19
Und dann passierte das, was ich kaum noch abwarten konnte. Wir waren endlich auf unserem Date.
Nachdem ich Elizabeth, Zeldris und Melodias noch mit dem Aufsatz auf die Nerven gegangen war, hat Zeldris vorgeschlagen, noch einen kleinen Spaziergang zusammen zu unternehmen, womit ich dann auch ruhig gestellt wurde.
Mit leicht gefärbten Wangen lief ich in der Kälte neben ihm her, kuschelte mich mehr in meinen Schal und schielte zu dem Schwarzhaarigen rüber, der jedem mit einem kalten Blick begrüßte, der uns über den Weg gestiefelt kam. Nett wie immer, Zeldris.
Meine Haare, die mir mittlerweile wieder durch den starken Windzug im Gesicht hangen, versperrten mir somit die Sicht, dass ich es fabrizierte gegen eine mir im weg stehende Laterne stieß, was die Ausstehenden zum Lachen brachte, während ich böse vor mich her grummelte und Zeldris die Leute mit bösen Blicken strafte. Ich dachte, ich bildete mir das nur ein, dass er das nicht gemacht hätte und das alles nur meiner Fantasie entsprang, machte mich weiter auf den Weg und ignorierte die sich über mich lustig machenden Jugendlichen, die armselig mit ihren Kippen rum standen und ihr Leben anscheinend selbst schon weg geschmissen hatten. Vermutlich machten sie sich deshalb über mich lustig, da sie sich selbst so erniedrigt fühlten, dass sie jemand anderen finden mussten, um von sich abzulenken. Wahrscheinlich hatten sie den lieben langen Tag nichts anderes zu tun, als rauchend miteinander abzuhängen, immer vom selben Zeug zu sprechen, was Alkohol, Drogen und sonstiges beinhaltet und machten letztlich noch immer einen drauf. Dazu kommt eben, dass sie sich über andere lustig machten.
Aber ich sollte mir nicht groß Gedanken über andere machen. Zumindest nicht über fremde, wo es doch viel wichtigeres gab.
»Ist dir kalt?«, erkundigte sich Zeldris, als ich meine Reißverschluss noch höher zog, um möglichst wenig von der beißenden Kälte zu spüren, die schon die ganze Zeit hungrig an meinen Mantel zog, um möglichst an meine Haut zu kommen und mich frieren zu lassen.
»Ein bisschen«, gestand ich, steckte meine bereits vor Kälte rot gewordenen Hände in meine Jackentaschen, die sofort anfingen zu erkunden, was sich darin alles befand.
Stumm schaut er dem Geschehen zu, bis er selber in seiner Tasche rum wühlte, bis er letztlich fündig wird und mir zwei Handschuhe reicht, die ich jedoch nett ablehne.
»Das geht schon«, ich zwang mich zu einem Lächeln, so gern ich diese Handschuhe auch angenommen hätte. Aber es käme mir sonst zu offensichtlich vor, was ich verhindern wollte.
Zeldris schüttelte den Kopf, drückte mir die Wärmemittel entgegen, die ich dann doch annahm, mit einem gespielten Seufzen. »Danke«, lächelte ich dann aber hinterher, konnte selbst ein Zucken nach oben seiner Mundwinkel erkennen und spürte wieder diese angenehme Kribbeln sich in mich ausbreiten. Es fühlte sich an, wie ein Feuerwerk unter meiner Haut, war so ungewohnt und doch so vertraut, auf seiner ganz eigenen Art und Weise angenehm und machte mich noch verrückter als Zeldris ohne hin schon.
Mich hatte es wirklich schlimm erwischt.
Wir bogen in eine Seitenstraße ab, es wurde schmaler. Jedoch kam die Sonne auch hier her und es war zum Glück keine dunkle Seitengasse, wie man es meist aus Filmen oder Büchern kennt, wo der Protagonist mal schnell in die Fugen des unvermeidlichen Antagonisten gerät. Trotzdem rutsche ich fast schon wie aus Reflex dichter an Zeldris ran.
»Ist das Kino noch weit weg«?, forschte ich nach, während mein Blick nach vorne gerichtet war, um möglichst jeden Hindernis ausweichen zu können, falls sich eines uns in den Weg stellen wollte. Die Wände hier waren teils mit Graffiti beschmiert und es sah ehrlich nicht schön aus, vor allem da meist Beleidigungen an gesprüht wurden.
Zeldris schüttelte kaum merklich mit dem Kopf und ich nickte, als Zeichen, dass ich es verstanden hatte, begann auf meine Füße zu schauen und stelle fest, dass ich irgendwie komisch lief. Mein Blick schnellte zurück zu Zeldris und ich erhoffte mir, dass er meine mir komisch vorkommende Gangart noch nicht bemerkt hatte.
»Alles klar bei dir?«, fragte der besagte Herr und ich nickte nur hektisch, was mich verdächtig erschienen ließ und ihn stutzig machte. Er schob die Brauen wieder zusammen, wunderte sich still, schüttelte leicht den Kopf und sah wieder nach vorne. Seine Augen bewegten sich in alle Richtungen. Als wäre er noch nie hier gewesen, fing er an, die Gegend zu mustern bis sein Blick an einem großen Gebäude kleben ließ. Auf einem großen Schild oberhalb des Eingangs stand leuchtend in geschwungener Schrift »Lichtspieltheater«. Es sah recht einladend aus und wir begaben uns zur Tür, die Zeldris Gentleman-like öffnete und mich zuerst eintreten ließ, bevor er mir nach drinnen folgte, wo uns sofort die Wärme empfing und uns ein hüllte, fast wie in unsichtbare Decken.
Meine Jacke wurde kurzerhand von mir selbst aufgemacht, da es mir sonst zu heiß werden würde und ich sah mich um, konnte mich aber durch den in meine Nase steigenden Geruch von Essen nicht wirklich konzentrieren und Zeldris scheuchte mich weiter.
Er bezahlte für uns die Karten, nahm auch dir Bestellung für die Versorgung auf und wir musste nicht lange warten, bis uns alles bereit gestellt wurde und wir uns auf in den Saal machten.
Nachdem wir unsere Plätze eingenommenen hatten und ich mir schon eine Hand voll Popcorn in den Mund schob, sah ich mich so gut es ging im Dunkeln um. Es waren wirklich viele Menschen anwesend, der Saal war auch alles andere als klein. Scheinbar schien der Film beliebt zu sein.
Ich drehte meinen Kopf, Zeldris hatte seine Augen auf den grell leuchtenden Bildschirm seines Handys gerichtet, schalte es stumm und dann verschwand es schon wieder in seine Jackentasche. Besagtes Kleidungsstück hatte er sich ausgezogen und sie lag hinter ihm, das gleiche war bei mir.
Der Raum war auch gut geheizt, doch trotzdem herrschte zum Kontrast eine angenehme Frische.
Auf der großen Leinwand wurde vorher nur Werbung produziert mit dem Gerät, das dafür zuständig war. Mir lag es auf der Zunge, doch ich kam einfach nicht darauf.
Es dauerte nicht mehr lange, bis es endlich anfangen würde. Ich war schon ganz aufgeregt, zitterte schon förmlich, was auch für Zeldris nicht unbemerkt blieb. »Ist alles okay bei dir?«, wollte er sich also prompt versichern.
Ich nickte einfach nur, versuchte das Zittern unter Kontrolle zu bringen, was nicht wirklich klappen wollte. Stattdessen versuchte ich dann so gut es ging meine Hände zu verstecken. Zeldris beäugte mich skeptisch von der Seite, fragte aber auch nicht weiter nach und beließ es dabei, wendete anschließend dem gerade beginnenden Filme seine Aufmerksamkeit zu.
Wurde aber auch mal endlich Zeit.
*****
Die Protagonisten des Filmes gingen langsam näher aufeinander zu. Aufgeregt verfolgten meine Augen das Geschehen. Sie kamen sich immer näher, bis sie voreinander stehen blieben und er seine Hand sanft an ihrer Wange legte, was sie verliebt lächeln ließ. Ich schluckte. Vielleicht küssten sie sich ja gleich!
Zeldris war im Gegensatz zu mir ganz entspannt. Lange hatte ich auf diesen Moment gehofft, doch noch war es nicht so weit. Noch mehr war ja bei mir die Hoffnung, dass sich das Verhalten auf Zeldris übertragen würden und wir uns währenddessen auch küssten. Mein erster Kuss an Zeldris. Das wäre wahrlich etwas Besonderes.
Es war endlich so weit. Der Junge überwand die letzten Zentimeter Abstand und drückte ihr einen sanften Kuss auf. Es dauerte nicht mal ein paar Sekunden, da lief sie schon rot an, schloss aber allmählich die Augen und erwiderte diesen vor allem. Alles um sie herum verblasste, sie waren die einzigen die mit Farbe geschmückt waren, die noch an Bedeutung hatten, die in diesem Moment wichtig waren. Für sie allein zählte nur das, was ihnen gerade widerfuhr, alles andere war nicht von Bedeutung. Das ganze Schauspiel um sie herum wurde immer langsamer, fand seinen Stillstand, obwohl die braunen Locken des Mädchen vom Wind sanft gehoben und schweben gelassen wurden. Zärtlich strich der Junge mithilfe seines Daumen von seiner eben an ihrer Wange gelegten Hand über ihre Wange, was sie sanft in den Kuss rein Lächeln ließ, während sie ihre Arme um seinen Nacken schlang.
Es dauerte nicht lange, da sah ich anstatt den zwei Protagonisten mich und Zeldris, wobei mir ganz warm ums Herz wurde und mein Gesicht allmählich an Farbe zunahm.
Ein kleiner Seitenblick genügte um zu wissen, dass Zeldris keineswegs gerührt war. Mit ernstem Gesichtsausdruck starrte er die Leinwand an, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sah so aus, als würde es ihn nicht mal annähernd jucken, was mich innerlich seufzen ließ und ich wandte meinen Blick wieder vollkommen von ihm ab, richtete ihn stattdessen zurück auf die Leinwand.
»Lou«, seine Stimme klang leicht rau, brachte mich nur noch mehr dazu, zu ihm zu gucken. »Ja?«, hakte ich, versuchte meine Unsicherheit zu überspielen und schob meine Augenbrauen zusammen. Was er wohl wollte?
Er kam mir plötzlich immer näher und blieb kurz vor meinem Gesicht stehen, sodass ich sein kühlen Atem bereits auf meiner Haut spürte und leicht schluckte. Ich war gerade mehr als nur froh zu sitzen, denn meine Knie wurden weich, während mein Herz mir bis zum Hals schlug und die Schmetterlinge in meinem Bauch sich schon fast aus meinen Bauch boxten, da Zeldris Nähe sie so sehr verrückt spielen ließ. Ich wollte zum Reden ansetzen, doch versagte mein Stimme, bevor ich überhaupt angefangen hatte. Ich öffnete meinen Mund, doch es kam einfach kein Wort über meine Lippen, stattdessen schluckte ich erneut leicht, während wir intensiven Augenkontakt hielten und langsam ein Grinsen seine Lippen umspielte. War das ganze nur ein Trick?
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