𝐂𝐡𝐚𝐩𝐭𝐞𝐫 𝟏𝟕
Als wir ankamen, war das Erste was ich tat, mich auf's Bett zu legen. Aus dem Fenster trat nur noch finstere Dunkelheit ein und ich überlegte die schwarzen Gardinen zusammenzuziehen.
Doch stattdessen überwand mich die Müdigkeit und ich blieb liegen mit einer Millionen von Gedanken, die mich verfolgten.
Morgen war der große Tag.
Unser großer Tag.
[...]
Leises Vogelgezwitscher ließ mich aus meinem Tiefschlaf erwachen. Einerseits könnte ich sie verfluchen, aber andererseits war es irgendwie angenehm. Ich blinzelte mehrmals, bis ich mich an die helle Morgensonne, die mich warm anstrahlte, gewöhnte. Aber eigentlich hatte ich doch gestern Abend die Gardinen zu gezogen?
Ich streckte mich noch einmal ehe ich mich langsam erhob. Ich schaute mich wieder in meinem traumhaften Zimmer um und endeckte eine Putzfrau, die überall an die Oberfläche der Schränke ging, um sie mit Staub abzuwischen. Wahrscheinlich war sie es, die die Gardinen auseinander gezogen hatte. Ich stellte mich auf und ging langsam auf die großen, langen Fenster zu. Ich bewunderte sie über alles. Sie gaben so einen eleganten Eindruck von sich.
Ich schaute durch sie hindurch und entdeckte eine großartige Aussicht. Eine, die ich noch nie gesehen habe. Überall waren große, moderne Gebäude aufgestellt. So, als wären wir in New York. Mir entfuhr ein Lächeln, dass ich nicht mehr stoppen konnte.
Ich fühlte mich gut, sicher sowie, wirklich geborgen. So ein Gefühl kannte ich kaum. Damals, bei meinem Vater veränderte sich die Villa. Sämtliche Deko, die einem ein warmes Gefühl gaben, wurden seit dem Tod unserer Mutter weggeschmissen. Mein Vater wollte jedes Stück, was ihn auch nur ein bisschen an Mom erinnerte, wegschmeißen, ich konnte mich noch gut erinnern. Ich war damals 12 und konnte auch nicht gut mit ihrem Tod umgehen, ich fühlte mich einfach nur allein. Dennoch schmiss ich nichts von ihr weg. Alles, was sie mir vererbt hatte, behielt ich und auch alles, was sie mir damals geschenkt hatte, bewahrte ich gut auf. Sie galten als Erinnerung, und das tun sie noch bis heute.
Die Aussicht gab mir mehr, als nur entspannte Vibes. Sie gab mir ein Gefühl von Liebe und Träumen. Aber ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, wieso.
"Hast du gut geschlafen?", raunte mir eine bekannte Person ins Ohr.
Lorenzo spiegelte sich im Fenster und ich brauchte mich nicht umzudrehen, um seine zersausten Haare, sowie sein weißes Hemd mit schwarzer Hose zu sehen. Er sah so aus, als wär er so wie ich, gerade erst aufgestanden.
Ich fand es mehr als nur heiß.
"Ja. Habe ich. Und du?" Die Nervosität in meiner Stimme war nicht zu überhören, jedoch hoffte ich trotzdem, dass er sie nicht bemerkte.
Er nickte. "Ja. Nur, dass ich schlecht geträumt hatte. Aber das ist nicht so schlimm."
Ich musste schmunzeln. Ich fand es irgendwie schön, dass er mir anvertraute, wie sein Traum war. War das etwa komisch?
"Was hast du denn geträumt?". entfuhr mir die Frage, ohne, dass ich überhaupt über sie nachdenken konnte.
"Man sollte nicht von seinen schlechten Träumen berichten. Nur von guten." Er hob den Zeigefinger, als wäre das eine Regel, die man nie brechen dürfte.
"Warum nicht?"
"Nun ja...Wenn man von ihnen erzählen sollte, würde der Traum wahr werden."
Ich musste die Stirn runzeln. "Das heißt, wenn ich jetzt träume, dass ein Drache mich in sein Nest bringt und dann auffrisst, wird der Traum zur Wirklichkeit?"
Auch er musste lächeln. Er schaute verlegen zur Seite, und ich fragte mich, warum.
"Oh, du hast schon von deinen Träumen erzählt? Tu es ab jetzt nicht mehr." Nun schaute er ernst.
"Hä, was? Wie meinst du das?" Ich konnte ihn einfach nicht verstehen.
"Ich war der Drache.", gab er mir den Tipp. "Aber das war kein Albtraum. Du magst es doch hier, also bitte."
Plötzlich machte es klick, aber als ich dann aufschaute, bemerkte ich, dass Lorenzo schon längst wieder gegangen ist.
Ich schaute in Richtung der Tür, wo bereits nach ein paar Sekunden Bella hineintritt und mich mit einer festen Umarmung begrüßte. "Hii! Wie geht's dir?! Bist du schon bereit? Freust du dich?!" Sie war ja nervöser als ich, obwohl ich diejenige war, die heute heiraten wird.
"Oh mein Gott, Bella! Hey! Ich bin so froh, dich zu sehen! Ja, ich bin nervös, aber es geht noch."
"Gut. Süße, mach dich bereit. In einer Stunde ist es soweit. Jetzt gleich kommen ein paar Stylisten, und dann geht's auch schon los!"
Mein Blick auf ihr erstarrte. "Warte, was?! Schon in einer Stunde?"
Sie nickte energisch.
Ich tat ihr es gleich. Sie verabschiedete sich von mir, ehe auch sie die Tür verließ.
[...]
Eine Stylistin kämmte, sowie stylte meine Haare, während die andere mein Gesicht schminkte.
Ich weiß nicht, wie lange es dauerte, jedoch wurden die Stylistinnen einige Zeit später fertig und halfen mir ein enges, weißes Kleid, anzuziehen. Ich vermutete mal, es wäre mein Hochzeitskleid. Mich wunderte es, dass es andere für mich aussuchten und nicht ich selbst. Schon traurig.
Naja, egal. Hochzeit ist Hochzeit.
Ich zog mir dazu noch weiß, glaserne Highheels an.
Als ich mich dann im Spiegel betrachtete, raubte ich mir selbst den Atem. Ich wusste nicht einmal, dass das überhaupt möglich war. Das enge Kleid betonte meine schmale Taille und meine schöne, breite Hüfte. Es glänzte und kleine Edelsteine waren drauf, wodurch ich noch mehr strahlte.
Ich musste lächeln.
Sicher würde ich auch Lorenzo zum Lächeln bringen.
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