterrüstungen in den verlassenen Korridoren wurden flauschige Mützen aufgesetzt. Die Weihnachtsstimmung ließ niemanden kalt, Lehrer und Schüler freuten sich gleichermaßen auf das herannahende Fest. Auch ich wurde von der guten Laune angesteckt und, vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber ich würde es wagen zu behaupten, dass sogar die Rumtreiber durch die Zuversicht auf Ferien Auseinandersetzungen mit Sev und den Slytherins im Allgemeinen etwas weniger ausreizten.
Heute war der letzte Schultag, morgen, am 23.12 würden wir mit dem Hogwarts Express zurück nach London fahren. Ich freute mich total, schließlich würde ich die Ferien bei Joshi verbringen! Er wohnte mit seiner Mutter in einem kleinen Haus in der Nähe von Cambridge. Nach seinen Erzählungen soll es dort sehr gemütlich sein, es ist eine ruhige Wohngegend, die Metropole lässt sich dennoch schnell erreichen.
Beim Frühstück war ich jedoch trotz der Vorfreude nicht ganz bei der Sache. Eine ständige Müdigkeit verfolgte mich schon seit mehreren Tagen, da ich die Nächte nur unruhig Schlaf fand. Immer wieder träumte ich von längst vergessen geglaubten Erinnerungen an Alanya, Cecilia und mir in den tieferen Jahrgangsstufen oder von Szenen meiner beiden Mitbewohnerinnen bei sich zu Hause. Wahrscheinlich verarbeitete ich Gespräche, in denen sie mir von ihrer Kindheit erzählt hatten, doch nach jedem dieser Träume fühlte ich mich erschöpft, als hätte ich garnicht wirklich geschlafen, mich nicht ausgeruht. Inzwischen fand ich es einfach nur noch nervig, wieso dachte sich mein Gehirn sowas aus?
Wie jeden Morgen flatterten die Posteulen in die große Halle, aber weder Joshi noch Reg oder ich bekamen Briefe. Wir plauderten über die kommende freie Zeit, auch wenn wir uns bewusst waren, wie viel wir zu tun haben werden. Die Professoren hatten sich nicht davor gescheut uns extra viele Aufsätze aufzugeben, da wir ja nun „zwei Wochen Zeit haben werden, um gezielt den bisherigen Stoff für die ZAGs zu wiederholen", als ob irgendwer dafür jetzt schon anfangen würde zu lernen.
Nachdem wir uns die Bäuche vollgeschlagen hatten, machten wir uns auf den Weg über die Ländereien zu dem Platz, wo Pflege magischer Geschöpfe stattfand. Wir knöpften unsere Umhänge bis oben hin zu, um uns vor der eisigen Kälte zu schützen, bis wir das Lagerfeuer erreichten, das Professor Kesselbrand für uns entzündet hatte. Seit drei Wochen behandelten wir die Feuersalamander, was uns allen gefiel, da wir hautsächlich am Feuer saßen und quatschen konnten während wir versuchten die wichtigsten physischen und anatomischen Merkmale des Salamanders abzuzeichnen. Außerdem gab uns der alte Lehrer am Ende der Stunde (einziger des Kollegiums) keine Hausaufgaben, das stieß allgemein auf Begeisterung.
Bei Professor Flitwick in den nächsten zwei Stunden, sah das jedoch ganz anders aus. Er setzte scheinbar alles daran heute nochmal so viel Theorie wie möglich durchnehmen zu können. Es stellte sich auch heraus wieso: Über die Ferien bekamen wir den Auftrag die drei neu besprochenen Zauber zu üben und, nach seinen Worten, „komplett zu verinnerlichen".
Umso motivierter schlürften wir daraufhin zum Mittagessen in die große Halle, denn dies war die letzte Unterrichtstunde für das Jahr 1975 gewesen! Den Nachmittag hatten wir frei, um zu packen, deswegen verdrängten wir die Gedanken an den Berg an Aufgaben in die hinterste Nische unserer Köpfe und ließen uns heiter auf die Bank am Slytherin Tisch fallen. Heute gab es verschiedenste weihnachtliche Gerichte, ich bediente mich jedoch nur an den wunderbaren Nachspeisen. Ich häufte mir Zimtpudding, Plätzchen und eine große Portion eingelegte Orangen auf den Teller.
„Direkt die Nachspeise, du lässt es dir ja gut gehen." Kommentierte Reg, der an seinem Hühnerbein herumkaute. Ich grinste nur, da ich den Mund ebenfalls voll hatte, jedoch aus Prinzip bessere Manieren beweisen wollte als er. Joshi war wie immer der feine Esser, hatte seine Bratkartoffeln in kleine Stückchen geschnitten, sie ordentlich auf dem Teller verteilt und steckte sie sich gerade eins nach dem anderen anmutig in den Mund. Bei ihm wurde nicht gespaßt, was Gepflogenheiten am Tisch anging, schon von klein auf wurden ihm diese von seiner peruanischen Großmutter eingebläut.
In der Halle war es lauter als normallerweise zu der Mittagszeit, jeder wollte die letzten Stunden mit seinen Freunden Best möglich auskosten, bevor es für zwei Wochen nach Hause ging. Doch plötzlich sank der Lautstärkepegel schlagartig, es war nur noch vereinzeltes Gemurmel zu hören. Ich blickte von meinen Plätzchen auf und erkannte den Grund für die erstaunte Stille: Eine einzelne dunkelbraune Eule kreiste unter der hohen Decke umher. Es kam selten Post außerhalb der geregelten Zeit beim Frühstück, passierte es doch, so hatte der Empfänger niemals erfreuliche Nachrichten zu erwarten.
Die Eule schien ihr Ziel gefunden zu haben, sie steuerte genau auf uns zu. Zwischen Reg, Joshi und mir landete sie auf der Tischplatte und schmiss dabei eine Schale Yorkshire Pudding um. Ich erkannte sie nicht, doch mein Sitznachbar erbleichte. Er ließ seine Gabel los, die mit einem lauten klirren auf seinem Teller landete und Griff nach dem Brief, welcher mit „Joshua Santiago, große Halle, Hogwarts" beschriftet war.
Nach dem er das Couvert vorsichtig geöffnet hatte, wanderten seine Augen langsam über das aufgefaltete Pergament. Bei jeder Zeile, die er las, wurde sein Blick glasiger und seine Finger verkrampften sich. Als er am unteren Rand des Blattes angekommen war, richtete er sein Kopf wieder auf und begann den Text von vorne zu lesen, wahrscheinlich in der Hoffnung er hätte die Informationen falsch verstanden.
„Was ist passiert?" fragte ich leise, während ich meinen Arm um Joshis Schultern legte. Zuerst blieb er stumm, doch nachdem er den Brief zum dritten Mal gescannt hatte, entwichen ihm abgehackte Wörter: „Meine Abuela... sie... sie ist letzte Nacht gestorben." Eine einzelne Träne rollte über seine Wange. Ich wusste nichts zu antworten. Die Sommerferien, die ganzen zwei Monate hatte Joshi bisher jedes Jahr bei seiner Großmutter in Peru verbracht. Er hatte mir so viel von ihr erzählt, alles an Tradition und Werten, die Joshi vertrat, hatte er von ihr gelernt. Sie schien immer die perfekte Oma gewesen zu sein.
„Die Beerdigung wird nächste Woche stattfinden, wir fliegen morgen Nacht los." Sagte er, immer noch leise und mit rauer, trauriger Stimme. Ich strich sanft über seinen Arm, um ihn zu trösten. Das war nicht gerade eine meiner Stärken, doch es wäre wohl besser, als Garnichts zu tun.
Seine Worte waberten durch meinen Kopf. Sie würden morgen nach Peru fliegen, hieß das dann... „Meine Mum schreibt, du kannst mitkommen, wenn du das magst." Sprach Joshi meine Gedanken aus, als hätte er sie gelesen. Ich hasste mich in diesem Moment dafür, dass ich direkt an mich, mein Wohlergehen während der Ferien gedacht hatte. Doch wollte ich das Angebot überhaupt annehmen? Ich kannte Joshis Großmutter nicht, konnte kein Wort spanisch, gehörte nicht zur Familie. Ich traf eine Entscheidung.
„Das ist sehr lieb von euch, aber ihr solltet den Abschied deiner Großmutter in Besinnung auf die Familie verbringen. Erweist ihr die letzte Ehre in einen Kreis von Personen, die sie geliebt hat." Antwortete ich ruhig. Joshi nickte: „T-tut mir leid." Sagte er. „Das muss dir doch nicht leidtun. Dass du mir überhaupt das Angebot gemacht hast, über die Ferien zu dir zu kommen, bedeutet mir sehr viel." Entgegnete ich. Er versuchte ein Lächeln auf sein Gesicht zu zwingen, scheiterte aber klärglich.
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Den Nachmittag über ließ ich die Jungs alleine. Sie packten in ihrem Schlafsaal ihre Sachen zusammen, während ich in meinem Schlafsaal alle eingepackten Klamotten und Bücher wieder aus meinem Koffer herausholte. Als ich fertig war streunte ich durchs Schloss, suchte mir ein ruhiges Plätzchen, wo mich niemand stören würde.
Ich fand mich schließlich auf dem Astronomieturm wieder. Ans Geländer gelehnt zündete ich mir eine Zigarette an und starrte über die Ländereien von Hogwarts. Ich wusste, dass ich kein Recht hatte Trübsal zu blasen, trotzdem konnte ich meine Betrübtheit nicht unterdrücken. Ein weiteres Weihnachten in Hogwarts stand mir bevor, dieses Mal komplett alleine. All meine Freunde würden nach Hause fahren, ihre Eltern hielten es hier für zu gefährlich und ich war mir sicher, dass es nicht nur bei ihnen so war.
Joshi hatte einen seiner meist geliebten Menschen verloren und ich brachte es fertig egoistisch über meine Einsamkeit nachzudenken, das war falsch. Entschlossen warf ich den Stummel der Zigarette in die Tiefen, bevor ich mich auf den Weg zurück in die Kerker machte.
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Um kurz vor halb 11 am nächsten Morgen stand ich mit meinen zwei besten Freunden vor der großen roten Dampflok am Bahnhof Hogsmeade. Ich beide Jungs in eine feste Umarmung, nachdem ich ihnen ihre Weihnachtsgeschenke in die Hand gedrückt hatte, die sie jedoch erst am Weihnachtsmorgen öffnen durften.
„Richte deiner Mutter schöne Grüße von mir aus und verabschiede deine Großmutter ehrenvoll, wie sie es von dir erwartet hätte." Wandte ich mich an Joshi, über dessen Gesicht ein Ausdruck deutlicher Traurigkeit hinweghuschte.
Reg klopfte ich auf die Schulter und wünschte ihm schlicht fröhliche Feiertage. Er erwiderte: „Mach dir entspannte Tage." Dann stiegen die beiden in den Hogwarts Express.
Kurz darauf setzte er sich in Bewegung und verschwand irgendwann in der weiten Ferne. Ich war die einzige Schülerin, die am Bahnhof zurückblieb. Es war, als hätte der Zug schlicht vergessen mich mitzunehmen.
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ᵒʳᶤᵍᶤᶰᵃˡ ᶠᵃᵐᶤˡʸ ᵈᶤˢᵃᵖᵖᵒᶤᶰᵗᵐᵉᶰᵗ
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