
⠀⠀𝟏𝟐⠀𝐃𝐞𝐫 𝐮𝐧𝐯𝐞𝐫𝐳𝐞𝐢𝐡𝐥𝐢𝐜𝐡𝐞 𝐅𝐥𝐮𝐜𝐡 ⠀⠀
ᵈᵉʳ ᵘⁿᵛᵉʳᶻᵉᶤʰˡᶤᶜʰᵉ ᶠˡᵘᶜʰ
ᵗʰᵉ ˢᶤˡᵉⁿᶜᵉ ᶤˢ ˢᵒ ˡᵒᵘᵈ
ʷᶤᵗʰ ᵐᵒⁿˢᵗᵉʳˢ ᵐᵘᶜʰ ᵇᶤᵍᵍᵉʳ
ᵗʰᵃⁿ ᶤ ᶜᵃⁿ ᶜᵒⁿᵗʳᵒˡ ⁿᵒʷ
ʷᵉˡᶜᵒᵐᵉ ᵗᵒ ᵗʰᵉ ᵖᵃⁿᶤᶜ ʳᵒᵒᵐ
ʷʰᵉʳᵉ ᵃˡˡ ʸᵒᵘʳ ᵈᵃʳᵏᵉˢᵗ ᶠᵉᵃʳˢ
ᵃʳᵉ ᵍᵒⁿⁿᵃ ᶜᵒᵐᵉ ᶠᵒʳ ʸᵒᵘ
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Ich war aufgeregt. Ich hätte nicht gedacht, dass mich so ein Projekt dermaßen mitnehmen würde, aber da es bei den Fünftklässlern die letzten Tage fast kein anderes Gesprächsthema gab als Cavanaughs Imperio-Portfolio, hatte ich mich von dem Stress, den sich die anderen machten letztendlich doch anstecken lassen.
Wir standen in einer großen Traube vor dem Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste, doch es war mucksmäuschenstill. Niemand sagte ein Wort, alle waren in die eigenen Aufzeichnungen vertieft, um sich für die Zufallspräsentationen vorzubereiten. Es gab nicht einmal Streit zwischen den Gryffindors und den Slytherins, dass will wirklich was heißen.
Professor Cavanaugh schloss die Türe auf, die Schüler strömten in den Raum, immernoch stumm.
„Was hat euch denn die Sprache verschlagen?" versuchte der Lehrer die Stimmung aufzulockern. Das Problem war, dass er es in einem etwas zu gehässigen Ton sagte, sodass es unsere Nervosität noch steigerte. Niemand antwortete ihm, es gab nicht mal einen blöden Kommentar von den Rumtreibern.
„Gut, dann fangen wir doch einfach direkt an." Sprach er weiter. Cavanaugh legte dabei seine Fingerspitzen aneinander und blickte über sie hinweg, auf der Suche nach seinem ersten Opfer. Jeder meiner Mitschüler, mir eingeschlossen, hielt die Luft an. Präsentation waren seltene Aufgaben in Hogwarts, man war diese Art der Notengebung nicht gewöhnt.
„Den ersten Gliederungspunkt wird uns... schauen wir mal... Mister Black vorstellen." „Welcher?" hackte Sirius nach. Obwohl er eindeutig so tun wollte, als machte ihm der ganze Druck nichts aus, hörte ich in seiner Stimme deutlich die Aufregung.
Cavanaugh lernte einfach nicht, dass er sich bei den Brüdern konkretisieren musste, schon seit Anfang des Schuljahres entstand diese Situation mindestens einmal die Stunde. „Oh, Regulus bitte." Reg neben mir stieß scharf die Luft aus, die er angehalten hatte und gab dem Lehrer durch ein knappes Nicken zu verstehen, dass er sein Thema gleich vorstellen würde.
„Der zweite Punkt wird von Miss McKinnon übernommen, der dritte von Miss Sinclair und der vierte von Mister Rosier." Leitete der Professor an, bevor er sich auf einen Platz in der Reihe hinter uns fallen ließ und Reg bedeutete zu beginnen. Ich hätte schwören können, dass Cavanaugh mich auswählen würde, einfach, weil er mich zu hassen schien. Leider wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass er etwas viel Schlimmeres für mich geplant hatte.
„Das schaffst du, viel Glück." Flüsterte ich meinem besten Freund zu, der daraufhin aufstand und sich vor der Klasse positionierte. Er sprach flüssig, referierte frei und konnte alle wichtigen Themen gut vermitteln, trotzdem musste ich mich sehr konzentrieren, meine Aufmerksamkeit nicht abschweifen zu lassen. Da wir ja alle die gleiche Aufgabe hatten, kannte man natürlich schon den Inhalt der Präsentationen, somit war es alles andere als spannend, nochmal alles zu hören.
Als schließlich Marlene an der Reihe war schaltete ich nach den ersten paar Sätzen auf Durchzug, bei Cecilia und Evan hörte ich garnicht mehr zu.
Lauter Applaus riss mich aus meinen Tagträumereien, scheinbar musste der letzte Vortrag zu Ende sein. Ich stieg in das Geklatsche mit ein, als Cavanaugh gerade wieder nach vorne lief und sich neben die Tafel stellte.
„Das waren gut ausgearbeitete Vorstellungen der einzelnen Themen, ihr habt mich nicht enttäuscht. Leider ist mir aufgefallen, dass sich einige von euch nicht sonderlich präsent gezeigt haben, nicht mit beiden Ohren zugehört haben." Sagte der Professor. Daraufhin breitete sich sein gruseliges Grinsen auf seinem Gesicht aus und er fuhr fort: „Das passt ganz gut, zu dem, was ich für den Rest der Stunde geplant habe, denn diese Schüler haben sich durch ihr Verhalten freiwillig für die folgende Übung gemeldet. Ihr werdet versuchen selbst dem Imperius Fluch zu widerstehen."
Der Satz legte sich wie eine Decke über uns, keiner traute seinen Ohren. Hatte der Lehrer gerade tatsächlich angekündigt, dass er uns mit einem unverzeihlichen Fluch belegen würde?
Nach einer langen Stille hob Remus langsam seine Hand. Cavanaugh bedeutete ihm mit einem Nicken zu sprechen. „Ähm Professor, Sir, dürfen sie uns mit einem verbotenen Fluch belegen? Das könnte ihnen ihre Stelle kosten. Sie sind schließlich aus guten Gründen nicht erlaubt, das sollten wir doch in dem Projekt deutlich machen." Ich war überrascht, dass gerade Remus Lupin, der Streber und Vertrauensschüler, sich traute einem Lehrer zu widersprechen. Aber es war ihm offensichtlich ein ehrliches Anliegen, diese Lehrmethode anzuzweifeln.
„Mister Lupin, es ist ja rührend, dass sie sich um mich sorgen, aber das ist meine Sache. Dumbledore will, dass ich euch auf die Gefahren in der Welt da draußen vorbereite, ich mache das eben auf meine Weise. Wenn ihnen das nicht passt, steht es ihnen frei zu gehen."
Remus stand nicht auf, genauso, wie niemand sonst. Jeder wusste, würde man jetzt das Klassenzimmer verlassen, wäre einem ein „T" ZAG schonmal sicher.
„Wenn das geklärt ist, fangen wir an. Als erstes..." wieder scannte uns Cavanaugh mit seinen dunklen Knopfaugen, als wäre er auf Beutesuche. Er blieb an einem Platz hängen. „Mister Snape, kommen sie doch bitte nach vorne."
Sev zuckte deutlich zusammen, während sich alle andern leicht entspannten. Der Aufgerufene stand langsam auf und stellte sich ebenfalls neben die Tafel. Der Professor richtete seinen ungewöhnlich dicken Zauberstab auf ihn.
„Imperio!"
Sevs Blick wurde glasig, seine Verkrampfungen lockerten sich und sein Gesicht nahm einen verträumten Ausdruck an. „Setz dich auf den Boden." Befahl unser Lehrer. Mein Mitschüler tat unverzüglich wie geheißen, seine Füße knickten ein und er ließ sich nieder. Es sah eher so aus, als wäre er eine Marionette, die keine der Bewegungen selbst steuern konnte.
„Schlage einen Purzelbaum." Lautete die nächste Anweisung. Ohne zu zögern führte Sev ihn aus, der harte Boden und der geringe Platz störten ihn nicht. Das musste doch unangenehm sein?
Ich hörte ein lautes Auflachen aus der linken Seite des Klassenzimmers, mein Kopf schnellte augenblicklich in diese Richtung. Sirius und James waren anscheinend von der Vorstellung mehr als amüsiert. Mit „Sie sind der Nächste, Mister Black!" brauchte Cavanaugh die beiden zum Schweigen, das Lachen gefror auf ihren Gesichtern.
Die kurze Ablenkung seitens des Lehrers spielte Sev in die Hände, er erhob sich unter deutlichen Bemühungen vom Boden, so als würde ein tonnenschweres Gewicht auf seinen Schultern lasten. Doch auch sein Blick wurde wieder wacher und er verzog das Gesicht. Er war dabei den Fluch abzuschütteln! Noch bevor er sich vollständig befreit hatte, löste der Professor jedoch den Zauber von Sev und schickte ihn mit einem Wink seines Kopfes auf seinen Sitz zurück.
„Das war in Ordnung." Kommentierte Cavanaugh seine Leistung, ein Kompliment, das Slytherins selten von ihm zu hören bekamen.
„Nun Mister Black, Sirius zeigen sie mal ob ich ihnen das Lachen austreiben kann." Sagte der Mann. Sirius lief zu ihm, eindeutig blasser als davor, aber immernoch mit seiner üblich-hochmütigen Haltung.
„Imperio!"
Der Junge erbebte, als ihn der Fluch traf, ballte seine Hände zu Fäusten. Seine Züge verschwammen nicht, er kniff die Augen zusammen und erwiderte den Blick unseres Lehrers. „Hüpfe auf einem Bein!" war der Befehl. Sirius' Beine zuckten, wollten ganz offensichtlich in die Höhe springen, doch taten es nicht.
Mir fielen die Worte des Schwarzhaarigen wieder ein: Ein Boxkampf vor den Toren deines Geistes, hatte er erklärt, als ich ihn nach Abwehrmethoden gefragt hatte. War es das, was er gerade tat? Unsichtbar für uns Außenstehende rang er mit dem Fluch um die Kontrolle, versperrte ihm den Weg in sein Bewusstsein.
„Hüpfe auf einem Bein!" wiederholte Cavanaugh, schneidender als zuvor. Trotzdem wurde ersichtlich, dass es dem Mann einiges an Kraft kostete den Zauber aufrecht zu erhalten. Der Schüler begann zu zappeln, hob einen Millimeter vom Boden ab, doch hüpfen konnte man das keines Wegs nennen.
Schließlich unterbrach der Professor den Angriff, woraufhin der Gryffindor leicht in sich zusammensackte, sich jedoch schnell wieder fing und sich neben Remus auf seinen Platz zurücksetzte.
„So sollte das aussehen! Das beweist wahre Stärke, gut gemacht." wurde Sirius gelobt. Die ganze Klasse war erstaunt, wenige Zauberer schaffen es, sich dem Imperius zu widersetzten, vor allem beim ersten Mal. Sowas erforderte normalerweise Übung...
Cavanaughs Stimme riss mich aus meinen Grübeleien: „Wollen wir sehen, ob sie das auch hinbekommen, Miss Hunter." Geschockt realisierte ich das Gesagte und hob meinen Blick an.
„Sie haben sich nicht verhört, kommen sie schon." Das Gesicht meines Gegenübers hatte sich zu einer Fratze verzogen, gehässig abwertend, verächtlich.
Bekannt.
Es traf mich wie ein Schlag, dieser Ausdruck, ich konnte nicht zählen wie oft ich ihn im Gesicht eines anderen, etwas älteren Mannes schon gesehen hatte.
Zitternd stand ich auf, positionierte mich vor meinem zukünftigen Angreifer, wartete auf mein Verderben.
„Imperio!"
Der Zauber drang in mich ein, bevor ich auch nur den Gedanken an einen Abwehrmechanismus zu fassen bekam.
Es war zu spät meinen Geist zu verschließen die Tore waren bereits offen.
Es war zu spät einen Anker zu finden, mich überkam die Kälte der Einsamkeit.
Es war zu spät, um dagegen anzukämpfen.
In meinem Kopf breitet sich ein Nebel aus, fremde Geräusche drangen nur dumpf an meine Ohren, ich fühlte mich schwerelos, frei. Mein Sichtfeld verkleinerte sich, die Umgebung wurde unwichtig, nur mein Lehrer stand im Zentrum mit dieser vertrauten, verhassten Mimik.
Ich blinzelte, plötzlich schob sich ein anderes Gesicht in den Vordergrund meiner Gedanken, überlagerte sich mit dem des Professors. Dieser Ausdruck, ich würde ihn nie vergessen, ich verband ihn immer mit meinem Vater. So verschmolz mein Unterbewusstsein die Erinnerungen, an zu Hause mit der Fratze, des Lehrers, ließ Angst, nein, Panik in mir aufsteigen.
„Setzt dich ans Fenster!" hallte eine laute Stimme in meinem Kopf wider. All meine Muskeln, jede Faser meines Körpers wollte diesen Befehl ausführen. Das Gefühl war schrecklich. Meine Beine setzten sich ohne mein Zutun in Bewegung, taten wie geheißen.
Schritt für Schritt vergaß ich den Fluch, die Situation im Klassenzimmer. Ich konnte nur noch Cavanaugh sehen, mit dem schrecklichen Gesicht meines Vaters. Ich befand mich in einem Delirium, war überzeugt ihm ausgeliefert zu sein.
Heiße Tränen bahnten sich den Weg über meine Wangen hinab, benetzen meine Haut und verschleierten meine Sicht. Ich hatte jeglichen Ansatz auf Widerstand aufgegeben, es nutzte nichts. Er bekam mich, wie er es immer tat. Ich hatte gelernt mich nicht mehr zu widersetzten, die Folter zu ertragen, in Stille zu leiden
Trotzdem durchdrang diese grauenvolle, bekannte Panik meinen Körper, kroch bis in meine Fingerspitzen und Zehen. Die Angst, er würde sich diesmal nicht stoppen, es ausnutzen mich vollkommen unter Kontrolle zu haben.
„Knie dich hin!" durchbrach die nächste Anweisung die dröhnende Stille meines Verstandes. Ich wollte das nicht tun, niemals würde ich mich so erniedrigen. Doch dann blickte ich wieder auf, in die Fratze des Professors, in die Fratze meines Vaters.
Meine Hände vergruben sich in meinem Haar, zogen daran, versuchten meinen Kopf vor dem Platzen zu bewahren, als sich meine Knie zu beugen begannen, als würde jemand ein Scharnier betätigen.
„Hören Sie auf!" zerriss plötzlich eine andere Stimme meine Gedanken. Sie war laut, harsch und drängend. Schlagartig wurde der Zauber von mir gelöst. Ich sah durch meinen Tränenschleier noch, wie sich ein großer schwarzhaariger Junge gegenüber des Lehrers aufbaute, dann gaben meine Gliedmaßen unter mir nach und ich fiel wie ein Sack Kartoffeln auf den harten Steinboden.
Ich blieb bei Bewusstsein, doch war unfähig mich zu bewegen. Was war das gerade gewesen? Mein Gehirn hat mir einen Streich gespielt, wie in einem Trauma hatten sich die Erinnerungen an zu Hause, an meinen Vater, mit Cavanaugh vermischt, hatten mich vollkommen kontrolliert.
Ich spürte starke warme Arme, die sich um mich legten, richtete mich vorsichtig mit ihrer Hilfe auf. Es waren meine zwei besten Freunde, die mich in halben Umarmungen aus dem Klassenraum bugsierten. Regulus musste es auch gewesen sein, der Cavanaugh im Zauber unterbrochen hatte, ich hatte seine Gestalt von hinten erkannt. In diesem Moment war ich den beiden unendlich dankbar für ihre Unterstützung.
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Alleine stand ich nun im Mädchenklo vor einem Waschbecken und blickte in mein erschöpftes Spiegelbild. Meine Augen waren rot und verquollen, meine Wangen waren von schwarzen Schlieren meiner verlaufenen Mascara überzogen. Ich war sehr blass, meine Lippen hatten dieselbe Farbe wie die kalkweißen Fließen der Wände und mein Blick wirkte rastlos, verängstigt.
Mit einem Anflug von Erleichterung wurde mir bewusst, dass meine Haarfarbe nicht verblichen war, wie es zu Hause manchmal der Fall war. Sie war immer noch das gleiche Türkis wie immer, der Fluch hatte sich somit nicht offenbart. Ich wunderte mich über mich selbst, dass ich auf diese Art gerade gedacht hatte. Der einzige Grund für das Geheimnis um den Fluch war mein Vater und sein "Image", doch er hatte mich derart in der Hand, dass ich allein bei dem Gedanken an eine Offenbarung Angst bekam.
Ich war machtlos; schwach. Viel zu schwach.
Nun traf mich auch eine andere Erkenntnis, die ich vorhin verdrängt hatte: Diese ganze Szene hatte im Unterricht stattgefunden. Meine Mitschüler hatten alles gesehen, die Slytherins aber auch die Gryffindors.
Sie würden es gegen mich verwenden, ihnen wären die Gründe egal, wieso es mir passiert war, sie würden lachen, und ich würde ihnen niemals erzählen warum ich mit der Situation nicht umgehen konnte.
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ᵒʳᶤᵍᶤᶰᵃˡ ᶠᵃᵐᶤˡʸ ᵈᶤˢᵃᵖᵖᵒᶤᶰᵗᵐᵉᶰᵗ
Der Imperius ist ein mächtiger, dunkler Fluch, dem auch viele erwachsene Zauberer verfallen. Es ist nicht selbstverständlich ihm widerstehen zu können, im Gegenteil, es ist eine Besonderheit... Das wird, finde ich, oft nicht klar, deswegen wollte ich es euch nochmal bewusst machen 🖤
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