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Den ganzen Rückweg nutzte ich dafür um nach zu denken. Estarossas Worte haben mich tatsächlich zum Nachdenken angeregt. War Lou auch so? Ich schätzte sie wirklich nicht so ein, aber das war ja bei den meisten so.
Wieso aber kam sie mir so vertrauensvoll vor, wobei wir uns gerade seit kurzer Zeit kannten? Wieso fühlte ich mich so wohl bei ihr; so als wäre ich Zuhause? Zudem hatte ich die ganze Zeit das Bedürfnis, sie zu beschützen — egal vor was und egal vor wem; leider aber auch vor mir.
Diese Art von Bindung hatte ich einfach noch nie zu einem Menschen gehabt, schon gar nicht nach so kurzer Zeit — das ließ sie noch besonderer in meinen Augen erscheinen.
Trotzdessen war ich noch nicht bereit ihr von meiner Vergangenheit zu erzählen; zumindest der vollständigen. Da war tatsächlich die Angst da, sie würde mich danach hassen; mich nicht mehr wollen; mich verlassen.
Es war das erste mal, dass ich so fühlte. Und es sollte auch das letzte Mal bleiben, denn so jemanden wie Lena fand man nur einmal im Leben, danach nie wieder. Es sei denn schließlich, sie kehrten zu dir zurück.
Sonst hat ich anderen nie von meiner Vergangenheit nie erzählt, weil es sie einfach nichts an ging. Ich vertraute ihnen nicht gut dafür, sie durften es nie wissen.
Aber Lou unterschied sich a sowieso von den anderen — positiv natürlich. Sowie mein Verhältnis zu ihr. Ich konnte mich nicht daran, jemals so ein gutes Verhältnis zum anderen Geschlecht geführt zu haben, obwohl ich selbst mit meinem eigenen nicht wirklich klar kam — ganz abgesehen von Melodias, aber der war auch mein Bruder. Trotzdessen verstand ich mich mit Lou einfach besser. Ich wagte es sogar zu wagen am Besten.
*****
Ich kam dem Ort, den ich Zuhause nannte, immer näher.
Es war bereits einiges an Zeit verstrichen, dabei hatte ich mich sogar beeilt noch vor Einbruch der Dunkelheit hier zu sein. Ich hoffte, Lou erging es nicht auch so. Die Arme war ja ganz ahnungslos, was hier nachts so manchmal auf den Straßen abging. Wenn sie noch nicht da wäre, würde ich mich nochmal aufmachen und sie suchen gehen — ganz gleich, ob ich mir dann Ärger einhandeln würde; solange es dadurch zumindest Lou gut ging, war es mir egal.
Das große Gebäude erhob sich vor mir und das Licht, dass der Mond mir spendete, warf den Schatten genau in meine Richtung. Auch die Laternen waren bereits angegangen und waren alle 5 Meter eine kleine Lichtquelle mit einem Umkreis von 1 Meter. Das Licht war auch nicht das stärkste, aber es reichte soweit aus, dass man hier nicht ganz im Dunkel herum irrte.
Ich wollte gerade die Türklinke runter drücken, als ich durch die Stille Schritte hinter mir wahrnehmen konnte, die genau auf mich zu kamen.
Kurzerhand drehte ich mich um und stellte erleichtert fest, dass es sich dabei nur um Lou handelte, die es heil hier her geschafft hatte. Ich konnte es nicht verhindern, erleichtert auf zu seufzen, doch Lou ignorierte mich. Sie hatte es auch nicht für nötig gehalten, mir in die Augen zu schauen, stattdessen hatte sie den Blick einfach abgewandt. Aber als ich trotzdem einen Moment Augenkontakt mit ihr erhaschen konnte, hatte ich den Schmerz in ihren Augen gesehen; sie war wirklich verletzt von meinem Verhalten, aber das konnte ich ihr auch echt nicht übel nehmen.
Sie übernahm es dann auch, die Tür zu öffnen, da ich zu sehr damit beschäftig war, sie zu beobachten und ich sah ihr an, dass sie es merkte — gefallen tat es ihr auch gerade nicht sonderlich, ich glaubte eher, dass es mehr unangenehm für sie war. Schließlich hatte ich sie gerade noch ablitzen lassen und dann war ich sie gleich wieder am mustern. Dass es sie ebenso verwirrte, konnte ich an dem Fragezeichen erkennen, welches ihr förmlich ins Gesicht geschrieben war, als sie sich nochmal kurz zu mir umgedreht hatte, um mir die Tür vor Nase zu zu knallen — jap, eindeutig sauer und verletzt.
Ich wartete kurz und gab ihr Zeit, etwas vorzugehen, damit ich sie nicht mit meiner Anwesenheit noch mehr verletzte und betrat dann ebenfalls einfach das Haus.
Ich sah mich kurz um, um sicherzugehen, dass Lou schon vom Flur verschwunden war, entdeckte dabei aber Rubin, die lächelnd auf mich zu kam mit einem Stapel Papier in der Hand.
»Und, wie war das Date?«, versuchte sie mich grinsend auszufragen, was mich dazu veranlasste, mich etwas unbeholfen am Nacken zu kratzen. Sie war es ja auch, die mir den Film empfohlen hatte und die ich gefragt hatte, ob ich Lou mitnehmen könnte. Sie hat schnell etwas rein interpretiert, womit sie ja nicht mal falsch lag.
Mit meinem Verhalten ließ ich die Neugier in ihr nur noch mehr ansteigen und sie drängte mich leicht, ihr endlich zu erzählen, wie es so zwischen uns gelaufen war.
Eine Antwort, die ihr nicht gefallen wird, erwartet sie noch gar nicht; ihre Augen funkelten und auf ihren Lippen lag noch immer das Grinsen, das sie immer hatte, wenn solche Themen aufkamen. Auch wenn sie sich manchmal mit Elizabeth unterhielt, hatte sie dieses Grinsen und konnte es immer nur schwer wieder ablegen.
»Es ist nicht ganz so abgelaufen, wie wir uns erhofft haben«, gestand ich letztlich, senkte meinen Blick etwas, doch selbst das konnte ihr das Grinsen nicht nehmen.
»Ach, das wird schon. Aber eines Kuss gab es trotzdem, oder?« Ich nickte etwas schüchtern — das erste Mal seit langem, dass diese Unterart von Emotion bei mir auftauchte. Das war ein Einlass für Rubin begeistert in die Hände zu klatschen und ihr Grinsen wuchs weiter. Sie klopfte mir kurz auf die Schulter und meinte, dass ich das schon mache, bevor sie mich wieder alleine ließ.
Ein letztes mal blickte ich mich um, bevor ich seufzend begann meinen weg weiter an zu treten und ich hoffte inständig, Lou wäre auf die Idee gekommen zu Elizabeth zu gehen, um uns ein beiden ein bisschen Freiheit zu geben. Sie konnte sich dann auch bestimmt super ablenken und ich hatte Zeit zum Nachdenken für weitere Vorgehensweisen.
Ein bisschen Abstand würde uns schon gut tun.
POV. L O U.
Nachdem ich Zeldris meine Wut dadurch gezeigt hatte, ihm die Tür vor der Nase zu zu knallen, verschwand ich nur kurz in unser Zimmer, in welchem einer schon wieder das Licht angelassen hatte — vermutlich Melodias, denn ich war mir zu 100% sicher es ausgemacht zu haben, nachdem wir zum Kino aufgebrochen waren.
Leise seufzend schmiss ich meine Jacke auf mein Bett und wechselte meine Straßenschuhe zu einfachen Gartenschuhen, die ich als Hausschuhe missbrauchte. So waren leider die Regeln hier — nicht Gartenschuhe als Hausschuhe zu missbrauchen, sondern etwas auf den Füßen zu haben, was nicht nur aus Socken bestand, aber auch keine Schuhe für draußen waren.
Nachdem das erledigt war, begab ich mich noch kurz ins Bad und besah mich im Spiegel; dabei ignorierte ich meine vom Wind durcheinander gebrachten Haare und konzentrierte mich mehr auf mein Gesicht, dass mehr als nur Bände sprach. Ich war fertig; wirklich fertig.
Denn nicht nur die Tatsache, dass er mich verarscht hat, hat mich verletzt, sondern das er gleich mit einer neuen aus ging. Als ich das gehört hatte, hätte ich dem Weib fast eine rein geschlagen, da sie die ganze Zeit damit geprahlt hatte, aber ich hab es noch gerade so hinbekommen, mich zu beherrschen.
Das neue Mädchen von Zeldris kam mir auf der Straße mit ihrer anscheinend besten Freundin entgegen, die sich aufgeregt über ihre Beziehung mit dem Schwarzhaarigen unterhalten hatten; an Gekicher wurde dabei auch in keinsterweise gespart und sie hielt es für nötig, mich noch mit Absicht anzurempeln, was ihre beste Freundin dazu einlud mich direkt auszulachen. Es hatte nur wenige Sekunden gedauert, ehe die Brünette mit ein ins Lachen gestiegen war, was mich nur die Augen verdrehen ließ.
Die beiden kamen mir wirklich bekannt vor und ich konnte sie zu meiner Parallelklasse zuordnen. Ich hatte sie immer wieder in den Pausen gesehen, sie sind oft kichernd an Zeldris vorbei gegangen und mir haben sie giftige Blicke zugeworfen, die mich jedes mal fast erdolcht hätten.
Aber ich konnte Zeldris es schon nicht verübeln, mit der Brünetten — ich erinnerte mich, dass ihr Name Chiyo lauten sollte — etwas anzufangen. Die Schönheit hatten einen lockeren, anzüglichen Kleidungsstyl, lange braune Haare die zum Ende in leichten Wellen übergingen und ein schönes Gesicht, in dem die kleine Stupsnase leicht zu übersehen waren, während ihre Augen durch dunkles Make-up ziemlich hervor gehoben waren. Um ihren Hals konnte ich bisher immer eine Kette erkennen, die meist sogar leicht mit Edelsteinen besetzt war, wobei es mir aber mehr schien, als seien diese Unecht. Im Gegensatz zu ihrer besten Freundin, dessen Name mir beim Himmel einfach nicht einfallen wollte, hatte sie keine breiten Schultern und eine schmale Taille.
Sie war zwar schon hübsch, doch ich fand, sie konnte trotzdem nicht mit Elli herhalten, die dazu noch einen wundervollen Charakter hatte.
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