
𝐩𝐫𝐨𝐥𝐨𝐠
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,,ICH HOFFE SIE konnten hilfreiche Informationen aus diesem Vortrag entnehmen. Wenn sie noch Fragen an mich haben, nutzen sie doch gern die anschließende Zeit. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit"
Dr. Charlotte Evans hatte den Vortrag gerade beendet und stand hinter ihrem Pult, als der Applaus der Studierenden langsam verklang. Ihre Finger fuhren über die Papiere und sie legte die letzten Folien des Referats zurück in ihren Ordner. Wie immer war es eine Erleichterung gewesen, den Vortrag hinter sich zu haben. Sie war es gewohnt, vor einer Klasse zu sprechen, hatte sie es doch bereits häufig getan, aber heute war etwas anderes gewesen. Heute war der Vortrag besonders wichtig, nicht nur für ihre Karriere, sondern auch für ihre persönliche Entwicklung als Dozentin. Die Universität, an der sie ihren Doktortitel in Psychologie erhalten hatte, war für sie von großer Bedeutung, und der Vortrag war eine Möglichkeit, ihre Expertise und Forschung auf eine größere Bühne zu bringen.
Während sie sich in der Routine des Aufräumens verlor, hörte sie ein Geräusch – Schritte, die sich dem Pult näherten. Sie blickte auf, erwartete einen Studierenden, der eine Frage hatte oder vielleicht nach einer weiteren Lektüreempfehlung suchte. Doch was sie sah, ließ sie abrupt erstarren.
Vor ihr stand ein älterer Mann, mit einem grauen Hemd und einem markanten Bart, der ihr durch seine Erscheinung sofort ins Auge fiel. Ihre Augen weiteten sich, als sie ihn erkannte. Es war David Rossi, der Bestseller-Autor und Profiler des FBI.
Charlotte hatte seine Bücher dank der Empfehlung eines Professors kennengelernt und sie in wenigen Tagen verschlungen. Die Geschichten, die er über die Psychologie von Verbrechern und die Kunst der Verhaltensanalyse schrieb, hatten sie tief beeindruckt. Und nun stand er plötzlich vor ihr, als wäre es das Natürlichste der Welt.
David Rossi bemerkte sofort den schockierten Ausdruck auf ihrem Gesicht und grinste. Es war klar, dass er wusste, was sie gerade dachte. Als Profiler war er es gewohnt, Menschen zu lesen.
„Das war ein ausgesprochen informativer Beitrag. Sie scheinen ein Profi in diesem Gebiet zu sein", sagte er mit einer Stimme, die sowohl freundlich als auch professionell klang. Charlotte spürte, wie sich ihre Wangen leicht röteten. Sie konnte mit Anerkennung ohnehin nicht gut umgehen, aber von ihm war es noch einmal eine ganz andere Dimension.
„V-Vielen Dank, ich habe darin auch promoviert, deshalb weiß ich einiges darüber", antwortete sie, versuchte so souverän wie möglich zu wirken, was jedoch kaum gelang. Sie fühlte sich plötzlich wie eine Schülerin, die von einem ihrer Vorbilder gelobt wurde.
Das Lächeln des Mannes wurde breiter, als er seine Hand ausstreckte. „Mein Name ist Special Agent David Rossi."
Charlotte nahm die Hand entgegen, immer noch verblüfft, und stellte sich ebenfalls vor. „Ich bin Dr. Charlotte Evans, schön, Sie mal persönlich kennenzulernen." Sie erwiderte sein Lächeln, doch in ihrem Inneren ging die Zeit weiter. Sie konnte es noch immer nicht fassen.
Aber die Verwirrung wuchs. Warum war er hier? Was hatte jemand wie er mit einem Vortrag über die Verhaltensanalyse psychisch erkrankter Menschen zu tun? Sollte er nicht bei einem seiner Fälle sein? Vielleicht war er hier, um eine der Fragen zu stellen, die den gesamten Vortrag in Frage stellen würden. Doch als er sprach, merkte Charlotte schnell, dass er mehr als nur interessiert war.
„Miss Evans, ich muss ehrlich zu Ihnen sein", begann Rossi, seine Stimme klang nun ernster, „ich verfolge Ihre Arbeit schon eine Weile und war in Kontakt mit Ihren alten Professoren. Die BAU bekam kürzlich die Anfrage für einen Fall, der genau in Ihr Spektrum fallen würde. Wir bitten nicht viele Menschen um Hilfe, aber da uns die Zeit fehlt, würden wir Sie gern dabei haben."
Charlotte stockte der Atem. Die Behavioral Analysis Unit des FBI? Der Fall fiel in ihr Fachgebiet? Sie konnte es kaum fassen. Der Gedanke, dass ihre Forschung und Arbeit auf solch eine Weise anerkannt wurden, war überwältigend. Doch gleichzeitig kam die Unsicherheit auf. Was hatte sie zu bieten? Sie war keine erfahrene Agentin, sie war eine Akademikerin. Der Gedanke, sich in die Welt eines Profiler-Teams des FBI zu stürzen, war gleichzeitig eine Ehre und eine Herausforderung.
David Rossi beobachtete sie aufmerksam, als sie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Ihre Augen blitzten, als sie über die Möglichkeit nachdachte, Teil eines echten Verbrecherjagd-Teams zu sein. Doch Zweifel nagten an ihr. Wie sollte sie in einem so ernsten und gefährlichen Umfeld wirklich hilfreich sein? Sie war es gewohnt, über theoretische Fälle zu sprechen, aber war sie auch bereit, in der realen Welt einen Beitrag zu leisten?
Sie holte tief Luft, ihre Hände zitterten leicht, als sie sich für einen Moment die nötige Zeit nahm, um eine Entscheidung zu treffen. Doch die Gelegenheit war zu selten, zu einzigartig, als dass sie sie ablehnen konnte. Und David Rossi, der sie persönlich um Hilfe bat, gab ihr das Vertrauen, dass sie es schaffen könnte.
„Ich würde Sie und Ihr Team sehr gern unterstützen", antwortete sie schließlich, die Worte kamen entschlossener aus ihrem Mund, als sie sich fühlte. Der Agent nickte fast erleichtert und reichte ihr eine Visitenkarte.
„Bitte seien Sie morgen um acht Uhr bei dieser Adresse", sagte er, während er sie mit einem letzten Blick begleitete. „Okay, dann bis morgen", antwortete sie, immer noch von der Situation überwältigt. Rossi drehte sich um und ging, wobei er ihr noch ein letztes „Wir sehen uns" zurief, bevor die Tür hinter ihm ins Schloss fiel.
Charlotte blieb noch eine Weile stehen, ihre Hände immer noch zitternd. Sie ließ sich auf den Stuhl sinken und starrte auf die Visitenkarte in ihrer Hand. Es fühlte sich an, als ob der Raum sich um sie drehte, als wäre das alles nur ein Traum. Ein kleines Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht, doch es war begleitet von einem Gefühl der Unsicherheit.
Was, wenn sie versagte? Was, wenn sie den Fall nicht lösen konnte? Ihre Gedanken waren ein Wirrwarr, als sie versuchte, sich zu beruhigen. Aber die Nervosität war auch ein Zeichen für ihre Entschlossenheit. Sie hatte die Chance ihres Lebens bekommen, und sie würde alles tun, um dieser gerecht zu werden. Sie war zwar keine erfahrene Agentin, aber ihre Kenntnisse, ihre Forschung und ihre Fähigkeit, in menschliche Psychen einzutauchen, könnten genau das sein, was das Team brauchte.
Mit einem letzten tiefen Atemzug griff Charlotte nach ihrem Ordner und verließ den Hörsaal. Sie hatte einen neuen Schritt in ihrer Karriere gemacht, einen Schritt, der sie auf einen unbekannten, gefährlichen, aber auch faszinierenden Weg führte. Der Fall des FBI stand vor ihr – und sie würde sich ihm stellen.
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