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Es waren bereits zwei Wochen vergangen seit dem Vorfall und ich bin Zeldris bisher immer so gut es ging aus dem Weg gegangen mit den Worten, ich bräuche erstmal etwas Abstand von ihm. Er meinte, er kann's verstehen, aber er findet es dennoch schade. Dann hätte er sich das ganze vorher überlegen sollen — sein Pech.
Auch Elizabeth ignorierte Melodias seit neustem, einfach weil sein Geschwärme über mich sie zu sehr verletzte. Das ihr Reaktion deswegen so aussah, konnte ich gut nachvollziehen. Ich war mir sicher, ich hätte nicht anders gehandelt. Okay — vielleicht hätte ich ihm gesagt, dass es mich störte, aber auch nur vielleicht.
Es war gerade die letzte Stunde, in der wir festsaßen. glücklicherweise war es nicht Mathe oder Physik, sondern lediglich Bio und das war noch akzeptabel; und trotzdem langweilig. Das war auch der Anlass für mich, einfach aus dem Fenster zu gucken und den Leuten zu zusehen, die jetzt schon frei hatten und ihre Wege einschlugen, um nach Hause zu kommen -
— oder zumindest weg von der Schule. Die meisten waren in kleinen Gruppen unterwegs, ich sah kaum einen der alleine los ging.
Die Bäume, die verteilt auf dem sichtbaren Teil des Schulhofs waren, hatten bereits grüne saftige Blätter, die die Nahrung für diverse Krabbelviecher waren, von den ich echt kein Fan war. Ich würde jetzt nicht wirklich sagen, das ich vor ihnen Angst hatte, nur mussten sie nicht unbedingt in meiner Nähe sein.
Der Himmel war heute mal ausnahmsweise wolkenfrei; anders als die anderen Tage, aber die Sonne hatte sich größtenteils trotzdem durchsetzen können, worüber ich auch echt froh war. Dann waren die Temperaturen hier zumindest etwas angenehmer; vorausgesetzt, man war nicht im Schatten.
Auf den Unterricht konnte ich mich gar nicht konzentrieren und vermasselte dann auch, eine richtige Antwort zu liefern als ich ran kam. Ich hatte nicht zugehört und mein Nachbar musste mich auch anstupsen, damit ich überhaupt reagierte — ganz von ihm aus. Der Lehrer hatte ihn nicht dazu aufgefordert.
Überlegend starrte ich zum Lehrer, ehe ich die Schultern zuckte und kleinlaut meinte, dass ich die Antwort nicht wüsste. Ein Lachen ging durch die Klasse, denn scheinbar schien die Frage sehr leicht zu sein. Auch der Lehrer seufzte tief und massierte sich verzweifelt die Schläfen.
Das Lachen wollte nicht aufhören und ich wäre am liebsten einfach nur im Erdboden versunken — mussten sie sich denn jedes mal über sowas lustig machen? Egal wer es war, dauernd wurde man ausgelacht.
»Seid jetzt ruhig!«, schnauzte Zeldris die Anderen an und schlug mit der Faust einmal auf den Tisch, sodass sofort alles still wurde und sich alle wieder zu ihren Aufgabenblättern drehte. Ich stattdessen schaute zu ihm — was ging in dem Kopf dieses Jungen vor? Sein Verhalten verwirrte mich einfach zutiefst. Er war weiterhin so nett zu mir und suchte immer wieder den Kontakt und die Nähe, aber bisher hatte ich immer wieder abgeblockt. Und zudem hatte ich ihn noch kein einziges Mal bei seiner angeblichen Freundin gesehen — das war alles schon verdächtigt. Aber ich beschäftigte mich nicht weiter, vielleicht trafen sie sich ja doch, schließlich hatte ich ihn nicht immer im Auge, sondern musste auch noch anderen Sachen nachgehen; wenn auch widerwillig.
Aber Chiyos Verhalten deutet noch daraufhin, dass sie zusammen waren. Mal abgesehen, dass sie viel prahlte, war sie momentan wirklich glücklich — anders als bevor sie mit Zeldris zusammen war. Da tat mir jeder Leid, der auch nur fünf Meter zu ihr Abstand hatte, um es nett auszudrücken. Nicht, dass ich sie jetzt wirklich erträglicher fand, aber sie hatte einfach eine komplett andere Ausstrahlung — Chiyo war wirklich deutlich glücklicher.
Eigentlich sollte mir das ganze ja auch egal sein, nachdem was er da mit mir abgezogen hatte; aber das war es nicht. Er war mich nicht egal, er konnte mir einfach nicht egal sein — ich liebte diesen Idioten!
Ganz tief in mir wollte ich auch wieder seine Nähe spüren, wollte ihn bei mir haben — ich vermisste ihn, auch wenn ich das momentan ungern zugeben würde. Und da war auch noch dieses winzige Häufchen Hoffnung. Ich würde die wahrscheinlich nie aufgeben, aber vielleict stand das Glück eines Tages doch nochmal auf meiner Seite und unsere Beziehung hätte eine ernsthafte Chance.
*****
»Jetzt warte doch bitte mal, Lou!« Zeldris ignorierend, setzte ich meine Flucht fort und versuchte in der Masse aus Schülern zu verschwinden, doch wurde mir das zu nichte gemacht, als Zeldris nach meinem Handgelenk griff und mich zu sich zog — weg von meinem einzigen Weg, nicht so schnell gefunden zu werden und somit Zeit schinden zu können. Das ging dann mal nach hinten los.
Genervt drehte ich mich zu dem Schwarzhaarigen um, dessen Verhalten mich immer skeptischer werden ließ. Ich würde nicht behaupten, dass es eine Lüge war, dass er und Chiyo zusammen waren, aber scheinbar liebte er sie doch nicht allzu sehr. Denn anstatt zu ihr zu gehen, wo sie da am Geländer stand, den Blick auf uns gerichtet und scheinbar darauf wartend, dass er endlich kam, durfte ich mich jetzt mit ihm rum schlagen. Und das war nicht das erste mal. Vielleicht wollte er ja insgeheim ja doch was von mir, hat das aber einfach nur zu spät erkannt und steckte da schon in der Beziehung; dann musste er die Brünette aber wirklich lieben, denn ansonsten würde er wohl kaum rücksicht auf ihre Gefühle nehmen.
»Was ist?«, fragte ich pissiger als ich wollte und entriss mich seiner Hand, um meine Arme vor der Brust verschränken zu können.
»Ich wollte mit dir reden — alleine. Und an einem ruhigeren Ort«, meinte er dann mit ruhiger Stimme und sah mich eindringlich an. Ich konnte ihm deutlich ansehen, dass er kein Nein akzeptieren würde, dennoch war ich mir schon unsicher — sollte ich zu sagen?
Hingegen der Erwartungen gab ich ihm letztlich zu verstehen, dass ich es mir überlegen würde, da ich mir noch nicht sicher war und das ganz alleine mit dem Wort »Vielleicht«.
Zwar gab er sich damit nicht wirklich zufrieden, nickte aber trotzdem. Und es war deutlich erkennbar, dass er froh darüber war, dass es zumindest kein Nein war, wovon er wahrscheinlich stark ausgegangen war.
»Also dann nachher? Wir müssen auch nicht drinnen bleiben. Wenn du magst, können wir auch gerne raus, ein wenig spazieren gehen«, machte er mir leicht lächelnd einen Vorschlag.
»Damit du mich am Ende einfach wieder sitzen lassen kannst und ohne mich abhaust, wobei ich mich noch nicht so gut in der Stadt aus kannte? Ganz sicher nicht!« Während ich das von mir gab, verspürte ich auch etwas Mitleid mit ihm, aber er muste auch mal meine Seite des momentanen Stands der Gefühle sehen. Für mich war das nun mal nicht so leicht, wie er vielleicht hoffte.
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